Alcest
live im Haus 11, Stuttgart und in der Werkstatt Köln
Konzertbericht
08.04. Stuttgart, Haus 11
Und wieder einmal war es an der Zeit, atmosphärischer, mitreißender Musik zu frönen. Keine Frage, die Metal Nights sind ein etablierter, enorm wichtiger Bestandteil der schwäbischen Metalszene geworden, schaffen es die Macher doch immer wieder, ausgefallene Konzerte in und um Stuttgart zu veranstalten. Dies gelang auch wieder an diesem Abend. Neben dem sich auf Tour befindenden Headliner ALCEST wurden zusätzlich noch AHAB, ZATOKREV und WIGHT verpflichtet, was einen bunt gemischten Abend versprach und gleichzeitig für den besonderen Geschmack und ein glückliches Händchen bei der Band-Auswahl der Veranstalter spricht. ALCEST spielten auf dieser Tour stets mit unterschiedlichen Gästen, ein Teil der Tour teilten sie sich dabei mit den Labelkollegen von DORNENREICH, wie in Köln von meinem Kollegen Christoph beschrieben. (Markus Endres)
15.04. Köln, Werkstatt
Schon zum vom Veranstalter angegebenen Einlasszeitpunkt um 18:30 Uhr hatte sich an diesem angenehm milden Freitagabend vor der Werkstatt in Köln-Ehrenfeld eine beachtliche Menschentraube gebildet, die langsam ins Innere drängte. Dort waren FARSOT aber offenbar überpünktlich an den Start gegangen, spielten schon, während ein Großteil der Menge noch draußen in der Schlange ausharren musste. Die wenigen Stücke, die man noch zu sehen bekam, machte die Thüringer Black-Metal-Formation mit Ausnahme des deplatziert wirkenden, gar nicht mitgehenden Bassisten einen engagierten Eindruck, der vom Publikum auch gewürdigt wurde. Material vom kommenden Album „Insects“ war offenbar auch gespielt worden, der Sound dabei wie bei allen folgenden Bands sehr klar und so nah an der Perfektion, wie man es bei Konzerten selten erlebt. (Christoph Meul)
WIGHT, Stuttgart
Von WIGHT hatte ich bisher noch nichts gehört, so stand ich gegen 20 Uhr ziemlich erwartungslos vor der Bühne. Der Konzertbeginn zog sich noch etwas in die Länge, in der Zwischenzeit konnte man sich aber mit Patchouli ordnungsgemäß einräuchern lassen, hatten doch die Herren einige Räucherstäbchen am Start, die für ordentlich „Geruch“ sorgten. Als dann WIGHT aber endlich loslegten, war es an der Zeit, sich musikalisch berauschen zu lassen. Mit ihrem 70er-Jahre Stoner/Psychedelic Rock bzw. Doom Metal der mitreißenden Art, irgendwo zwischen BLACK SABBATH, KYUSS und REVEREND BIZARRE gelegen, hatte das Trio keine Probleme, den ca. 100 Anwesenden gleich mal ordentlich einzuheizen. Kein Wunder, wie die Jungs nach vorne rockten, die einzelnen Teile hypnotisch immer wieder wiederholten und dabei jede einzelne Note zelebrierten. Aber nicht nur das, irgendwie wirkte auch das Auftreten verdammt cool, ich meine ein ständig bangender und posender Bassist mit Sonnenbrille hat schon was. Wenn er dann auch noch bei „Hammer Boogie“ im Mittelteil den Bass mit einem Saxophon wechselt und ganz locker ein Soli runter zockt, dann sorgt das nicht nur für Überraschung sondern auch für freudige Erregung im Publikum, wie die ständigen „Saxophon“-Rufe im Laufe des Abends noch zeigen sollten. Weiteres Highlight war das überlange, mit Zeitlupen-Schwelgereien nicht geizende „All Beyond The Piend Of Being“ mit massig Wah-Wah-Einsatz. Schöne Vorstellung, was sich auch an den stetig steigernden Publikumsreaktionen zeigte. (Markus Endres)
URFAUST, Köln
Was sich bei der ersten Gruppe bereits abgezeichnet hatte, wurde dann bei URFAUST Gewissheit, als mit einigen Nachzüglern die überwiegende Mehrheit der Besucher Einlass erhalten hatte: die Werkstatt war völlig überfüllt. An ein Durchkommen von hinten nach vorne war gar nicht zu denken, die Erfrischung versprechende Theke nur unter schwerstem Ellbogeneinsatz zu erreichen – die Leute mussten teilweise im Gang zur eigentlichen (kleinen) Konzerthalle stehen. Die daraus resultierende heiße, klebrige Luft weckte den Wunsch nach Badehose und kühlendem Freibadwasser. Unter den Umständen kann man es schon als gnädig bezeichnen, dass das URFAUST-Duo die Anwesenden nach einem überzeugenden, aber kurzen, sich auf das Material der ersten beiden Alben und diverser Split-EPs konzentrierendem Ritual von gefühlt nur rund 30 Minuten Länge zum Luftholen und Erfrischen vor der nächsten Band nach draußen in die Abenddämmerung entließen – wo es am Merchandise-Stand das obligatorische Konzert-Shirt zu erwerben gab. (Christoph Meul)
Setlist URFAUST:
- Die kalte Teufelsfaust
- Auszug aller tödlich seinen Kräfte
- Dämmert, gelähmt und mit scheinbar erloschenem Geist
- Unter Töchtern der Wüste
- Gespinnst des Verderbens
- Ragnarök Mystiker
ZATOKREV, Stuttgart
ZATOKREV aus der Schweiz hatten danach einen schweren Stand, die gute Stimmung oben zu halten. Ihr wuchtiger, depressiver, atmosphärisch zwar recht dichter, aber eben auch sehr monotoner, verstörender und schräger Sound, war nach den eher Lebensfreude ausstrahlenden WIGHT erst einmal eine harte Nummer. Zudem ließen sich im Konzert die feinen harmonischen Details in den Gitarren nicht immer heraushören. Mir persönlich gefiel die Musik ganz gut, was aber auf Dauer sehr anstrengend wirkte war der stetig gleichförmige Schreigesang von Gitarrist und Sänger Frederyk Rotter, der jegliche Nuancen und Variierungen vermissen ließ. Das war mir dann doch zu eindimensional und langweilig. Zudem gab es keine Ansagen, keine wirkliche Interaktion mit dem Publikum, keine besondere Performance, was den Auftritt von ZATOKREV doch zu einer eher schwer verdaulichen Angelegenheit machte. Dieser Meinung war allerdings wohl nicht alle, gerade im vorderen Teil des Haus 11 bewegten sich doch einige Leute zu den Tönen und schienen sich dafür auch wirklich zu begeistern. Die Geschmäcker sind halt glücklicherweise doch verschieden. (Markus Endres).
AHAB, Stuttgart
Es ist gerade einmal ein halbes Jahr her, als AHAB das letzte Mal in Stuttgart weilten, dieses tolle Konzert ist mir noch gut in Erinnerung geblieben, ebenso die überwältigenden Reaktionen seitens der Fans. Inzwischen sind im Haus 11 etwa 150 Leute versammelt, sträflich wenig für solch eine tolle Band-Konstellation und das auch noch an einem Freitagabend, aber so ist das eben. Mit reichlich Verspätung betraten Kapitän AHAB bzw. Daniel Droste und seine Mannschaft gegen 22.30 Uhr (geplant 21.55 Uhr) die Planken, um langsam Fahrt aufzunehmen. Man merkte sehr schnell, dass nicht wenige Besucher wegen AHAB gekommen waren, denn von Anfang an waren die Publikumsreaktionen euphorisch – und das bei derart stockfinsterem, bedrohlich-apokalyptischem Funeral Doom Metal! Dabei fiel immer wieder auf, wie wuchtig treibend das Ganze doch ist, was sich vor allem auch an der wilden, präzisen Schlagzeugarbeit mit viel Doublebass manifestierte. Die dezenten elegischen Moll-Harmonien waren dennoch jederzeit gut hörbar. Sänger/Gitarrist Daniel konzentrierte sich hauptsächlich auf seine Riffs und die ultratiefen Growls, auf Ansagen wurde meist verzichtet. Der Auftritt von AHAB wurde handwerklich absolut souverän dargebracht, und vom Publikum stark abgefeiert. (Markus Endres)
Setlist AHAB:
- The Divinity Of Oceans
- Old Thunder
- O Father Sea
- Redemption Lost
- Nickerson’s Theme
- The Hunt
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