Hellfest
Der große Festivalbericht - Hellfest 2012

Konzertbericht

Billing: Dropkick Murphys, Guns N' Roses, King Diamond, Lynyrd Skynyrd und Megadeth
Konzert vom 2012-06-15 | , Clisson, Frankreich

Samstag, 16.06.2012

Eine regenreiche Nacht hatte den teilweise nicht durch Bewuchs geschützten Boden auf Festival- und Campinggelände aufgeweicht, Matsch und Pfützen ließen am Samstagmorgen nicht wenige Besucher schon die Gummistiefel auspacken – doch das unberechenbare Wetter in Clisson – von brütender Hitze über heftigen, jeden zweiten Pavillon niederreißenden Wind bis zu sintflutartigen Regenfälle ist innerhalb weniger Stunden alles drin – zeigte sich den Rest des Tages von seiner angenehmen, sprich sonnigen Seite.

Hellfest

Die letzten Schlafgeister der vorangegangenen Nacht bliesen NECROS CHRISTOS am Mittag mit ihrem doomigen Old School Death Metal aus den Knochen der geschätzt gut 1.000 Anwesenden im Knüppel-Zelt. Die ausgewogene Mischung aus alten („Necromantique Nun“, „Black Mass Desecration“) und neuen Brocken („Baal OF Ekron“, „Doom Of Kali Ma“, „Succumbed To Sarkum Phagum“)wirkte bei drückendem Klang besonders mächtig; die positiven Publikumsreaktionen honorierten die kurze, aber überzeugende Messe der Deutschen.

Auch in Sachen klassischen Hard Rocks hat das Hellfest seit jeher immer ein paar Perlen am Start. Zu diesen gehörten in diesem Jahr unter anderem die Briten URIAH HEEP, die in Anbetracht ihres Status‘ recht früh am Nachmittag – nämlich um Punkt 17 Uhr – auf die Hauptbühne mussten. Bei annähernd zwei Dutzend Studioalben konnten sie während des lediglich 50-minütigen Sets zwar nur einen Bruchteil ihres Schaffens zum Besten geben, doch mit „Overload“, „Into The Wild“, „Gypsy“ und natürlich „Easy Livin‘“ hinterließen die alten Herren um Frontmann Bernie Shaw mit ihren ergrauten, aber mitunter immer noch langen Haaren einen positiven Eindruck. Im Sonnenschein des Samstagnachmittags hatte es zudem als eine Art Kontrast zu den vielen meist deutlich härteren Bands eine regelrecht entspannende Komponente.

Beinahe eine Schande war die Platzierung von SAINT VITUS im  verhältnismäßig kleinen, überwiegend den Stoner- und Doom-Bands vorbehaltenen „The Valley“-Zelt. Das war nämlich schon eine Viertelstunde vor dem Auftritt des US-amerikanischen Doom-Legende rappelvoll, der Genuss in der Enge doch leicht getrübt. Im Gegensatz zu ihrer 2009er-Hellfest-Darbietung – damals übrigens noch auf einer der Hauptbühnen – wirkten Scott „Wino“ Weinrich, Mark Adams, Dave Chandler und der (relativ) frische Schlagzeuger Henry Vasquez weniger zurückgelehnt und vernebelt, sondern rockiger, euphorisierender. Vielleicht lag dies auch an direkten Nummern wie „Blessed Night“ oder „Let Them Fall“ vom neuen Album „Lillie: F-65“. Alte Herren in Bestform, mehr gibt es in diesem Fall nicht zu konstatieren.

Hellfest

Setlist SAINT VITUS:
01. Vertigo
02. Blessed Night
03. I Bleed Black
04. Clear Windowpane
05. Let Them Fall
06. The Bleeding Ground
07. Mystic Lady
08. The Waste of Time
09. Look Behind You
10. Dying Inside
11. Born Too Late

Die kalifornischen (Neo-)Thrasher MACHINE HEAD, von deren Auftritt aufgrund der zeitlichen Überschneidung mit SAINT VITUS nur die zweite Hälfte beäugt werden konnte, sind im Laufe der letzten Dekade so groß geworden, dass sie mittlerweile den Co-Headliner  auf einem 35.000-Menschen-Festival geben. Zwar war das auch alles nett anzusehen und neben den neuen Kloppern „Darkness Within“ und „This Is The End“ (beide vom 2011er-Album „Unto The Locust“) sowie „Aesthetics Of Hate“ und „Halo“ (beide vom vorletzten Werk „The Blackening“) hört man den Ober-Gassenhauer „Davidian“ immer noch gerne, aber die Mannen um Rob Flynn kamen früher einfach wilder und wütender rüber, rissen dadurch viel mehr mit. Heutzutage scheinen sie sich eher auf ihrem Status auszuruhen, lieferten eine solide, aber im Vergleich zu den 90ern blutarme Darbietung. Vielleicht liegt es daran, dass MACHINE HEAD jetzt auch schon so langsam jenseits der 40 sein müssten, vielleicht auch daran, dass sie mit „Burn My Eyes“ und „The More Things Change …“ nur zwei wirklich starke Platten aufgenommen haben – und davon heutzutage eben fast nichts mehr spielen.

Man weiß ja eigentlich, dass man von GUNS N‘ ROSES – beziehunsgweise dem einzig verbliebenen Gründungsmitglied Axl Rose mitsamt irgendwelcher uninteressanter Mitmusiker – mittlerweile 25 Jahre nach ihrem famosen „Appetite For Destruction“-Debüt und 20 Jahre nach dem Karrierehöhepunkt nicht mehr allzu viel erwarten sollte. Das jämmerlich schwache Comeback-Album „Chinese Democracy“ machte das 2008 wohl auch den letzten Optimisten klar.

Leider aber meinte Herr Rose, mit zu vielen Schlaftabletten – gleich ein halbes Dutzend – von besagtem Flop aufwarten zu müssen, dazu brauchte man teilweise 20 Sekunden, um die alten Gassenhauer zu identifizieren, so merkwürdig wurden sie dargeboten – da war SLASH am nächsten Tag an gleicher Stelle deutlich näher am alten Geist der größten Rockband der frühen 90er Jahre. Als größte Nervtöter jedoch entpuppten sich die zahllosen schnarchlangweiligen Gitarren-, Piano- und Sonstwas-Soli, die offenbar nur dazu dienten, das trotz der vertrauten Klassiker wenig mitreißende Spektakel auf zweieinhalb Stunden aufzublasen. Die Spieldauer sollte das einzig Imposante bleiben, was von GUNS N‘ ROSES anno 2012 übrig ist.

Hellfest


Setlist GUNS N‘ ROSES:

01. Chinese Democracy
02. Welcome To The Jungle
03. It’s So Easy
04. Mr. Brownstone
05. Sorry
06. Rocket Queen
07. Estranged
08. Better
Richard Fortus Gitarren-Solo
09. Live And Let Die
10. This I Love
11. Shackler’s Revenge
12. Motivation
Dizzy Reed Piano-Solo
13. Street Of Dreams
14. You Could Be Mine
DJ Ashba Gitarren-Solo
15. Sweet Child O‘ Mine
Instrumental Jam
Axl Rose Piano-Solo
16. November Rain
17. Glad To Be Here
18. Don’t Cry
19. Civil War
20. Knockin‘ On Heaven’s Door
21. Nighttrain
—–
22. Paradise City

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27.06.2012

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