Scorpions - Forever And A Day

Review

Galerie mit 25 Bildern: Scorpions – Rock Believer Tour 2023 in Stuttgart

Apropos SCORPIONS, apropos „Forever And A Day“: Manches bleibt tatsächlich mindestens für immer; Beispiel: 3. Oktober 2015: Ein einsamer Straßenmusiker steht in der Fußgängerzone, schlägt eine leise Melodei an und prompt ist es auf den Lippen, man kann gar nichts dagegen tun: „Blowin‘ will the winds of cha-haaange…“ Und das wird wohl immer so bleiben. Ist das jetzt cool oder voll Panne? Am größten Hit der SCORPIONS offenbart sich die Größe der deutschen Hardrock-Signature-Bande im Guten wie im Schlechten. „Wind Of Change“ ist gleichzeitig eine granatenmäßige und international gefeierte Hymne wie auch ein hyperkitschiger und (mindestens für deutsche Ohren) latent peinlicher Heuler.

Vielleicht sollte das Ganze nicht zu hoch gehängt werden, und zuletzt haben die SCORPIONS hierzulande zumindest zaghaft an Akzeptanz auch bei den coolen Leuten hinzugewonnen. Doch wenn Klaus Meine an einer Stelle in „Forever And A Day“ nachdenklich sinniert, warum seine Band all überall regelrecht geliebt würde, nur zuhause nicht so wirklich, dann wird schon deutlich, dass dieser Kratzer im Lack der Erfolgsverwöhnten durchaus als Makel begriffen wird. Die Chance zu einer eingehenden Reflexion wird indes nicht ergriffen. Auch kommen zwar u. a. diverse prominente Musiker und sogar Michail Gorbatschow zu Wort, ehemalige, zum Teil im Unfrieden geschiedene Bandmitglieder jedoch nur knapp oder gar nicht.

„Forever And A Day“ ist alles in allem als fulminante Feier des Lebenswerks der SCORPIONS, ja, deren Grundidee angelegt. Katja von Garnier begleitet die Band hierzu auf ihrer vermeintlich letzten Tour und zeichnet insgesamt das Bild einer zielstrebigen Gruppe, die sich von Anfang an als Macher, als Erneuerer, als positiv Wahnsinnige und wagemutige Profis begreift. Mit ihrer Mischung aus alten wie neuen Konzertaufnahmen, Interviews und gewissermaßen Alltags-Bildern from the road unterhält „Forever And A Day“ über 100 Minuten dabei ganz amtlich.

Trumpf sind zum einen viele bisher unbekannte Aufnahmen aus den Anfangstagen der Band, die nicht nur aufgrund der gewandelten modischen Präferenzen unterhaltsam wie nichts sind. Zum anderen punktet der Streifen damit, die SCORPIONS tatsächlich als Menschen und nicht als unnahbare Stars darzustellen. Sogar der seltsame Klischee-Rocker James Kottak wirkt am Ende einigermaßen sympathisch.

(Bekannte) Höhepunkte sind die Auftritte beim US-Festival inklusive Düsenjets zur Ouvertüre sowie diejenigen in Moskau auf und neben der Bühne. Dramatischer Krisenpunkt vor dem Finale sind Meines Stimmbandprobleme vor dem vermeintlich letzten großen Gig, die Parallele zur prekären Situation im Vorfeld des „Blackout“-Albums wird selbstredend umgehend gezogen.

Und gezogen wird hier bezüglich „Forever And A Day“ jenes Fazit: Die ultimative filmische Biografie der SCORPIONS ist das Ding nicht – ein Abend guter Unterhaltung für Fans allerdings sehr wohl. Und mal Hand aufs Herz: Wer fühlt sich jetzt angesprochen? Und wie hoch ist die Dunkelziffer?

04.10.2015

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