Carpenter Brut - Blood Machines (Soundtrack)

Review

Völlig überraschend und ohne große Vorankündigung veröffentlichte CARPENTER BRUT vergangenen Monat „Blood Machines“. Dabei handelt es sich nicht um ein reguläres Album, sondern den Soundtrack zum gleichnamigen Science-Fiction-Kurzfilm.

CARPENTER BRUT erfüllt seine Bestimmung

„Was macht das schon?“ mag manch einer nun denken. Schließlich klang die Musik des Franzosen, allen voran auf „Leather Teeth“, schon immer wie der Soundtrack zu nicht existierenden Filmen. Und doch: „Blood Machines“ ist alles andere als eine gewöhnliche CARPENTER BRUT-Platte.

Aber keine Sorge, sein typischer Stil zieht sich auch durch „Blood Machines“. Die Synthesizer klingen hier nur noch düsterer und vor allem noch mehr nach JOHN CARPENTER. Während auf „Trilogy“ oder „Leather Teeth“ oft die Tanzbarkeit im Vordergrund stand, widmet sich „Blood Machines“ fast durchgehend dichten, atmosphärischen Stücken.

Die bedrohliche Stimmung von „Heart Ship“ etwa erinnert ab der ersten Sekunde an „The Thing“. Durch sich langsam aufbauende Instrumente kreiert CARPENTER BRUT ein Gefühl der Anspannung, das sich einfach nicht entladen will. Spätestens, wenn langen Schreien gleichkommende Töne einsetzen, steigt der Gruselfaktor ins Unermessliche.

„Blood Machines“ lässt Zeit zum Durchatmen

Weiterhin lockern kurze Zwischenspiele die Stimmung regelmäßig auf. „Mima“ oder „Touchdown“ kommen jeweils auf weniger als eine Minute Spielzeit. Hier merkt man „Blood Machines“ seine Funktion als Filmuntermalung am deutlichsten an. Trotzdem gelingen CARPENTER BRUT selbst in diesem Rahmen kleine Meisterwerke wie „The Last Ceremony“. Darin sorgen verfremdete Kirchenorgeln für eine diabolische Atmosphäre.

Das setzt sich im anschließenden „Bloody Kisses The Swift“ fort. Durch die enge Verzahnung der einzelnen Stücke, die oft kaum merklich ineinander übergehen, entwickelt „Blood Machines“ einen unwiderstehlichen Sog. Das hier könnte locker der Soundtrack eines psychedelischen Albtraums sein, aus dem man nicht erwachen will. Denn er ist ebenso furchteinflößend wie faszinierend andersartig.

Aufforderung zum Tanz

Ganz müssen Fans aber nicht auf Songs verzichten, die zur Bewegung anregen. „Blood Machines Theme“ und „Attack Of The Amazons“ könnten mit ihren treibenden Beats auch auf regulären Alben des Franzosen stehen. Auch das „Grand Final“ entwickelt sich im Verlauf seiner sieben Minuten zu einem ordentlichen Disco-Stampfer.

Mit „Gone Now“ gibt es zum Abschluss einen Song mit gesanglicher Unterstützung, wie es schon in einigen „Leather Teeth“-Tracks der Fall war. Gast ist diesmal Pencey Sloe. Der schwermütige Track klingt nach perfektem Material für den Abspann von „Blood Machines“.

Für den ersten Filmsoundtrack müssen die Gitarren diesmal gänzlich draußen bleiben. Auch zeigt sich das Material weitaus weniger tanzbar, was allerdings zu erwarten war. Ein rundum tolles Album liefert CARPENTER BRUT trotzdem wieder ab. Es fühlt sich an, als habe er mit der Komposition von Filmmusik seine wahre Bestimmung erfüllt. Und das Beste: „Blood Machines“ funktioniert auch losgelöst vom Film zu jeder Sekunde perfekt.


Kein Metal und trotzdem für viele Metaller interessant: Synthwave. Die elektronische Spielart rund um apokalyptische Endzeit, Palmen in Miami und Neonreklame wird einmal monatlich auf metal.de mit einem ausgewählten Release gewürdigt. Also: Synth Or Die!

06.05.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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