Graveland Festival 2017
Räucherstäbchen, fliegende Mikroständer und Heimspiele

Konzertbericht

Billing: The Haunted, Tribulation, Asphyx, Taake, Blood Incantation, Necrowretch, Distillator, Absorbed, Spectral Voice, Disfuneral und Dead Will Walk
Konzert vom 07.10.2017 | Maxx, Hoogeveen

Taake

Galerie mit 33 Bildern: Taake - Graveland Festival 2017

Dass Frontmann Hoest ein Provokateur vor dem Herrn ist und dies allem Anschein nach auch gerne ist, haben diverse Geschehnisse in der Vergangenheit gezeigt. In der Zwischenzeit war es jedoch ruhig um den schmächtigen Norweger geworden, der neuerdings Glatze trägt. Mit neuem Album im Gepäck soll sich dies nun wieder ändern. Dazu passt auch das Outfit des Bandkopfes: Insbesondere der Pullover spricht eine deutliche Sprache. Damit nicht genug ist Ørjan Stedjeberg (so der volle Name des Musikers) heute anscheinend mit dem falschen Bein aufgestanden und auf Krawall gebürstet. Das Mikro funktioniert nicht so, wie er möchte, und auch der dazugehörige Ständer ist nicht in der richtigen Position eingestellt, weshalb kurzerhand sowohl Mikro als auch Ständer mehrmals wild über die Bühne geschleudert werden.

Musikalisch hingegen überzeugen die Norweger trotz wackeligem Sound wie gewohnt, wobei altbekannte Stücke wie „Umenneske“ oder “ Nattestid Ser Porten Vid I“ leider fehlen. Dafür gibt es allerdings Material vom neuen Album zu hören, welches sich deutlich reduzierter anhört und ein wenig die Raserei vermissen lässt – man darf also gespannt sein, was „Kong Vinter“ im November mit sich bringt. (RM)

Asphyx

Galerie mit 29 Bildern: Asphyx - Graveland Festival 2017

Heimspiel für ASPYHX! Was schon hierzulande live eine wahre Wonne ist, gestaltet sich in den Niederlanden zu einer unnachahmlich unterhaltsamen Live-Darbietung. Van Drunen ist in bester Bierlaune und gibt trotz leichter Störungen des Gleichgewichts durchweg Vollgas. Auch seine Mitstreiter an den Instrumenten strotzen nur so vor Spielfreude, während vor der Bühne Bier verschüttet, Haare rotiert und Fäuste gereckt werden. Einzig der äußerst rohe Sound dürfte sich gerne ein wenig von seiner besseren Seite präsentieren.

Sei’s drum, denn angefangen mit „Vermin“ vom Debüt aus dem Jahr 1991 biegen ASPHYX über aktuelle Songs wie „Candiru“, „Wardroid“, „Deathhammer“ (inklusive amtlichem Pit) und „Death The Brutal Way“ zum Ende des knapp einstündigen Sets auf die mit Songs für die Ewigkeit gepflasterte Straße ein: „Wasteland Of Terror“, „The Rack“ und „The Last One On Earth“ beschließen einen Auftritt, der neben Bier, launigen van Drunen-Ansagen und reichlich Bier durch pure Authentizität überzeugt. Es bleibt dabei: ASPHYX sind und bleiben live eine Macht. (RM)

Setlist:
The Quest For Absurdity
Vermin
Candiru
Brandenburg Division
Wardroid
Death The Brutal Way
Deathhammer
Forerunners Of The Apocalypse
Wastelands Of Terror
The Rack
Last One On Earth

Tribulation

Galerie mit 43 Bildern: Tribulation - Graveland Festival 2017

Dass der Gig der Schweden TRIBULATION mit dem Entzünden ganzer Batterien von Räucherstäbchen beginnt, verwundert nicht: Die Band hat sich vom arschtighten Death/Thrash früherer Tage schon lange entfernt und liefert heute Death Metal, der neben aller Progressivität und schwarzmetallischen Düsternis vor allem atmosphärisch ist. Dazu passt das extrovertierte Stageacting der vier Musiker: Vor allem Gitarrist Jonathan Hultén tänzelt unentwegt auf seinen Absatzschuhen, während Zipfel seiner Garderobe im Wind flattern. Und natürlich gibt es auf der Bühne Wind, genauso wie Nebel – und wenn die Bühne in den würzigen Geruch der Räucherstäbchen gehüllt ist, glimmt im Publikum ab und zu eine Kräuterzigarette auf.

Kurzum: Das Publikum ist bereit, sich vom Sound der Schweden entführen zu lassen, und Songs wie “Strange Gateways Beckon” oder “The Motherhood Of God” lassen genügend Raum dafür. Letztlich verschwimmen Soundfragmente und die Bewegungen auf der Bühne zu einem einzigen Trip, und da ist es letztlich völlig egal, ob ein Gitarrist in einer Pirouette die Koordination verliert und das Sidedrop anpogt. Ein toller Auftritt, der bei einigen Zuschauern das Verlangen nach einem weiteren Bier weckt. (EM)

The Haunted

Galerie mit 19 Bildern: The Haunted - Graveland Festival 2017

Steht noch der Auftritt des Schweden-Quintetts THE HAUNTED auf dem Programm, der bis auf eine Viertelstunde Verzug planmäßig starten kann. Eigentlich. Denn die Umbaupause zieht sich immer weiter in die Länge. Zwar drapiert Sänger Marco Aro anfangs noch mit kindlicher Freude Bierbecher auf der Bühne, doch nach einer Dreiviertelstunde sind nurmehr genervte Gesicher zu sehen – offenbar klingt es auf der Bühne nicht so, wie es soll. Und vor der Bühne wird es immer leerer – es verlassen nicht gerade wenige Angereiste das Festival. Also gibt es irgendwann doch das Zeichen für den Bühnensturm – ohne perfekten Sound -, und THE HAUNTED legen los wie ein Wirbelwind: Jedenfalls ist der Songtitel “Brute Force” nicht schlecht gewählt.

Die Band agiert tight und druckvoll, und das ist es, was die verbliebene Meute sehen und hören will. Die beiden Gitarristen Jensen und Ola Englund harmonieren prächtig, und Schlagzeuger Adrian Erlandsson arbeitet sich gewohnt aufopferungsvoll und souverän durch die Songs. Im Mittelpunkt steht aber Frontmann Marco Aro, der kräftige Shouts auf Lager hat und die Musik auch optisch perfekt widerspiegelt – gib dem Mann einen Presslufthammer, und er zerlegt dir den Untergrund. So weit kommt es aber zum Glück nicht, und so endet der Abend doch noch versöhnlich. Denn, fürs Protokoll: THE HAUNTED haben einen der besten Sounds an diesem Tag. (EM)

Setlist
Fill The Darkness With Black
Brute Force
99
Trespass
The Flood
The Medication
Preachers Of Death
Spark
All Agains All
No Compromise
Hollow Ground
Undead
D.O.A.

Dark Intentions
Bury Your Dead
Hate Song

Insgesamt ist das Graveland Festival 2017 ein gelungenes Festival mit einem starken und abwechslungsreichen Billing. Und selbst wenn sich die technischen Probleme wie ein roter Faden durch die Veranstaltung ziehen, gibt es ansonsten nicht viel zu mäkeln: Für alle Bands stehen ausreichend Merchfläche in der Halle zur Verfügung, vor und im Maxx gibt es mehrere Getränketheken, und den diesmal leider reichlich vorhandenen Regen halten zahlreiche Zeltflächen vor dem Eingang ab.

Einzig die Getränkeauswahl ist gewöhnungsbedürftig – Bier und Softdrinks gibt es, aber kein Wasser. Der Kater am nächsten Morgen ist vorprogrammiert, wenn man nicht vorgesorgt hat und ständig zum Auto rennt. Übrigens: Es soll sogar einige Unentwegte gegeben haben, die auf der bewachten Rasenfläche in unmittelbarer Nähe zum Maxx gezeltet haben – hätte das Wetter mitgespielt, wäre das sogar eine echte Alternative zur Heimfahrt gewesen. So blieb aber nur die Fahrt über die rund 20 km entfernte Grenze – mit dem einen oder anderen Kracher von THE HAUNTED und ASPHYX im Ohr und dem Duft von Räucherstäbchen im Haar.

Bilder und Text:
Richard Mertens (RM)
Eckart Maronde (EM)

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24.10.2017

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