U.D.O. - Animal House

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 21 Bildern: U.D.O. - Jailbreak 2024

Ist die Stimme von Udo Dirkschneider nicht massenkompatibel? Zumindest sind das Bandmanagement und die Bandmitglieder von ACCEPT 1987 dieser Meinung. Udo Dirkschneider muss die eigene Band verlassen. ACCEPT hat nach der Veröffentlichung von „Russian Roulette“ andere Ziele. Das Ergebnis wird 1989 unter dem Namen „Eat The Heat“ veröffentlicht. Dirkschneider ist schneller als seine ehemaligen Kollegen. Bereits im November 1987 heißt es „Animal House“, dass Dirkschneider und seine neuen Mitstreiter von August bis Oktober in den Dierks Studios bei Köln aufnehmen.

„Animal House“ ist der Nachfolger von „Russian Roulette“

Mit dem damaligen Gitarristen Matthias Dieth veröffentlicht Dirkschneider ganz aktuell „Babylon“ unter der Fahne DIRKSCHNEIDER & THE OLD GANG. Das damalige Quintett hat bis auf den Sänger keine großen Namen, erschafft aber durchaus spannende Musik. Dirkschneider kann schalten und walten und seine metallische Vision umsetzen.

Der Titeltrack „Animal House“ knüpft an das 1986er Release „Russian Roulette“ von ACCEPT an. Der spezielle Gesang von Dirkschneider steht klar im Vordergrund. Ein Wolf Hoffmann ist nicht mehr an seiner Seite, aber das Material zu „Animal House“ stammt aus der Feder seiner ehemaligen Mitstreiter. Das erklärt, warum Dirkschneider so schnell mit neuem Material am Start ist. Der Titeltrack ist einer der Hits von U.D.O. und gehört heute noch auf jede Setlist.

Das gleiche gilt für „Go Back To Hell“. Der gradlinige Metaller könnte genauso auf einem der großen ACCEPT-Werke aus den 80ern zu finden sein. Etwas verspielter, aber mit einer ungebrochenen Aktualität, folgt „They Want War“ mit Kinderchor und elektronischen Elementen. Im ersten Moment wirken die Zutaten neu und befremdlich. Der stampfende Rhythmus und der mehr als starke Refrain machen aus der Nummer einen Hit.

ACCEPT-Songwriting als U.D.O.

Nach der spektakulären Eröffnung fällt „Black Widow“ etwas ab und reiht sich zum Dirkschneider-Standardmaterial ein. Die Halbballade „In The Darkness“ erinnert anfänglich an „Winter Dreams“ von der „Balls To The Wall“, liefert aber insgesamt einen etwas besseren Spannungsbogen als die Nummer des Klassikers. Auch „Lay Down The Law“ mit dem Chorgesang im Background ist typische ACCEPT-Kost, die als ein Überbleibsel auf „Animal House“ landet und eine gute Figur abgibt.

„We Want Loud“ knüpft vom Tempo an „Fast As A Shark“ an, hat aber nicht ganz die Qualität des Speed-Metallers auf der „Restless And Wild“. „Hot Tonight“ mit dem Chorgesang zum Anfang, der Stampfer „Warrior“ oder das schnelle „Coming Home“ sind allesamt amtliche Metaller, die unter einem Manko leiden. Die Musiker um Dirkschneider machen keinen schlechten Job, trotzdem kommen die Instrumente nicht an die ACCEPT-Veröffentlichungen ran. Der Schlusspunkt nennt sich „Run For Cover“ der mit elektronischen Elementen und einen ordentlichen Schuss Bombast aus den Boxen dröhnt. Rein von der Melodieführung inklusive eines herausragenden Refrains sticht die Nummer hervor. Wie würde „Run For Cover“ mit der heutigen Bandbesetzung von U.D.O. rüberkommen?

Udo Dirkschneider solo oder U.D.O.?

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „Animal House“ klingt U.D.O. eher nach einem Soloprojekt und nicht nach einer Band. Das teilweise grandiose Songmaterial veredeln die Herren nicht so, wie es zu besten ACCEPT-Zeiten möglich gewesen wäre. Neben dem Schlusspunkt „Run For Cover“ ist es vor allem der Anfang mit „Animal House“, „Go Back To Hell“ und „They Want War“, die auf der Platte hervorstechen. Auch das weitere Material ist gutklassig und profitiert von Dirkschneiders Stimme. In gut zwei Jahren wird Animal House 40 Jahre alt. Eventuell ein Anreiz für eine Neuauflage?

Dirkschneider kommt weit besser aus den Startlöchern als seine ehemaligen Kollegen und ihr neuer Sänger. In Schweden reicht es immerhin für Platz 41 der Albumcharts. In der Retrospektive bleiben starke Melodien und die Stimme von Udo Dirkschneider, die das Erbe von ACCEPT weiterführen. Dagegen fehlt ein Wolf Hoffmann an der Gitarre, genauso wie Peter Baltes am Bass und Stefan Kaufmann an den Drums. Das Debüt von Udo Dirkschneider ist ein hörenswertes Metal-Album, das aber nicht ganz an die Großtaten von ACCEPT anknüpfen kann.

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01.10.2025

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4 Kommentare zu U.D.O. - Animal House

  1. Werner sagt:

    Morjen Jürgen,

    ich weiß noch, wie ich im Plattenladen vor Begeisterung sabbernd die Platte aus dem Regal fischte:)

    Fand ich klasse und finde ich heute noch gut!

    8/10
  2. itsutterrubbish sagt:

    Mit der Albumkritik gehe ich grundsätzlich mit, aber dass Wolf, Baltes und Kaufmann unersetzlich waren, kann ich nicht bestätigen. Ich fand die Platte damals richtig genial und freute mich wie Bolle, dass Udo es nach dem unrühmlichen Abgang „auch alleine gepackt“ hat.
    Ich finde die ersten vier U.D.O Platten deutlich besser als die ganzen Accept Scheiben dieser Zeit (Eat the heat, Objection, Death Row, Predator). Einigen wir uns darauf, dass Accept zwischen 81 und 86 einfach am besten waren und sowohl Accept als auch U.D.O nie mehr ganz diesen Zenit erreicht haben.

    9/10
  3. Uninvited Guest sagt:

    Grad nochmal gehört und bin selbst erstaunt, wie wenig gut diese Scheibe in meinen Ohren gealtert ist. Trotzdem natürlich ein guter Output, wenn man bedenkt, dass wir den vermutlich nie zu Ohren bekommen hätten, wenn Udo nicht gekickt worden wäre. Manchmal ist Musikgeschichte schon merkwüdig 😀
    Übrigens: manchmal frage ich mich ernsthaft, wer da manchmal die Entscheidung trifft und sagt: Ja, das ist ein großartiges Albumcover, das machen wir so! 😀

  4. CC20 sagt:

    Mein Kumpel und ich waren (und sind es bis heute) Mitte der 1980er – Jahre große Accept – Fans. Als diese Platte dann rauskam, mussten wir sie natürlich sofort haben. Der als „Super-Track“ beworbene Song „Lay down the Law“ ist dabei nur eher so mittelprächtig. Dafür höre ich andere Tracks bis heute sehr gerne. „Animal House“, „They want war“, „In the darknesse“, „We want it loud“, „Warrior“ und „Coming Home“ sind Songs, die auch heute noch Spaß machen. Meiner Meinung nach das stärkste U.D.O. Album in der gesamten Diskographie, wenngleich auf allen Alben einige tolle Songs zu finden sind.

    Ich finde, dass Udo immer gute Musiker in seiner Band hatte und hat. Aber tatsächlich hatte und hat er keinen Wolf Hoffmann zu seinen Hochzeiten in den 1980ern an der Gitarre. Hört man etwa die LP „Roussian Roulette“ und „Animal House“ direkt nacheinander wird einem der Unterschied sofort deutlich. Noch stärker fällt das auf, wenn man die Legenden aus den 1980ern wie „Restless and Wild“ oder „Balls to the wall“ im Vergleich hört. Weil Wolf Hoffmann keine KI ist, hat er seither mit Accept leider auch nicht mehr an diese Qualität anschließen können. „Eat the heat“ war nett, die Alben mit Tornillo sind ok bis gut, aber eben auch kein Klassiker wie „Restless and Wild“.

    In den letzten Jahren habe ich beide Bands, Accept und U.D.O. mehrfach Live gesehen, in „Echt“ und als „Stream“. Die U.D.O. – Band ist sympathischer – ACCEPT sind musikalisch einen Tick besser.

    Wer weiß…vielleicht gibt es 2026 zum großen Jubiläum ja nochmal die eine oder andere Show mit ACCEPT und Dirkschneider zusammen. Vielleicht haben Wacken, Graspop oder Hellfest das Scheckbuch schon gezückt…! 🙂

    8/10