Keep Of Kalessin
Legacy Fest 2009

Konzertbericht

Billing: Demonical, Die Apokalyptischen Reiter, Excrementory Grindfuckers, Facebreaker, Graveworm, Kataklysm, Keep Of Kalessin, Misery Speaks, Nachtblut, Sabaton, Satyricon und Torture Killer
Konzert vom 2009-05-21 | Flugplatz, Dessau

Tag 1

Mittlerweile beschleicht mich langsam aber sicher das Gefühl, daß eine pünktlich ankommende Bahn eher die Ausnahme als die Regel ist, und so schaffe ich es am Donnerstag auch erst viel später als geplant aufs Gelände. Dieses ist nicht besonders gut ausgeschildert, hier hätten ein paar Plakate mehr sicher nicht geschadet. Als ich vor der Legacy-Stage ankomme sinkt die Sonne hinter einer beständigen Wolkendecke schon langsam wieder Richtung Horizont, und es hat sich doch schon der ein oder andere Fan eingefunden, mehr oder weniger in der Lage, noch aufrecht zu stehen. Eben sind KEEP OF KALESSIN aus Norwegen zugange, unter begeistertem Jubel einer kleinen Zuhörerschar.

Keep Of Kalessin

Keep Of Kalessin

Nicht wenige Leute erzählen mir während der nächsten Tage, wie positiv überrascht sie von KEEP OF KALESSIN waren. Wer sie schon live gesehen hat, für den war dieser Gig auf dem Legacy-Fest sicher nichts völlig Neues, aber ein gewohnt guter, unglaublich energiegeladener Auftritt. Die vier gutaussehenden Herren aus dem hohen Norden sind bestens gelaunt, posen was das Zeug hält und schaffen es trotz nachmittäglicher Helligkeit, eine wunderbar düstere Atmosphäre zu schaffen. Mit „Armada“(2006) und „Kolossus“(2008) haben die Norweger inzwischen zwei Erfolgsalben im Gepäck, und sind unermüdlich dabei, diese unters Konzertvolk zu bringen, wie dieser Tage auf einer ausdehnten Tour durch Europa. Also keine allzulangen Ruhepausen im Hause KEEP OF KALESSIN, sind sie doch erst von der „Full Of Hate“-Tour mit Obituary und Amom Amarth quer durch die Lande zurück.

Im Bühnenhintergrund prangt ein riesiges, zum „Ascendant“-Video passendes Banner, ein Ventilator sorgt für die nötigen fliegenden Haare und das optische Gesamtbild der Band ist gewohnt düster – nicht ganz so passend dazu das doch recht sonnige Abendwetter. Was ihrer Spielfreude aber keinerlei Abbruch tut, und auch sonst gibt man sich sehr offen und sympathisch. Neben dem eben schon genannten „Ascendant“ bekommt die geneigte Fanschar noch den ein oder anderen Song besonders von den letzten beiden Outputs der Band um die Ohren gehauen. Am Schluß geht ihnen die Zeit aus, Fronter Thebon kündigt an, den nächsten Song, ein 7-Minuten-Teil, in fünf Minuten spielen zu müssen – aber dafür schneller. Auch dies gelingt und wird mit Begeisterung aufgenommen. Mit ihrem eigenständigen Weg im eher technischen Black Metal konnten sich KEEP OF KALESSIN mittlerweile eine recht große Fanschar an Land ziehen, und so läßt die Meute vor der Bühne das Quartett nach etwa 45 Minuten auch nur sehr ungern gehen.

Keep Of Kalessin

Sabaton

Als nächste sind die schwedischen Kriegshelden von SABATON dran, und man stürmt standesgemäß in Camouflage und sonstiger Kampfmontur die Bühne. Die Nachmittagssonne spiegelt sich in Joakim Brodéns Sonnenbrille ebenso wie in den glänzenden Brustplatten seiner Schutzweste, und wenn der Mann heute eines ist, dann gut gelaunt. Bei der 1999 gegründeten Truppe klafft ein ziemlicher Gegensatz zwischen ihrem sehr enthusiastischen Bühnenauftritt, sie sind immer gut am Feiern, und ihrem klassischen, sehr keyboardlastigen Power Metal einerseits und der durchweg sehr ernsten Kriegsthematik ihrer Texte andererseits. Möglicherweise kommt es aufgrund dieser Kombination auch gelegentlich zu dem Vorwurf, die Band würde den Krieg glorifizieren. Aber Kriege und Schlachten hin oder her, und ob man nun Power Metal etwas abgewinnen kann, oder wie in meinem Falle, meist eher nicht – SABATON machen live schon Spaß. Der Sound ist mehr als akzeptabel, die Meute vor der Legacy Stage außer Rand und Band, und Brodén wird nicht müde, über die Bühne zu toben, zu posen und immer wieder schräge Sprüche zu bringen. „This next song is about war..“ sorgt für allgemeine Erheiterung, und in diesem Sinne gibt es vor allem bekannte Stücke quer durch die Kriege der Welt in den letzten hundert Jahren. Eine Stunde dauert der Frontalangriff der Schweden, die ein müdes und zufriedenes Publikum zurücklassen.

1. Ghost Division 2. The Art Of War 3. 40 : 1 4. Cliffs Of Gallipoli 5. Attero Dominatus 6. The Price Of A Mile 7. Into The Fire 8. The Rise Of Evil 9. Panzer Battalion 0. Primo Victoria 1. Metal Machine/Metal Crüe

Keep Of Kalessin

Misery Speaks

Nun heißt es schnell rüberrennen zur Stardust Stage respektive dem Hangar, wo sich MISERY SPEAKS die Ehre geben. Von den Livequalitäten der fünf Herren aus Münster war mir schon so einiges Gutes zu Ohren gekommen, und es sollte sich durchaus als die Wahrheit herausstellen, auch wenn ich hier „nur“ den neuen Sänger zu sehen und hören bekomme. Die 1999 gegründeten MISERY SPEAKS spielen melodischen, dennoch ins keinster Weise weichgespülten Death Metal mit Göteborg-Einschlag und haben mit „Disciples Of Doom“ dieses Jahr ihr dittes reguläres Album veröffentlicht. Davor gab es einen Wechsel am Mikroposten, für Claus Ulka kam Przemek Golomb an Bord, und wie nicht anders zu erwarten bringt er auch etwas frischen Wind in den Sound der Band. Man hat sich ein ganzes Stück von besagten schwedischen Einflüssen losgesagt und geht nun um einiges rock’n’rolliger und dreckiger zu Werke. Die neue Stimme fügt sich im Großen und Ganzen sehr gut ein, auch wenn es mir persönlich ein wenig schwerfällt, mich für das letzte Album so zu begeistern wie für den Vorgänger, weil dieser in seiner Gesamtheit einfach stimmiger erschien. Auf den Hangar-Brettern jedenfalls macht Golomb eine sehr gute Figur, charismatisch und leidenschaftlich growlt er sich durch das viel zu kurze Set. Nach einem etwas schleppenden Anfang findet die Band schließlich zu ihrer energiegeladenen, heftig über die Köpfe der Fans hereinbrechenden Form. Das Licht auf der kleinen Hangar-Bühne ist sehr violett-lastig, dennoch stimmungsvoll, und über eine breite Treppe haben die Musiker jederzeit einfachen Zugang zum Graben und damit zum hautnahen Fankontakt, was auch Golomb gelegentlich nicht ausläßt. So richtig gefüllt ist der Hangar allerdings leider nicht, die meisten sind wohl noch bei SABATON oder genehmigen sich ein gemütliches Bier danach – schade eigentlich, verpasst haben sie hier auf jeden Fall einen starken Auftritt.

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Kataklysm

Nach deutschem Death Metal gibt es von KATAKLYSM nun selbigen aus dem kanadischen Québec, allerdings wieder auf der Legacy Stage. Langsam aber sicher verliert die Sonne an Kraft, und so kommt die beeindruckende Bühnenbeleuchtung samt Nebelschwaden richtig schön zur Geltung. Diese ist aber auch schon das Highlight dieses Gigs, irgendwie sind die vier Jungs heute nicht in Bestform. Der Sound ist es erst recht nicht, und das macht dann doch jede Anstrengung des Quartetts zunichte. Was aus der heimischen Anlage heftigst groovender Death Metal inklusive beeindruckendem Drumgewitter ist, tönt hier leider nur recht matschig aus den Boxen, und je weiter man sich von jenen entfernt, desto schlimmer wird es. Die Setlist ist bunt gemischt, es gibt einiges vom letzten Album „Prevail“(2008), und natürlich darf auch „Shadows And Dust“ nicht fehlen. Fronter Maurizio Iacono, der mit EX DEOs „Romulus“ dieser Tage ein Seitenprojekt-Output auf die Welt losgelassen hat, gibt zwar sein Bestes, stachelt die doch recht zahlreich erschienen Zuhörer vor der Bühne zu Moshpit und Wall Of Death an, aber so recht will der Funke nicht überspringen. Kein Wunder, denn statt der erwarteten Lawine gab es nur einen kleinen Schneesturm.

Excrementory Grindfuckers

Da Iacono und Konsorten nicht so richtig überzeugen können verschlägt es mich recht schnell wieder in den Hangar – allerdings bin ich doch zu spät dran, wie sich schnell herausstellt. Die einzigartigen Fun-Grind-Helden mit dem unvergesslichen Namen EXCREMENTORY GRINDFUCKERS hatten es offensichtlich eilig, die Bühne zu entern, denn sie sind circa eine viertel Stunde zu früh (ja, das gibt es auch). Und da sich die Songs der Truppe bekanntlich nicht gerade hinziehen – je 99 Songs auf etwas über siebzig Minuten Spielzeit verteilt bei den letzten beiden Veröffentlichungen sprechen hier Bände – ist mit Photos erstmal nix. Aber was soll’s, dann wird die gepflegt ausrastende Truppe eben so genossen. In den 45 Minuten Spielzeit, die sie auf dem Legacy-Fest haben, bringen sie es auf 18 Songs quer durch ihre bisherigen drei Alben, darunter Cover-Klassiker wie „Looking for Grindcore“ und „Final Grinddown“, aber auch Eigenkreationen wie „Halb&Halb“ und „Heimscheißer“. Die ihnen eigene Praktik, aus größtenteils bekannteren Pop/Rock-Songleichen ein Grindgemetzel nebst neuen passenden Texten zu fabrizieren, kommt auch live äußerst gut an, der Spaßfaktor bei Band und Fans stimmt, und so wird ein kurzes Grindgewitter nach dem anderen ins Publikum geballert. Bei dieser Band ist die Treppe in den Graben natürlich eine Offenbarung, denn erst mit dem öfters gesuchten, näheren Fankontakt macht die Sache hier so richtig Sinn. Einzigartig!

Keep Of Kalessin

Die Apokalyptischen Reiter

Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen, die Meute vor der Legacy-Stage ist bestens gelaunt, und der Regen hält sich trotz teils bedrohlicher Bewölkung bisher erfreulicherweise zurück – beste Bedingungen also für DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Eines sei gleich vorausgeschickt, ich hab schon beeindruckendere Konzerte der Truppe erlebt, vor größerem Publikum und unter einfach anderen Rahmenbedingungen – ich denke da zum Beispiel an das Rock Hard Festival vom vergangenen Jahr. So manches ging hier nicht, wie die wohlbekannte Nummer mit den Schlauchbooten, die mit je einem Fan bestückt über die Menge um die Wette paddeln. Dennoch, die Reiter sind einfach großartige Entertainer, ob man ihre Songs, die sich mittlerweile irgendwo in der Schnittmenge von Death, Thrash und Power Metal, Rock und Folk bewegen, nun besonders mag oder eher weniger – so richtig weh tun sie schon seit einiger Zeit eh keinem mehr. Und wie sie da so auf der Bühne erscheinen, unter den Klängen eines effektvollen Intros und dem frenetischen Jubel der Fans, da fällt sofort eines auf: Lady Cat-Man, die Gitarristin mit der blonden Lockenmähne, die erst im vergangenen Jahr Pitrone, den langjährigen Mann am Sechssaiter, ersetzt hatte, ist nirgendwo auszumachen. Offensichtlich unter dem Motto „öfter mal was Neues“ hat nun Ady, ehemals Gitarrentechniker der Band auf Tour, ihren Posten inne. Nun ja, mit ihm klappt das Zusammenspiel soweit erkennbar wunderbar, und Lady Cat-Man war auch einfach zu kurz in der Band um wirklich vermisst zu werden.

Showtechnisch nichts großartig Neues im Hause APOKALYPTISCHE REITER, aber langweilig ist das Wohlbekannte mit Sicherheit auch nicht! Charismatisch wie gewohnt geleitet Fronter Fuchs durch das Programm, das neben neuen Stücken wie „Licht“ vom gleichnamigen Album, welches letztes Jahr erschienen ist, auch immer wieder gern Gespieltes wie zum Beispiel „Seemann“ oder das obligatorische „Riders On The Storm“ enthält. Zu Anfang macht der Sound etwas Probleme, was sich aber im Lauf des Gigs legt. Wie schon oft gesehen wird auch heute Abend Dr. Pest wieder mit der Peitsche bearbeitet, Volk-Man geht ab wie Schmidts Katze, und hoch über den Köpfen der Fans wird von Fuchs die Fahne geschwungen. Diese sind denn auch verläßlich wie immer, jubeln ohne Ende und singen die Texte so laut mt, daß man es noch weithin hören kann.

Keep Of Kalessin

Satyricon

Und dann wird es Zeit für den Höhepunkt dieses Donnerstag Abends, SATYRICON beschliessen ihn auf der Legacy Stage. Mit den beiden Herren Satyr und Frost – die restlichen Mannen auf der Bühne sind ja nur Livebeiwerk – ist es so eine Sache. Wenn man bedenkt, wie sie in den frühen Neunzigern mit Alben wie „Dark Medieval Times“(1993) und „The Shadowthrone“(1994) angefangen haben, und wie im Gegensatz dazu ihre letzten Veröffentlichungen, wie auch der 2008er Langspieler „The Age Of Nero“ ausgefallen sind, dann kann man ihnen zumindest Stagnation nicht nachsagen. Sie folgen konsequent ihrem Weg irgendwo zwischen Black Metal, Rock’n’Roll und einfach SATYRICON, und es spricht für die Band, daß sie sich nicht von Genreketten einengen läßt. Nicht nur ihre Musik erscheint mittlerweile ein ganzes Stück von den Ursprüngen entfernt, auch optisch gibt man sich heute ganz ohne Corpsepaint und Nietenkluft eher elegant, aber doch ohne eine gewisse Dunkelheit und Bösartigkeit einzubüssen – was übrigens genauso für ihre Songs gilt.

Die Bühne ist in kaltes blaues Licht getaucht, und Satyr bildet den unumstrittenen Mittelpunkt des Geschehens in den nächsten 75 Minuten, während Frost wie so oft in der Dunkelheit hinter seinem mächtigen Drumset verschwindet und erst beim Solo die alleinige Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Los geht es mit „Repined Bastard Nation“ von der „Volcano“-Platte, und sofort hat der charismatische Fronter sein Publikum im Griff. Der Sound ist sogar passabel, und auch wenn Satyr kein Mann der vielen Worte ist, das Set wird keine Sekunde langweilig. Mit „The Wolfpack“ und natürlich „Black Crow On A Tombstone“ folgen zwei neue Stücke, und vom letzten Album gibt es im Laufe das Auftritts noch „The Sign Of The Trident“ sowie „Die By My Hand“ zu hören. Mitten in der Spielzeit dann endlich etwas Altes, „Forhekset“ tönt aus den Boxen. Auch zum Ende hin keine großen Überraschungen, mit „The Pentagram Burns“ – hier greift der Meister selbst zum Sechssaiter – „K.I.N.G.“ und „Fuel For Hatred“ werden die Hits abgehandelt, die wohl auch viele hören wollen und die zugegebenermassen live sehr gut abgehen. Mit „Mother North“ dann nochmal Gänsehaut als Zugabe, zwar nicht unerwartet, aber immer wieder großartig. Mit noch etwas längerer Spielzeit und mehr älterem Material hätten sie wohl einige Fans, wie auch mich, noch glücklicher gemacht, aber man kann bekanntlich nicht alles haben.

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21.07.2009

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