Shining - V: Halmstad

Review

Galerie mit 15 Bildern: Shining - Eindhoven Metal Meeting 2018

Jeder dürfte von SHININGs „Skandalkonzert“ in Halmstad gelesen haben. Urin, Blut und physische Gewalt – laut Kvarforth sieht so wohl ein vollkommen normaler SHINING-Gig aus. So normal das für den verschollenen und wieder aufgetauchten Herren vielleicht auch sein mag (Attila und Maniac sind sicherlich nicht bei jedem Konzert dabei…), für einen gewissen Medienrummel hat es dennoch gesorgt. Da könnte man doch glatt meinen, dass das ganze Tohuwabohu um die Band lediglich ein geschickter Schachzug war, um ein langweiliges fünftes Album ins Rampenlicht zu prügeln.

Ich tat das zum Beispiel. Allerdings auch nur solange, bis ich „Halmstad“ zum ersten Mal hören konnte, denn man hat es hier mit dem eindeutig stärksten SHINING-Material überhaupt zu tun, so viel vorweg! Zwar beginnt das Album mit der Fortsetzung des monotonen Übersongs „Ännu Ett Steg Närmare Total Utfrysning“ vom zweiten Album, doch wird recht schnell deutlich, dass sich die suizidalen Schweden erneut weiter vom Black Metal entfernt haben.

Rockig-bluesige Gitarrensoli gab es bereits auf „The Eerie Cold“ und sind somit nichts wirklich Neues, aber diesmal sind zum Beispiel auch noch ein Piano und ein Cello mit von der Partie. Letztere können insbesondere in „Låt Oss Ta Allt Från Darandra“ ganz groß auftrumpfen, wobei die Klaviermelodie latent an den famosen TEARS-FOR-FEARS-Hit „Mad World“ erinnert. Vielleicht gar kein Zufall, denn überhaupt macht das Stück einen leicht poppigen Eindruck, der vermutlich durch seine Kompaktheit und die durchaus vorhandene Ohrwurmgefahr entsteht. Platt wirkt es dabei aber nicht, dafür ist es einfach viel zu ergreifend!

Man kann also durchaus sagen, dass SHINING in Punkto Songwriting gereift sind. Eine gewisse Monotonie herrscht in den tendenziell im Midtempo-Bereich angesiedelten Songs noch immer, allerdings weniger ausufernd als früher. Die bekannten Trademarks sind jedoch nach wie vor vorhanden und wurden weiter verfeinert. So sind die Akustikeinlagen bedrückender (da hat wohl jemand in letzter Zeit fleißig OPETH gehört), die Basslines genialer und Kvarforths Gesang noch viel abgedrehter als je zuvor. Manchmal übertreibt der alte Urintrinker es mit der Vokalakrobatik beinahe ein bisschen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er einen gehörigen Dachschaden hat, wirkt es doch immer noch glaubwürdig. Zwischen all dem Brüllen, Kreischen, Kotzen und Keuchen ist sporadisch sogar noch Platz für so etwas wie halbklaren Gesang, der ausgezeichnet zur Musik passt und schön rauchig klingt.

All jene, die weiterhin der Phase SHININGs hinterhertrauern, die man noch relativ klar dem Black Metal zuordnen konnte, werden sich daran wahrscheinlich dennoch stoßen. Und an dem definitiv nach Industrial Metal klingenden Staccato-Riff in einem der Songs, und an dem ausgedehnten Akustikgitarrensolo in einem anderen. Vielleicht auch an der in „Åttiosextusenfyrahundra“ zitierten Mondscheinsonate.

Jeder halbwegs offene Hörer hingegen kann sich mit „Halmstad“ an einem Album „erfreuen“, das durchweg auf handwerklich sehr hohem Niveau und, noch wichtiger, von vorne bis hinten mit (überwiegend negativen) Emotionen vollgepackt ist, gegen die man sich kaum wehren kann. Da das gute Stück auch noch mit einer sehr druckvollen und professionellen Produktion ausgestattet ist, die übrigens mit einem unmenschlich guten Basssound aufwarten kann, gibt es absolut gar nichts zu meckern. Na gut: Das Cover der Promo ist ziemlich pixelig geraten, hoffentlich wird’s bei der Verkaufsversion besser aussehen.

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16.04.2007
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