With Full Force
Der große Festivalbericht vom WFF XX 2013
Konzertbericht
Freitag, 28.06.2013
Freitag: Mainstage
TERROR
Hardcore-Punk vom Feinsten steht nun auf dem Plan. So besteigen TERROR unter tobendem Applaus die Mainstage. Im Gepäck ihre kürzlich erschienene Platte „Live By The Code“, welche für Vorfreude beim geneigten Zuhörer sorgen dürfte. Was nun folgt ist ein Ritt zwischen erstklassigem Traditions-Hardcore und jeder Menge Mosh-Pit-Sport. Nach über zehn Jahren Bühnenpräsenz spürt man die Erfahrungen der Kalifornier, und so spielen sie routiniert ihr Set ab. Die unermüdlichen Jungs um Frontmann Scott Vogel wissen einfach, wie sie ihre Anhängerschaft zum Schwitzen bringen, und zu diesem Zeitpunkt ist es keinesfalls die Sonne, die hier das Blut zum Kochen bringt. So fängt es abermals beim vierten Stück an zu regnen. Interessieren tut das hier aber niemand, denn es wird einfach erneut zum Circle Pit aufgerufen.
Galerie mit 11 Bildern: Terror - With Full Force 2013
PAIN
Nach TERROR die Bühne betreten zu müssen, wäre vermutlich für jede Band ein Strafe – und jetzt hat es die Schweden PAIN erwischt. Hatten sie 2007 noch mit einem Wahnsinnsset das WFF im Zelt beschlossen, so haben sie heute die undankbare Aufgabe, ohne großartige Lichtunterstützung ihre industriell angehauchten Metalpartyhits auf der Mainstage zu präsentieren. Der Platz vor der Bühne leert sich nach dem Verschwinden von TERROR sehr schnell, was sich auch während des Auftritts nicht mehr großartig ändert. Ob dafür das Kontrastprogramm von YOUR DEMISE auf der Tentstage oder die Unbekannt-/Unbeliebtheit der Schweden beim Force-Publikum verantwortlich ist, mögen wir nicht entscheiden. Die verbliebenen Fans werden dann allerdings mit feinsten elektrometallischen Ohrwürmern à la „Same Old Song“ bedient.
Galerie mit 13 Bildern: Pain - With Full Force 2013
DOWN
Muskelbär und Ex-PANTERA-Fronter Phil Anselmo hat augenscheinlich mit sich selbst eine Warm-Up-Party gefeiert und läuft etwas ungerade auf die Mainstage, vor der es jetzt wieder etwas voller geworden ist. Durch den Ausfall von MOTÖRHEAD wird der Beginn des DOWN-Gigs um 20 Minuten nach hinten geschoben und DOWN somit zum Co-Headliner befördert. Durch die damit verbundene Verlängerung der Spielzeit fallen auch Sperenzchen wie das gemeinsame Jammen mit RED FANG-Klampfer Bryan nicht negativ ins Gewicht. Auch Anselmos Kollege Kirk (CROWBAR-/DOWN-Gitarrist) hat sichtlich Spaß daran, diverse Riffwalzen ins Publikum zu drücken, die Anselmo dann mit seinem Goldkehlchen veredelt. Das Publikum hält sich hingegen etwas zurück und lässt sich nicht so recht mitreißen, was möglicherweise an der etwas schwankenden Performance von Anselmo liegt. Trotzdem ein solider Auftritt der Südstaaten-Metaller!
PARKWAY DRIVE
Da können sich die Australier noch einmal getrost zurücklehnen, gemütlich am deutschen Bier nippen und die Gitarren neu stimmen. Auf Grund der kurzfristigen Absage von MOTÖRHEAD, wird der Gig von PARKWAY DRIVE um ca. eine Stunde nach hinten verschoben. Dadurch bleibt auch für uns noch genügend Zeit, um ausreichend Kraft zu tanken und das eine oder andere Braustolz zu verkosten. Eröffnet wird das Set mit dem Opener „Sparks“ vom 2012 erschienenen Album „Atlas“. In den Gesichtern der Fangemeinde lässt sich nun auch eine sichtbare Vorfreude und Spannung erkennen, für die sich das Warten gelohnt hat. Während der gesamten Spielzeit wird sich munter an Stücken aller vier veröffentlichten Alben bedient. Zum diesjährigen Höhepunkt des Auftritts gehört sicherlich der Song „Carrion“ und „Wild Eyes“, der eine enorm visuelle Unterstützung durch Konfettiregen erhält. Kurzum: Genialer Auftritt!
Galerie mit 13 Bildern: Parkway Drive - With Full Force 2013
Freitag: Tentstage
AFTER THE BURIAL
Normalerweise ist es kein Geschenk, als erste Band die Tentstage zu eröffnen, doch da in diesem Jahr das With Full Force sein 20 jähriges Jubiläum feiert, sind durch den zusätzlichen Festivaltag schon mehrere Tausend Leute zum grandiosen Auftritt von AFTER THE BURIAL in das Zelt geströmt. Die Mannen um Frontman Anthony Notarmaso liefern eine Show vom Allerfeinsten. Die schmetternden Gitarrenriffs der beiden Gitarristen, die übrigens mit ihren 8-Saitern für den genialen Sound verantwortlich sind, bestimmen den soundtechnisch sehr gut abgemischten Gig, der von den Massen schon um 5 Uhr euphorisch abgefeiert wird.
EVERY TIME I DIE
An diesem zweiten (!) Festivaltag ist in der Tentstage ein Hochkaräter nach dem anderen an der Reihe. EVERY TIME I DIE, die als nächstes Highlight die Zuschauer bespaßen dürfen, hätten ohne weiteres auf der Mainstage ihren Beitrag zum 20 jährigen Jubiläum abgeben können. Die Metalcoreler, die die meisten ihrer Songs aus dem aktuellen Album „Ex Live“ spielen, haben keinerlei Probleme das angeheizte Publikum noch weiter in Rage zu bringen. Michael Novak, der am Schlagzeug schlichtweg Höchstleistung zeigt, begeistert einfach! Allerdings haben die Tontechniker nicht das allerbeste Händchen, so dass die Stimme von Keith „Balls“ Buckley teilweise etwas verloren wirkt. In Summe allerdings ein sehr gelungenes Teilstück des ganzen Festivals.
CHELSEA GRIN
Ohne größere Verschnaufpausen kommen die Deathcoreler CHEALSEA GRIN auf die Bühne. Alex Koehler föhnt das Publikum mit seiner brachialen Stimmgewalt krass zusammen, Ohrenschmalz und Ohropax haben keine Chance, denn der Sound ist einfach nur satt. Trommler Pablo Viveros knüppelt drauflos, dass einem angst und bange um die Musikanlage wird. Nach viel zu kurzen 35 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei. So muss der ein oder andere Festivalbesucher, der sich vor die Bühne in den Moshpit wagte erstmal neu sortieren, denn es geht hier extrem hart zur Sache.
THY ART IS MURDER
Viel Zeit bleibt nicht und ein schnelles Bier muss hier reichen, denn die australischen Extremmetaller THY ART IS MURDER stehen schon in den Startlöchern und warten ungeduldig darauf, ihren Beitrag zur Geburtstagssause beizusteuern. Math-Deathcore, der zerstörerischer kaum sein kann. Atemberaubend, den fünf Herren zuzuschauen, die sicherlich an diesem Freitagnachmittag eine Menge Fans hinzugewinnen konnten.
IWRESTLEABEARONCE
Im schon fast aus allen Nähten platzenden Zelt betritt nun eines der Highlights des Freitags die Bühne – IWRESTLEABEARONCE! Unfassbar, welche Energie Frontfrau Courtney LaPlante an den Tag legt, schon nach wenigen Songs liegt das Publikum den With Full Force-Neulingen zu Füßen. Mit einem frischen Mix aus – ja, was eigentlich? Einem festen Genre lassen sich IWABO beim besten Willen nicht zuordnen. Deathmetal wird plötzlich zu Hardcore, Dubstep, Drum & Bass, Klassik und und und. Alles verschmilzt zu einem Knallersound, der sicherlich gewöhnungsbedürftig ist. Das Publikum hat sich aber definitiv dran gewöhnt und der Moshpit tobt wie noch bei keiner anderen Band des heutigen Tages. Kurz gesagt: Es war der absolute Knaller!
YOUR DEMISE
YOUR DEMISE dürfen die Zeltbühne für die nächsten 40 Minuten ihr Eigen nennen. Die Hardcore Punker aus „THE SOUTH OF ENGLAND“ sind vielleicht noch ein wenig geflasht vom Auftritt der eben aufgetretenen IWABO, aber nach zwei Songs scheint der Rhythmus wiedergefunden und Ed McRae springt und schreit über die Bühne als wolle er für den Abriss des Zeltes noch am Freitagabend verantwortlich sein. Die Rechnung geht auf, der Funke springt auf die Massen über, die ebenfalls kein Halten mehr finden. Der Weg scheint geebnet für die nachfolgende Band des Freitagabends auf der „kleinen“ Bühne.
THE GHOST INSIDE
THE GHOST INSIDE aus L.A. wollen sich in die Herzen der Zeltbesucher spielen, ihr Hardcore ist schnell, hart, melodisch und bekommt durch den Sänger Vigil eine unverwechselbare Note. 45 Minuten pure Freude an der Musik sind der Band deutlich anzumerken. Alles in allem ein perfekter Auftritt für die Jungs. Nun wird es Zeit, die Tentstage zu räumen, denn es folgen die Headliner auf der Mainstage. Eins ist jedenfalls klar: wer sich den überwiegenden Teil des Tages bei der Tentstage aufgehalten hat, hat eine grandiose Zeit erlebt.
Freitag: Knüppelnacht
Für Nachtaktive und Freunde der gepflegten Abendunterhaltung, ist die jährliche Knüppelnacht Anlaufpunkt Nummer 1. Zopfgummi raus, Nackenmuskeln gelockert, und ab geht es. Zum diesjährigen Stelldichein laden keine geringeren als NAPALM DEATH, GOD SEED, HAIL OF BULLETS, NAGLFAR, KRISIUN und MARDUK ein. Hier finden sich Leute zu einem kleinen elitären Kreis zusammen, um möglichst viele Muskeln im Bereich des Nucha zu trainieren. Dieses Ritual erfolgt in der Regel bis in die frühen Morgenstunden und hilft dabei, den Folgetag schlafend im Zelt zu verbringen.
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