
Helloween
"Das ist das Beste, was uns passieren konnte"
Interview
40 Jahre HELLOWEEN, eine Kompilation mit dem Namen „March Of Time“, die Tourankündigung zu 40 Jahre HELLOWEEN und 2025 obendrauf das neue Album „Giants & Monsters“. Wir sprachen mit dem Bassisten Markus Grosskopf, der alle Höhen und Tiefen von HELLOWEEN seit mehr als 40 Jahren miterlebt hat, über die Historie und die Gegenwart.

Helloween – Giants & Monsters – Cover Artwork
Hallo Markus, vielen Dank für Deine Zeit. 40 Jahre HELLOWEEN, eine lange Zeit. Kannst Du dich noch an die erste Tour gemeinsam mit GRAVE DIGGER und CELTIC FROST 1985 erinnern? Wie war das für euch als Quartett damals, als die Reise begann?
Ich erinnere mich noch sehr genau daran. Es waren unsere ersten professionellen Shows im Rahmen einer Tournee von HELLOWEEN. Angefangen haben wir in Bochum und wir wussten von nichts. Plötzlich war da eine Crew, die Dir Dinge abnehmen wollte, die wir bisher selbst erledigten. In der Garderobe kam jemand auf uns zu und meinte, dass wir zu einer bestimmten Uhrzeit auf der Bühne zu stehen haben und was wir alles zu beachten und zu tun hätten. Als der wieder draußen war, dachten wir uns: was will der den? Was hat der uns groß zu sagen? Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das der Tourmanager war, der uns die Abläufe versuchte zu erklären. In den ersten Tagen der Tour haben wir vor allem viel gelernt und Erfahrungen gesammelt. Wir haben uns CELTIC FROST und GRAVE DIGGER angesehen und daraus den ein oder anderen Ansatz abgeleitet. Am Ende lernten alle drei Bands auf der Tour von und miteinander.
Auf Festivals treffen wir Chris Boltendahl ab und zu und sprechen über die alten Zeiten. Jens Becker ist mittlerweile auch bei GRAVE DIGGER. Der war längere Zeit in Hamburg, unter anderem spielte er bei einer AC/DC-Coverband und später dann bei RUNNING WILD. Wir sind das ein oder andere Mal gemeinsam durch die Clubs der Stadt gezogen. Auf den Festivals triffst du noch die alten Recken.
Die „Walls Of Jericho“ mit Kai Hansen als Sänger wird dieses Jahr 40 Jahre alt. Die Scheibe hat vor allem bei den deutschen Fans einen sehr hohen Stellenwert. Hast Du dafür eine Erklärung? Michael Kiske und Andi Deris sind technisch die besseren Sänger, wie Kai selbst sagt.
Kai liefert vor allem eine gewisse Emotion und am Ende auch eine Stimme, die in der Kombination mit den Instrumenten schon gut rüberkommt. Die Gesangstechnik hat Kai nicht unbedingt, allen voran in den Höhenlagen. Das zeigte sich bereits auf der ersten Tour. Kai empfand das selbst so nach der ersten längeren Tour. Den Gesang auf einer Tour konnte er nicht über Monate leisten. Deswegen kamen wir auf die Idee, es mit einem anderen Sänger zu versuchen. Wir haben zum Glück einen unglaublichen Troubadour wie Michael Kiske gefunden. Es freut mich persönlich sehr, dass die alten Stücke wie „Ride The Sky“ oder „How Many Tears“ nach wie vor ein hohes Ansehen genießen.
Dann kommen wir auch gleich zur jetzt anstehenden Tour. Erst die Kompilation zu 40 Jahre HELLOWEEN, dann die Ankündigung der Tour zu 40 Jahre HELLOWEEN und jetzt noch obendrauf die neue Scheibe „Giants & Monsters“. Wie wollt ihr das alles unter einen Hut bekommen?
Manche Dinge passieren einfach. Ich spiele nur den Bass. Nein, dass mit der Kompilation finde ich bei 40 Jahren Bandgeschichte schon richtig. Gerade nach der Reunion und der „Helloween“ 2021 haben wir auch viele junge Fans dazugewonnen, die bisher eventuell nur zwei oder drei Platten kennen. Die Kompilation ist nicht für die alten Fans gedacht, sondern für die Anhängerschaft, die die ganze Geschichte und Musik bisher nicht kennen. Wir wollten etwas veröffentlichen, das die Karriere von HELLOWEEN und ihre verschiedenen Facetten erklärt. Auch wenn manche Menschen der Meinung sind, dass es bei derartigen Veröffentlichungen primär ums Geld geht. Eine Band muss im Flow bleiben. Sie sollte regelmäßig auf Tour gehen und neue Alben herausbringen.
Die alten Fans bringen mittlerweile ihre Kinder mit zu den Konzerten, die dann die vorderen Reihen fluten. Das eher gesetzte Alter zieht sich auf die Tribüne zurück. Genau für die Fans, die jetzt in der ersten Reihe stehen, ist die 40 Jahre HELLOWEEN-Kompilation gedacht.
Dass wir eine neue Scheibe veröffentlichen, war ebenfalls geplant. Klar, jetzt eine Setlist aus 40 Jahren HELLOWEEN plus „Giants & Monsters“ zusammenzubauen, da könnten wir eigentlich zwei Sets von machen, die jeweils zwei oder drei Stunden lang sind. Von der neuen Platte soll ebenfalls was mit in die Show.
Wir haben Nummern, die eine gewisse Länge mitbringen. Wenn wir jetzt drei oder vier der Longtracks ins Set nehmen, dann ist fast die Hälfte der Spielzeit damit gefüllt. Dazu kommen einige Stücke, die wir eigentlich spielen müssen, weil die von den Fans erwartet werden. Das sind zum Beispiel „I Want Out“, „Dr. Stein“, „Future World“ und so weiter.
Wir wollen aber auch Nummern ins Set packen, die wir gerne selbst spielen wollen. Eins ist aber auch klar: egal was wir ins Set nehmen und was wir weglassen – allen Fans können wir es nicht zu 100% recht machen. Es ist für uns selbst schon eine lange und schwierige Diskussion, bis wir uns einig sind, wie das finale Set aussieht. Die alten Fans wollen primär die „Walls Of Jericho“ und die Mini-EP, die anderen „Keeper Of The Seven Keys“ und so weiter. Irgendwo wollen wir alle diese Wünsche und Ideen berücksichtigen.
IRON MAIDEN haben auf einer Tour von jeder Scheibe mindestens einen Titel gespielt. Wäre das eventuell auch eine Option für HELLOWEEN?
Darüber könnten wir tatsächlich mal nachdenken. Aber so ganz einfach wird das nicht. Da gehen die Meinungen weit auseinander. Aber eine grundsätzliche Überlegung ist die Idee schon wert. Wir haben jetzt 17 Scheiben. Theoretisch könnten wir sowas tun, aber bisher haben wir über so einen Ansatz noch nicht nachgedacht.
Es soll eine gute Mischung für die Leute vor der Bühne sein, sodass am Ende jeder Fan mit einem guten Gefühl nach Hause geht.

Helloween Tour 2025 Update
Ihr habt diverse Festivalshows für 2026 bereits bekannt gegeben. Bleibt es bei dem Tourmotto von 2025 mit 40 Jahre HELLOWEEN?
Wir machen das Ganze Topic jetzt zehn Jahre. Dann gehen wir direkt zu 50 Jahre HALLOWEEN über. Nee, Nonsens. Aber die Tour zieht sich und wird bis Ende 2026 andauern. Wir starten jetzt mit fünf Wochen Europa, machen rund um Weihnachten ein wenig Pause. Weiter geht es in Asien, da ist auch diesmal Kuala Lumpur, Taipeh, Taiwan und Indonesien dabei. Japan selbstverständlich auch. Es folgt Südamerika, die Festivalsaison bis August in Europa, was immer sehr viel Spaß macht. Wir fahren am Wochenende los und setzen die Hütte dort in Brand. Innerhalb von zwei Tagen, in der Regel Freitag und Samstag, und dann geht es wieder nach Hause. Am kommenden Wochenende geht das gesamte Prozedere wieder von vorne los.
Final geht es in Richtung Südamerika, und zum Schluss nach Nordamerika. Bis Ende 2026 werden wir definitiv unterwegs sein. Es sei denn, da kommt noch mehr rein. Das läuft alles unter 40 Jahre HELLOWEEN, dieser ganze Riesenblock an weltweiten Konzerten.
Es gibt in Deutschland momentan nur fünf Termine. Kommt da noch was außer den Festivals?
Bis jetzt ist erst mal noch nichts weiter geplant. Natürlich müssen wir erst einmal alle Nachfragen abwarten. Vielleicht kommt dann noch etwas dazu. Wir warten ab und dann entscheiden wir, ob Ende nächsten Jahres oder Anfang übernächsten Jahres irgendwann die Tour endet.
Es kann natürlich passieren, dass an der ein oder anderen Stelle noch eine weitere Show dazukommt, wo wir terminlich Luft haben. Aber erstmal ist die Tour jetzt so geplant. Der Rahmen steht, kleine Änderungen sind denkbar und möglich.
Lass uns mal zu „Giants & Monsters“ springen. Viele Bands haben bei vier Musiker:in schon Probleme auf einen Nenner zu kommen. Wie schaffen HELLOWEEN das als Septett. Kannst Du uns schildern, wie „Universe“, Songschreiber Sascha Gerstner, entstanden ist?
Sascha kam mit der Idee und den Song eines Tages um die Ecke und ich fand den musikalischen Ansatz sofort gut. „Universe“ ist einer meiner absoluten Lieblingstitel auf der neuen Platte. Sacha erzählte, dass er in einer Nacht durch Berlin gelaufen wäre. Der Himmel war klar und er sah die Sterne und das Universum. Jeder Stern war für ihn wie ein pochendes Herz, ein Schicksal, das jetzt irgendwo im Universum kreist und am Himmel sichtbar ist. Die verschiedenen Schicksale müssen am Himmel miteinander klarkommen und betrachten uns von oben. Dass das alles Herzen sind, die noch schlagen und die auch irgendwie in einer Form noch da sind, die Idee fand ich eigentlich sehr romantisch und stark.
Dann haben sich Andi Deris und Michael Kiske um die Gesanglinien gekümmert. Das Intro und der gesangliche Einstieg von Michael ist schon richtig stark. Da bekommst Du sofort eine Gänsehaut. Weiki und Kai haben ihre Kommentare dazu abgegeben und ihre Sachen beigetragen. Wenn wir Songs aufnehmen, dann sind die bereits sehr weit. Über manche Titel diskutieren wir innerhalb der Band. Aber „Universe“ wurde sofort angenommen. Wir hatten circa 30 Demos zur Auswahl. Am Ende müssen wir uns entscheiden, was irgendwo auch ein Luxusproblem darstellt, wenn du doppelt so viele mögliche Titel hast, als du wirklich benötigst. Da gibt es dann auch die ein oder andere Diskussion. Aber so ein Ding wie „Universe“ setzt sich sofort durch.
HELLOWEEN hat sieben Musiker, da würde ich eine Abstimmung anbieten. Löst ihr das Schicksal der ein oder anderen Demoversion am Ende in diese Richtung?
Ja, schon so ein bisschen. Wenn du einen Song selbst kreierst, dann bist du viel zu nah an dem Ding, als das du objektiv beurteilen kannst, wie der wirkt. Wir holen gerne Jan (Jan Bayat, Manager HELLOWEEN, Anmerkung der Redaktion) vom Management dazu, oder den Charlie (Charlie Bauerfeind, Anmerkung der Redaktion) und den Dennis (Dennis Ward, Anmerkung der Redaktion), die unsere Songs am Ende produzieren. Wenn wir uns nicht sicher sind, hört auch nochmal jemand von der Plattenfirma mit rein. Wir sind generell offen dafür uns ungeschulte musikalische Ohren zu holen, die mehr als Fan die Sachen hören. Das Urteil und deren Einschätzung gibt uns neue Erkenntnisse, die wir bei der Auswahl am Ende mitberücksichtigen.
Ist „Universe“ in Teilen ein Nachfolger von „Skyfall“?
Eigentlich nicht, aber das lässt sich schon so interpretieren, wenn ich darüber nachdenke. Der Alien aus „Skyfall“ ist ins All zurückgekehrt, nachdem er versehentlich bei uns gelandet war. Er wird bestimmt einer der leuchtenden Sterne im Universum sein, den Sascha im Himmel über Berlin gesehen hat.
Dann zum Release Datum. „Giants & Monsters“ folgt auf den Tag genau 37 Jahre auf „Keeper Of The Seven Keys Part II“. Absicht?

Helloween – Keeper Of The Seven Keys Part II – Cover Artwork
Wirklich? Ich habe die Daten nicht im Kopf und Du bist der erste, der mit dieser Datumsgeschichte kommt. Ist anscheinend noch niemanden aufgefallen. Das ist Zufall aus unserer Sicht. Vermutlich hat die Plattenfirma das Datum gesehen und das gleiche genutzt. Da bin ich überfragt.
Das Timing war so angedacht, dass „Giants & Monsters“ im August erscheinen soll. Ob fünf Tage früher oder später ist für uns nicht so entscheidend. Aber wo Du mir das jetzt sagst, glaube ich auch nicht, dass das reiner Zufall ist. Aber die grundsätzliche Idee finde ich klasse. Wenn mir das jemand vor 37 Jahren so vorhergesagt hätte, hätte ich bestimmt sofort gesagt – super, machen wir so.
Wenn ich die „Helloween“ aus 2021 der „Giants & Monsters“ gegenüberstelle, da kommt die Idee auf, dass „Giants & Monsters“ auch „Helloween Part II“ sein könnte. Wie siehst Du das? Gibt es dort Parallelen zur „Keeper Of The Seven Keys“-Session?
Als Konzept ist „Giants & Monsters“ so nicht angedacht. Aber klar, du kannst „Universe“ als Nachfolger von „Skyfall“ interpretieren, dann hast du drei Longtracks auf beiden Platten. Parallelen lassen sich schon finden, aber den Schuh von „Helloween“ aus dem Jahr 2021 hat „Giants & Monsters“ nicht an.
„Keeper Of The Seven Keys“ wollten wir als Doppel-LP veröffentlichen. Das wollte das Label nicht. Die beiden Platten sind ein echtes Bruderpaar. „Giants & Monsters“ und „Helloween“ stammen nur aus der gleichen Familie. Wenn es Zusammenhänge zur vorherigen Scheibe gibt, beziehungsweise sich herstellen lassen, dann ist das nicht von Nachteil.
Eine Parallele ergibt sich auch aus dem Cover. Beide weisen eine gewisse Ähnlichkeit auf und stammen vom gleichen Coverzeichner. Mache Dinge verbrüdern sich erst im Laufe des Lebens. Vielleicht schaffen das auch „Helloween“ und „Giants & Monsters“.
„This Is Tokyo“ beginnt mit dem Knistern der LP. Wie wichtig ist für Euch das LP-Format und der entsprechende Fluss auf einer Langspielplatte in Zeiten von Streaming und Co.
Das wird immer wichtiger. Wir haben mit einer Auflage von circa 1000 Stück angefangen. Jetzt sind das schon ganz viele Alben, ich weiß nicht wie hoch die Auflage für „Giants & Monsters“ sein wird, aber weit mehr als 1000 Stück. Es gibt immer mehr Retrosammler. Unser Dani am Schlagzeug, der holt sich alles auf LP. Die Fans zelebrieren das Auflegen von LPs regelrecht. Eine Flasche Wein aus dem Keller, dann eine Platte auflegen und Rockmusik hören.
Früher haben wir das auch gemacht und uns dazu das ein oder andere Getränk gegönnt. Der, der noch nicht ganz so alle war, der musste dann die Platte umdrehen. Da kamen die ganzen Kratzer und Fettfinger her. Deswegen sind wir auf die CD umgestiegen. Da war mehr Platz für Musik.
Vinyl ist wieder ein großes Thema. Bei den alten Scheiben war die maximale Spielzeit bei 45 oder 50 Minuten. Dann waren aber die Rillen zu dicht zusammen, sodass der Sound etwas gelitten hat. Heute gibt es die Doppel-LPs mit einem Klappcover. Da kannst Du noch viele verrückte Ideen mit unterbringen. Das ist schon eine gute Sache. Als Band kannst du noch andere Elemente unterbringen als auf einer CD mit dem kleinen Booklet.
Streaming, Youtube und Social Media ist nicht das Ding von HELLOWEEN?
Wir sind Silberrücken. Wir machen solche Sachen im gewissen Rahmen mit, aber ich weiß nicht, wie das im Detail funktioniert und was beim Streaming abgerechnet wird. Darum kümmert sich jemand, ich selbst habe aber keinen Account auf jeder Plattform. Ich bin eher oldschool unterwegs, ohne Tik Tok und Co.
Sascha und Daniel sind sehr gut in den Topics. Kai macht das auch etwas und ich finde das völlig in Ordnung, wenn Leute das Nutzen. Für meine Freizeit ist es wenig dienlich. Ich mache lieber andere Dinge.
Warum ist Dein Song „Out Of Control“ nur als Bonus-Track auf der CD-Version gelandet?
Der ist nur auf einer speziellen Edition einer CD, welche Edition genau, dass kann ich nicht sagen.
Ich habe das Ding geschrieben und war der Meinung, das wäre eine starke Nummer. Insgesamt hatten wir aber noch diverse Nummern im Angebot und nicht nur meinen Track, wo Kai den Gesang übernimmt. So ist der Song nur als Bonus auf der speziellen Edition gelandet. Ich bin bei der Platte vom Songwriting hinten runtergefallen, aber das passiert, wenn du mit sieben Leuten Songs machst und fast alle auch Songs schreiben. Dann musst du als Teamplayer auch mal in den sauren Apfel beißen. Ich musste zunächst etwas schlucken, aber es ist für die Sache, das ist am Ende entscheidend.

Helloween Bandfoto
Wir kommen zum Ende, aber als eines der Urgesteine soll dein Schlusswort dein persönliches Fazit zu 40 Jahre HELLOWEEN sein. Wie blickst Du heute auf die Zeit 1988 bis Mitte der 90er, mit dem Auseinanderbrechen und den Abgängen von Kai und Michael? Die weit offenen Türen habt ihr damals nicht nutzen können. Wenn du heute zurückblickst: wie zufrieden bist du persönlich und wie sieht dein persönliches Fazit zu 40 Jahre HELLOWEEN aus?
Ich glaube, dass war alles korrekt, so wie wir das damals gemacht haben. Das Business rund um das Musikgeschäft war für uns ein neues, unbekanntes Terrain und brachte zahlreiche Herausforderungen mit sich. Bestimmt haben wir nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber damals haben wir so gefühlt und uns entsprechend entschieden. Wir waren jung, wollten rausgehen und Rockmusik spielen. Plötzlich bist du aber Geschäftsmann, verkaufst viele Platten und hast ein dickes Business laufen. Das verwirrt dich. Eigentlich willst du nur auf die Bühne gehen und Musik machen und der ganze Rest interessiert dich gar nicht.
Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht bezüglich der Entwicklung, erst recht als wir eine goldene Auszeichnung erhielten. Aber die Firma mit dem fetten Business, die wollte niemand von uns betreiben. Aber nicht nur wir selbst haben falsche Entscheidungen getroffen. Auch Leute, denen wir vertrauten, haben für uns nicht die richtigen Entscheidungen getroffen.
Auf einige Sachverhalte hatten wir teilweise keinen Einfluss, weil wir an Verträge gebunden waren, wo wir nicht rausgekommen sind. Ich war 30 und hatte einen Sack voll Schulden in Pounds. Es gab diverse Herausforderungen, wo unter anderem zahlreiche Anwälte involviert waren, die wir bezahlen mussten. Obendrauf kam die Geschichte mit dem dreijährigen Auftrittsverbot wegen der einstweiligen Verfügung. Da ist die Kohle nur so rausgetrudelt.
Wir haben das Musikgeschäft erstmalig kennengelernt und waren bestimmt an der ein oder anderen Stelle naiv. Eigentlich wollten wir nur rausgehen, Musik machen in der Welt und den Leuten zeigen, wo der Hammer hängt. Plötzlich kommen andere Dinge auf dich zu, die du noch nie mitgemacht hast. So war erstmal Pause mit Musik. Das ist uns sehr schwergefallen. Wir haben nur noch Anwälte und irgendwelche Manager gesehen, die für uns aktiv waren und wir standen wie blöd daneben und haben darauf gewartet, dass alles wieder irgendwie in Ordnung kommt.
Bei den Summen, die damals bei uns als Zahlungsverpflichtungen ausstanden, wären andere Menschen auf ganz andere Dinge gekommen. Ich habe mich mit Weiki hingesetzt und überlegt, was wir tun können. Wir haben uns entschieden weiter Musik zu machen. Das ist das, was wir können. Wir werden es auch noch mal schaffen. Über viele Jahre haben wir uns aus dem Dreck herausgespielt. Wir haben die offenen Beträge beglichen und uns wieder hochgeackert.
Wir sind zwei Mal mit GAMMA RAY unterwegs gewesen, wo wir schon feststellten, dass die Chemie mit Kai wieder passt. Er war am Ende der Show mit bei uns auf der Bühne für die Zugabe. Kai hat mit Michael bei UNISONIC gemeinsam agiert, sodass auch da der Kontakt nicht ganz weg war. Aber auch bis zur Reunion war es ein Prozess. Wir hatten auf den beiden gemeinsamen Touren mit Kai und GAMMA RAY viel Spaß, sodass die Idee aufkam, eventuell wieder etwas gemeinsam zu produzieren. Michael haben wir auf einem Festival getroffen, wo er mit AVANTASIA gespielt hat. Vor allem Michael Weikath und Michael Kiske haben sehr offen miteinander gesprochen und dann gesagt: was geschehen ist, dass ist geschehen. Es macht aber keinen Sinn nach all den Jahren sich emotional noch immer damit kaputtzumachen. Es wurde sich gegenseitig verziehen. Nach und nach näherten wir uns an und besprachen mit Kai und Michael, ob und wie wir wieder ein gemeinsames musikalisches Projekt starten wollen.
Für uns war aber auch klar, dass Andi und Sacha bleiben. Die haben super Sachen kreiert und mit dafür gesorgt, dass HELLOWEEN so lange überlebt hat. Die Leute wollten wir auf keinen Fall aus der Band werfen. So entstand der Riesenzirkus HELLOWEEN mit dem Septett, den ganzen Stimmen, mit den ganzen Gitarrenharmonien und der Vielfalt. Ich denke, das ist das Beste, was uns passieren konnte.
Auch wenn wir rund um die „Keeper Of The Seven Keys Part II“ eine große Chance nicht genutzt haben: was passiert ist, dass ist passiert. Kai hat HELLOWEEN verlassen und damit ein großer Teil des HELLOWEEN-Songwriting. Als Michael Kiske die Band verließ, war eine weitere, über Jahre prägende Figur nicht mehr dabei. Du kannst aber nichts erzwingen. Bei uns hing alles immer mit viel Harmonie zusammen und wenn die irgendwann nicht mehr stimmt, dann kannst du auch nicht mehr von Herzen deine Musik rüberbringen.
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Jürgen Fenske




























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