Rob Zombie - The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy

Review

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Mit der Tatsache, dass ROB ZOMBIE, wenn er nicht gerade mit seiner Frau den nächsten Horrorstreifen für die Leinwand respektive Mattscheibe mit variierendem Trash-Faktor und ebenso variierender Qualität aus der Taufe wuchtet, längst nicht mehr das tanzbare Horror-Spektakel der Marke „Hellbilly Deluxe“ oder „The Sinister Urge“ abliefert, dürften sich die meisten mittlerweile abgefunden haben. Und es ist ja nicht so, als hätte er damit sein Hit-Pulver verfeuert, immerhin finden sich immer wieder Hits auf den Folgealben. Man nehme nur das Glam-artige „The Scorpion Sleeps“ oder das düstere „Jesus Frankenstein“ als Beispiel.

Aber allerspätestens nach „Educated Horses“ hat sich ein qualitatives Mittelmaß eingestellt, das auf Teufel komm raus einfach nicht aus seinen Studioalben entfernt werden möchte. Und das neue Album „The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy“ bildet da keine Ausnahme. Im Grunde bleibt es wie gehabt: Das Cover ist ein psychedelischer Overkill und der Albumtitel eine Portion Wortsalat mit Edge-Dressing, ähnlich wie vergangene Titel der Marke „Venomous Rat Regeneration Vendor“ oder „The Electric Warlock Acid Witch Satanic Orgy Celebration Dispenser“, ganz zu schweigen vom „Hellbilly Deluxe II“-Untertitel „Noble Jackals, Penny Dreadfuls And The Systematic Dehumanization Of Cool“.

„The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy“ hat Hits…

Und musikalisch bietet ROB ZOMBIE ebenfalls wieder irgendwo im Industrial Metal verwurzelte Songs mit gelegentlicher Abzweigung in trockene Blues- oder Southern-Rock-Gefilde, die dezente Grindhouse-Vibes in sich tragen. Das Problem mit „The Lunar Injection“ [ich denke es reicht, wenn man den Titel einmal komplett ausschreibt, Anm. d. Red.] ist das gleiche wie bei den vorangegangenen Platten: Das Hit-Material ist da und trifft auch wieder voll ins Schwarze, der Rest ist entweder Durchschnitt oder Kappes. Wie gesagt: Alles beim Alten.

Es gibt wie erwähnt einige Highlights. Wie üblich bei ROB ZOMBIE ist der Opener „The Triumph Of King Freak (A Crypt Of Preservation And Superstition)“ gelungen, ein düsterer Midtempo-Stampfer, der die Tanzfläche zum Beben bringt. „18th Century Cannibals, Excitable Morlocks And A One-Way Ticket On The Ghost Train“, das genauso gut nach der Refrain-Zeile „Get On Board The Ghost Train“ hätte betitelt werden können, überzeugt vor allem wegen der Dynamik und dem Drive, mit denen sich die schnaubende Trucker-Country-Instrumentierung und die nach klassischem ROB ZOMBIE klingende Hook abwechseln. „The Eternal Struggles Of The Howling Man“ geht richtig in die Beine. Zudem dosiert die Hook den Cheese in Form von ZOMBIEs „Wolfsgeheul“ effizient, um damit nicht auf den Keks zu gehen.

… aber auch Durchschnittliches sowie Nervtötendes

Und der Rausschmeißer „Crow Killer Blues“ überzeugt, nicht zuletzt wegen der leckeren, stimmungsvollen Tremolo-Leads im Hauptriff sowie der herrlichen Hook, in der ZOMBIE aus voller Kehle „I AM THE CROW KILLER“ schreit. Aber wenn er nicht gerade einen dieser Treffer landet, dann langweilt er mit gewohnt durchschnittlichem Industrial Metal, der zwar dank der drückenden Produktion von Zeuss (u. a. ANGELUS APATRIDA) und ZOMBIEs markantem, rauem Stimmorgan ordentlich klingt, ansonsten aber wie Dienst nach Vorschrift anmutet. Vor allem „Shadow Of The Cemetery Man“ und „Get Loose“ klingen wie aus einem „Hellbilly Deluxe“-Algorithmus heraus erzeugt.

Oder aber er nervt mit unnötigem Käse wie dem blöden „Rama Lama Rama Lama Loo“-Unsinn in „The Ballad Of Sleazy Rider“. „Shake Your Ass – Smoke Your Grass“ hat schöne Blues-Licks, die jedoch durch die titelgebende Refrainzeile überschattet werden, die so scheiße ist, dass ihn vermutlich schon deutschsprachige Trap-MCs darum beneiden. „Boom Boom Boom“ ist sogar noch peinlicher und nervt mit einem Refrain der Marke Kinderreim, der vermutlich selbst FEUERSCHWANZ oder J.B.O. zu albern wäre. Auf diesen beiden Tracks klingt ROB ZOMBIE so, als wären die Instrumentals schon länger fertig gewesen, während er sich die Texte fünf Minuten vor den Aufnahmen aus dem Finger gesogen hat. Klar, für tiefgehende Lyrik ist er nicht gerade bekannt, aber hier hat er sich wirklich gar keine hörbare Mühe gegeben.

ROB ZOMBIE bleibt somit im Mittelmaß haften

Und noch etwas ist enttäuschend: Dieses 42-Minuten-Album hat eine Trackliste mit 17 Tracks, von denen sieben wieder nur Interludes sind (das fade Instrumental „The Much Talked Of Metamorphosis“ ist hier mit inbegriffen), die im Gesamten auf knapp sieben Minuten kommen. Bleiben etwas um die 35 Minuten Musik, die irgendwo zwischen großartig, durchschnittlich und unnötig rangieren. Diese unnötigen Interludes zerfurchen die ohnehin nicht sonderlich konsistente Trackliste noch zusätzlich.

Das Album ist das, was man wohl als „frustrierend kompetent“ bezeichnen kann: Ein Sound, der gut in Szene gesetzt ist und allein aufgrund der Routine der Musiker für einige Hits brauchbar ist, sich ansonsten aber kaum fortbewegt, schlimmstenfalls sogar nervt. Und doch kann man ihm seine Qualität beim besten Willen nicht absprechen, vor allem wenn die Hit-Maschinerie dann doch mal anläuft. Ich hätte mich natürlich sehr darüber gefreut, wenn der Wechsel zu Nuclear Blast die vollendete, qualitative Verjüngungskur bedeutet hätte, die einem die Vorab-Tracks versprochen haben. Aber es sollte einfach nicht sein. Entsprechend dürften seine neuen Labelkollegen TURMION KÄTLÖT langsam aber sicher an ihm vorbeiziehen…

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14.03.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Rob Zombie - The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy

  1. Watutinki sagt:

    Hab musikalisch keine Ahnung was der Untote so treibt und will es auch gar nicht wissen, aber wenn es seinem filmischen Schaffen gleicht, dann hat der Herr schon seit sehr vielen Jahren absolut nichts mehr zu sagen und nervt eigentlich nur noch, durch seine penetrant zelebrierte Langeweile.

  2. doktor von pain sagt:

    Ja, die Filme von Rob Zombie taugen zum größten Teil wenig. Das neue Album allerdings finde ich deutlich besser als den schwachen Vorgänger, auch wenn es nicht an die ersten beiden Solo-Werke von Rob Zombie rankommt.

    7/10