Braincrusher In Hell 2025
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Während Olli heute etwas länger Matratzenhorchdienst betreibt, machen sich Marcel und Patrick schon einmal mit dem hauseigenen Braincrusher-Bier wieder fit und sind beim Auftakt des zweiten Tages bereits vor der Halle. Das Wetter ist wieder frühlingshaft und macht es vielen Besucher:innen nicht leicht, in die dunkle Halle zu treten um die ersten Bands zu sehen.
Nach einer wie gewohnt langen und erfolgreichen Nacht in der Bar der Hirschaider Jahnhalle, markieren die Niederländer LUCIFERICON unseren Tagesstart in den Samstag. Die Beine und das Gemüt wollen eigentlich noch nicht so richtig, doch das Quartett entpuppt sich als Wachmacher, der sich gewaschen hat. Selten hatte eine Band um diese Uhrzeit den eigenen Sound dermaßen stark im Griff wie dieser Vierer. Die an MORBID ANGEL erinnernden Riffs zerfasern die Publikumsreihen, was sich schnell bis in den Hof der Halle herumspricht und für passablen Besuch sorgt. Viel besser kann ein Wecker nicht klingen.
Der NAKKEKNAEKKER-Effekt: Rotzfreches, junges Gemüse
Die Überraschungen wollen im Anschluss nicht abreißen, denn von den blutjungen Finnen DISGUISED MALIGNANCE kommt uns im Vorfeld zu Ohren, dass die Truppe um den 19-jährigen Felix Pennanen reichlich nervös zu sein scheint. Allerdings muss das eine andere Band sein, die kurz vor 15 Uhr die Bühne betritt und daraus ohne Umschweife ihr eigenes Schlachtfeld formt. Unfassbar tight sensen sich die Nordeuropäer mit dem typischen Sound ihres Heimatlandes durch ein Set, das an KRYPTS, DEMIGOD oder DEMILICH erinnert. Das satt anwesende Publikum haben die Post-Teenager jedenfalls in Nullkommanichts im Griff und sichern sich den miefigsten Abriss des Wochenendes.
Klar, dass es nach einem derart furiosen Start eine Band irgendwann einmal schwer haben würde. Diesen schwarzen Peter ziehen am Samstag die Brasilianer von POWER FROM HELL. Auflockernder Black-/Thrash zwischen nordischer 90er-Attitüde und Proto-Geholze der Marke SARCOFAGO mag zwar im Keim gut klingen, doch den Jungs fehlt es im Verlauf ihres Auftrittes ein wenig an Schneid, um mit den vorherigen Killern mithalten zu können. Das ist zwar alles durchweg solide, wirkt aber auch im Vergleich mit dem schwarzmetallischen Nachschlag zu wenig zwingend.
Abstoßend aber geil!
Diesen liefert nämlich das hessische Duo STREAMS OF BLOOD, das personell noch weitere Unterstützung an Gitarre und Bass erhält. Sänger Thymos weißt derweil mit seinem Shirt darauf hin, was deine Mutter in der Hölle so macht – und ja, genauso asozial und dreckig klingt die gesamte Präsentation der Black-Metaller. Neben dieser reinen und rohen Ungeschliffenheit, bringen die Frankfurter aber vor allem Attitüde mit und schaffen es so, die zumeist gar nicht mal sonderlich spektakulären Songs mit ordentlich Schaum vorm Mund aufzuwerten. Abstoßend aber geil!
Im Anschluss wird es nebulös, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wer die Auftritte der Kölner ULTHA kennt, der weiß, dass die Band um Sänger und Gitarrist Ralph Schmidt optisch nur schemenhaft zu erkennen ist und das durch die langen Songaufbauten und die teils tief zerwerfende Atmosphäre gestützt wird. Das gleitet auch an diesem Samstag herausragend, gar hochprofessionell, aber gleichzeitig wirksam wie ein warmes Messer durch die Butter. Die Rheinländer Nichtfrohnaturen verbringen die Jahnhalle für eine knappe Stunde auf einen anderen Planeten. Kathartische Erfahrung.
Bei dem bis dahin wirklich rundum hervorragenden Gesamtprogramm fallen dann die ursprünglich aus Tampa, Florida, stammenden ACHERON ein wenig ab. Das Quartett hat sich ein spezielles Set aus den Alben „Rites Of The Black Mass“ und „Anti-God, Anti-Christ“ zusammengebaut und fällt an diesem Abend vorwiegend durch die theatralische Bühnenshow ganz im Sinne des dunklen Lords auf, denn durch musikalische Klasse. Sicherlich: Was die Band um Frontmann Vincent Crowley hier im Großen und Ganzen eröffnet, ist ein durchaus netter Cocktail aus klassischem Death- und Black Metal, kann aber mit dem hohen Niveau des Festivaltages nicht gänzlich mithalten. Dazu wirkt das Set der US-Amerikaner insgesamt ein wenig zu hüftsteif und ohne den letzten Biss.
Die Headliner der Herzen
Gerade sammeln wir die letzten Seiten, die Crowley wenige Minuten zuvor noch wutentbrannt aus der Bibel gerissen hat auf, als die Ur-Gewalt SULPHUR AEON die Bühne betritt. Wir sind vollkommen entzückt, denn bei diesem Auftritt stimmt (einmal mehr) alles. Der Sound, die Songauswahl, die Songs generell, die Urzeit, die Präsentation. Einfach alles. Immer wieder zucken wir tief beeindruckt zusammen, wenn Sänger M. seine Arme ausbreitet und wie in einer Lesung aus dem Werk von H.P. Lovecraft wie den Prediger gibt. Die Atmosphäre fühlt sich an, wie eine fieberhafte Wanderung durch einen nebligen Wald, bei dem man barfüßig über Wurzeln und moosbedecke Steine schreitet und die Sinne bis zum Anschlag geschärft sind. Ein SULPHUR-AEON-Konzert gehört heutzutage vielleicht zu einer der eindringlichsten Erfahrungen wenn es um Livemusik geht.
Den Abschluss macht das Powerduo aus Bremen. Wer MANTAR schon einmal live gesehen hat weiß, dass die beiden sich von einer späten Stagetime am zweiten und letzten Festivaltag nicht einschüchtern lassen. Warum auch? Die angepissten Vocals und punkigen wie messerscharfen Tracks sind jetzt eigentlich genau das richtige, um nicht besoffen umzukippen oder völlig übermüdet den Heimweg anzutreten. Und natürlich lassen MANTAR ebenso wenig die neuen Klassiker wie „Hang ´Em Low (So The Rats Can Get ´Em)“ und „Halsgericht“ aus, wie die alten Klassiker um „Era Borealis“. Einen Unterschied zu SULPHUR AEON stellen wir dann aber – neben dem musikalischen Vortrag – doch fest: Während wir den letztgenannten auch nach dem x-ten Konzert nicht überdrüssig werden, machen MANTAR zwar immer wieder Spaß, aber das Überraschungsmoment der Zweierattacke nutzt sich irgendwann doch ab.
Die heutige After-Show-Party soll wieder bis in die frühen Morgenstunden gedauert haben, wobei wir das Redaktions-Team vor Ort ausgetauscht und diejenigen, die letzte Nacht durchgehalten haben, fallen erschöpft aus.
Insgesamt war das Braincrusher In Hell, wie nicht anders zu erwarten, ein frühes Jahreshighlight. Die Veranstaltung muss sich vor größeren Festivals nicht verstecken und erfreut sich mittlerweile über ein festest, stetig wachsendes Stammpublikum.
Text: Patrick Olbrich, Oliver Di Iorio
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