Bathory
Der große Diskografie-Check

Special

„Nordland II“ (2003)

Bathory - Nordland II Cover

Dicht auf den Fersen von “Nordland I” folgt 2003 “Nordland II”, das letzte Album von BATHORY. Wie bei seinem Vorgänger erforscht Quorthon hier auch nordische Mythologie mit dem zweiten Teil der Albumkonzeption, die eigentlich als mehrteiliges Opus angelegt gewesen ist. Aber es ist auch ein Album, bei dem man über gewisse Makel nicht hinwegsehen kann, BATHORY hin oder her. Es ist auf der einen Seite ein überlebensgroß angelegtes, mit großen Hymnen gespicktes Epos, aber teilweise kommen dem Werk kleinere und größere Schnitzer in die Quere.

Wenn die magischen Momente zupacken, dann natürlich richtig. Denn das Gespür für musikalische Monumente, vor denen man als Hörer vor Ehrfurcht erschauert, bewahrt sich Quorthon auch auf “Nordland II”. Erhabene Melodien und diese eigentümliche, nordische Kälte wehen durch das Album und verleihen ihm zusammen mit einem rohen Sound das gewisse BATHORY-Feeling. Und das ganz große Feeling ist das, was auch “Nordland II” auszulösen imstande ist.

Triumphale Melodiebögen und stampfende Rhythmen zeugen von monumentaler Kost, die dem Hörer besonders dann einen wohligen Schauer über den Rücken jagen, wenn sie durch Männerchöre sekundiert werden, wie auf “The Messenger” oder den eröffnenden Tönen von “Blooded Shore”. An anderer Stelle verleiht eine Orgel dem Song “Sea Wolf” eine peppige Note, fast als wollte sie den Track aus den Händen der Wikinger und hinein in die rockenden 70er zerren.

Nicht perfekt, aber ein würdiges Ende

Und doch ist “Nordland II” alles andere als perfekt. Zunächst einmal steht dem Machtwerk gelegentlich seine BATHORY-typisch raue Produktion im Weg, die zwar passt, aber die Gitarren gnadenlos übersteuert. Besonders im aggressiv und schwarzmetallisch stampfenden “Flash Of The Silver Hammer” überlagert die Distortion den Gesang penetrant. Inkonsistent ist auch “Vinland” gemischt, dessen fast sakrale Hook richtig aus den Boxen heraus explodiert kommt, während der restliche Gesang sich wieder mehr oder weniger hinter der Instrumentierung versteckt.

An anderer Stelle wirken einzelne Songs unnötig aufgebläht oder einfach ziellos umher stapfend, was zu einer hohen Dichte an Füllmaterial führt und wodurch sich der Hörfluss recht zäh gestaltet. Wenn sich dann noch Quorthons rauer, melodischer und noch nicht ganz ausgereifter Klargesang dazu gesellt, dann stößt die Magie von “Nordland II” an ihre Grenzen. Ganz schlimm ist es bei “Death And Resurrection Of A Northern Son”, in dessen hektischeren Momenten Quorthon hörbar die Puste ausgeht. Er entschädigt im gleichen Stück aber mit epochaler Eindringlichkeit allerbester Güte, weshalb mich dieser Schnitzer umso ratloser zurücklässt.

Aber es ist eben auch das finale Album von BATHORY vor Quorthons tragischem Tod. Da sei es jedem verziehen, wenn man sich das Spätwerk versucht, schön zu rationalisieren. Es ist beileibe nicht unhörbar und weist große, magische Momente zum Niederknien auf. Es schafft den Spagat, täuschend simpel gestrickt zu sein und doch enorme Größe zu suggerieren. Aber es ist eben auch kein Meisterwerk, bei dem alles sitzt und alle Rädchen ineinander greifen. “Nordland II” ist das versöhnliche (und viel zu abrupte) Ende einer Ära, das relativ souverän im oberen Mittelfeld sitzt. (MK)

Sammlungswürdig: Eher zweit- oder vielleicht sogar drittrangig. Wenn’s am Geld scheitert, lieber erst mit den Klassikern vorlieb nehmen.
Wichtige Songs: “Blooded Shore”, “Sea Wolf”, “The Messenger”

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Quelle: metal.de
07.06.2020

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