Helloween
Interview mit Dani Löble über "7 Sinners"
Interview
Für ihr Jubiläums-Album mussten HELLOWEEN zu Beginn dieses Jahres heftige Kritik einstecken, unter anderem, dass HELLOWEEN im Jahre 2010 nicht mehr für Metal stehen würden. Ein harter Schlag, doch schon wenige Monate später wirft der Fünfer eine neue Scheibe auf den Markt und auf „7 Sinners“ präsentieren sich die Hamburger härter, schneller und aggressiver denje. Drummer Dani Löble hat mit uns über diese Entwicklung gesprochen und natürlich alles wissenswerte über das neue Album erzählt.
Grüß dich! Alles klar bei dir?
Ich bin ein wenig müde und ausgepowert vom vielen Reden und wir bereiten auch schon die Tour vor. Dabei habe ich mich noch gar nicht richtig von den Aufnahmen von “7 Sinners” erholt, also fühle ich mich heute etwas schwach. Aber ich glaube, das Wochenende hat auch seinen Teil dazu beigetragen, ich bin heute morgen ehrlich gesagt erst nach Hause gekommen, ein Freund hat geheiratet.
Auch das muss mal sein!
Ja, ich nehme das noch mit so lange ich kann, weil wir auf Tour leider nicht wirklich feiern und Alkohol trinken können bis der Arzt kommt. Aber ich sollte besser sagen: Gott sei Dank!
Alles Gute zum Release eures neuen Albums “7 Sinners”. Wie fühlt ihr euch damit? Seid ihr zufrieden oder würdet ihr im Nachhinein noch Dinge ändern wollen?
Zufrieden? Absolut gar nicht. Wir sind total happy damit! Zufrieden wäre der Arbeit und der Mühe und der Kreativität, die wir geopfert haben, nicht angemessen. Wir habe uns vorgenommen, solche ein Album zu machen, aber dass es schlussendlich doch so geworden ist, wie wir es wollten, da sind wir selbst verblüfft. Erfahrungsgemäß hat man ein Konzept im Kopf und dass zu erreichen, ist kaum möglich. Dass man aber dann mitten ins Ziel und sogar darüber hinaus schießt, damit konnten wir echt nicht rechnen.
Wow, es gibt absolut nichts, was ihr noch ändern würdet?
Also ich persönlich habe keinen Grund zu meckern, es ist einfach nur so geil, wie es ist! Und wir hätten es einfach nicht besser machen können.
Seid ihr vor dem Release eines neuen Albums eigentlich noch aufgeregt oder nervös? Oder ist das inzwischen Routine geworden?
Routine nicht. Du weißt zwar, was auf dich zukommt, du erlebst es nicht mehr zum ersten Mal und bist somit etwas abgeklärter, aber die Neugierde ist natürlich immer wieder da, wie die Arbeit bei den Fans ankommt, auch wenn es keine hysterische Nervosität ist. Allerdings kommen wir auch gar nicht dazu, uns wirklich Gedanken zu machen, da wir alle in die Promo- und Vorbereitungsarbeiten involviert sind, sodass es schwer ist, mal einen klaren Kopf zu haben und wirklich die Zeit zu investieren, darüber nachzudenken, was du abgeliefert hast. Das kommt wahrscheinlich erst während der Tour.
Du sagst gerade schon, dass ihr neugierig auf die Reaktionen auf das Album seid. Welches Feedback habt ihr denn von Fans, Label, Presse oder dem persönlichen Umfeld bisher schon auf das Album bekommen?
Also unser persönliches Umfeld hat das Album teilweise noch gar nicht gehört. Wir selbst haben nur ein paar Files aus dem Studio, die Presse ist aber schon bemustert worden und da waren die Reaktionen sehr positiv überschwänglich im Vergleich zu denen auf die letzten Alben. Das fühlt sich natürlich großartig an, ich glaube, wir haben den Zahn der Fans diesmal wirklich genau getroffen.
Dann unterhalten wir uns doch mal ein wenig über das Album. Was hat es denn mit dem Albumtitel auf sich? Ihr widmet euch auf “7 Sinners” den sieben Todsünden, aber das Album heißt nicht “7 Sins”. Wer sind also die 7 Sünder, ihr seid meines Wissens schließlich nur zu fünft? 😉
Ja, aber wir dachten, wir nehmen einfach noch unser Maskottchen, unseren Kürbis, und unseren Keeper dazu! Dann wären wir wieder zu siebt und die beiden kommen natürlich auch wieder auf dem Album vor. Und das Thema 7 kann man einfach dermaßen ausschlachten. Weiki und Andi befassen sich sehr viel mit Mythologie und Weiki kam irgendwann mit dem Cover mit dem siebenzackigen Stern an, der eigentlich ein Elfenstern ist und also eine positive Bedeutung hat, und wir haben es versucht, so zu verbinden, dass dieser Stern gegen Sünder kämpft. Der mythologische Hintergrund besagt, dass auf der Erde verstreut sieben Sünder waren, die im Namen des Bösen agierten und nur dieser Stern gegen dieses Böse ankämpfen kann. Jeder Zacke hat dabei eine spezielle Power. Diese Geschichte haben wir aufgegriffen und wir fanden es einfach sehr passend. Eigentlich hat sich alles gut zusammen gefügt, die Geschichte, das Cover, der Sound.
Ja, für das Cover wollte ich euch sowieso noch mein Kompliment aussprechen. Es ist relativ simpel gehalten, aber meiner Meinung nach dennoch effektiv und ausdrucksstark.
Meiner Meinung nach ist ein Cover einfach eine Verpackung für die enthaltene Musik. Und dieses Mal wollten wir ein hartes, schnelles, frisches Album machen und zu unseren Wurzeln zurück gehen. Das ist uns ja offensichtlich gelungen, aber wie packst du einen solchen Sound irgendwo rein? Wie gewohnt mit orangefarbenen Kürbisköpfen und happy happy Helloween? Dann hätten wir den Stil wohl verfehlt und es kam dann die Idee auf, zu einem solchen Gemetzel-Sound auch ein Metzel-Cover zu machen. Der Film SAW hat uns natürlich enorm inspiriert, daher die Klingen, der Schriftzug und auch die graue Farbgebung. Es unterstreicht einfach optimal den Sound, es ist sehr stimmig und fühlt sich richtig an. Darauf haben wir auch nur gute Reaktionen bekommen.
Ok, dann würde ich gerne nochmal detaillierter auf die Thematik eingehen. Die Zahl 7 scheint euch besonders zu faszinieren, schließlich ist “7 Sinners” nicht das erst Album, das mit dieser Zahl in Verbindung steht. Welches Geheimnis birgt die 7 für euch?
Gib mal die 7 ein bei Wikipedia, das ist so ein weitreichendes Thema! Sieben Todsünden, sieben Sünder… Andi und Weiki sind sowieso Fans solcher Mythen und wenn du einmal ein solches Image hast, verfolgst du es auch. Also ist es mittlerweile auch einfach eine Image-Sache und zudem ein großes, ausschlachtbares Thema, an dem wir noch immer Spaß haben. Es ist eine sehr kreative Zahl, die uns immer wieder neu beflügelt, etwas mit ihr anzufangen.
Inwiefern genau habt ihr diese Zahl und die Geschichte auf dem Album aufgegriffen? Wie fließen sie in die Songtexte ein?
Prinzipiell ist es kein Konzept-Album, das sich nur um die sieben Sünden oder Sünder dreht. Es gibt bei uns vier verschiedene Songwriter, also gibt es auch vier Schreiber von Texten und jeder befasst sich ein wenig mehr mit seinem eigenen Thema. Sascha verarbeitet Persönliches, Markus allgegenwärtige Themen der Menschheit, Weiki schreibt fantasievolle oder sozialkritische Texte wie auch Andi. Wenn man möchte, kann man die Verbindung zum Titel in jedem Songtext finden und eine Geschichte dazu spinnen, aber prinzipiell ergeben die Charaktere der Songwriter die Texte.
Ok, dann schauen wir uns mal ein wenig die Musik an. “7 Sinners” ist ein für eure Verhältnisse hartes und schnelles Album. Habt ihr euch bewusst dafür entschieden, eine heftigere Schiene zu fahren oder verlief dieser Prozess ganz automatisch?
Ein oder zwei Songs gibt es schon sehr lange. Andi hat mir bereits auf der letzten Tour einige Ideen gezeigt und da war mir schon klar, dass es insgesamt härter wird. Das war auch das, was wir alle wollten, keine Ahnung, warum. Es ist einfach Musik und die basiert auf Gefühlen, die man wiederum nur schwer mit Worten erfassen kann. Wir haben einfach gefühlt, dass wir nochmal an Härtegrad zulegen wollten und vielleicht hat auch die Kritik der Metal-Fans an unserem letzten Album “Unarmed” – was übrigens immer noch ein geiles Album ist, da gibt es nichts zu entschuldigen, sonst hätten wir es nicht gemacht – mit hinein gespielt.
Trotz des extremeren Einschlages dieser Platte habt ihr euch dafür entschieden, die Instrumente auf den Kammerton von 432 Hz zu stimmen, üblich sind 440 Hz. Diese niedrigere Frequenz strahlt Musikwissenschaftlern zufolge eine beruhigende Wirkung aus, die ihr der Hektik und Unruhe des Speed Metals entgegen stellen wolltet. Warum schreibt ihr erst ein vergleichsweise extremes Album, um ihm dann auf diesem Wege wieder einen Hauch der Aggression zu nehmen?
Diese Frequenz soll eigentlich nicht beruhigen oder entspannen. Das Universum schwingt auf 8Hz und 432 ist eine Vielzahl von 8. Die Musik hingegen ist normalerweise auf 440 Hz gestimmt, also gäbe es eine Dissonanz zum Universum. Die wollten wir der Musik einfach nehmen und somit sind wir jetzt im Einklang mit dem Universum. Wir wollten das einfach ausprobieren, nachdem Sascha mit dieser Idee ankam. Er befasst sich intensiv mit solchen Schwingungslehren und z.B. der Ommm-Ton der asiatischen Mönche ist exakt in dieser Frequenz, aber es gibt so viele Beispiele. Nur die Menschheit selbst hat sich eine Schwingung gesucht, die nicht damit im Einklang steht, das ist sehr philosophisch eigentlich. Man hört den Unterschied kaum, man fühlt es eigentlich eher. Viele werden es wahrscheinlich gar nicht bemerken, aber wir sind gespannt.
Kommen wir doch mal zu den einzelnen Songs. Welches ist euer Favorit? Bedeutet ein Song euch vielleicht inhaltlich besonders viel oder enthält ein Stück musikalische Besonderheiten?
Natürlich. Die Single-Auskopplung “Are You Metal?” ist ein schweres, taffes Statement und eine Ankündigung, was der Fan von diesem Album erwarten kann. Wir haben die Herangehensweise an das Album und dessen Intuition unterstrichen und wir sind auf jeden Fall Metal, die Frage geht an euch da draußen. Somit sticht der Song auf jeden Fall heraus. Am Anfang war ich dem Track gegenüber sehr skeptisch, weil er sehr einfach aufgebaut ist, aber im Studio bekommen die Songs jeden Tag ein anderes Gesicht und du siehst, wie ein Baby zu einem erwachsenen Song heran wächst. Und wenn ich mir “Are You Metal?” jetzt anhöre, finde ich ihn einfach nur geil und wir werden ihn definitiv auch live spielen. Er steht definitiv für HELLOWEEN 2010.
Das eher ernste, fast etwas triste “Who Is Mr. Madman?” sticht meiner Meinung nach auch besonders aus der Gesamtheit des Albums hervor. So knüpft es inhaltlich an das Stück “Perfect Gentleman” von 1994, wieso habt ihr diese Geschichte weiter erzählen wollen?
Sascha hatte die Idee, er wollte den Song “Perfect Gentleman” wieder aufgreifen, weil irgendwann die Frage im Raum stand, was eigentlich aus diesem Mann geworden ist. Er hat die Geschichte dann weiter gesponnen, was aus einem solchen Partyanimal, so einem Angeber, Aufschneider werden könnte, wenn er sein Leben so weiter lebt in seiner selbst aufgebauten Welt, die es gar nicht gibt. Eigentlich ist es ein lustiges Thema, diese Fantasie weiter zu spinnen, aber du kommst an einen Punkt, an dem die Sache ernst wird. 15 Jahre später findest du diesen Gentleman dann in einer psychiatrischen Anstalt und die Frage ist, wie er erst da hin kam. Wenn du dir eine Welt aufbaust und die Realität verlierst, dann kommst du mit deiner Umwelt nicht mehr klar, dann kommen Medikamente, du fragst dich, ob du verrückt bist oder die Medikamente das verursachen oder der Zwang in einer solchen Klinik. Wer bin ich eigentlich? Darum geht es in diesem Song. Wo man enden kann, wenn man ein solches Leben lebt. Das regt auf jeden Fall zum Denken an.
Und genau das kommt in dem Song perfekt zur Geltung. Und das fasziniert mich auch so besonders an diesem Stück, auch im Kontext des Albums betrachtet – direkt nach der straighten Power-Hymne “Are You Metal?”.
Musikalisch passen die Songs perfekt zueinander, “Who Is Mr. Madman?” führt “Are You Metal?” eigentlich weiter. Mit dem krassen inhaltlichen Wechsel wollten wir aber nichts besonderes ausdrücken.
Das Intro zum Song wurde von Biff Byford (SAXON) gesprochen, der schon häufiger bei euren Alben mitgewirkt hat. Ich nehme an, er ist ein guter Freund von euch und es war klar, dass er auch bei diesem Album mitmachen würde?
Klar nicht, aber wenn du solche Leute kennst und es ein solches Intro gibt, dann willst du es natürlich bestmöglich machen und da passt jemand, der mit der Sprache aufgewachsen ist. Und Biff hat ein besonderes Talent, diese Sprache umzusetzen und wir ihn auch noch gut kennen, war es nahe liegend, ihn wieder einzuladen. Und er macht es einfach richtig geil. Eigentlich müsste er Geschichtenerzähler sein, haha.
Ihr habt vor kurzem ein Video zum Song “Are You Metal?” gedreht und dazu Fans eingeladen, mitzumachen. Wie kamt ihr auf die Idee, auf diese Art ein Video zu gestalten? Und wie lief der Dreh im Endeffekt ab? Wie habt ihr die Fans integriert?
Die Idee hat sich durch das Drehbuch ergeben. Und bei dieser Wahnsinns-Blastbeat-Stelle kann man einfach keine Geschichte mehr erzählen, da muss man ein Konzert draus machen und eine Live-Sequenz mit einbasteln. Also holt man sich Fans und das sollten natürlich nicht irgendwelche Leute von der Straße sein. Wir haben einen Fanclub und haben dort gefragt, Ausschreibungen gemacht. Dann gab es wohl ein Casting und ca. 30 bis 40 Leute wurden eingeladen und kamen dann am nächsten Tag. Dort konnten sie mal sehen, wie so ein Videodreh abläuft, mit uns rumhängen, quatschen und ein paar Bierchen trinken. Und sie durften natürlich als erste den neuen Song “Are You Metal?” hören, was für Fans schon eine tolle Geschichte ist. Es war einfach abgefahren, zu sehen, wie die Leute alles gegeben haben, obwohl es über Stunden ging. Ich glaube, am nächsten Tag hatte jeder ziemliche Nackenschmerzen. Also diese 30 bis 40 sind auch schon mal bestens für die Tour gewappnet!
Das Video wurde vor kurzem veröffentlicht und die Assoziation zu den SAW-Filmen ist mir sofort in den Sinn gekommen. Liege ich damit richtig? Wie kamt ihr darauf, das Video in diesem Stil zu machen und im Video eine ähnliche Geschichte zu erzählen?
Das meiste kam vom Regisseur. Wir haben ihm natürlich gewisse Vorgaben gemacht, auch, dass wir unbedingt eine Verbindung zu diesem Film ziehen wollten und dass unser Stern darin vorkommen soll. Er hat das dann super verarbeitet. Die Story mit den drei Mädels mit den komischen Gerätschaften am Kopf und dass man den Stern holen muss, um befreit zu werden, das unterstützt einfach den Song optimal.
Warum inspirieren euch gerade diese Filme eigentlich so sehr?
Ach, diese Filme kennt ja eigentlich jeder. Und irgendjemand hat bei einem Meeting, als es um die Frage ging, wie wir die Brutalität und Härte des neuen Materials am besten verpacken, diesen Titel in den Raum geworfen und auf einmal waren alle so angeregt in ihrer Kreativität und dieser Film hat die Gesamtheit des neuen Albums einfach abgerundet, das Feeling hat einfach gestimmt. Es hat sich so super gut eingebettet in den neuen HELLOWEEN-Sound, das war eine kreative Brücke zur Vollendung der ganzen Sache, das Tüpfelchen auf dem i!
Im November geht ihr auf eine ausgedehnte Welt-Tour gemeinsam mit STRATOVARIUS. Freut ihr euch schon darauf oder ist das Tourleben inzwischen regelrecht Gewohnheit geworden?
Sowohl als auch. Natürlich freuen wir uns, wir waren zwei Jahre nicht auf Tour und des Musikers Brot ist nun mal die Magie auf der Bühne, das ist wie eine Droge, nach der man süchtig ist. Natürlich wollen wir die Welt sehen und man kennt zwar schon viele Hallen und weißt, was einen erwartet, aber es gibt immer wieder neue Erlebnisse. Wir sind zwar nicht mehr so nervös, man hat eine gewisse Routine, das braucht man auch auf einem solchen Level, aber alles in allem freuen wir uns total und platzen natürlich vor Neugierde. Und die Jungs von STRATOVARIUS kennen wir, wir sind zwar nicht die dicksten Kumpels, aber nachdem wir auf der letzten Tour Kai mit seiner Kombo (Anm. d. Verf.: Kai Hansen, GAMMA RAY) dabei hatten, die uns rund um den Globus begleitet haben, sind diesmal eben STRATOVARIUS dabei. Sie passen musikalisch zu uns, sind auch Speed Metal, aber auf ihre eigene Weise. Somit gibt es eine Verbindung zwischen den Bands, aber es wird kein monotoner Abend, wo eine Band klingt wie die andere.
Jetzt mal ehrlich, über 25 Jahre Bandbestehen, 13 Studioalben, jede Menge Touren und Festival-Shows, unzählige Fans rund um den Globus, Millionen verkaufter Platten,… Gibt es überhaupt noch irgendwas, das ihr mit HELLOWEEN erreichen wollt? Oder seht ihr euch auf dem Gipfel eures Schaffens und habt ihr all eure Ziele erfüllt?
Ich persönlich habe natürlich viele meiner Träume erfüllt, aber das geile ist, es gibt immer irgendwelche Sachen, die man noch haben möchte. Das wichtigste davon ist nichts, was man erreichen müsste, sondern dass man diesen Traum einfach weiter leben darf und kann. Und wir schätzen sehr, dass es Fans gibt, die lieben, was wir lieben zu tun. Ja, wir haben viel erreicht, und wir haben schon vieles abgehakt, was man sich wünschen kann, aber man möchte einfach nicht, dass das aufhört. Man möchte vieles immer wieder haben und erleben, also ist das unser Ziel – nicht aufzuhören und immer wieder zu sehen, ob wir es noch können. Außerdem ist es mit der Zeit wahnsinnig interessant, Vergleiche anzustellen – wie war es früher und was ist jetzt anders.
Daran kann ich gleich anknüpfen. Ihr seid alle schon viele Jahre in der Metal-Szene unterwegs wie denkt ihr, dass diese sich im Laufe der Zeit verändert hat? Wie war es denn eigentlich früher und was hat euch daran gefallen? Und was ist heute anders? Vermisst ihr vielleicht gewisse Dinge?
Ja, klar! Wir vermissen die Verkaufszahlen! Früher fing man als kleines Kind an, Musik zu machen und arbeitet mit seinen Kumpels darauf hin, mal auf der Bühne zu stehen und dass dich Leute toll finden. Und dieser Hype, durch die Welt zu reisen und Platten aufzunehmen, und die Resonanz beflügeln dich und versetzen dich in Trance. Dieser Fanatismus ist zwar heute noch da und auch noch stark, aber die Menschen sind nicht mehr neu-euphorisch, sondern routiniert-euphorisch, wenn ich es formulieren müsste.
Was sich auch verändert hat, ist natürlich die Plattenindustrie. Es gibt heutzutage kaum noch Plattenläden, bald wird man gar keine Platten mehr im Laden kaufen können, so wie es früher üblich war. Heute hat man höchstens noch die großen Märkte. Die Plattenverkäufe sind bedingt durch die Download-Piraterie natürlich auch rückläufig, was ein riesiger Einschnitt in die Musik-Industrie ist. Man muss inzwischen einfach Angst um seine Zukunft haben und sich als Band neue Wege suchen, um davon leben zu können, was eine ziemliche Herausforderung ist.
Was allerdings richtig negativ ist, ist, dass die jungen Leute einfach keinen Bock mehr haben, eine Platte wirklich zu kaufen. Für die ist Musik wie ein Burger von McDonalds, es ist selbstverständlich, dass du ihn kriegst. Aber niemand ist bereit, für Musik zu zahlen und das ist richtig schade. Die Wertschätzung deiner Arbeit wird im Großen und Ganzen viel geringer.
Ok, das war’s von meiner Seite. Ich bedanke mich recht herzlich für das Interview, es hat mich sehr gefreut!
Mich auch, ebenfalls vielen Dank.
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