Wacken Open Air
Der große Festivalbericht 2004

Konzertbericht

Billing: Böhse Onkelz, Destruction und Satyricon
Konzert vom 2004-08-05 | Open Air, Wacken

Freitag, 06.August 2004

Nachdem der erste – immernoch inoffizielle – Festivaltag mit einem erfreulich vergnügsamen Abend vorrüber war, machte man sich am Freitag morgen relativ erhohlt auf den Weg zur Bühne. Da am Vortag der letzte Ton bereits gegen 00:00 Uhr verklungen war, blieb noch ausreichend Zeit zu feiern und trotzdem am nächsten Tag fit zu sein. Es wäre vielleicht eine Überlegung die letzte Band an jedem Tag gegen 01:00 Uhr spätestens die Bretter räumen zu lassen? Nun, wie dem auch sein – zumindest an diesem Tag waren wir recht pünktlich vor der Bühne.

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Mnemic

Mnemic scheinen wirklich durchzustarten. Zumindest ließ die stattliche Menge an Leuten, die sich am ersten richtigen Wacken-Tag schon zu dieser frühen Uhrzeit vor der Party Stage versammelt hatte, darauf schließen. Davon angestachelt, taten die dänischen Hopefulls von Beginn an ihr Bestes, um den Leuten ihren Kater aus den Gliedern zu pusten. Sie hatten Erfolg, denn trotz der jetzt schon beachtlichen Hitze, regte sich im Pit vor der Bühne einiges. Kein Wunder, wenn einem in brettfettem Sound die abgehackte Riffwucht von Meshuggah, gepaart mit der Eingängigkeit von Soilwork von einer spielfreudigen und gut gelaunten Truppe um die Ohren geballert wurde und noch dazu Sänger Michael unaufhörlich über die Bretter fegte und die Menge zum Mitgehen animierte. Bekannte Songs wie „Liquid“, „The Naked And The Dead“, „Blood Stained“ oder das finale „Ghost“ riefen bis in die hinteren Reihen gereckte Pommesgabeln hervor und auch der neue Track „Deathbox“ vom Ende September kommenden Zweitwerk „The Audio Injected Soul“ krachte ordentlich in die Beißleiste. Saubere Arbeit! (metalgreg)

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Methedras

Nach dem starken Mnemic Gig stand nun eine Stunde Warten auf dem Programm bis ihre Labelkollegen Raunchy spielen würden. Da gerade aber Paragon auf der True Metal Stage dudelten, floh ich schnell ins Zelt, aka Wet Stage, um mir die Italiener Methedras reinzuziehen. Und die legten erfreulicherweise gleich gut los mit schnellem, groovigem Thrash der Marke Testament. Der Sound war, wie so oft im Zelt, etwas undifferenziert, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. In kurzer Zeit fanden weitere Neugierige oder Paragon Geschädigte den Weg ins Zelt und bangten durchaus bereitwillig mit oder stampften genüsslich den Takt mit dem Fuß. Highlight war ohne Zweifel das starke Testament Cover „Into The Pit“, bei dem es deutlich abging. Nach fünfundzwanzig Minuten war der Spuck auch schon wieder vorbei, ein dutzend CDs flogen in die Menge und man war sich einig einen soliden Gig gesehen zu haben. (Metal_Inc)

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Raunchy

Die Party Stage war an diesem Morgen fest in dänischer Hand, denn nun durften Raunchy zeigen, ob sie ihre Landsmänner von Mnemic übertrumpfen konnten. In punkto Zuschauerzuspruch zogen sie jedenfalls schon mal den Kürzeren. Auch der Sound matschte anfangs keinen Deut förderlich aus den Boxen und verfehlte somit seine durchschlagende Wirkung. Noch dazu haben die Jungs sowieso den Nachteil, dass sie mehr nach einer blondierten Boyband aussehen, als nach einem Hoffnungsträger für die moderne Metalszene. Nichtsdestotrotz vermochte sich der Sechser mit jeder Minute Spielzeit zu steigern, wobei vor allem der neue Frontmann Kasper Thomsen einen überraschend guten Eindruck hinterließ. Nur die hochmelodisch-cleanen Parts mussten meist von Keyboarder Jeppe Christensen übernommen werden. Außerdem ist es wirklich Respekt einflößend, wenn man in dieser Frühe bei dieser Bullenhitze schon eine Pulle Whiskey am Start haben kann. Mir schmeckte ja nicht mal das Bier. Egal, am Ende nach diversen Modern-Metal-Abgeh-Ohrenschmeichlern neueren („Summer Of Overload“, „Watch Out“, Join The Scene“) und älteren („Drive“, Tonight“, Twelve Feet Tall“) Kalibers konnte man Raunchy, bei denen ex-Hatesphere-Drummer zur Höchstform aufzulaufen scheint, eine gelungene Leistung bescheinigen. Einzig der Dänen-interne Wettstreit gegen Mnemic ging verloren. (metalgreg)

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Cathedral

Eigentlich war es ja nicht die passende Uhrzeit für ein Konzert der Doom-Heroen. Cathedral hatten das schwere Los ihren düster melancholischen Metal in der brütenden Mittagshitze zu präsentieren. Die Hitze war wohl mit ein Grund dafür, warum sich zu Beginn des Auftritts noch nicht wirklich viele Menschen vor der Black-Stage versammelt hatten, was sich aber im Verlauf des Sets noch merklich ändern sollte. Pünktlich gegen 12:30 sollte der denkwürdige Auftritt der Engländer beginnen. Lee Dorian und seine Mitstreiter beschritten entschlossen die Bretter und ließen recht schnell durchscheinen, dass man heute keineswegs eine Standeinlage geben wollte, die ich bei Cathedral schon des Öfteren gesehen hatte. Die warmen Sonnenstrahlen schienen wohl auch die englischen Doomster etwas aufgetaut zu haben. Ausbrüche in Form von Sprints über die Bühnenlandschaft sind bei Cathedral natürlich trotzdem nicht zu erwarten. Ich für meinen Teil war ziemlich gespannt auf den Auftritt, da ich die Jungs noch nie auf einer derart großen Bühne gesehen hatte. Das Publikum war ebenfalls bunt gemischt und trug der der langen Zeit, die Cathedral schon im Dienste des Doom-Metal unterwegs sins durchaus Rechnung. So amüsierten sich eine Reihe vor mir Vater und Sohn, natürlich im Cathedral Look, prächtig bei der zwar schlichten aber durchaus bewegenden Bühnenshow. Obwohl der Auftritt, wie bereits erwähnt, bei sengender Mittagshitze stattfand, lieferten die Jungs eine wirklich beachtliche Show ab, die gleich zu Beginn mit „Ride“, einen Klassiker von „The Etherial Mirror“ vorzuweisen hatte. Obwohl Lee Dorian stimmlich ganz und gar nicht auf der Höhe war, kompensierte er dieses Defizit durch seine unnachahmliche Bühnenpräsenz. Diese Stimmung blieb dann auch den reichlich vorbeipilgernden Menschen nicht verborgen und so kam es, dass die Menschentraube vor der Bühne stetig wuchs und wohl für einige Metalheads, die von den parallel spielenden Raunchy genug hatten, eine willkommene Abwechslung zu Erholung der Nackenmuskeln darstellte. Der Sound auf der großen Black-Stage war zu meiner Überraschung auch wirklich sehr gelungen, zumal man bisher nicht wirklich von besonders herausragender Soundqualität verwöhnt wurde. Eigentlich hatte man schon jetzt fast vergessen, dass es gar keine Doom-Zeit war. Als dann im weiteren Verlauf des Sets noch Stücke wie „Carnival Bizarre“ und „Congregation Of Sorcerers“ angestimmt wurden, sollte wohl der Großteil der Fans auf Ihre Kosten gekommen sein. Für mich war es zwar es zwar ein starker Auftritt der Engländer, bei dem die Stimmprobleme von Lee Dorian nicht wirklich ins Gewicht vielen, allerdings hätte ich mich gefreut, wenn die Songauswahl etwas ausgewogener ausgefallen wäre und mehr Stücke von den ersten Alben eingeplant worden wären. Trotzdem Daumen hoch für den insgesamt gelungenen Auftritt. (Norman)

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Arch Enemy

Nachdem Weinhold 75 (!!!) Minuten lang „Ambrosia für alle“ abgelassen hatten und meine Stimmung auf ein wahres Tief gedrückt hatten, lag es nun an Arch Enemy die Lage zu retten. Allerdings würden sie nur läppische 45 Minuten Zeit dafür haben. Nach den zwei starken Alben mit Angela Gossow „Wages Of Sin“ und „Anthems Of Rebellion“, war ich wahrlich gespannt auf diesen Gig. Ob es den anderen ähnlich ging oder ob sie alle nur einen Blick auf Angela werfen wollten, kann ich nicht sagen. Fakt ist aber, dass vor der Bühne kein Durchkommen mehr war und die Leute bis hinter dem Mischpultturm eng standen. Lohnen sollte es sich auf jeden Fall, den Arch Enemy feuerten eine Show ab, die sich gewaschen hatte. Absolut tight, Drums die alles niederwalzten und mit geilen Gitarrenriffs waren sie nicht nur die beste Band auf der Black Stage am Freitag. Songs wie „Silent Wars“, „We Will Rise“, „Instinct“ oder „Shadows and Dust“ knallten nur so und wurden dazu von der zierlichen Angela derb vertont. Die ersten drei Alben wurden bis auf ein Stück komplett ausgelassen, was aber wenig störte. Überraschend gab es auch das geile, nur als Bonustrack veröffentlichte, „Lament of a Mortal Soul“ zu bewundern. Auch wenn ich Gefahr laufe mich zu wiederholen: die Drums waren super fett! Bei „Enemy Within“ fiel mir förmlich die Kinnlade heraus als Daniel Erlandsson die Sticks und Bassdrum sprechen lies. Amon Amarth hätten von solch einem Sound nur Träumen können, aber dazu später mehr. Rausschmeißer für diesen überaus starken Auftritt bildete „Ravenous“ von „Wages of Sin“, bevor ich zum Instrumental „Marching on a Dead End Road“ vom Band zur True Metal Stage wanderte. (Metal_Inc)

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Brainstorm

Dort sollte nämlich als nächstes die beste deutsche Power Metal Kombo der Gegenwart ein weiteres Mal ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Wer Brainstorm schon einmal live gesehen hat, weiß dass super Sound und gute Stimmung immer garantiert sind. Los ging es mit viel grünen Rauch und „Shiva’s Tears“ vom aktuellen Album „Soul Temptation“. Die Menge vor der Bühne war von Anfang an voll dabei und sang alles eifrig mit und klatschte was das Zeug hielt. So war es dem charismatischen Andy B. Frank ein leichtes die Reaktionen der Fans nach Belieben zu diktieren. Unruhig wie ein Affenarsch kletterte er über die Bühne oder das was eigentlich schon nicht mehr dazugehörte, verarschte einen Kameramann oder stellte sich auf das Absperrgitter, um mit den Fans zu singen, während Thorsten Ihlenfeld und Co. die treibenden Riffs haargenau auf den Punkt brachten. Mit „Blind Suffering“, „Doorway To Survive“, „Hollow Hideaway“, „Fornever“, „The Leading“, „Highs Without Lows“ und „Under Lights“ gab es ausschließlich Songs der letzten beiden Platten, die auch etliche, auf dem Festival herum trottende Metaller, vor die Bühne zogen. Ohne Frage kann ich hier behaupten, dass Brainstorm wieder einmal einen sehr starken Gig abgeliefert haben, der eigentlich niemanden enttäuscht haben dürfte. Einzig die Tatsache, dass die ersten drei Alben komplett unter den Tisch gefallen sind, tat mir als Langzeitfan schon etwas weh, aber was will man bei nur 45 Minuten auch alles erwarten (aber über eine Stunde Weinhold häkeln lassen, ne ne ne). So gab es als „Zugabe“ leider auch kein „Liar’s Edge“ oder sonst einen alten Klassiker, sondern das nicht ganz ernste „Amarillo“, das trotzdem gut ankam. (Metal_Inc)

SATAN

Daß Satan 21 Jahre nach Veröffentlichung ihres Meilensteins „court in the act“ mit dem Originallineup (bis auf Sean Taylor der kurzfristig verletzungsbedingt absagen musste und durch den Blitzkriegdrummer ersetzt wurde) von damals aufliefen war schon eine kleine Sensation. Nach dem Intro „into the fire“ gings dann auch schon mit dem von Blind Guardian gecoverten „trial by fire“ furios zur Sache und trotz einiger unübersehbaren Alterungserscheinungen (Steve Ramsey sieht mittlerweile aus wie der typische englische Hooligan…) waren alle Mann spielerisch absolut auf der Höhe, und was Brian Ross immer noch an Stimme auffährt ist der schiere Wahnsinn. Dutzende sogenannter Power-Metalsänger sollten sich mal ne dicke Scheibe von dem guten Mann abschneiden. Weiter gings mit „blades of steel“ und da kamen mir zum ersten mal die Gedanken…die wollen doch wohl nicht die komplette Scheibe runterholzen?? „No turning back“ und „broken treaties folgten und brachten Gewissheit. Sie wollten. Der von sehr gutem Sound und unbändiger Spielfreude geprägte Gig gipfelte schließlich im Überhammer „alone in the docks“ und zauberte so manchem der leider viel zu spärlich anwesenden Zuschauern ein dickes Grinsen ins Gesicht. Ich war jedenfalls nicht der einzige der nach dem in meinen Augen viel zu kurzen Killergig mit dickem Honigkuchengrinsen von dannen zog. Ich hätte zwar gerne auch noch ein paar Perlen von „into the future“ oder ihrer Pariah-phase gehört, aber man kann halt leider nicht alles haben. Auch wenn es der Rest der anwesenden Redaktionsburschen nicht wahrhaben wollte: das war der NWOBHM- Himmel und zusammen mit Darkthrone das Highlight des W:O:A 2004. (Nightstalker)

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24.08.2004

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