Hit or Shit?
Metallica - "72 Seasons"

Special

„72 Seasons“ = Shit

Lieber Marc. Als Angehöriger des Heavy-Metal-Universums einer längst ergrauten Generation werde ich mit folgender Aussage, im Gegensatz zu Deinem eigentlich nachvollziehbaren Wunsch, sicherlich viele Anhänger finden: Wenn man METALLICA hört, dann will man ohne Unterlass die Fresse poliert bekommen. Das hat die Band seinerzeit auch mit Songs wie „Sanitarium“ oder „Fade To Black“ trotz vermeintlichem Power-Balladen-Anstrich nämlich allein wegen dem bedingungslosen Sound hinbekommen. Will ich das nicht, dann höre ich einfach nicht METALLICA.

James Hetfield ist alt geworden, Lars Ulrich bleibt ein Schulkind

Wenn man so möchte, dann lässt sich die gesangliche Evolution Hetfields natürlich als positiv beleuchten. Gleichzeitig hat der Mann aber jeden Biss verloren und gerade die oft unkontrollierten Wutausbrüche aus der Anfangszeit sind nun endgültig aus dem Soundkatalog der Band verschwunden. Gleichzeitig lässt Lars Ulrich mit seinen Statements pausenlos die Luft scheppern, anstatt einen nennenswerten Beitrag zum leider fehlenden Abwechslungsreichtum im Songwriting zu liefern. Stop! Das bis zur Unerträglichkeit getriggerte Schlagzeug ist ja mittlerweile auch zu einem METALLICA-Trademark geworden.

METALLICA wollen zu viel

Warum finden so viele Menschen eigentlich so eine Freude an „Sleepwalk My Life Away“? Bis auf den guten Bass-Auftakt ist der Track ein Abfallprodukt aus den Resten vom vermaledeiten „Enter Sandman“. Ein weiteres Beispiel für die zurückgehende Kreativität gefällig? „Shadows Follow“: Wenn ich ein ordentliches Thrash-Brett hören will, lege ich die Plattennadel drei Mal hintereinander auf die erste Rille von „Damage Inc.“. Nebenbei wird der Song im Refrain zu einer peinlichen Pseudo-Mainstream-Offenbarung. Natürlich fallen die teilweise klug inszenierten, sehr klassischen Gitarren positiv ins Gewicht, die nicht selten schöne Heavy-Metal oder gar Stoner-Rock-Anleihen besitzen. Wenn das ewige Solo-Gegnidel einsetzt, bleibt von diesen schönen Momenten nur noch eine kurze Erinnerung und man möchte ob der unnötigen Überlänge eigentlich jeden Song skippen.

Die 72 Wiederholungen auf  „72 Seasons“

Apropos Gitarren: Fette Hetfield-Riffs sind zugunsten schwerer Groove-Rhythmen auch zur Nebensache geworden, dafür klopft Hammett eigentlich nur noch uninspiriert eine Pentatonik nach der anderen, verzerrt das mit dem Wah Wah, verschleiert damit aber kaum seine Lustlosigkeit. Der Mann kann es eigentlich besser, aber vielleicht ist langsam die Zeit für einen Tapetenwechsel gekommen.

Was METALLICA retten kann, ist eine Tour, die sich ausschließlich den Songs der Schaffensperiode von 1983 – 1988 widmet. Denn live ist Hetfield eine Instanz, Rob Trujillo ein Biest, Hammett ein Profi und sogar Ulrich ein Energiebündel.

Galerie mit 32 Bildern: Metallica - M72 World Tour 2023 in Hamburg

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16.04.2023

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