In Extremo
Listening Session zum neuen Album "Sterneneisen"

Special

Knapp drei Jahre nach ihrem letzten Album „Sængerkrieg“ melden sich die Spielleute IN EXTREMO mit ihrem neuen Werk „Sterneneisen“ zurück. Gerade in Hinblick auf den kommerziellen Erfolg legte „Sængerkrieg“ die Messlatte sehr hoch, weswegen es nicht verwundert, dass IN EXTREMO dieser Tage auf Promotour durch einige Metropolen Deutschlands ziehen, um der Presse ihr neues Werk zu präsentieren. Wir waren für Euch in Dortmund vor Ort.

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Seit dem „Sængerkrieg“ hat sich einiges getan im Camp der Berliner: 2009 stieg Reiner Morgenroth aus, der seit Anbeginn bei IN EXTREMO Schlagzeug gespielt hatte, und wurde durch Specki T. D. ersetzt. Außerdem feierte das Septett im letzten Jahr sein 15-jähriges Bandjubiläum mit einem eigenen Festival: Mit am Start bei „Wahre Jahre – 15 Jahre In Extremo“ in Erfurt waren u.a. OOMPH, FIDDLER’S GREEN und KORPIKLAANI, und die Geburtstagskinder wurden auf der Bühne von Götz Alsmann und Joey Kelly unterstützt. Jetzt also ein neues Album, das die Band von Mitte November 2010 bis Anfang Januar 2011 in den Principal Studios in Münster eingetütet hat. Unter der Aufsicht der „Resetti-Brothers“ Jörg Umbreit und Vincent Sorg entstand so ein Dutzend neuer Songs, das sich nun der eigenen Konkurrenz stellen muss.

Der Albumtitel „Sterneneisen“ bezieht sich auf das kosmische Metall, das in einigen Meteoriten enthalten ist und aus dem beispielsweise die Klingen berühmter Schwerter geschmiedet worden sein sollen. Hier zu nennen, wenngleich aus dem Reich der Sagen, ist natürlich das Schwert „Excalibur“, das seinem Besitzer, König Artus, übernatürliche Kräfte verliehen haben soll. Für die Band hat der Titel allerdings grundlegendere Konnotationen: „Das Wort „Sterneneisen“ hat Kraft, es ist heiß und schlägt ein“, wie Bassist Kay Lutter verkündet. Daher flink den Schnelldurchgang durch das Album gestartet, und los geht’s:

„Zigeunerskat“ ist ein treibender Opener mit klassischem Rocksongaufbau: Auf das Eingangsriff folgt die Strophe folgt der Refrain folgt die Strophe folgt der Refrain folgt die Bridge. Frontmann Michael „Das Letzte Einhorn“ Robert Rhein singt: „Die Freiheit ist, was wir lieben“, und niemand wird ihm da widersprechen. Was IN-EXTREMO-Fans ebenfalls lieben werden, ist das schicke Schalmeiensolo im Anschluss. Und vielleicht, dass dies die erste Single sein wird – nicht die schlechteste Wahl.

„Gold“ – damit fing bei den Berliner Spielleuten einst alles an, zumindest trug die erste Scheibe des Septetts ebenjenen Titel. Anno 2011 wird daraus ein flottes Rockstück, das mitreißend um die Ecke prescht. Die Botschaft? „Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“ Der Song indes kann damit nicht gemeint sein.

„Viva La Vida“ beginnt mit einer Sprechgesang-Einlage, die durch Michaels grobschlächtiges Timbre ungekünstelt wirkt. Danach geht es im Viervierteltakt weiter, und zu rammsteinigen Gitarren gesellen sich flächige Synthies. Mit dem Refrain nimmt das Stück eine plötzliche Richtungsänderung vor – das passt nach dem ersten Hören noch nicht zusammen.

„Siehst du das Licht“ – „es scheint nur für Dich“, singt der Frontmann da, und nach dem puckernden Synthie-Intro konnte damit noch niemand rechnen. Daraus schält sich ein stampfender Rhythmus, und mit dem Chorus gesellen sich die Gitarren dazu. Natürlich darf eine veritable Pfeifer-Bridge nicht fehlen.

Wer anderen nachstellt, legt damit kein Feingefühl an den Tag: Passend dazu bedient sich der Song „Stalker“ eines recht schlichten Textes und Dampfhammer-Riffs, und im Refrain verdoppelt die Band plötzlich die Geschwindigkeit.

„Hol die Sterne“ – der Zusatz „feat. Der Graf“ verrät bereits viel über den Charakter des Songs: Natürlich dürfen Akustikgitarren und Quetschkommode nicht fehlen, während Der Graf im Refrain genau jenes Pathos auffährt, das Fans an seiner Band UNHEILIG so lieben. Und das schließt in diesem Fall Bouzouki und Ouzo mit ein.

Der Titeltrack „Sterneneisen“ ist ein straighter Rocksong mit textlichen Reminiszenzen an die eigene Vergangenheit. Ziemlich sicher ist, dass das Stück live von jedem Fan mitgesungen werden wird – dafür bürgt schon der pfiffig-schlichte Chorus.

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„Zauberspruch No. VII“. Die Nummerierung im Titel verrät es bereits: Die Mittelalter-Vergangenheit schimmert bei IN EXTREMO zwar nur noch gelegentlich durch, aber ganz abgelegt hat die Band sie nicht. Am ehesten geht das Stück als eine Art Powerballade durch, wenngleich Das Letzte Einhorn röhrt wie ein Hirsch. Trotzdem ein schicker Song.

Passend zum Text von „Auge um Auge“, in dem es um einen zum Tode Verurteilten geht, der über seine Tat reflektiert, ist das Stück musikalisch zerrissen: Da gibt es zunächst gezupfte Gitarren, dann einen knackigen Refrain und schließlich eine Thrash-Bridge mit Stakkato-Riffing und verzerrten Vocals.

„Schau zum Mond“ beginnt mit einem Schalmeien-Intro – oder ist es doch der Dudelsack? – und entwickelt sich zu einem kraftvollen Rocksong, der im Chorus wieder einiges Pathos auffährt: „Du schaust zum Mond“, heißt es da, „die Sehnsucht wird belohnt“. Stellt sich die Frage, wo bei alldem Der Graf geblieben ist?

„Unsichtbar“ – Mille von KREATOR gibt sich beim vorletzten Stück die Ehre, und fast scheint es, als hätten IN EXTREMO der Altenessener Thrash-Legende den Song auf den Leib geschrieben: Da gibt es eingangs Stakkato-Riffage, später düster-disharmonische Harfenklänge, und schließlich einen Powerrock-Chorus der eingängigen Sorte.

„Ich vermiss dich“ ist der vermeintlich sanfte Ausklang des Albums: Zunächst überraschen asiatisch anmutende Klänge, aber schließlich mutiert der Track dann doch zu einer Art Powerballade mit Powerrefrain und Ukuleleklängen. Letztendlich steht ein weiteres Mal die Frage im Raum: Wo bleibt bei dem Song eigentlich Der Graf?

Das sollte eigentlich die einzige Frage angesichts des neuen Albums sein, denn in den meisten Punkten herrscht Klarheit: Die Marschrichtung des letzten Werks „Sængerkrieg“ wird beibehalten, genauso wie die Tradition, sich die Unterstützung namhafter Gäste auf dem Album zu sichern. Die erste Single ist der Opener „Zigeunerskat“, ein Song, der zumindest formal alle Ansprüche an einen Chartstürmer erfüllt. Und was den Erfolg angeht: Der wird sich mit dem neuen Album gewiss wieder einstellen – nicht zuletzt gibt es durch verschiedenste Formate genügend Anreize für den Fan, sich „Sterneneisen“ zuzulegen: Ab der Limited Edition liegt der Scheibe eine Bonus-DVD mit dem Konzert auf dem Jubiläumsfestival in Erfurt bei. Von der Limited Deluxe Edition mit Gürtelschnalle, Aufkleber und Sprühschablone ganz zu schweigen…

„Sterneneisen“ erscheint am 25.02.11 via Vertigo/Universal und wird durch eine Kurztournee flankiert, bis die Band im April auf ausgedehnte Tour durch Deutschland gehen wird.

(Bandfoto: Erik Weiss)

Galerie mit 21 Bildern: In Extremo – Baltic Open Air 2023
28.01.2011

- Dreaming in Red -

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