metal.de-Redaktion
Durch die Lappen gegangen

Special

Und was neben dem Metal noch so los war:

Baby Driver

Various Artists – Baby Driver Original Motion Picture Soundtrack

Eigentlich hab ich es mit Musicals ja nicht so. Allerdings zieht BABY DRIVER anfangs das interessante Konzept – klassischer Thriller bzw. Heist-Movie mit Musical-artiger Untermalung, das thematisch und storytechnisch mit eingewoben wird – wirklich top durch… dass der Film seinen Ansatz ab dem letzten Drittel ein wenig vergisst und einen flachen 08/15 Hollywood-Abschluss hinlegt, war dann leicht enttäuschend. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich seit vielen Jahren keine so gute Cinematographie und so spektakuläre Verfolgungsjagden gesehen habe! (Ja, das schließt “Größer,schneller,weiter, uns fällt eh nix neues mehr ein”- FAST & FURIOUS mit ein!). Aber wird sind hier ja wegen der Musik. Und die ist wahrlich ein Fest! Während sich hauptsächlich an alten Oldies und Klassikern bedient wird (was den Coolnessfaktor der Szenen unterstreicht und den Film gleichzeitig auch noch veredelt), ist es gerade die wilde Mischung und Tanz- und Mitsingbarkeit, die diesen Soundtrack so herausstechen lassen. Ob das nun die alten Brit-Rocker von THE DAMNED oder T.Rex sind, die Soul-Queen CARLA THOMAS, Klassisches wie “Easy” von THE COMMODORES, Old-School Hip-Hop von YOUNG MC, dem gleichnamigen Song “Baby Driver” von SIMON & GARFUNKEL oder die Frauenherzen zerfließen lassende Stimme eines BARRY WHITE… wer aus diesem Potpourri nicht zumindest einen Song mitnimmt, auf den er abgeht, kann sich das mit dem Musikliebhaber gleich aus dem Kopf schlagen. Geht zurück Charts-Müll hören! Alle anderen schwelgen in Nostalgie und Retromanie oder feiern einfach mal wieder derbe ab! Und entdecken dank Empfehlungen und Vorschlägen bei diversen digitalen Anbietern gleich neue Genres oder Künstler für sich!

(alexander Santel)


 

Alex Cameron

ALEX CAMERON – Forced Withness

Der Herr Cameron ist schon ein schräger Vogel. Da jubelt er einem mit seinem zweiten Album „Forced Witness“ einfach mal so ein sahniges Synthie-Pop-Album unter, das wirklich alle Register zieht. Melodien gibt es en masse, Alex Cameron selbst singt mit trockenem Pathos, die Songs gehen richtig gut ins Ohr und dazu liefert „Geschäftsparter“ Roy Molloy immer wieder seine stimmungsvollen Saxofon-Soli. Der Cheese ist stark mit „Forced Witness“ und immer wieder erwischt man sich selbst als beinharter Metaller beim Mitwippen zu diesen eigentlich recht zahm anmutenden Songs.

Doch schnell merkt man, irgendetwas ist hier seltsam. Und dann fängt man einfach so an, auf die Texte zu achten und merkt erst dann, dass Cameron einem ein Paar sagenhaft eingängige Nummern übers Mastubieren, wilde Fremdgehfantasien und die Liebe am Rande der Legalität vorgesungen hat hin zum Punkt, wo man sich schon fragt, wo hier die Satire anfängt und wo sie aufhört. So sensationell geil schießen nur die wenigsten Künstler mit voller Absicht über das Ziel hinaus. Alex Cameron hat’s geschafft und uns dabei ein kriminell gutes Album hinterlassen.

(Michael Klaas)


 

Morlokk Dilemma

MORLOKK DILEMMA & BRENK SINATRA – Hexenkessel Pt. I + II

Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich spitz jedes Mal die Öhrchen wenn es neues Futter vom Meister mit dem größten Wortschatz im deutschen Sprechgesang (zumindest laut dem BR) gibt. Die harten Battle-Texte von MORLOCKK zu dem m***ergef****en DILEMMA gepaart mit einem wohligen old-school Boom-Bap Sound haben über ganz Deutschland und darüber hinaus längst eine treue Fanschar erzeugt und auch der Herr Dilemma selbst zeigt sich äußerst produktiv, so sind diverse Re-Releases, als auch Instrumental-Zeug unter dem Alter Ego MORLOCKKO PLUS und andere Mixtapes erst 1 – 2 Jahre her. Aber Stillstand ist ja bekanntlich der Tod. Nun kehrte anno 2017 also der eiserne Besen wieder, im Schlepptau den Wiener Haus- und Hofproduzenten BRENK SINATRA, der ja nun auch kein Leichtgewicht in der Szene ist.

Und was soll man sagen: Es kommt mal wieder zu lyrischer Gewalt im mehrschichtigen Gedichtdickicht, untermalt vom bluesigen und funkigem Fundament von BRENK SINATRA. Story-Telling wie in “Jack” ist aber durchaus auch wieder vorhanden. Rap zwischen Straßenpoesie, Zynismus, dem Alk zum Vergessen und der folgenden Kneipenschlägerei. Das ist nicht unbedingt großartig anders als auf den eigenen vorherigen Veröffentlichungen, aber qualitativ immer noch genauso hoch anzusiedeln! Dass diverse Filmsamples und Interludes wieder am Start sind, ist mittlerweile auch gewohnter Standard. Gute Gastbeiträge von u.A. KARATE ANDI, AUDIO88 & YASSIN, MC BOMBER und Lieblings-Homie-auf-Lebenszeit HIOB runden das Ganze ab. Einfach mal “Abschiebehaft” oder “Kopfnuss” auschecken!

“Komm‘ auf die Bühne, goldbehangen, nur in Lammfell-Shorts
Und deutschen Rappern bleibt nur Suff und der Bilanzselbstmord
[…]
Start‘ ich auf Partymeilen ein Handgemenge
Ich mach‘ mit der Nagelfeile die Straßenzeile
Zum Gazastreifen und du Naseweis kriegst Angstzustände”

(Alexander Santel)


 

Rosalía

ROSALÍA – Los Angeles

Wie wäre es zur Abwechslung mal mit etwas Flamenco? Warum nicht, hatten wir ja immerhin schon mal mit EXQUIRLA und deren Album „Para Quienes Aún Viven„. Schon das, was TOUNDRA zusammen mit Niño de Elche auf die Beine gestellt haben, hat eine ungemeine Faszination ausgeübt.

Doch „Los Angeles“ von Rosalía ist was ganz anderes. Anstatt ihren Flamenco in die vertrauten Wogen des Rock einzubetten verzichtet Rosalía gänzlich auf derlei Kompromisse. „Los Angeles“ bietet intensive, geradezu intime Musik, welche die Passion und das Mysteriöse des Flamenco einfangen, komplett auf akustische Gitarre und die sagenhafte Stimme von Rosalía reduziert. Und nur so können die Stücke ihre hypnotische Macht so richtig entfesseln, die einen gnadenlos für sich einnimmt. Hier liegt ein sagenhaftes Folk-Album vor, das man nicht verpassen sollte, gerade wenn man ein Freund der stimmungsvolleren, ernsthafteren Klänge ist.

(Michael Klaas)


 

Disastar

DISASTAR – Minus x Minus = +

Ein Jahr nach dem letzten Mixtape “Sturm und Drang”, 2 Jahre nach dem letzten regulären Album “Kontraste”, mit dem DISARSTAR erstmals in Hip-Hop Medien wie auch in so manchem Feuilleton so richtig durchstarten konnte, ist das neueste draußen. Nach dem Labelwechsel zu Warner wurden die Ausverkauf-Rüfe natürlich erst einmal groß. Auf dem neuesten ist das Nachwuchs Talent aber wieder einmal lyrisch, rap-technisch und sozialkritisch auf hohem Level unterwegs. Immer noch stramm links unterwegs und kein Freund von Rechten, Kapitalismus und Bonzen, wie Songs wie “Glücksrad”, “Kapitalismus” und “Konsum” beweisen, aber auch Representer-tracks wie “Frischer Wind” “Death Metal”, Songs über den Rap bzw. die Liebe dazu und auch die (zerbrochene) Liebe an sich sind wieder am Start (“Beat, Stift und Blatt”, “Ares und Area”). Es wird also viel Wert auf Abwechslung gelegt. Mal melancholisch, mal kämpferisch, mal wütend unterwegs, deckt DISARSTAR viele Paletten ab, auch wenn das seiner Reibeisenstimme ein wenig abgeht, die ist aber eh schon seit den alten Platten sein Trademark. Entweder man mag sie oder man mag sie nicht. Die Produktion der Beats aus der Feder von SiNCH, TYPHOON und KILLA M lassen mal wieder keine Wünsche offen, von traurigen Klavier-Samples über Boom-Bap Anklänge über dreckige Snares die an 80/90er Hip-Hop erinnern ist ein breites Spektrum vertreten, es wirkt aber trotzdem nicht wie Stückwerk sondern ist stimmig auf Albenlänge.“Per Aspera ad Astra” mit Mohammed Ali Malik als Unterstützung hat man als eine Art Mut-mach-Hymne an den Schluss gepackt. Das geht schon gefährlich nahe in die Mainstream-Richtung, die ein KOOL SAVAS auch schon mit Xavier Naidoo eingeschlagen hat, ist aber ist trotzdem hörenswert. Weitere Features beinhalten TUA, LIEDFETT und CREDIBIL. Auf der Bonusnoch remasterte Tracks aus Kontraste und Instrumentals dazu. Das Standard-Album kommt somit nur auf 13 gegenüber 38 Tracks auf der erweiterten Version, was beinahe wenig ist für einen Solo-Ausflug im Hip-Hop. Ganz so stark wie den Vorgänger “Kontraste” finde ich “Minus x minus = +” auch ehrlich gesagt nicht, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Ich hoffe auf eine rosige Zukunft für den Hamburger Jung, verdient hätte er es und mit Warner im Rücken hat er nun auch das Rüstzeug dazu, bekannter zu werden. Nur was Metallica mit Death Metal zu tun haben und warum nur DISARSTAR weiß, dass sie sich schon mal aufgelöst haben und wieder zusammen gekommen sind, ist noch ein Buch mit sieben Siegeln für mich.

(Alexander Santel)

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13.01.2018

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Ereb Altor, Elder, Cytotoxin, Dyscarnate und Voyager auf Tour

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9 Kommentare zu metal.de-Redaktion - Durch die Lappen gegangen

  1. Hypnos sagt:

    Liebe Redaktion, wie kommt es dass euch das letztjährige ‚Album des Jahres‘, nämlich ‚Stranger Times‘ von Vulture Industries nun ein weiteres mal durch die Lappen gegangen ist? Zumal ihr ankündigende Artikel zu diesem musikalischen Juwel veröffentlicht habt.

    Das grossartige ‚To The Elements‘ von Sun Of The Sleepless würde leider auch übersehen

  2. Sven sagt:

    Ich würde mal frech behaupten, euch wäre die neue CD von Leprous durch die Lappen gegangen? Ihr habt sogar ein Konzert-Report gemacht, jedoch nie ein Review von „Malina“ veröffentlicht. Bizarr?

  3. FreesingFab sagt:

    Witzig, das sind genau die Albumreviews, die mir hier auch abgegangen sind 🙂 (Also „Stranger Times“ von Vulture Industries und „Malina“ von Leprous.) Zwei wirklich tolle Alben…
    Wenigstens „Ghost Mile“ von Voyager hat es nachträglich noch reingeschafft, auch wenn ich die Kritik der Beliebigkeit nicht ganz nachvollziehen kann und den Songs einen hohen Wiedererkennungswert zusprechen würde. Musste aber vll auch einfach schnell gehen, eine Meinung abzugeben, was bei Prog leicht zu Urteilen führen kann, die man nach etwas „Reifezeit“ ganz anders sieht.

  4. Rantanplan sagt:

    Fjoergyns „Lucifer Es“ ist euch mal sowas von durch die Lappen gegangen… selbst schuld, kann man da nur sagen.

    1. DieBlindeGardine sagt:

      Naja metal.de wird ja soweit ich weiß komplett ehrenamtlich, also von leuten in ihrer freizeit betrieben. Selbst schuld ist da relativ, ich schreibe selbst für ein kleines onlinemagazin und manchmal ist es halt so, dass sich für manche platten erstmal kein rezensent findet oder die in der flut von veröffentlichungen einfach untergeht. Kann halt passieren.

      1. Alexander Santel sagt:

        insert „thankyou.gif“ here 😉

  5. Doktor von Pain sagt:

    Ja, und „Corpseraping Sorrow Throughout the Silence of the Northern Hemisphere“ von Frosteinlauf habt ihr auch einfach ignoriert! Dabei haben die das Jugendzentrum in Klein Schlingelsdorf gefüllt und allein da bestimmt fünf CDs verkauft. Nun frage ich mich: Wie konnte das passieren?

    (Man hat übrigens nicht viel verpasst, wenn man das neue Album von Vulture Industries nicht kennt – meine Meinung.)

    1. TCND! sagt:

      Danke, hab mich gut unterhalten gefühlt! :’D

    2. Hypnos sagt:

      man hat lediglich das Album des Jahres verpasst – meine Meinung