metal.de-Redaktion
Die besten Alben des Jahres 2023!

Special

Es ist mal wieder so weit. Auch das Jahr 2023 nähert sich nun dem Ende zu. Die Zeit rast nur so an uns vorbei und am Ende bleibt es, rückzublicken auf ein Jahr, bei dem der Konzert- und Festivalbetrieb gefühlt wieder so etwas wie Normalität erreicht zu haben scheint (inklusive Schlammschlacht auf Wacken, die bedauerlicherweise zu einem Anreisestopp geführt hat). Corona ist natürlich noch lange nicht vom Tisch, aber die Szene scheint sich langsam aber sicher zu erholen. Musikalisch stand das ohnehin nie wirklich in Frage, denn der Schaffensdrang sprühte auch dieses Jahr nur so aus den Bands heraus, was es wieder einmal schwer gemacht hat, die Alben des Jahres zu küren.

Wir haben uns trotzdem an das Unterfangen gewagt und das Format von 2020 wiederbelebt, in dem wir die Alben des Jahres nach Genre beleuchten. Wir möchten daher in den nächsten Tage die wichtigsten Headgenres abarbeiten und die von der Redaktion im demokratischen Verfahren bestimmten Jahreshighlights küren. Wir haben dafür jeweils eine Top 5 aufgestellt anhand individuell verteilter Wertungen, deren akkumulierte Durchschnittswertung letztlich ausschlaggebend für die jeweiligen Platzierung ist. Als Tiebreaker dienen – in Reihenfolge der Anwendung – die Wertung der Einzelreview, die Anzahl der abgegebenen Wertungen und Soundcheck-Note, sofern vorhanden. Das Losverfahren musste glücklicherweise nicht angewandt werden.

Lange Rede, wenig Sinn: Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!

Tag 1: Black Metal
Tag 2: Death Metal
Tag 3: Doom Metal
Tag 4: Gothic/Industrial
Tag 5: Hardcore/Grindcore
Tag 6: Heavy Metal
Tag 7: Modern Metal
Tag 8: Pagan/Viking Metal
Tag 9: Post-Rock/-Metal
Tag 10: Progressive Rock/Metal
Tag 11: Rock/Punk
Tag 12: Thrash Metal

Tag 1 – Black Metal

5. IMPERIUM DEKADENZ – Into Sorrow Evermore

Auf „Into Sorrow Evermore“ bekommen Hörer wieder das, was sie von IMPERIUM DEKADENZ erwarten können: Erstklassiger Black Metal aus Deutschland, der gut produziert ist, mal auf Atmosphäre setzt, mal ein bisschen progressiv wird und mal rasende Aggressivität zur Schau stellt. „Into Sorrow Evermore“ ist keine Umwälzung des Genres, sondern eine gelungene Kombination vertrauter Elemente, was die Redaktion auch mit Platz 5 im Redaktionsranking quittiert.

Durchschnittswertung: 7,667

4. BLACKBRAID – Blackbraid II

Die US-Amerikaner BLACKBRAID konnten bereits 2022 mit ihrem Native American Black Metal für Furore sorgen. Dabei sollte man sich nicht davon in die Irre führen lassen, denn der alleinige Verantwortliche Sgah’gahsowáh bietet keine Gimmick-lastige Spielweise dessen, sondern im Kern melodischen Black Metal, der im wesentlichen an den etablierten Sound des Debüts anknüpft. Der „Native“-Aspekt wird eher in den Texten bedient, die ein Ausdruck seiner Leidenschaft für die Heimat darstellen soll. Das zusammengefasst bedeutet im Wesentlichen, dass „Blackbraid II“ wieder voller epischer, erhabener Melodien steckt und damit von vergleichsweise konventioneller Natur ist. Doch die Umsetzung ist mehr als gelungen und macht „Blackbraid II“ zu einem der Black-Metal-Highlights 2023.

Durchschnittswertung 7,778

3. WAYFARER – American Gothic

WAYFARER aus Colorado haben ihren etablierten Black Metal als Grundlage genutzt, um auf „American Gothic“ ihren Sound etwas mehr zu erkunden. Dadurch finden Folk-Elemente frisch aus dem Wilden Westen ihren Weg in den Sound der US-Amerikaner hinein, sodass man „American Gothic“ fast als quintessentiell amerikanischen Black Metal bezeichnen könnte. Dazu gehören Riffs mit distinktivem Bluegrass-Einschlag sowie ein Hang zu klagenden Country-Melodien, alles schön nahtlos verwoben mit dem Black-Metal-Korsett, das eine Atmosphäre wie im Saloon bei bleihaltiger, whiskyschwangerer Luft erschafft. „American Gothic“ ist ohne Zweifel das Album, mit dem WAYFARER ihre Vision des amerikanischen Black Metal perfektioniert haben!

Durchschnittswertung: 7,857 

2. UADA – Crepuscule Natura

UADA haben mit „Crepuscule Natura“ in der Redaktion mal wieder den Nerv getroffen. Dabei machen die US-Amerikaner heuer gar nicht mal so viel neu, überzeugen aber wieder einmal mit der enormen Ausgewogenheit ihres Sounds. Das Album schaltet einmal mehr zwischen einladenden Melodien und knüppelnden Blastbeats mühelos hin und her und zementieren UADA somit wenn schon nicht als große Innovatoren des Genres, so zumindest als eine der verlässlichsten Banken dieser Tage, wenn es um melodischen Black Metal geht. „Crepuscule Natura“ liefert den Sound, den Fans von den US-Amerikanern erwarten und erweisen sich einmal mehr als eine der einsteigerfreundlicheren Acts im Genre.

Durchschnittswertung: 7,875

1. PORTA NIGRA – Weltende

Da hat wohl jemand bei PANZERFAUST abgeguckt! Nun ja, dass sich PORTA NIGRA bei der Wahl des Covers ihres Albums „Weltende“ ebenfalls beim Käthe Kollwitz-Gemälde „Aufruhr“ bedienen, soll nicht davon ablenken, dass die Koblenzer ein absolutes Monstrum von einem Album geschaffen haben, dessen zentrale Thematik der Erste Weltkrieg ist. Herr Schreyer bringt es in seiner Ausführung wunderbar auf den Punkt: „PORTA NIGRA erschaffen ein dichtes, bedrohliches Hörerlebnis, dessen Intensität und Atmosphäre die Schwere von Senfgas und Schwefel dieser Jahre atmet“. Die Koblenzer bauen ihren progressiven, atmosphärischen Sound aus, heimsten sich dafür die Höchstnote und in unserer Bestenliste die Pole Position im Bereich Black Metal ein.

Durchschnittswertung: 8,0

Tag 2: Death Metal

5. CATTLE DECAPITATION – Terrasite

CATTLE DECAPITATION haben mit ihrem „Death Atlas“ polarisiert – und das nicht, weil das Album vielleicht zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt einen geradezu prophetischen Song namens „Bring Back The Plague“ veröffentlicht haben, sondern, da sich die Naturburschen hier von ihrer melodischeren und irgendwie auch schwarzmetallischen Seite gezeigt haben. „Terrasite“ bohrt weiter in diese Richtung und zeichnet erneut ein finsteres Szenario, in dem die Menschheit sich selbst zerstört bzw. in der das lyrische Ich deren Vernichtung herbeisehnt. Während das Zusammenspiel aus zackigen Riffs und einer der besten und straffesten Groove-Maschinerien des zeitgenössischen Todesbleis weiterhin fester Bestandteil des DECAP-Sounds sind, stechen ominöse, ausladende Melodien und Hooks hervor, die „Terrasite“ atmosphärischer gestalten, Kollege Di Iorio eher mangelndes Vergnügen bereiteten aber einen Großteil der übrigen Redaktion überzeugen konnte.

Durchschnittswertung: 7,5
Review 6/10 (Tiebreaker)

4. OCTOBER TIDE – The Cancer Pledge

Eigentlich gibt es wenig dem hinzuzufügen, was Kollege Otterbeck bereits zu „The Cancer Pledge“, dem aktuellen Album von OCTOBER TIDE, konstatierte: „2023 drehen sie noch einmal richtig auf und präsentieren uns astreinen (Melodic) Death Metal, bei dem der Doom eher sekundärer Bestandteil ist“. Beflügelt von der COVID-Pandemie, welche die Inspiration für diese schwermütigen Klänge aus Schweden nur noch weiter befeuert hat, lösen sich OCTOBER TIDE zwar nicht gänzlich von ihren Doom-Wurzeln, aber lassen auch Spuren von Black Metal in ihrem Sound erkennen. Angesichts der geradezu klagenden Melodien sind Vergleiche mit den finnischen Melodeath-Vorreitern INSOMNIUM an manchen Stellen unvermeidbar, aber die hiesigen Stockholmer hüten sich dank eines variablen Sounds davor, zur Blaupause zu verkommen.

Durchschnittswertung: 7,5
Review 9/10 (Tiebreaker)

3. INSOMNIUM – Anno 1696

Apropos INSOMNIUM: Auch die finnischen Melodeath-Melancholiker höchstselbst haben 2023 ein neues Album in Vollzeit veröffentlicht. Der Titel „Anno 1696“ deutet bereits auf das historische Konzept über Hexenjagd, aber auch eine verheerende Hungersnot hierhinter hin, das die Finnen mit einem facettenreichen Album umsetzen. Der Mix aus melodischem Death Metal, versetzt mit Elementen aus Black Metal, Doom, Gothic und Folk und mit Gastbeiträgen u. a. von Sakis Tolis (ROTTING CHRIST) findet wieder einmal die richtige Melodie zum richtigen Zeitpunkt und lässt die Songs dank dem traumwandlerischen Gespür der Musiker für Stimmung wohlig über sämtliche Fasern des Körpers fahren. „Anno 1696“ vereint Vertrautes und Neues im Klangumfeld der Herren und konnte sich so einen Platz in den Herzen der Redaktion und nicht zuletzt auch des Soundcheck-Teams erspielen.

Durchschnittswertung: 7,714

2. DYING FETUS – Make Them Beg For Death

Manche Dinge ändern sich eben nie. Das ist im Falle von DYING FETUS wahrlich kein Nachteil, denn das Trio aus Baltimore liefert auch auf Album Nr. 9 erneut und verlässlich diesen ultrastraff verpackten Death-Metal-Sound, bei dem Brutalität und Raffinesse eine einzigartige Symbiose eingehen und den die Herren live gefühlt im Schlaf herunterzocken. Im Grunde hat Kollege Olbrich alles wunderbar mit seinem Schlussfazit zusammen gefasst: „Auch das neunte Album des Death-Metal-Trios hat den gewohnten DYING-FETUS-Faktor, der aufgrund der durchdachten Melodien verpackt in Hochdrucksound immer wieder dafür sorgt, dass man „Make Them Beg For Death“ Zusatzdurchläufe gewähren möchte“. Manche Dinge ändern sich eben nie.

Durchschnittswertung: 8,0

1. SULPHUR AEON – Seven Crowns And Seven Seals

Vermutlich war es vielen klar, dass dieses Album den metal.de-Death-Metal-Thron 2023 besteigen würde. Und warum auch nicht, ist den Kultisten aus dem Ruhrpott doch das unwahrscheinliche Kunststück gelungen, dem für unübertrumpfbar gehaltenen Vorgänger „The Scythe Of Cosmic Chaos“ doch tatsächlich nicht nur einen würdigen, sondern einen großartigen Nachfolger zur Seite zu stellen. SULPHUR AEON beschwören einen massiven, monolithischen Sound hervor, der sich längst von seinen Vorbildern losgeschält hat und der seine Hörer mit mitreißenden Melodien, kultischen Anrufungen und der schieren, majestätischen Präsenz ihrer Songs in den Bann zieht. Kollege Völkel bemühte, wie sich nun herausstellen sollte, prophetisch das Phrasenschwein mit den Worten: „Schon jetzt ein Anwärter auf das Death-Metal-Album des Jahres“. Wie wahr, wie wahr …

Durchschnittswertung: 8,375

Tag 3: Doom Metal

5. ISOLE – Anesidora

Mit „Anesidora“ haben ISOLE eines ihrer einsteigerfreundlicheren Alben veröffentlicht, zumal die Gesamtspielzeit bei etwa 46 Minuten liegt und die Songs entsprechend für Doom-Verhältnisse zackig auf den Punkt kommen. Doch davon sollte man sich nicht in die Irre führen lassen, denn „Anesidora“, das achte Album der Schweden, steckt trotzdem bis zum Rand gefüllt mit bittersüßer Schönheit und Melancholie, die Songs ein – wie Redakteurin Langner so schön schrieb – „Lamentieren auf hohem Niveau“. Trüffelschweine finden Einflüsse von CANDLEMASS hin zu FVNERAL FVKK in der melancholischen Epik wieder und sind eingeladen, sich in den trauernden Tiefen dieses Albums zu verlieren, wenn sie es nicht schon längst getan haben.

Durchschnittswertung: 7,714

4. TAR POND – Petrol

Das erste Album der Schweizer Doom-Metal-Band TAR POND, „Protocol Of Constant Sadness“, stand im Schatten des Todes des damaligen Bassisten Eric Ain und verzögerte sich daher um sage und schreibe drei Jahre. Diese Platte ist uns damals durch die Lappen gegangen, doch wir tun Buße mit dem Nachfolger „Petrol“, mit dem die Schweizer noch tiefer in die „Jim Morrison singt Doom Metal“-Teergrube hinabsinken, um ein Album mit noch mehr Druck und noch mehr Melancholie zu Tage zu zerren. Fürwahr: Thomas Otts Gesang ist sehr markant und passt wunderbar in den Sound, den TAR POND da heraufbeschwören. Da kann man Kollege Schreyer nur beipflichten, wenn er schreibt: „“Petrol ist ein düsterer Trip durch schwere emotionale Täler und lebt trotz seines niederschmetternden, brutalen Grundgerüsts von den vielen Kleinigkeiten, die es zu entdecken gilt“.

Durchschnittswertung: 7,857

3. SHORES OF NULL – The Loss Of Beauty

Augenwischerei gibt es bei den Italienern SHORES OF NULL, zumindest was ihre Nomenklatur angeht, kaum. „The Loss Of Beauty“ heißt deren aktuelles Album, die Songs tragen Titel wie „The Last Flower“ oder „My Darkest Years“. Damit haben sie praktisch schon die Erwartungshaltung geschürt, dass es sich hier um ein klassisches Doom-Album handelt – und eines, das nach dem Ein-Track-Album „Beyond The Shores (On Death And Dying)“ wieder zum klassischen Albumformat zurückkehrt. Als solches überzeugen SHORES OF NULL einmal mehr mit ihrem Mix aus Doom und Death Metal, dem es dank Davide Stracciones Tomi Joutsen-Gedenkstimme und einem geschickten Händchen für konzises Songwriting mit einer guten Balance zwischen Heaviness und Epik definitiv nicht an Hooks mangelt.

Durchschnittswertung: 8,0
Review 7/10 (Tiebreaker)

2. SATURNUS – The Storm Within

Man mag es kaum glauben, aber es ist tatsächlich schon elf Jahre her, seit SATURNUS ihr letztes Vollzeit-Album auf die Welt losgelassen haben. Das hat die Erwartungshaltung an das neue Album „The Storm Within“ nur zusätzlich geschürt. Zum Glück enttäuschen die Dänen nicht und beschwören wieder – um Herrn Thorbrügge zu zitieren – „mit scheinbarer Leichtigkeit sanfte wie düstere Klanglandschaften [herauf], in denen doomig-melodische Riffs neben schleppenden Drums und wütenden Growls verhallen“. Das Häubchen Sahne auf diesem Death-Doom-Törtchen ist dann eigentlich nur noch die Gitarrenarbeit des Duos Rehal-Sagoo/Fernandez, deren bittersüß wehklagende Riffs so voller Emotionen stecken, dass man nicht umhin kommt und „The Storm Within“ mitfühlen muss. SATURNUS zeigen einfach eindrucksvoll, wie ein Comeback-Album zu klingen hat.

Durchschnittswertung: 8,0
Review 9/10
7 Stimmen
Soundcheck-Note 6,8 (Tiebreaker)

1. AHAB – The Coral Tombs

Acht Jahre hat es gedauert, bis sich AHAB nach „The Boats Of The Glen Carrig“ mit „The Coral Tombs“ endlich wieder zu Wort gemeldet haben. Die Nautic-Doom-Band hat sich diesmal Inspiration vom Jules Verne-Klassiker „20.000 Meilen unter dem Meer“ geholt und daraus ein massives und gewaltiges Funeral-Doom-Werk erschaffen, das seine Hörer mit einer abwechslungsreichen Herangehensweise in die Tiefen des Ozeans hinabzieht. Dabei kreieren die Heidelberger mit betörender Melancholie, niederschmetternder Heavines, aber auch mal sanftmütigen Passagen eine einzigartige Atmosphäre, die sich wahrhaftig wie 20.000 Meilen unter dem Meer anfühlt. Diese Atmosphäre wird schließlich durch das Konzept veredelt, wie Kollege Endres schreibt: „Gleichzeitig wirkt das umgesetzte Konzept so in sich schlüssig, dass „The Coral Tombs“ schon fast den Charakter eines Soundtracks hat“. Damit haben sich AHAB die Doom-Spitze 2023 redlich verdient.

Durchschnittswertung: 8,0
Review 9/10
7 Stimmen
Soundcheck-Note 7,2 (Tiebreaker)

Tag 4: Gothic/Industrial

5. HOST – IX

Dass die Band HOST zufällig wie ein PARADISE LOST-Album heißt, kann man sicher ein Stück weit als Kalkulation betrachten, schließlich steckt hierhinter Greg Mackintosh, der sich für diese kleine aber feine Nebenprojekt noch Nick Holmes mit ins Boot geholt hat. Das Debüt „IX“ ist eine Klang gewordene Liebeserklärung an Gothic Rock, New und Darkwave, speziell der Achtziger, wobei man sich wenig überraschend mit der englischen Szene befasst. Konkret schwirren beim Hören von „IX“ Namen wie die SISTERS OF MERCY oder NEW ORDER ins Gedächtnis. Kollege Lattemann bringt es auf den Punkt: „HOST liefern ein gefälliges und unterhaltsames Werk, das für echte Elektro-1980er-Nostalgiker mit Mut zur Neuinterpretation eine Anschaffung wert sein dürfte“. Es hat immerhin für einen bleibenden Eindruck zum Ende des Jahres gereicht, das will ja was heißen.

Durchschnittswertung: 7,5

4. KATATONIA – Sky Void Of Stars

Was KATATONIA im Sektor Gothic/Industrial zu suchen haben? Nun, sie hätten wahrscheinlich in mindestens drei Kategorien vertreten sein können, haben in dieser Sparte im Rahmen unserer Abstimmung aber die höchste Durchschnittswertung abgestaubt. Und der Düster-Metal der Herren um Jonas Renske hat nun mal auch eine tieftrübe Stimmung inne, mit der sie sich u. a. auch den Gothic-, wenigstens den Dark-Metal-Stempel verdienen. Klar, da wandern natürlich auch immer Elemente des Progressive und Doom Metal in den Sound mit ein, aber letztlich klingen KATATONIA eben wie KATATONIA. Das tun sie auch auf „Sky Void Of Stars“ inklusive wieder vermehrt eingegliederter Prog-Elemente, die auf „City Burials“ etwas mehr hintenan gestellt worden sind. Das Album lässt sich letztlich aber auch durch seine enorme Eingängigkeit wunderbar als Stimmungsalbum hören und reißt Kollege Pidde zum Fazit hin: „KATATONIA verfeinern ihren Sound auf „Sky Void Of Stars“ bis ganz nah an die Perfektion und liefern somit schon im Januar eins der ersten Highlights des Jahres ab“.

Durchschnittswertung: 7,6

3. ASPHODELUS – Sculpting From Time

Lange, graue Tage der Trübsal fordern manchmal eben einfach einen passenden, musikalischen Begleiter. Und diesem Verlangen haben sich ASPHODELUS aus Finnland erbarmt, die mit ihrem Sound die Brotkrumen früher PARADISE LOST, KATATONIA und ANATHEMA auflesen und in ein angenehm aus der Zeit gefallenes Album gießen, bei dem selbst die Produktion die Unterkühlung alter Tage wiederaufleben lässt. „Sculpting From Time“ heißt das gute Stück, das – um Herrn Otterbeck zu zitieren – „gekonnt zurück [führt] in jene Ur-Phasen der genannten Bands und […] sofort Erinnerungen [weckt]“.

Durchschnittswertung: 8,0
Review 8/10
Anzahl Stimmen: 2
Soundcheck-Note n/a (Tiebreaker)

2. GRAVE PLEASURES – Plagueboys

Hatten wir es bei HOST mit einem Gothic-Revival, begegnet uns ein ähnliches Phänomen erneut mit der aktuellen GRAVE PLEASURES-Platte. Die Finnen hatten zugegeben schon einen ausreichend düsteren Sound, um selbst mit ihrem Post-Punk-Material á la „Motherblood“ als Gothic-Band durchzugehen. Doch auf „Plagueboys“ entstauben die ehemals unter BEASTMILK firmierenden Herren die Synthesizer der Achtziger, um diese in ihren schmissigen Sound einzugliedern. Statt nur einer weiteren, auf Pawlowsche Nostalgie-Wallungen bauende Eighties-Fetischisierung wird der Hörer einer gekonnt und geschmackvoll erweiterten Variante des GRAVE PLEASURES-Sounds ausgesetzt, dessen Qualität von Kollege Gravenhorst mit passendem Pessimismus umschrieben wird: „Denn auch, wenn „Plagueboys“ kein großer Wurf ist, so ertappt man sich doch des Öfteren dabei, wie man die Melodien des Albums mitsummt“. Unterdessen schwingen die Sadboys und -girls die Hüften …

Durchschnittswertung: 8,0
Review 8/10
Anzahl Stimmen: 2
Soundcheck-Note 6,7 (Tiebreaker)

1. SUBWAY TO SALLY – Himmelfahrt

Die Potsdamer SUBWAY TO SALLY werden auch nicht müde. Manchmal sagt man ja scherzhaft, dass sie an jeder Steckdose spielen würden, aber die unermüdliche Live-Aktivität des Folk-Metal-Kollektivs (inklusive eigenem Festival, wohlgemerkt) spricht eben für sich und ist ein Hinweis auf den Arbeitsethos dieser Band. Bei so viel Routine rechnet man ja eigentlich mit sinkenden Erträgen, aber offenbar ist Inspiration keine Mangelware im Lager der Potsdamer, sodass man gefühlt im Vorbeigehen noch Zeit für neue Alben hat. Und so blasen SUBWAY TO SALLY anno 2023 zur „Himmelfahrt“ und liefern die gewohnte, geliebte Qualität. Getreu dem im Song „Leinen los“ besungenen Credo „Niemals zurück, immer voraus“ scheint es aber auch immer weiter zu gehen. Das diesjährige Vollzeit-Exponat „Himmelfahrt“ klingt aber auch wieder distinktiv nach SUBWAY TO SALLY mit allem, was man im Umfeld der Band seit gut 20 Jahren erwarten kann – und das ist manchmal eben einfach Seelenbalsam, gerade wenn ein Song wie „So tief“ so intensiv unter die Haut krabbelt …

Durchschnittswertung: 8,0
Review 8/10
Anzahl Stimmen: 3 (Tiebreaker)

Tag 5: Hardcore/Grindcore

5. PUPIL SLICER – Blossom

Die Londoner Mathcore-Band PUPIL SLICER sind so etwas wie ein heißer Geheimtipp, der sich gerade mit rasanter Geschwindigkeit herumspricht und dadurch gar nicht mehr so geheim zu sein scheint. Nachdem die Band um Kate Davies den Underground mit ihrem Debüt „Mirrors“ und dem dort bereits feilgebotenen „CONVERGE korpulieren mit DILLINGER ESCAPE PLAN“-Sound von 2021 ordentlich durchgeschüttelt hat, folgt mit „Blossom“ nun ein Album, auf dem die Band eine noch weitere Bandbreite von Einflüssen in ihren Sound integriert. Die Band wirbelt hier Elemente des Shoegaze, Post-Rock und generell einem erhöhtem Maße an Experimentierfreude, die „Blossom“ als großes Ganzes weniger aggressiv und unberechenbar als „Mirrors“ machen, dafür umso facettenreicher aufblühen lassen und Davies‘ klarer Stimme weit mehr Bedeutung zumessen. Und auch wenn wir dieses Album in unserem Reviewbetrieb sträflich vernachlässigt haben, so hat die Scheibe doch einen Eindruck hinterlassen.

Durchschnittswertung: 7,333
Review: n/a (Tiebreaker)

4. NECROMORPH – World’s Disgrace

Wer sich klassischen Grind nach schwedischer oder britischer Garde wünscht, wird mit NECROMORPH und ihrem größtenteils deutschsprachig bebrülltem Sound auf „World’s Disgrace“ zweifelsohne Glücklich. Mit ihrem dritten Vollzeitalbum haben die Berliner, die auch schon seit über 20 Jahren aktiv sind, ein abwechslungsreiches Biest von einem Grind-Album auf die Welt losgelassen, das nicht vor mitunter melancholischen Melodien zurückschreckt, sogar mal spätere SLAYER oder den Göteborg Death Metal zitiert, das alles aber immer zu seinem Grind-Ausgangspunkt zurückführt, dadurch unter einen Hut bringt und so konsistent alle Songs innerhalb der Trackliste zusammen bringt. Das ist „Seelenbalsam Grindcore“, wie er im Buche steht.

Durchschnittswertung: 7,333
Review: 8/10 (Tiebreaker)

3. THE ARSON PROJECT – God Bless

Die Schweden THE ARSON PROJECT sind 666% AUDIO VIOLENCE. Als Hardcore-/Grind-Band, die ihren Status als Underground-Erscheinung noch sehr ernst nimmt und regelmäßig Clubs live auseinander nimmt, wirkt es fast seltsam, dass sie am Material ihres neuen „Langspielers“ „God Bless“ (Spielzeit gesamt etwas unter 20 Minuten) ganze drei Jahre gearbeitet haben, zumal ja eine gewisse Pandemie die Live-Aktivitäten zwischendrin mal kurz eingedämmt haben mag. Fakt aber ist, dass die Platte nun da ist und den großen Otto macht, wenn es um grindigen Hardcore geht. Die Produktion klingt so richtig schön abrasiv, das Gebrülle und Gebelle macht so richtig schön wütend und generell hält die Band den Druck schön aufrecht. Gesangliche Gastbeiträge auf den Songs „Cages“ und „Drop The Hammer“ runden das tobende Vergnügen „God Bless“ wunderbar ab und machen das neue Album zu einem Highlight, das uns durch die Lappen ging, hier aber endlich seine Würdigung erfährt.

Durchschnittswertung: 7,5

2. SMALLPOX AROMA – Festering Embryos Of Logical Corruption

Dass man aus dem asiatischen Raum hochqualitative Kost bekommen kann, hat man letztjährig beim großen, Singapurer Grind-Export „Hiss“ von WORMROT sehen können. Nicht ganz so populär, aber nicht minder eindrucksvoll holzen sich nun SMALLPOX AROMA aus Bangkok in die Herzen blutrünstiger Grind-Fans mit ihrem Debüt „Festering Embryos Of Logical Corruption“, das wie ein wütender Sturm aus aggressiven Blastbeats, unfassbar markigen Grooves und einer Attitüde, die manchmal nur eine Skalpellspitze vom eingefleischten Goregrind entfernt ist, aus den Boxen fegt.

Durchschnittsnote: 7,667

1. YEAR OF THE KNIFE – No Love Lost

Junge, das ist echt ein schwitziger Sound. YEAR OF THE KNIFE aus Delaware scheinen ihren eigenen Sound als „Hellaware Brutal Hardcore“ zu bezeichnen – und das passt wie die Faust aufs Auge, die man sich im Pit ganz sicher auch einfängt. Zusammen mit dem Ellenbogen in die Seite. Die Band aus den Staaten spielt einen ultraschweren Hardcore-Sound mit Metal-Kante (obwohl man sich vor der Metalcore-Etikettierung hüten sollte), als dessen Galleonsfigur die Frontfurie Madison Watkins fungiert, die sich so ziemlich alles aus der Kehle kotzt, was keine Miete zahlt. Da kann man nur noch „Holla die Waldfee“ sagen und den Hut ziehen – YEAR OF THE KNIFE flogen unter dem Radar unseres Review-Betriebes, konnten aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Bleibend genug, dass es für die metal.de-Hardcore-Krone gereicht hat.

Durchschnittsnote: 8,0

Tag 6: Heavy Metal

5. CIRITH UNGOL – Dark Parade

Die kalifornischen Kauzmetaller steuern auf eine ungewissen Zukunft zu. Denn wie es nach dem Ende der Liveaktivitäten 2024 mit der Band weitergeht, lässt sich nur schwer ausmalen. „Dark Parade“ vermittelt aber, dass ein Fortbestehen als Studioband weiterhin sehr erfreuend sein kann. Denn unbeeindruckt von der Coronapandemie oder ihrem Alter treten sie auf ihrem sechsten Studioalbum aufs Gaspedal. Für Vitalität sorgt vor allem die gut erhaltene Stimme von Tim Baker und, dass die Achtzigerhelden ihre Trademarks mit einer druckvollen Produktion ausspielen können. Dementsprechend können wir uns auf die letzten Shows in 2024 freuen.

Durchschnittswertung: 7,83

4. BLOOD STAR – First Sighting

Nachdem das Trio aus Utah um VISIGOTH-Gitarrist Jamison Palmer schon 2020 mit ihrer EP „The Fear“ für Furore sorgen konnten, ist ihr Debüt „First Sighting“ im April voll eingeschlagen. Ihr knackiger NWoBHM profitiert nicht nur von epischen Songs wie „Fearless Priestess“, sondern auch von den guten Einzelleistungen. Besonders der Gesang von Madeline Smith sticht hervor. Somit ist „First Sighting“ der Nachweis, dass die Gruppe auch über die Dauer eines Albums überzeugen kann, selbst wenn diese nur 33 Minuten beträgt.

Durchschnittswertung: 8,0
Review: n/a

Gatekeeper – From Western Shores

3. GATEKEEPER – From Western Shores

Nach dem Abgang des Ausnahmesängers Jean-Pierre Abboud war es nicht klar, dass GATEKEEPER sich wieder so stark zurückmelden würden. Die Kanadier haben ihren Sound weiterentwickelt. Songwriter Jeff Black bezieht breitere Einflüsse als das noch auf „East Of Sun“ der Fall war. Der neue Sänger Tyler Andersen hat ähnlich wie sein Vorgänger die Bandbreite, um dem entgegenzukommen. Mit „From Western Shores“ zeigen die Kanadier, dass sie immernoch alive and well sind.

Durchschnittswertung: 8,0
Review: 8/10
Anzahl Stimmen: 6
Soundcheckplatz: 6,1 (Tiebreaker)

2. ENFORCER – Nostalgia

Nachdem „Zenith“ auf gemischte Reaktionen stieß, haben sich die Schweden mit diesem Album ganz dem Titel entsprechend zurückbesinnt. Also fast. Das Album enthält wieder einen deutlich höheren Speed-Metal-Anteil, erforscht aber auch einige der Gebiete, in denen das Quartett mit dem Vorgänger eingedrungen ist. Das wird etwa am hohen Balladenanteil deutlich. Auch der Opener „Unshakle Me“ verweist deutlich auf die Tage des Glam Metals. Mit „Coming Alive“ sowie „Kiss Of Death“ sind aber auch neue Hits für den Speed-Metal-Teil der Show dabei. ENFORCER zeigen auf diesem Album eindrucksvoll, wie man nach 15 Jahren noch relevante Musik machen kann, ohne sich zu stark anzubiedern. Was natürlich auf geteilte Reaktionen stößt.

Durchschnittswertung: 8,0
Review: 8/10
Anzahl Stimmen: 6
Soundcheckpunkte: 7,3 (Tiebreaker)

1. SMOULDER – Violent Creed Of Vengeance

Natürlich kann an der Spitze nur ein Epic-Metal-Album stehen, mit SMOULDER trifft es einen etwas überraschenden Kandidaten, zumal sie im Vorfeld des Albums mit größeren Problemen als ihre Landsleute GATEKEEPER zu kämpfen hatten. Doch auch „Violent Creed Of Vengeance“ hält, was es verspricht. Die Kanadier:innen präsentieren sich hier schneller und fokussierter als noch auf dem Debüt. Natürlich gibt es auch epischere Stücke wie den Rausschmeißer „Dragonslayer’s Doom“. Die Band hat einen gewaltigen Schritt vorwärts gemacht und ist daher aus unserer Sicht verdient das Heavy-Metal-Album des Jahres.

Durchschnittswertung: 8,125

Tag 7: Modern Metal

5. THOSE DAMN CROWS – Inhale/Exhale

Die Waliser THOSE DAMN CROWS haben in der britischen Medienlandschaft schon ordentlich Wellen geschlagen. Offenbar haben sie sich durch diesen Druck nicht aus dem Konzept bringen lassen, denn mit „Inhale/Exhale“, ihrem neuen Album, legen die Alternative Rocker noch mal einen oben drauf. Dabei werden die walisischen Krähen nicht nur ein klein bisschen härter, was mehr Referenzen zu STONESOUR denn DAUGHTRY inspiriert. Sie haben sich auch qualitativ gesteigert und liefern ein abwechslungsreiches Album, zu dem Kollegin Schörg konstatiert: „Entgegen des Titels taugt das Album zu wesentlich mehr als nur zu Atemübungen. Wer sich diese Scheibe zulegt, macht absolut nichts falsch“.

Durchschnittsnote: 6,5

4. BLOODRED HOURGLASS – How’s The Heart?

Die finnische Band BLOODRED HOURGLASS bittet diesjährig zum sechsten Tanz in voller Länge und fand damit genug Anklang innerhalb der Redaktion, um damit in der Top 5 unserer Modern Metal-Liste zu landen. Im Grunde fasst Kollegin Angela passend zusammen, was „How’s The Heart?“ ausmacht: „Auch auf diesem Release servieren die Finnen wieder eine Melange aus nordischem Melodeath und Modern Metal, der gerne mal Ausflüge in den Core unternimmt“. Im wesentlichen heißt das, dass man melodischen Death Metal mit Core-Elementen erhält, der sich regelmäßig für große, eingängige Hooks öffnet.

Durchschnittsnote: 6,75

3. IN FLAMES – Foregone

Irgendwie schien es, dass man gemeinhin schon den Glauben an Anders Fridén und seine Rasselbande aufgegeben hat, was die Qualität neuer Studioalben angeht. Die Band scheint sich auf Unnötige Experimente oder Reißbrett-Radio-Metal festgefahren zu haben mit wenigen Lichtblicken, die auf die Klasse von „Clayman“ und damit dem Potential, das den in Flammen stehenden Schweden nach wie vor irgendwie innewohnen zu scheint, hingewiesen haben. Nun kommt aber „Foregone“ um die Ecke und bringt wieder ein bisschen mehr von der alten Melodic-Death-Duftmarke in den Sound hinein. Damit kehren IN FLAMES zwar nicht zu den Göteborg-Tagen zurück, aber sie würzen ihren Modern Metal wenigstens gewinnbringend wieder mit etwas mehr Kante, sodass „Foregone“ nach langer Zeit mal wieder ein durchgehend hörbares Vergnügen wird. Kollegin Grönecke konstatiert: „Und vielleicht macht diese Form, diese Art und einfach die Tatsache, das hier mit Vergangenheit und Zukunft auf hohem Niveau gespielt wird, ja….diese Form des modernen Death Metals „Foregone“ so gut“.

Durchschnittsnote: 6,8

2. MOLYBARON – Something Ominous

Wie aufregend eine geschmackssichere Verschmelzung von Alternative Metal mit Prog-Elementen klingen kann, zeigen MOLYBARON der Szene seit einiger Zeit. Und mit dem verflixten dritten Album „Something Ominous“ haben die Franzosen ihre Stil einen Stück weiter in Richtung Perfektion verfeinert. Ohne Angst vor großen, stadiontauglichen Gesten und einem Fokus auf Eingängigkeit bohren sich die Tracks der neuen Platte recht zügig in die Hirnwindungen hinein. Dank der erwähten Prog-Elemente finden MOLYBARON jedoch immer wieder Wege, ihre Songs interessant zu halten und mit Tiefe zu versehen. Wie Herr Otterbeck so schön schreibt: „Die Songs schweben dadurch immer wieder zwischen Eingängigkeit und Komplexität (z. B. „Pendulum“). Das haben in der Klasse bisher nur COHEED AND CAMBRIA geschafft“.

Durchschnittsnote: 7,0

1. SLEEP TOKEN – Take Me Back To Eden

SLEEP TOKEN sind derzeit der Inbegriff einer gehypten Band mit allem, was dazugehört. Das Lager spaltet sich in zelotische Verfechter und abweisende Hater auf – dazwischen scheint es praktisch nichts zu geben. Hier werden Modern Metal mit Hang zu Synthesizer-Magie und einigen Modern-Prog-Versatzstücken mit einem ausgeprägten Sinn für radiotaugliche, hörbar prozessierte Hymnen kombiniert, die manchmal an Künstler wie RAG ‚N‘ BONE MAN oder IMAGINE DRAGONS erinnern, manchmal auch den modernen R n‘ B adaptieren. Kollege Pidde kommt jedenfalls aus den Lobpreisungen kaum noch heraus: „SLEEP TOKEN toppen den Vorgänger „This Place Will Become Your Tomb“ mit „Take Me Back To Eden“ deutlich und erschaffen ein Werk, an dem sich sowohl sie selbst als auch andere Kapellen künftig messen lassen müssen“. Die Kollegen tun es ihm gleich und küren „Take Me Back To Eden“ mit deutlichem Abstand zum Modern-Metal-Album des Jahres.

Durchschnittsnote: 9,0

Tag 8: Pagan/Viking Metal

5. SKÁLMÖLD – Ýdalir

SKÁLMÖLD haben sich um 2020 herum eine Bandpause gegönnt und dies ziemlich gut getimt. Aus besagter Pause heraus kommend haben die Isländer nun „Ýdalir“ veröffentlicht, ein Album das stark von der Grímnismál beeinflusst ist. Kollegin Esch bringt die altgewohnten Qualitäten zwischen Chören, Schreien und melodischen Gitarrenriffs wunderbar auf den Punkt: „In der Hinsicht bleiben SKÁLMÖLD weiterhin auf Gewinnerkurs und stellen sicher, dass sie so viele Hymnen und Riffs wie möglich in ihre Songs integrieren, ohne dabei zu kitschig zu werden“. Dass man daneben auch den eigenen Sound gewinnbringend erkundet, ist Ehrensache und zeigt, dass SKÁLMÖLD keinesfalls stillstehen.

Durchschnittsnote: 7,5

4. ARKONA – Kob‘

Die Zeiten, in denen die russischen Folk Metaller ARKONA ausgelassene Trinkgelage gefeiert haben, scheinen vorbei. Mit „Kob'“ vertieft die Band um die Frontfrau Masha ihren Kurs in Richtung düsterer, stimmungsvollerer und ernstzunehmender Atmosphäre noch einmal um ein ganzes Stück. Die Songs stellen dabei mehrere Stufen des Abstiegs in die Dunkelheit dar, welche „[die schwarze] Realität der suizidalen Menschheit bis zur vollständigen Vernichtung darstellt“, wie Kollege Endres es umschrieb. Dabei haben ARKONA ihren Sound auf „Kob'“ logisch fortgeführt und schaffen so ein ungemein facettenreiches, vielschichtiges Album, das dennoch durch eine dichte Atmosphäre besticht.

Durchschnittsnote: 7,667

3. PRIMORDIAL – How It Ends

Natürlich sind PRIMORDIAL bei weitem nicht die einzige Band gewesen, die innerhalb der Corona-Pandemie und damit einhergehend ohne den zu dem Zeitpunkt brach liegenden Konzertbetrieb wenig Perspektive hatten. So wie den Iren ging (und geht) es schließlich vielen und sicher nicht wenige sind daran zerschellt. Doch die Band hat sich aufgerappelt und 2022 mit den Arbeiten ihres neuen Albums „How It Ends“ begonnen, dessen Titel in gewisser Weise auf die Pandemie und ihre Auswirkungen Bezug nimmt. Das Album stellt so etwas wie das wütende Aufbegehren gegen den drohenden Untergang dar. Die typische, monolithische PRIMORDIAL-Magie wohnt auch diesem Album inne, diese sensationelle Emotionalität und Erhabenheit auf der einen, die raue und urtümliche Paketierung dessen auf der anderen Seite – und ein mehr als solider Eintrag in der Diskografie der Iren.

Durchschnittsnote: 7,714

2. VINSTA – Freiweitn

„VINSTA wiads“. Der Salzburger Markus Höll hat sich mit seinem folkigen Progressive Death Metal mit alpiner Klangkulisse eine durchaus interessante Nische erarbeitet. Er stellt mit „Freiweitn“, dem neuen Album, seine OPETHisms ein bisschen hintenan für ein deutlich selbstständigeres Klangerlebnis, in dem der weibliche Gesang (zum Zeitpunkt der Aufnahmen war das noch Monika Hahn, die mittlerweile ausgestiegen ist) eine deutlich gewichtigere, integralere Rolle einnimmt. Das im Zusammenspiel mit dem Einsatz von Dulcimer sowie reichhaltig verträumter Melodien und unter Subtraktion des ggf. befremdlichen Gejodels des Vorgängers beschwört vor dem geistigen Auge der Hörerschaft wiederholt Bilder von verschneiten Wäldern und Bergen hervor. Das winterliche Vergnügen „Freiweitn“ erschließt sich – wie so oft bei atmosphärisch gelagerter Klangkunst – erst nach und nach, fesselt dann aber nachhaltig und lässt so schnell nicht los.

Durchschnittsnote 8,0
Review: 8/10
2 Stimmen (Tiebreaker)

1. FORTIƉ – Narkissos

Bei FORTÍƉ steht Pagan Black Metal mit subtil eingewobenen Folk-Versatzstücken auf dem Programm. Was klingt, als würde es auf der Hand liegen, kann in ungeübten Händen jedoch schnell zur Persiflage der selbst werden. Nicht so bei den Isländern FORTÍƉ, die mit „Narkissos“ diese Verschmelzung wieder einmal würdevoll in Szene setzen und sich vor dem Abdriften gen Humppa-Metal hüten. Dabei ist eine der großen Stärken die gute Balance innerhalb des Sounds, der durchaus zwischen progressiveren und traditionelleren Momenten hin- und herzuschalten weiß. Kollege Werner konstatiert folgerichtig: „FORTÍƉ agieren mittlerweile locker auf dem Level von ENSLAVED und bringen ein Niveau in das Pagan/Viking-Genre, das nicht alltäglich ist. Kann blind gekauft werden“.

Durchschnittsnote 8,0
Review: 8/10
5 Stimmen (Tiebreaker)

Tag 9: Post-Rock/-Metal

5. URNE – A Feast On Sorrow

Die – wie URNE-Frontman Joe Nally es nannte – „fröhlichen“ Momente des Vorgängers „Serpent & Spirit“ sind auf dem neuen Album „A Feast On Sorrow“ verschwunden. Und führwahr ist „A Feast On Sorrow“ ein Hassbatzen, der alles andere als eitel Sonnenschein darstellt und demzufolge auch kein Happy Ending kennt, sondern nach 50 frustgeladenen Minuten bitterschön aufgelöst wird. Dennoch bewahren sich die Briten hier eine technische Versiertheit und lassen das Album nicht in Chaos ausufern, sondern halten ihre Songs sauber und strukturiert. Mit diesem Album etablieren sich URNE definitiv als die raue, düstere Alternative zu MASTODON. Kollege Thorbrügge zieht entsprechend sein Fazit: „[die musikalische Vision] labt sich wahrlich mit jedem Takt festlich an den dunkelsten Gedanken“.

Durchschnittsnote: 7,0

4. FVNERALS – Let The Earth Be Silent

Kollege Schreyer eröffnete seine Besprechung des Albums „Let The Earth Be Silent“ mit dem Ivan Turgenjew-Zitat „Verstand schafft Leiden“ und bereitet das Gemüt der geneigten Hörerschaft auf das vor, was hinter dem neuen FVNERALS-Album steckt. Definitv keine Wogen der Ausgelassenheit, sondern eine Welt aus Schmerz, die ihre Hörer auf Pfade jenseits des Lichts führt. Technisch gesehen ist „Let The Earth Be Silent“ eigentlich in die Doom-Spalte einzusortieren dank seiner sakralen, ausgedehnten Riffs und dem generellen Hang zur Zeitlupe. Aber es ist eben auch so viel mehr als „nur“ Doom, sondern schafft durch gespenstisch heulende Streicher und weise implementierten Drones etwas Einzigartiges. Der Minimalismus, die stimmungsvollen, Ambient-artigen Klanglandschaften – das alles erzeugt eine extrem beklemmende Atmosphäre und macht das neue FVNERALS-Album zu solch einer niederschmetternden, aber auch großartigen Erfahrung.

Durchschnittsnote: 7,5

3. DOWNFALL OF GAIA – Silhouettes Of Disgust

Kollege Werner fasst die Qualität des neuen Albums der gefühlt schon seit Ewigkeiten präsenten, de facto aber erst seit 2008 existierenden Band DOWNFALL OF GAIA wie folgt zusammen: „Das Album, an dem sie in Zukunft gemessen werden könnten, legen die quasi-Norddeutschen allerdings erst in diesem Jahr mit “Silhouettes Of Disgust” vor“. Mit dem zentralen Thema Misanthropie bewaffnet zeigt sich der Stilmix der Band wieder crustiger, urwüchsiger und mit mehr Gift auf den gefletschten Zähnen als zuletzt, möglicherweise etwas um seine Black-Metal-Kante erleichtert. Dennoch wagen sie nach wie vor den Blick über den Tellerrand mit Post-Einflüssen, die bis ins Shoegaze-artige hinein reichen, und präsentieren sich auf „Silhouettes Of Disgust“ relativ harmonisch. „Für die richtige Gefühlslage, die von Melancholie über Weltschmerz bis zu manifester Verzweiflung reichen kann, haben sie […] die perfekte Begleitmusik erschaffen“.

Durchschnittsnote: 7,8

2. CURSEBINDER – Drifting

Wenn es ein Extrem-Metal-Genre gibt, dann finden die Polen CURSEBINDER einen Weg, dieses in ihren Sound zu integrieren. Zwar werden die Herren um Maciej Proficz gemeinhin eher dem Black Metal zugeordnet, aber „Drifting“, das Full-Length-Debüt der Band, integriert daneben auch Elemente aus Death, Doom und Post-Metal in ihren Mix, lässt die Gewichtungen seiner Einzelteile immer mal wieder in diese oder jene Richtung kippen und zeigt dabei ein geschicktes Händchen für eindringliche Melodien. Gelegentliche Synths, die so wirken als seien sie frisch aus den retro-futuristischen Untiefen des Horror-affinen Synthwave entsprungen, tauchen immer wieder auf und ab oder flirren bedrohlich im Hintergrund herum. „Drifting“ mag uns durch die Lappen gegangen sein, was den Rezensionsbetrieb angeht, konnte aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Durchschnittsnote: 8,0
Review: n/a (Tiebreaker)

1. SVALBARD – The Weight Of The Mask

Das vierte Vollzeitalbum der Briten SVALBARD konnte uns dieses Jahr mit ihrem Mix aus melodischem Hardcore, erdrückender Post-Metal-Atmosphäre, Crust- und Black-Metal-Versatzstücken sowie immer wieder auftauchenden, mal mehr, mal weniger unterschwelligen Post-Rock-Wallungen. Dieser Mix gestaltet sich als derart volatil und dynamisch, dass es zwischenzeitlich schwer fällt, die Band auf einen dieser stilistischen Eckpfeiler festzupinnen. Was man aber festhalten kann, ist, dass „The Weight Of The Mask“ ein ausgesprochen melodisches Werk ist, das stark von seiner Gitarrendoppelspitze bestehend aus Serena Cherry und Liam Phelan geprägt ist. Der Eklektizismus hinter den Songs des neuen Albums führt derweil zu einigen der mitreißendsten Kompositionen im SVALBARD-Backkatalog und die Band damit verdientermaßen an die Spitze der Post-Rock/-Metal-Veröffentlichungen 2023.

Durchschnittsnote: 8,0
Review: 9/10 (Tiebreaker)

Tag 10: Progressive Rock/Metal

5. THE OCEAN  – Holocene

Mit „Holocene“ sind die Metal-Paläontologen THE OCEAN nun endlich im modernen Zeitalter angekommen und bringen vermehrt atmosphärische, moderne Klänge zur Anwendung. Das passt gut in das Konzept von THE OCEAN hinein, die das „Holocene“ ja bereits auf dem Vorgänger angedeutet haben. Der Sound besticht vermehrt durch Synth-lastige, atmosphärische Passagen, die groben Post-Metal-Eruptionen wurden ein gutes Stück zurückgefahren. Den Sinn für dramaturgische Songbauten haben Staps und Co. sich trotz der Reduktion ihrer zupackenderen, musikalischen Elemente und den zum Großteil durch klaren Gesang dominierten Stücken jedoch beibehalten, wodurch „Holocene“ letztlich doch spannend gerät und seine Hörer vielleicht nicht auf den ersten, aber mindestens den zweiten Hör fesselt.

Durchschnittsnote: 7,5

4. ENSLAVED – Heimdal

Dass ENSLAVED dem reinen Black Metal entwachsen sind, dürfte trotz aller Diskussion über die Band und ihre Qualitäten, speziell auf neueren Releases, weitestgehend unbestritten sein. Auch „Heimdal“ kehrt nicht zu den alten Tagen zurück, auch wenn die eröffnenden Klänge das Herannahen eines Wikingerschiffs stimmungsvoll andeutet, gefolgt vom Ertönen Heimdalls Horns. Doch der eigentliche Song „Behind The Mirrors“ macht relativ schnell klar, dass ENSLAVED weiterhin unter progressiver Flagge segeln und sich anno 2023 wieder angemessen vertrackt und komplex präsentieren. Somit ist auch „Heimdal“ wieder ein Füllhorn verschiedenster Einflüsse, welche die Norweger erneut in ihren eigentümlichen Sound bündeln, wo sich Fuchs und Hase bzw. hier im konkreten Falle Black/Dark Metal und Prog gute Nacht sagen. „Für eine Band, die nach über 30 Jahren immer noch so überraschend und frisch klingen kann, bleibt kurzum nur den Hut zu zücken“. Was Kollege Olbrich sagt.

Durchschnittsnote: 8,0

3. DØDHEIMSGARD – Black Medium Current

Auf die Frage, wie viele Genres Yusaf Parvez diesmal ins neue DØDHEIMSGARD-Album integrieren möchte, hat der gute Herr wahrscheinlich einfach nur „Ja“ geantwortet, denn das neue Album der Norweger ist wieder ein enorm eklektisches Werk geworden, das nach achtjährigem Abstand vom noch reichlich verrückten, aggressiven Vorgänger „A Umbra Omega“ doch wieder ganz anders klingt. Mehr Klargesang, mehr abgespacte Synthesizer, mehr Progressivität – „Black Medium Current“ überwindet Genregrenzen mit Leichtigkeit und nimmt sich Zeit, seine Motive eindringlich zu erforschen, anstatt den Hörer zwischen wilden Ideen hin- und herzuwerfen. Das Ergebnis ist ein Album, das wahrhaftig jeglicher Kategorisierung trotzt, dennoch eingängiger und zugänglicher als zuletzt klingt. Die dafür etwas aufgeopferte, reine Exzentrik war es wert, denn „Black Medium Current“ ist definitiv eines der ganz großen Alben von 2023.

Durchschnittsnote: 8,333
Review: 9/10 (Tiebreaker)

2. SEVEN IMPALE – Summit

Aus ihrem siebenjährigen Dornröschenschlaf erwacht erklimmen die Norweger SEVEN IMPALE anno 2023 den Gipfel des Berges mit „Summit“, einem Album, das die zurückhaltenderen Momente des Debüts „City Of The Sun“ und den forschen Lärm des direkten Vorgängers „Contrapasso“ einverleibt, um einen gereiften Retro-Prog-Sound mit prominenter Jazz-Komponente zu präsentieren, der in seiner dargebotenen Vollendung seinesgleichen sucht. Sänger Stian Økland bringt seinen in der norwegischen Oper erprobten Tenor wunderbar in den Sound ein mit Vibratos, die so sauber sind dass man davon essen könnte. Wieder nur auf vier Songs beschränkt, wurde hier hörbar viel Zeit in deren Ausarbeitung und Ausfeilung investiert, ohne die jazzige Spontanität zu vernachlässigen. In jedem Falle ist das Ergebnis ein phänomenales Statement in Sachen Retro-Prog, das einerseits furchtlos Einflüsse umherwirbelt, andererseits aber die eigene Identität stets im Auge behält und letztlich vor allem nach SEVEN IMPALE und nichts anderem klingt

Durchschnittsnote: 8,333
Review: 10/10
3 Stimmen
Soundcheck-Note: n/a (Tiebreaker)

1. HAKEN – Fauna

Das Coverartwork von Dan Goldsworthy ist ja schon ein kultiger Eyecatcher, aber hat so ein bisschen die Sorge geschürt, dass das neue HAKEN-Album „Fauna“ mehr Schein als Sein sein würde. Doch die britischen Prog-Metal-Haudegen haben uns eines besseren belehrt und mit „Fauna“ ein Album veröffentlicht, das verdammt nah an die Klasse ihres Magnum Opus „The Mountain“ heranreicht, ohne dessen perfektionierte Vision des Retro-Prog stumpf zu wiederholen. „Fauna“ kommt wieder mit einem strukturellen Konzept daher. Jedem Song wurde ein Tier zugeordnet, das als metaphorische Grundlage dienen sollte. Herausgekommen ist ein Album, das gänzlich nach HAKEN klingt, zugleich aber die moderne Entwicklung speziell nach „Vektor“ und „Virus“ logisch aufgreift und fortführt – und damit eine neue Referenz für zeitgenössischen Prog mit Retro-Charme und Zukunftsvision vorgelegt hat.

Durchschnittsnote: 8,333
Review: 10/10
Stimmen: 3
Soundcheck-Note: 6,5 (Tiebreaker)

Tag 11: Rock/Punk

5. GREEN LUNG – This Heathen Land

Erinnert ihr euch noch, als Retro-Rock vor gar nicht mal so langer Zeit ganz hoch im Kurs stand und ebensolche Bands wie die psychedelischen Pilze, die sich bestens zur begleitenden Konsumierung eignen, aus dem Boden schossen? Pepperidge Farm erinnert sich. GREEN LUNG auch. Und deshalb überrascht es nicht, dass erneut Bands wie RAINBOW und DEEP PURPLE ebenso wie die unvermeidbaren SABBATH Pate standen für „This Heathen Land“, das die Schweden dieses Jahr wieder einmal stilsicher besangen. Wenn schon nichts Weltbewegendes dabei herumgekommen ist, so ist das Liedgut doch hinreichend emotional und mitreißend.

Durchschnittsnote: 7,4

4. ROYAL THUNDER – Rebuilding The Mountain

ROYAL THUNDER mussten sich nach der Pandemie selbst am Schopfe packen und sich selbst wie den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck ziehen. Die zum Trio geschrumpfte Band aus Atlanta musste sich im Vorfeld der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Rebuidling The Mountain“ erst einmal einer kollektiven Trockenlegung unterziehen, erhob sich hiernach gestärkt, aber zum Glück nicht weniger nüchtern klingend aus den Sümpfen mit ihrem emotionsbetonten Sound, der sich irgendwo zwischen Grunge und Southern Rock bewegt. Mlny Parsonz‘ Rock-Röhre klingt besser denn je, der klare Sound tut ein übriges für die gute Hörbarkeit und an Hits mangelt es selbstredend auch nicht – Rocker-Herz, was willst du mehr?

Durchschnittsnote: 7,5
Review: 8/10 (Tiebreaker)

3. CLOWNS – Endless

Bands wie die Melbourner CLOWNS beweisen, dass der Punk noch lange nicht tot ist, auch wenn unser geschätztes Soundcheck-Team das möglicherweise anders sieht. Aber die Australier mit der Gitarrendoppelspitze haben die Pandemie ebenfalls überlebt – und fühlen sich unbesiegbar, geradezu unsterblich. Entsprechend dreht sich alles auf ihrem neuen Album „Endless“ über das Thema Unsterblichkeit, ein Konzept das in mehreren Facetten beleuchtet wird. Das klingt allerdings nur auf dem Papier intelektueller als es ist, denn die Australier haben wieder ein herrlich rotziges Album ausgespuckt, dessen gutes Songwriting der puren Attitüde nie in die Quere kommt.

Durchschnittsnote: 7,5
Review: 9/10 (Tiebreaker)

2. DOBBELTGJENGER – The Twins

Depressionen sind ein schwieriges Thema. In den Medien werden diese oft recht oberflächlich thematisiert. Die besten Interpretationsversuche stammen entsprechend aus erster Hand. DOBBELTGJENGER-Sänger Vegard Wiknes kann gleich ein ganzes Album voller Lieder davon singen. Hat er auf „The Twins“ auch gemacht, dessen Konzept den Streit zweier in der Psyche wohnenden Zwillinge, einer gut, einer Böse, um den „Fahrersitz“ des Ichs zum Gegenstand hat. Man würde dem Album die zugrundeliegende, schwere Materie aber kaum anmerken, denn „The Twins“ ist so ein verflucht eingängiges, peppiges und angenehm experimentelles Rock-Album voller Funk, Disco-Flair und modernem Pop-Appeal geworden, dass man den Norwegern das erfolgreiche Tanzbarmachen von Depressionen attestieren kann.

Durchschnittsnote: 7,75

1. SPIDERGAWD – VII

Aus dem MOTORPSYCHO-Dunstkreis erhoben sich einst SPIDERGAWD, die mit „VII“ dieses Jahr ihr nunmehr siebtes Album veröffentlicht haben. Damit sind sie in der Nomenklatur ihrer Alben in ähnlich kreativen Wassern unterwegs wie beispielsweise die Berliner Wüstenrocker ROTOR, sind aber mindestens auch genauso behände im musikalischen Aspekt unterwegs. Der Retro-Sound, der immer mal wieder an THIN LIZZY denken lässt oder eine Nase NWoBHM nimmt, hat sich dieses Jahr aber auch erfolgreich in unsere Herzen gerockt und war im November so ziemlich das beste Mittel gegen den Herbstblues, das man für Geld über der Ladentheke erwerben konnte. Kollege Fenske fasst zusammen: „SPIDERGAWD liefern von Produktion und Songwriting ein hochklassiges Album, welches kompakt in knappen 40 Minuten alles liefert, was ein Retro-Rock-Werk benötigt“. Amen.

Durchschnittsnote: 8,0

Tag 12: Thrash Metal

5. NERVOSA – Jailbreak

Eine Band muss ja nicht immer das Rad neu erfinden, um Zuspruch zu finden. NERVOSA jedenfalls überzeugen durch gut inszenierten Thrash Metal, der nicht weniger als das ist. Abwechslungsreiche Songs treffen auf Aggression, eine glasklare, aber nicht totgemixte Produktion und eine starke Instrumentalfraktion sowie Gesangsleistung. Und das ist im Grunde auch alles, was man über das neue Album „Jailbreak“ von Prika Amaral plus Mitstreiterinnen wissen muss. Kollege Kleemann meint: „Mit „Jailbreak“ haben NERVOSA ein starkes Album abgeliefert, möglicherweise sogar ihr Stärkstes“.

Durchschnittsnote: 6,5

4. LEGION OF THE DAMNED – The Poison Chalice

Ein neues Album von LEGION OF THE DAMNED einlegen ist immer ein bisschen wie nach Hause kommen. Zwar arbeiten die Niederländer längst nicht mehr mit dem straffen Veröffentlichungsrhythmus ihrer Anfangstage – immerhin hat das neue Album „The Poison Chalice“ auch schon vier Jahre auf sich warten lassen. Doch letztlich kann man sich darauf verlassen, dass Maurice Swinkels und Co. immer noch feste draufhauen können. „Mit ihrem neuesten Wurf ist es LEGION OF THE DAMNED gelungen, sich nach zwei etwas generischeren Alben wieder frischen Wind in die Segel zu pusten und ein weiteres Mal zu beweisen, dass sie seit der Umbenennung von OCCULT zu ihrem jetzigen Bandnamen aus keinem Festivalbilling in diesem Sommer mehr wegzudenken sein sollten“, konstatiert Kollege Kleemann.

Durchschnittsnote: 7,0

3. ANGELUS APATRIDA – Aftermath

Die spanischen Thrasher ANGELUS APATRIDA haben nach dem recht melodischen, Groove-betonten Selbstbetitelten nun „Aftermath“ veröffentlicht. Der Titel bezeichne laut Band die Nachbeben in verschiedenen Lebenssituationen, was auch in den einzelnen Songs in unterschiedlichen Arten erforscht würde. In musikalischer Hinsicht kann man vor allem wieder technisch hochwertigen Thrash Metal erwarten, aber auch eine Fortführung der Entwicklung, die sich auf dem Selbstbetitelten abgezeichnet hat. Kollege Thorbrügge fasst zusammen: „Klar ist aber, dass das Quatett nach turbulenten Tagen nur einen Weg kennt: nach vorne“.

Durchschnittsnote: 7,25

2. HELLRIPPER – Warlocks Grim & Withered Hags

Der HELLRIPPER bläst wieder durch die schottischen Highlands. Für „Warlocks Grim & Withered Hags“ hat James McBain wieder den Ofen ordentlich angefeuert und entwickelt seinen Sound subtil aber bedeutend weiter. Das heißt, dass Fans von MIDNIGHT, TOXIC HOLOCAUST und Konsorten immer noch auf ihre Kosten kommen, „Warlocks Grim & Withered Hags“ aber dennoch ein paar Asse im Ärmel mit sich trägt – zum Beispiel einen epischen Titeltrack. Kollege Völkel fasst zusammen: „Die Wurzeln von HELLRIPPER werden zu jeder Sekunde respektiert, allein die Umsetzung zeigt mehr Tiefgang und Komplexität, ohne dabei ihre energiegeladene Räudigkeit einzubüßen“.

Durchschnittsnote: 7,333

1. KNIFE – Heaven Into Dust

Speed/Thrash steht weiterhin hoch im Kurs, besonders wenn dieser mit reichlich Black-Metal-Würze versehen daherkommt. Hier haben KNIFE mit „Heaven Into Dust“ mal wieder voll den Nerv der Zeit getroffen und liefern einen wunderbaren Thrash-Beitrag ab. „Zeichnete sich das Debütalbum dadurch aus, dass es mit seiner Kompromisslosigkeit, dem speziellen Achtziger-Vibe und gleichzeitiger Frische in erster Linie Spaß machte, geht das ambitionierte „Heaven Into Dust“ einen Schritt weiter“, schreibt Kollege Endres in seiner Besprechung zu „Heaven Into Dust“. Damit ist gemeint, dass KNIFE, ihre Klinge mit einem Mehr an klassischen Heavy-Metal- und Hard-Rock-Vibes geschärft haben und sich damit unbeirrt weiter durch ihren Sound säbeln. So darf Thrash anno 2023 (und hoffentlich auch 2024) klingen.

Durchschnittsnote: 7,75

21.12.2023
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