Headbangers Open Air 2022
Der große Festivalbericht

29. Juli 2022

TROYEN lassen die NWoBHM aufleben

Galerie mit 18 Bildern: Troyen – Headbangers Open Air 2022

Bewölkt, aber trocken geht es in den zweiten offiziellen Festivaltag. Den Auftakt machen TROYEN aus UK. Die Band war eine der vielen erfolglosen Kapellen der NWoBHM. Nach zwei Jahren und einer Demo wurde der Versuch beendet. Steve McGuire und Jeff Baddley reaktivierten die Band 2014 mit allen Mitgliedern aus den 80ern. Mittlerweile gab es eine Blutauffrischung, und Mark Notley und Mark Walling als neuer Sänger sind in der aktuellen Bandbesetzung. High Roller Records, ein Label, welches gerne in der Versenkung verschwundene Bands zum Leben erweckt, veröffentlichte die Kompilation „Syrian Lady – The Troyen Anthology, Part 1 (1981-1982)“ mit den sechs Songs der Band aus den 80ern. Eine weitere Kompilation der Zeit von 2014 bis 2019 folgte und 2021 sogar ein neues Werk Namens „Falling Off The Edge Of Forever“.

Der Opener-Slot am Freitag um 12 Uhr ist undankbar. Trotzdem ist der Bereich vor der Bühne bereits bevölkert, und TROYEN locken weitere Menschen auf das Infield. Die Band fokussiert sich bei ihrem 45minütigen Set auf das 2021er Release, lässt mit „Dreams Never Lie“, „Futures Friend“ und „Syrian Lady“ auch die Vergangenheit aufleben. Gerade die Tracks aus den 80ern werden von den Menschen vor der Bühne gefeiert und teilweise mitgesungen. Ein gelungener Auftakt für den zweiten Festivaltag.

DUN RINGILL verringern den Altersdurchschnitt

Galerie mit 17 Bildern: Dun Ringill – Headbangers Open Air 2022

Eine relativ junge Band mit erfahrenen Musikern sind DUN RINGILL aus Göteborg. Bei der Herkunft Göteborg würde Melodic Death Metal auf der Hand liegen. Gitarrist Jens Florén war 2016 als Live-Support bei DARK TRANQUILLITY zu sehen. Ansonsten verschreiben sich die Herren dem Doom, welcher mal folkig und mal mit Heavy Rock kombiniert wird.

Auffällig ist, dass Sänger Tomas Eriksson sämtliche Songtexte auf der Bühne hat und quasi jede Zeile abliest. Anfang der 2000er Jahre war Eriksson bei RUNEMAGICK an der Gitarre aktiv. „Raven’s Tear“, „Library Of Death“ oder „Reverend Of Many Faces” heißen die Tracks, welche Doom-typisch mit einer gewissen Überlänge daherkommen. Die beiden bisherigen Veröffentlichungen „Library Of Death“ und „Welcome“ werden gleichermaßen berücksichtigt und der ein oder andere Trackname hat es in sich. „Welcome To The Fun Fair Horror Time Machine“ passt bereits von der Länge des Namens zum Sound von DUN RINGILL. 45 Minuten doomt es kräftig auf dem Headbangers Open Air 2022, dann heißt es Platz machen für den nächsten Act.

ANCESTRAL sorgen mit Power Metal für gute Laune

Galerie mit 15 Bildern: Ancestral – Headbangers Open Air 2022

Nach der eher schweren Kost von DUN RINGILL zur Mittagszeit sind um 14.20 Uhr ANCESTRAL aus Italien an der Reihe. Italien und Metal? Die Frage, was es für ein Genre zu hören gibt stellt sich eigentlich nicht. Seit 20 Jahren unterhalten ANCESTRAL mit Fantasie-Geschichten und Power Metal. Im Gegensatz zu anderen Genrevertretern, welche südlich der Alpen beheimatet sind, setzten ANCESTRAL mehr auf Gitarren und ein Keyboard ist nicht in der Bandbesetzung zu finden.

“Lust For Supremacy”, “Wind Of Egadi”, “Seven Months Of Siege”, “Master Of Fate”, “Back To Life” und “On The Route Of Death”. ANCESTRAL halten sich an das 2017er Release „Master Of Fate“ und verzichten auf Tracks von früheren Werken. 45 Minuten dürfen sich die Herren austoben, dann wird es Zeit für die nächste Band.

ICARUS WITCH und drei Musiker von IRONFLAME

Galerie mit 16 Bildern: Icarus Witch – Headbangers Open Air 2022

Aus den USA kommen ICARUS WITCH und IRONFLAME. Warum ist das bei den beiden Bands wichtig? ICARUS WITCH besteht aus drei Mitgliedern von IRONFLAME plus Bassist und Keyboarder Jason „Sin“ Myers. Einiges an Alben haben die Herren in ihrer etwas mehr als 20jährigen Diskografie auf der Habenseite stehen. Fünf Longplayer plus eine EP sind für eine Undergroundband ordentlich. Von 2018 ist der aktuelle Output mit dem Namen „Goodbye Cruel World“. Das Set startet mit „Misfortune Teller“ und „Through Your Eyes“ vom 2018er Werk um mit „Tragedy“ zu „Rise“ aus dem Jahr 2012 zu springen. Sänger Andrew D’Cagna ist gut bei Stimme, und nach den festivaltypischen anfänglichen Schwierigkeiten passen Sound und Performance.

„Out For Blood“ erweist sich als ein Highlight im Set, und D’Cagna liefert sich mit dem Publikum einen kleinen Sangeswettstreit. „Until The Bitter End“ gefolgt von „Storming The Castle“ aus dem Jahr 2007 beenden das Set nach circa 50 Minuten und sorgt für zufriedene Gesichter vor der Bühne.

Dirty, irisch und dooming – Willkommen bei DREAD SOVEREIGN

Galerie mit 17 Bildern: Dread Sovereign – Headbangers Open Air 2022

Einen Slot von 60 Minuten haben die Doomer DREAD SOVEREIGN aus Dublin. Seit 2013 lärmt sich das Trio über die europäischen Bühnen. Am Bass und den Vocals ist kein unbekannter Mensch zu sehen. A.A. Nemtheanga ist neben seiner Tätigkeit als Sänger bei PRIMORDIAL auch bei DREAD SOVEREIGN zu erleben. Neben Nemtheanga agiert Bones an der Gitarre, Con Ri bearbeitet die Drums. Anfänglich war Sol Dubh, der Drummer von PRIMORDIAL, für die Bearbeitung der Felle zuständig. DREAD SOVEREIGN ist jedoch alles andere als ein Ableger von PRIMORDIAL.

Ein gewissen Black-Metal-Einfluss lassen die Herren spätestens beim BATHORY-Cover „You Don’t Move Me“ durchschimmern. Ansonsten haben die Tracks die genretypische Überlänge, konzentriert sich aber primär auf das 2021er Release „Alchemical Warfare“. Zusammenfassend liefert das Trio einen rotzigen, irisch-doomigen Sound, der beim Publikum sehr gut ankommt. Zum Meet & Greet bringt Gitarrist Bones dann auch gleich eine Flasche Jack Daniels mit.

MARTYR rutschen kurzfristig ins Billing des Headbangers Open Air 2022

Galerie mit 20 Bildern: Martyr – Headbangers Open Air 2022

MARTYR kommen aus Utrecht und sind eine der nachgerückten Bands 2022. Sieben Jahre in den 80ern versuchte die Band in der metallischen Welt Fuß zu fassen. Das war leider nicht von Erfolg gekrönt, und MARTYR wurde zur Geschichte. Rick Bouwman an der Gitarre und Sänger Robert van Haren sind die beiden verbliebenen Mitbegründer der Band, welche heute auf der Bühne zu sehen sind.

Erst im Februar 2022 haben MARTYR „Planet Metalhead“ auf den Markt geworfen und starten entsprechend mit „Raise Your Horns, Unite!“, „Demon Hammer“ und „Children Of The Night“. Melodisch und gut konsumierbar werden die Menschen im Infield unterhalten. „Snow And Fire“ lässt die 80er und die Anfangstage vom MARTYR aufleben. Der Löwenanteil mit fünf von insgesamt acht Tracks stellt das 2022er Release. Das Quintett erspielt sich mit ihrem circa 50 Minuten kurzweiligen Gig neue Kundschaften, was am Andrang am Merch nach dem Gig zu sehen ist.

IRONFLAME und der zweite Teil von Andrew D’Cagna

Galerie mit 16 Bildern: Ironflame – Headbangers Open Air 2022

In den vergangenen fünf Jahren haben IRONFLAME sich im Underground mehr als nur einen Namen gemacht. Ganz frisch auf dem Markt ist „Where Madness Dwells“. Das Werk war dem Kollegen Völkel acht von zehn Punkte wert. Wer auf traditionelle Metal-Musik steht, der sollte unbedingt bei IRONFLAME seine Lauscher reinhalten.

Folgerichtig ist es vor der Bühne eng geworden. Zur besten Primetime entern IRONFLAME mit „Firestorm“ die Bühne, und ein Hauch von MAIDEN, PRIEST und Co. weht über das Infield des Headbangers Open Air 2022. Das Feuer ist entfacht und geht mit „Bringer Of Fire“, „Marching On“ und „Eternal Night“ weiter. D’Cagna und seine Mitstreiter sorgen für beste Stimmung vor der Bühne mit einem Set, welches eher in Richtung der Anfänge von IRONFLAME tendiert. Das neue Album wird mit „Everlasting Fire“ ebenfalls berücksichtigt. Zehn Tracks performen die Herren in circa einer Stunde und sorgen dafür, dass die Meute auf IRON MAIDEN bestens eingestimmt ist.

ABSOLVA stimmen auf BLAZE BAYLEY ein

Galerie mit 14 Bildern: Absolva – Headbangers Open Air 2022

Seit zehn Jahren existieren ABSOLVA aus Manchester und zeigen sich bezüglich Studioarbeit sehr emsig. Sechs Longplayer in zehn Jahren sind eine Ansage. Seit 2021 fungieren ABSOLVA auch als Band von BLAZE BAYLEY. Mit den Brüdern Luke und Chris Appleton sind zwei bekanntere Gesichter bei ABSOLVA aktiv. Allen voran Chris Appleton dürfte durch seine Zusammenarbeit mit ICED EARTH dem ein oder anderen musikinteressierten Menschen ein Begriff sein.

Heute steht quasi ein Warm-Up von ABSOLVA für BLAZE BAYLEY auf dem Programm. „Fire In The Sky“, der Titeltrack des 2022er Werks eröffnet das Set. Es folgen „Burn Inside“, „Addiction“ und „What Does God Know?“, bevor es mit dem Titeltrack „Never A Good Day To Die“ ins Jahr 2015 geht. Circa 40 Minuten spielen ABSOLVA ohne BLAZE BAYLEY. Es folgt ein kurzes Break und die Farben ändern sich von ABSOLVA zu BLAZE BAYLEY. Etwas seltsam mutet die Lightshow an. Es ist alles hell erleuchtet, und von einer wirklichen Lightshow kann keine Rede sein.

BLAZE BAYLEY und das Headbangers Open Air 2022 singen “The Clansman”

Galerie mit 21 Bildern: Blaze Bayley - Headbangers Open Air 2022

Nach dem kurzen Break kommt BLAZE BAYLEY als quasi neuer Sänger auf die Bühne und Chris Appleton konzentriert sich auf die Saiten. Wie bei ABSOLVA ist die Lightshow auch bei BLAZE BAYLEY auf hell gestellt. Der Grund dafür liegt anscheinend in den Texten, welche Bayley auf der Bühne liegen hat. Im Vorfeld kündigte Bayley ein Best-Of-Set Solo plus IRON MAIDEN an. Daher sind heute einige Tracks auf der Setlist, die Bayley länger nicht im Repertoire hatte.

Wie erwartet geht es mit IRON-MAIDEN-Songs los. Auf „Lord Of The Flies“ folgt “Sign Of The Cross”, und der erste große Sangeswettstreit zwischen Publikum und Bayley findet statt. Über „Judgement Of Heaven“ springt Bayley zu seinem aktuellen Release in den Titeltrack „War Within Me“ sowie „Pull Yourself Up“. Zu dem ein oder anderen Song erzählt Bayley kleine Anekdoten. Hier bekommt „Virus“ eine spezielle Ankündigung, passend zum aktuellen Weltgeschehen.

Wenn wir schon beim Weltgeschehen sind, dann ist der Ruf nach „Freedom“ nicht zu überhören. Das gilt auch für das Headbangers Open Air 2022. Bayley und das Publikum legen eine stimmungsintensive Version von „The Clansman“ hin, wo der Ruf nach „Freedom“ weit zu hören sein dürfte. Das Infield zeigt sich insgesamt sehr textsicher, was die IRON-MAIDEN-Klassiker angeht, und Bayley und die Menschen vor der Bühne genießen den Festivalabend.

„Man On The Edge“ und „Futureal“ ergänzen den IRON-MAIDEN-Teil beim circa 90-minütigen Auftritt. Die Überraschung im Set dürfte „Como Estais Amigos“ sein. Ein Song, aus der Anfangszeit von Bayley, welche sich um den Krieg auf den Falklandinseln dreht und auf der „Virtual XI“ zu finden ist. Insgesamt bringen BLAZE BAYLEY und ABSOLVA einen starken und stimmungsvollen Festivalauftritt auf die Bühne, welche völlig zurecht einen Headliner-Slot bekommen hat.

Nach dem Konzert sitzt Bayley seelenruhig am Merchstand und signiert alles, was ihm vorgelegt wird. Fotos etc. sind auch kein Problem. Neben einen Top-Auftritt zeigt Bayley Nähe zu den Fans und ist nicht von ungefähr ein gerngesehener Gast auf dem Festivalgelände in Brande-Hörnerkirchen.

GLACIER und 35 Jahre Warten auf das Debütalbum

Galerie mit 13 Bildern: Glacier – Headbangers Open Air 2022

Wer erwartet, dass sich das Infield nach dem stimmungsvollen Gig von BLAZE BAYLEY leert, der schaut erstaunt in Richtung Bühne. GLACIER haben im Underground mit dem Song „Vendetta“ in den 80ern einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Mit 35 Jahren Anlauf folgt „The Passing Of Time“, welches der Kollegen Büttner mit acht Punkten bewertet. Ein Zitat: „Geniale Melodien treffen auf knackige Riffs und superbe Hooks. Metallerherz, was willst du mehr?“ Können GLACIER auch die Metaller auf dem Headbangers Open Air 2022 abholen?

„Eldest And Truest“ und „Into The Night“ eröffnen das Set. Ohne einen Soundchecker wie ABSOLVA für BLAZE BAYLEY benötigen GLACIER etwas für die richtige Aussteuerung. Dazu gibt es eine Lightshow, und die Bühne wird in blaues Licht getaucht. Mit Sänger Michael Podrybau ist noch ein Protagonist der 80er Jahre auf der Bühne, welcher das circa 35 Jahre alte „Devil In Disguise“ zum Besten gibt. Podrybau und seine Mitstreiter mischen zwischen der selbstbetitelten EP aus dem Jahr 1985 und dem aktuellen Werk. Alle fünf Tracks von der EP werden dargeboten und der Schlusspunkt nach circa 60 Minuten kann nur „Vendetta“ sein. Auch GLACIER überzeugen bei ihrem Gig und werden von den Menschen vor der Bühne entsprechend abgefeiert.

Es ist spät geworden auf dem Headbangers Open Air 2022. Gegen kurz vor 1 Uhr morgens endet das Musikprogramm, und wahlweise verschwinden die Menschen im Camp-Ground oder nehmen noch ein Bier außerhalb des Infields. Ein mehr als nur gelungener Festivaltag geht zu Ende.