Wiegedood - De Doden Hebben Het Goed III

Review

Galerie mit 10 Bildern: Soulcrusher 2018 - Wiegedood

„De Doden Hebben Het Goed“ ist komplett. Drei Männer, drei Jahre, drei Alben: WIEGEDOOD. Sänger und Gitarrist Levy Seynaeves jüngste Worte dazu lassen spekulieren. War die Trilogie einzig und alleiniger Gegenstand des Projektes oder darf man auf weiteres hoffen? Wie auch immer die Antwort lautet, die Lauscher sind erstmal auf Teil drei gerichtet.

WIEGEDOOD pendeln zwischen Sanftmut und Schneid

Gemäß der Rechnung I + II = III scheint das Pendel der Vorgänger in der „III“ seine Mitte gefunden zu haben. Das Debüt besticht durch beinahe sanfte Melodiebögen und für schwarzmetallische Verhältnisse eher gediegenes Grundtempo. „De Doden Hebben Het Goed II“ ist schneidend, flotter, stringenter unterwegs. Teil drei seinereits kriecht sofort in die Magengrube und wütet dort ordentlich.

Ein Schrei. Der Opener „Prowl“ setzt genau am Ende des letzten Tracks von „II“ an. Die folgenden Triolen und Breaks fassen wie beiläufig, aber effektiv die Aufmerksamkeit – und lassen sie so schnell nicht wieder los. Schon hier fällt auf, dass WIEGEDOOD rein technisch vorangekommen sind. Beim Debüt hatten Schlagzeug und Gitarren-Tremolo nicht immer die gleiche Schrittlänge. Hier sitzt nun Hieb auf Pick, quasi.

Das Highlight wartet hinter Türchen zwei

Die folgenden acht Minuten allein machen die Platte schon sehr, sehr hörenswert. Neben der spontanen Mischung aus Achtung und Mitleid gegenüber Schlagzeuger Wim Coppers bringt „Doodskalm“ einen Sog sondergleichen mit sich. Der rührt vor allem von dem simplen Leitmotiv her, das je nach Tempo packt oder tief trifft. In Zahlen: Wenn nicht schon vorher, ist man ab 3:15 in dem Strom gefangen. Ab 4:27 ist der Kampf aussichtslos. Und allerspätestens mit 5:18 setzt dann das ein, was als ‚face melting‘ eine deutsche Entsprechung sucht (besten Dank an den Kollegen Erbaş für die Wortschatzerweiterung).
In Worten: Die einsame Gitarre zieht Schicht um Schicht eine klagende Spannung auf. Die darauffolgende melodische Erlösung liefert den unvergleichlichen Neurotransmitter-Cocktail irgendwo zwischen Gehör, Herz und Körpermitte.

Derart vorgeschädigt ist es ganz gut, dass der Titeltrack statisch beginnt. Das Prinzip ist das gleiche. Erst füttern WIEGEDOOD den Hörer mit dem Thema an, dann hauen sie es ihm behände um die Ohren. Behände, wohlgemerkt, nicht rasend. Für den weniger geübten Black-Metal-Hörer findet ein Großteil der Platte – wie auch der „De Doden Hebben Het Goed“-Trilogie insgesamt – in sehr ansprechender Taktung statt. Unteres Drittel Up-Tempo, vielleicht? Wie auch immer, gut so.

Klangmeisterei WIEGEDOOD

Der jähe Tritt auf die Bremse, zurück zur Solo-Gitarre, offenbart eine weitere Qualität: Den Sound. Während der Solo-Parts ist er von Wärme geprägt. Im tutti trifft er auf Rohheit und Sphäre. Damit bietet er Seynaeves Stimme ein behagliches Nest, aus dem sein Geschrei nur hervorlugt, wenn es denn – siehe Einstieg „Prowl“ – erwünscht ist.

Darüber hinaus lässt die Formation Gitarre&Vocals/Gitarre/Drums nach wie vor keinen Bass vermissen. Die letzte Quante Wucht wäre durch ein paar tiefe Töne zwar noch drin, aber WIEGEDOOD müssen ja auch nicht klingen wie AMENRA auf 78 rpm. Gerade auch das (chronologische) Schlusslicht „Parool“ zeigt auf den letzten Takten, dass die Gitarren der Sache absolut Genüge tun.

„De Doden Hebben Het Goed“ – die Toten haben es gut. Und die Hörer erst! Wer der Magie der Church Of Ra verfallen ist, atmosphärischen, melodiösen Black Metal mag oder die Trilogie ohnehin verfolgt: Schickt ein paar müde Taler gen Belgien und stellt euch diese, gern auch alle Platten in den Schrank.

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21.04.2018

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15 Kommentare zu Wiegedood - De Doden Hebben Het Goed III

  1. nili68 sagt:

    Anhand des Videos: Standard-BM. Tendenziell unnötig, aber jeder hat ja das Recht, nach Lust und Laune zu musizieren. Warum muss das Lied eigentlich so lang sein? ’ne richtig geile hypnotische Melodie kann ich da nicht entdecken und das Introgeklimper + Geklimper mittendrin rechtfertigen das ja wohl nicht. Die Texte sind, nach eigenem Bekunden im interview ja auch nicht so wichtig. Warum also?

    1. azl sagt:

      Ein Glück, dass du nicht die qualitative Deutungsherrschaft hast, zu entscheiden, was und was nicht unnötig ist.

      1. nili68 sagt:

        Mit ’nem anderen Video wäre mein Urteil evtl. auch etwas anders ausgefallen. Irgend was mit Titten oder so…

    2. DieBlindeGardine sagt:

      Also Cradle Of Filth sind dir zu albern, obwohl dir da in schöner Regelmäßigkeit Titten geboten werden. Wenn dir dann aber mal 12 Minuten lang ein Pimmelchen entgegen schwingt bist du auch nicht zufrieden. Dir kann man es aber auch gar nicht recht machen!
      Zum Album: Find ich gut, wie auch die Vorgänger. Einfach gut gemachter Black Metal, manchmal reicht das halt.

      8/10
      1. nili68 sagt:

        Vielleicht bin ich auch etwas überkritisch. Ich höre schon so lange Black Metal, da stellt sich ’ne leichte Übersättigung ein und kann mich nichts mehr so schnell begeistern.
        Das mit den Titten war natürlich ’n Witz, aber Pimmel müssen ja auch nicht gleich sein. 😀

  2. SaGi sagt:

    Für mich klar der beste Teil der Triologie.

    8/10
  3. membran sagt:

    Klasse Review,

    hat mir Bock aufs Hören gemacht. Kleiner Tipp an euch alle: Schreibt doch mehr was es mit euch macht, statt es auf objektivizierbare Momente festzulegen, denn diese sind gar nicht so leicht zu finden und tatsächlich immer vom Geschmack abhängig. Dann gibt’s auch weniger von „Also ich finde das genau nicht, weil…“-Kommentare.
    Aber: Ziel erreicht. Ich habe verstanden – dat Teil muss gehört werden.

    1. Sophia Kostudis sagt:

      Das geht mir doch runter wie Öl, vielen Dank =] Auch für die konstruktive Kritik!

  4. Schraluk sagt:

    Neuer und letzter ‚De Doden Hebben Het Goed‘ Teil der 2014 gegründeten Bande ‚Wiegedood‘. Die Nummer 3. Und was für ein Brett. Waren es auf den vorangegangenen zwei Platten vor allem immer einzelne Tracks (wie ‚Svanesang‘ auf Part I) die mich nicht mehr losliessen, so ballert mich Part III als Gesamtwerk komplett weg. Der Sound ist dieses Mal meiner Meinung nach perfekt, das Timing der drei Musiker, die unter anderem auch in der ebenfalls unfassbar guten ‚Church Of Ra‘ Band ‚Oathbreaker‘ spielen, trifft nach einigem Geholper zuvor diesmal genau auf den Kopf. Knapp 34 Minuten lang, verpackt in 4 Tracks, treffen die Schnittmenge aus ‚Downfall Of Gaia‘, ‚Ultha‘, ‚Gorgoroth‘, ‚Deafhaven‘, ‚Ulver‘ und vielleicht noch ein wenig ‚Winterfylleth‘. Dabei bleiben ‚Wiegedood‘ aber auch diesmal eigenständig, das liegt vor allem an der Art, wie sie Emotionalität und Angepisstheit verpacken, an den Spannungsbögen, den ‚Hasenfick-Beats‘ die sich in fast schon ephischen Melodien erlösen, die der geneigte Hörer sehnlichst herbeisehnte, aber in der der Wucht und Tiefe dann doch fast hinten über fällt. Es ist dieser Klang-Charakter, der mich bei Bands wie ‚Ultha‘, ‚Amenra‘, ‚Oathbreaker‘, ‚Cult Of Luna‘, ‚Neurosis‘ ‚Departe‘ und ‚WOE‘ durchschüttelt, mich schreien und leiden lässt, auch wenn genannte Bands auf der instrumentalen und musikalischen Ebene nur selten direkt miteinander zu vergleichen sind. Was soll man sagen? Schlicht, zusammen mit der neuen ‚Antlers‘ und den Debuts von ‚Erdve‘ und ‚Wowod‘ mein bisheriges Highlight in 2000 und 18.

    9/10
    1. Schraluk sagt:

      Wirklich geistreich. Gangster-Rapper?

      9/10
  5. Flint sagt:

    Eigentlich hätte ich dieses Projekt für sehr gut befunden, aber da gibt es eine Sache die mich erheblich stört: Kein Bass.
    Klar, in etlichen Metal-Produktionen wird das Instrument oftmals stiefmütterlich behandelt, aber zumindest gibt es eine Person, welche diese Position inne hat. Hier jedoch nicht, weshalb ich mich hier mit einer Wertung enthalte, um den Schnitt nicht zu drücken.
    Finde ich weder „typisch“ für Black-Metal noch gut – zumindest was die Bands betrifft die ich höre.
    Somit ist die Scheibe zwar im Ansatz genial, aber ohne Tieftöner nichts was ich mir anschaffen würde…

    1. DieBlindeGardine sagt:

      Ganz ehrlich, wenn ich es nicht hier gelesen hätte, dann hätte ich gar nicht gemerkt, dass die keinen Bass haben. Liegt aber wohl eher daran, dass viele BM-Bands zwar nen Bassisten haben, man diesen aber ob der oft, nennen wir es „authentisch rohen“ Produktion, nicht hört 🙂

      1. Flint sagt:

        Vielleicht hat mich das Wissen darum beeinflusst, aber nun höre ich es irgendwie deutlich. Ich hätte die Band-Bio nicht lesen sollen. 😀
        Ich bin selbst Bassist, daher reagiere ich empfindlicher auf solche Fakten.
        Nichtsdestotrotz ein Projekt das Wertschätzung verdient – auch wenn ich meine liebe Not damit habe.

      2. Hypnos sagt:

        @Flint
        dann empfehle ich dir ‚Fiber‘ von Dead Register. Ein Bassist, seine Frau an Keyboards und ein Drummer. Man vermisst gar nichts, der Sound ist einfach großartig. Der Mann sielt den 6-Saiten-Bass wie eine Gitarre…hör dir das Album auf Bandcamp an

  6. Flint sagt:

    @Hypnos:
    Danke für den Tipp! Höre gerade rein und bin durchaus angetan.