
Der epische Titel „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ des neuen RUNEMAGICK Albums verspricht viel verstörende Dunkelheit und Kontinuität nach „Beyond The Cenotaph Of Mankind“ (2023). Und doch ist dies der Beginn einer neuen, vielleicht letzten Ära der Band. Der Band?
Der Beginn einer neuen Ära von RUNEMAGICK
RUNEMAGICK unterteilen ihre Geschichte in sechs Abschnitte, angefangen 1990 als Soloprojekt von Nicklas Rudolfsson mit Einstieg von Robert Pehrsson 1991 (DEATH BREATH) und ersten räudigen Demos. Der zweiten Phase nach Trennung von Pehrsson, die zunächst wieder den Charakter eines Soloprojekts von Rudolfsson hatte, später aber ab 1997 mit Bandmitgliedern und drei Studioalben hervorbrachte. Der Sound von RUNEMAGICK hat sich über die Jahre von frühem Death/Black Metal hin zu Death Doom Metal entwickelt. Der dritte Abschnitt ab 2000 brachte mit Ehefrau Emma Rudolfsson am Bass und Daniel Moilanen (KATATONIA) am Schlagzeug Stabilität ins Bandgefüge von RUNEMAGICK. Zum ersten Mal hing auch der kreative Teil nicht mehr nahezu ausschließlich an Nicklas und es fanden regelmäßige gemeinsame Proben statt, weshalb man hier wahrscheinlich erstmalig von einem richtigen Bandleben sprechen kann. Sieben Alben sind auch ein deutliches Zeugnis dieser kreativen Zeit bis „Dawn Of The End“ (2007).
Zwischen 2008 bis 2017 pausierte die Band, wobei Nicklas weiter an Songs arbeitete. Die vorletzte Phase begann 2018 mit „Evoked From Abysmal Sleep“ bis „Beyond The Cenotaph Of Mankind“, neben Emma und Moilanen bestand die Band in diesem Zeitraum noch mit Gitarrist Jonas Blom (CEREMONIAL DEATH, DEATH REICH). Diese Ära ist nun Geschichte.
Das 14. Studioalbum „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ ist das Ergebnis einer neuen, vielleicht letzten Ära von RUNEMAGICK. Rudolfsson hat sämtliche Stücke alleine geschrieben und alle Instrumente (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Synthesizer) inklusive Gesang aufgenommen. Wieder ein Ein-Mann-Projekt wie in den finsteren Anfangstagen und immer wieder zwischendurch. Nicklas ist aus welchen Gründen auch immer auf sich alleine gelassen, eine wahrscheinlich nicht gerade positive Veränderung, die tiefe Negativität gebiert.
Tiefe Negativität
„Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“ setzt die apokalyptischen, melancholisch dunklen Death-Doom-Klangwelten von RUNEMAGICK weiter fort. Charakteristische Gitarrenharmonien, massive, repetitive Riffs, tonnenschwere, pechschwarz kriechende Grooves, abgründige Growls. Rudolfsson zelebriert ein musikalisches, atmosphärisch dichtes Ritual voll meditativer Schwerkraft. Tiefe, finstere Wucht in Genretypischer Monotonie, die niederdrückt. Und gleichzeitig dezente stilistische Offenheit in den Rhythmen und der Gitarrenarbeit, die für etwas Abwechslung und Spannung sorgen. Die zwei Sängerinnen Dísa Draugurinn und Lussidotter sowie die Hackbrettspielerin Louvrianne Roux sorgen als Gäste für kleine zusätzliche Akzente und Nuancen.
Das Sonnenlicht vergeht. „Wyrd Unwoven“ wird mit Maultrommel und langsam drückenden Riffs eingeleitet. Die schiere Dichte der massiven Gitarrenarbeit in Kombination mit dunklen Doom-Flächen, der harschen Stimme von Rudolfsson und der stoisch Rhythmus sorgen für meditative Stimmung und Atmosphäre. Erinnert stellenweise etwas an TRIPTYKON.
Die Predigt einer sterbenden Welt. Das beschwörende „Old Bones“ vermischt in rhythmischen Variationen schleppenden Doom mit schnellerem Death Metal der alten Schule. Die Besonderheit liegt hier in der substanziellen Melodielinie, die der gefühlten Düsternis des Abgrunds einen dynamischen wie spannenden Kontrast bietet und damit ein Stilmittel wieder aufgreift, wie es einst ENSLAVED mit „Below The Lights“ in Perfektion darboten. Dazu das schöne Ende mit weiblichem Gesang.
Die Vision des Untergangs. Im rituellen „The Hollow Chant Of The Seer“ verstärken schamanischer Gesang von Dísa Draugurinn in Kombination mit mystischen Melodien und sphärischen Keyboardflächen die spirituelle Atmosphäre des bedrohlichen RUNEMAGICK Signature Death Dooms.
Klagende Runen. Das epische „The Runestone’s Lament“ baut auf archaische Riffs, stoische Rhythmen, weitläufige Synthesizer, erdrückender Stimme, kunstvolle Monotonie in Doom gegossen.
Ein bleierner Schleier senkt sich. Das neunminütige „Womb Of The Veiled Sun“ ist treibend, bedrohliche Riffs, Atmosphäre.
Das traurige Ende! Das kurze wie eindringliche „Ashen Realms“ mit Hackbrett beendet „Cycle Of The Dying Sun (Dawn Of Ashen Realms)“. Zumindest, wenn man sich die Platte auf Vinyl gönnt. Digital folgen noch drei, auf CD vier Stücke. Da muss man RUNEMAGICK schon schelten!
Das Ende
„Spires If The Drowned Horizon“ ist schwer und enthält einige Thrash-Elemente, leider sind die Strophen nicht ganz so zwingend wie bei den vorherigen Stücken. Die zwei Teile von „Embers Of The Unwritten Dawn“ sind da schon gelungener. Die Akustikstücke im Ambient Folk sind düster und meditativ mit sanfter Instrumentierung. Der düstere Teil 1 mit Klaviermelodie und weiblicher Stimme, Teil 2 mit Hackbrett, eine schöne Erweiterung des Klangkosmos von RUNEMAGICK. „Beneath The Solar Embers“ schließt dann die CD-Version. Bei diesem letzten Bonussong handelt es sich um ein raues, ungeschliffenes Demostück. Vorbei, das Licht ist vollends erloschen.
Das Licht ist erloschen – RUNEMAGICK
Verglichen mit dem vielschichtigen „Beyond The Cenotaph Of Mankind“ wirkt das neue Album etwas weniger vielfältig. Es gibt minimal wenige Längen. Aber keine Sorge, RUNEMAGICK klingen total nach RUNEMAGICK, Überzeugungstäter Rudolfsson kann nicht anders. Mächtig schwerer, atmosphärisch dichter, apokalyptischer Death Doom, gespickt mit meditativen Momenten, gekrönt von melodischen Leads. Schwarz.
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Markus Endres


















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