Unleashed
Aufgeben ist keine Option!

Interview

UNLEASHED spielen auf „Fire Upon Your Lands“ gekonnt ihre Stärken aus und bieten gleichzeitig einige erfrischende Details. Lebendig, hungrig und spielfreudig. Wir sprachen darüber im Interview mit Johnny Hedlund.

Cover Artwork von UNLEASHED – „Fire Upon Your Lands“

Ihr veröffentlicht gerade euer neues Album „Fire Upon Your Lands“. Wie aufregend ist es für euch überhaupt noch, ein neues Album herauszubringen? Jetzt, wo es fertig ist und bereit für die Veröffentlichung, wie fühlt ihr euch dabei?

Wir fühlen uns absolut großartig. Und natürlich sind wir sehr gespannt darauf, auf Tour zu gehen und zu sehen, was unsere Warriors über das neue Album denken. Sie sind definitiv die Richter. Aber wir sind innerhalb der Band sehr zufrieden mit dem Endergebnis und würden nichts daran ändern.

Es ist euer inzwischen fünfzehntes Album! Welcher Teil des kreativen Prozesses fühlt sich für dich noch schwierig an? Gibt es etwas, das dein Gefühl der Kontrolle als Songwriter noch immer bedroht, oder hat sich etwas in diesem Prozess verändert?

Ich muss sagen, eigentlich nichts. Wir machen das jetzt schon so lange, dass es, gelinde gesagt, ein sehr einfacher Prozess ist. Wir wissen, was uns gefällt, und wir wissen, wie lange die Aufnahmen dauern usw. Auch im kreativen Prozess zahlt es sich aus, dass wir uns schon so lange kennen. Es gibt nur noch wenige Überraschungen.

Das Cover-Artwork ist richtig gelungen. Bitte erzähle uns mehr über das visuelle Konzept dahinter! Wie eng arbeitet ihr mit dem Künstler zusammen, und wie wichtig ist euch persönlich die visuelle Seite eines Albums?

Vielen Dank! Es ist sehr wichtig. Das eigentliche Artwork ist ein Ereignis, das zwischen zwei Songs bzw. Texten auf dem Album stattfindet. Seltsamerweise also kein tatsächlicher Text, sondern etwas dazwischen. Die Handlung aus der Welt von Odalheim ist immer noch die Grundlage für unsere Texte, aber dieser Text reichte einfach nicht für einen ganzen Song. Wir haben dem Künstler Pär Olofsson das Skript gegeben und er hat uns das präsentiert. Dann haben wir ein paar kleine Anpassungen vorgenommen und schon war alles fertig. Es gefällt uns und es passt perfekt zum Skript.

Fünfzehn Alben, mehr als 35 Jahre mit UNLEASHED! Ihr habt über all die Jahre hinweg eure Qualität und Beständigkeit bewahrt. Wenn du auf diese Diskografie zurückblickst, was sind für dich die größten Meilensteine der Alben? Was sind deine Erinnerungen an deine persönlichen Höhepunkte?

Ich finde es ziemlich schwierig, das einfach so zu sagen. Wir hatten viele gute Zeiten und natürlich auch einige schwierige Momente auf unserem Weg. Das Internet hat die Dinge sozusagen in eine neue Richtung gelenkt, und ich würde sagen, dass wir damals neu überdenken mussten, wie die Dinge sein sollten, wie wir arbeiten sollten usw. Als Fredrik (Folkare, Gitarrist, Anmerk. d. Verf.) anfing, den Großteil der Musik zu machen, war das natürlich auch eine große Veränderung für uns. Aber wir haben unsere Wege mit Bedacht gewählt und sind immer noch hier, haha.

Ihr habt all diese Wut, Kraft und Intensität über Jahrzehnte hinweg am Leben erhalten. Kommen diese Gefühle immer noch aus derselben Quelle wie früher? Ist es „nur Musik“ – oder steckt etwas Tieferes, Persönlicheres dahinter?

Verdammt ja. Wir sind immer noch dieselben. Wir haben uns vor langer Zeit darauf geeinigt, wie UNLEASHED sein und klingen sollte. Wir haben uns darauf geeinigt, immer unseren Wurzeln treu zu bleiben, uns aber weiterzuentwickeln, ein paar neue Dinge auszuprobieren, ohne unseren Stil zu verlieren. Dynamischer zu werden und immer mehr unvergessliche Songs zu schreiben. Ich denke, das tun wir immer noch, und das wird auch so bleiben…

Der Inhalt der Texte hat sich nicht verändert, obwohl wir jetzt eine Geschichte aus meinem Buch erzählen. Aber wir sind immer noch stark von den Traditionen und Werten der Wikinger beeinflusst.

Ein neues Album von UNLEASHED anzuhören ist für mich wie ein Treffen mit einem alten Freund, mit dem man zusammen ein Bier trinkt und sich unterhält, dabei Neues erfährt und entdeckt, aber gleichzeitig weiß man, dass man sich schon lange gut kennt, verstehst du, was ich meine? UNLEASHED ist immer wiedererkennbar. Wie schafft ihr es, die Identität der Band zu bewahren und gleichzeitig frische Ideen für die Fans einzubringen?

Vielen Dank für diese Worte! Genauso möchten wir, dass die Leute ein neues UNLEASHED-Album wahrnehmen. Ein bisschen frischer und mit einigen neuen Elementen, aber immer noch UNLEASHED. Wir sprechen viel darüber, dass wir ein besseres Album als das vorherige schaffen wollen. So wird man immer besser. Es muss eine gewisse Entwicklung geben, zumindest genug, damit sich das neue Album frisch und einzigartig anfühlt. Und wenn es sich von anderen abheben soll, dann müssen die Songs noch besser sein als die vorherigen, was meiner Meinung nach nicht so einfach ist. Wir arbeiten sehr hart daran, dass dies der Fall ist.

Du hast eine ganze Mythologie um Odalheim herum aufgebaut. Wieviel von dir selbst steckt darin?

Haha, ich bin mir nicht sicher, was du meinst. Aber ich denke, vielleicht sind einige Dinge gleich. Ich und die Geschichte. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass die Geschichte eine Erzählung über die Zukunft ist. Eine Zeit, die noch kommen wird. Es gibt viele Dinge in der Handlung, die sich um die Traditionen und Werte der Wikinger drehen, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und daher ist es nur natürlich, dass die Songs zu dem passen, was wir in der Vergangenheit gemacht haben. Und zu dem, woran ich persönlich glaube, zum Beispiel.

Das neue Album „Fire Upon Your Lands“ setzt die Geschichte fort, die Jagd nach dem „White Christ“. Bitte gib uns einen tieferen Einblick in die Geschichte, die du mit dem neuen Album erzählst!

Die Geschichte setzt genau dort fort, wo sie auf „No Sign Of Life“ endete. Am Fuße des Berges Sinai und einer großen Schlacht gegen den Sohn des Weißen Christus. Der auf dem Gipfel des Berges verhört und getötet wurde. Die Reise geht dann weiter nach Norden und die Jagd nach „White Christ“ selbst geht weiter. Die Midgard Warriors durchleben viele Strapazen und Schrecken auf ihrem Weg, aber schließlich erreichen sie den Haifa Pier (Hafenstadt im Norden Israels, Anmerk. d. Verf.), wo ihre Kriegsschiffe darauf warten, sie nach Hause zu bringen. Das ist natürlich nicht so einfach. Aber nach Jahren dieser Kampagne sind sie kriegsmüde und sehr bereit, wieder nach Svithiod (Svitjod, altnordischer Name für das Volk der Svear sowie deren Land in Ostschweden, Anmerk. d. Verf.) zurückzukehren. Viele Freunde und Krieger sind auf dem Weg gestorben.

Viele der Texte haben eine tiefere Bedeutung, die man wahrscheinlich auf den eigenen Alltag übertragen kann. Krieg wird immer wieder kommen, egal ob er mit Waffen oder etwas Anderem in deinem gegenwärtigen Leben geführt werden muss. Schwierigkeiten und Kämpfe werden auf dich zukommen. Das ist sicher. Du solltest dich besser darauf vorbereiten und dich ihnen stellen und sie bekämpfen. Aufgeben ist keine Option!

Hat die aktuelle Weltlage Einfluss auf die Texte oder wirkt sie sich auf dich aus, während du kreativ für UNLEASHED arbeitest?

Überhaupt nicht. Die Welt von Odalheim ist eine Geschichte über die Zukunft. Deshalb kommen dort beispielsweise moderne Waffen vor. Es geht um eine Zeit, die noch bevorsteht. Alle möglichen Namen usw., die so klingen, als würden sie sich auf Ereignisse von heute beziehen, sind reiner Zufall.

Braucht Death Metal noch Mythologie, um sich über den modernen Nihilismus zu erheben, oder sprechen die Riffs für sich selbst?

Ich habe nie Nihilismus im Death Metal gesehen. Jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne. Wenn man fest an etwas glaubt, widerspricht das irgendwie dem Nihilismus, und deshalb denke ich, dass wir sehr positive Menschen sind, haha.

Wie auch immer, die Geschichte von Leben und Tod ist eben genau das: eine Geschichte. Die Musik dazu muss sowohl zum Leben als auch zum Tod passen. Und genau das macht Death Metal: Er repräsentiert die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Rebellion gegen alles, was falsch und ungerecht ist. Ich kann es nicht anders sehen, wenn wir wirklich tief in die Materie eintauchen. Das bedeutet, dass auch die Musik eine Geschichte ist. Sie hat etwas zu erzählen, etwas, das im Laufe der Zeit erzählt werden muss, etwas, das entfesselt werden muss. So geht es uns allen besser.

Was hält das Feuer am Brennen? Was hält dich hungrig?

Der Kampf um Leben und Tod ist real. Und du weißt das, weil du dich an nichts vor deiner Geburt erinnern kannst. Und du wirst tatsächlich nach einer Weile sterben. Darüber scheint es keine große Debatte zu geben. Um das Feuer am Brennen zu halten, musst du dich darauf vorbereiten, zu sehen, was du tun kannst, um zu helfen. Finde etwas Wertvolles im Leben, das zumindest die Schwierigkeiten und Schrecken aufhält, die unweigerlich auf dich zukommen werden. Und gegen diejenigen, die dir am Herzen liegen. Sei der Held, der du sein kannst! Ich glaube, meine Aufgabe war es immer, denen Mut zu machen, die ihn brauchen. Mut in schwierigen Zeiten. Vielleicht ist es das, was mich morgens aufstehen lässt. Vielleicht steckt noch mehr dahinter, aber zumindest das weiß ich.

Wie misst du heute Authentizität? Kommt sie immer noch aus derselben Quelle wie in den frühen Neunzigern, oder ist es etwas ganz Anderes?

Man muss es wohl fühlen. Irgendwie spüren. Aber vielleicht ist es wie mit so vielem anderen auch: Heutzutage lässt man sich leicht täuschen. Und das in vielen Bereichen des Lebens. Die Anzahl der Aspekte, die eine Sache für dich interessant machen, ist ziemlich verrückt. Aber ich würde sagen, dass es sich insgesamt nicht viel von vor 30 Jahren unterscheidet. Aber das kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Was sich unterscheidet, ist die große Anzahl von Dingen, die man heutzutage messen muss, im Vergleich zu beispielsweise den 80er Jahren. Damals schien es einfacher zu sein… und das war es wahrscheinlich auch.

Unglaublich, dass eure Besetzung seit 30 Jahren unverändert geblieben ist! Was ist das Geheimnis dieser langjährigen Zusammenarbeit und Loyalität unter den Bandmitgliedern?

Man muss gute Freunde sein. Man muss der Aufgabe treu bleiben, sich frühzeitig darüber einigen, worum es in der Band gehen soll und wie sie klingen soll. Man kann andere Musikstile spielen, aber nicht in UNLEASHED. Und die Bandmitglieder müssen mit allem helfen, was sie können, um die Band voranzubringen. Auf diese Weise wird niemand zum alleinigen König der Band, und die Dinge werden tatsächlich erledigt.

Du hast die gesamte Entwicklung des Death Metals hautnah miterlebt. In den 1980er Jahren hast du Kassetten getauscht, als Teenager hast du eine Band gegründet und in alten Proberäumen geprobt – und damals mussten Alben noch ohne Internet beworben werden. Heutzutage schicken sich die Leute Musikdateien hin und her, um neue Songs zu schreiben, und sie streamen Alben, wann und wo immer sie wollen. Wie siehst du diese Entwicklung des Death Metals und der Musik im Allgemeinen?

Wie du schon sagst, es ist schön, damals dabei gewesen zu sein. Ich mag die neue Zeit aber immer noch lieber, es ist schlicht viel einfacher. Aber natürlich feiere ich heutzutage nicht mehr so wild, wenn ich im Proberaum bin, haha… Ich erledige meine Arbeit und mache dann mit dem nächsten Punkt auf dem Plan weiter. Aber wir sind ja auch keine Teenager mehr, also ist das ganz normal. Rückblickend denke ich, dass es eine gute Schule war, all das gemacht zu haben. Schöne Erinnerungen. Aber ich finde es auch ganz gut, dass ich nicht mehr stundenlang zum Proberaum fahren muss. Die Promotion ist heute vielleicht einfacher, aber ich denke immer noch, dass Live-Auftritte das Beste für eine Band sind, und daran wird sich wohl auch nichts ändern.

Was habt ihr für die nächste Zukunft von UNLEASHED geplant?

Wir werden jetzt und im kommenden Jahr so viele Shows und Festivals wie möglich spielen. Dann werden wir sehen, aber ich freue mich schon sehr darauf! Hoffentlich sehen wir uns auf Tour.

Hail Odin!