Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2019

Konzertbericht

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Konzert vom 13.08.2019 | Flugplatz, Dinkelsbühl

Mittwoch, 14.08.2019

15.00 Blasmusik Illenschwang (T-Stage)

Galerie mit 14 Bildern: Blasmusik Illenschwang - Summer Breeze Open Air 2019

Zum offiziellen Festivalauftakt spielt Blasmusik. Das ist in Bayern gute Tradition und beim Summer Breeze gesetzlich verankert. Oder umgekehrt. Aber mal ehrlich: Kann es einen freundlicheren Beginn geben als mit der BLASMUSIK ILLENSCHWANG aus dem gleichnamigen Nachbarort? Mit einem in weißen Hemden und roten Westen gewandeten Trachtenorchester, das diesmal auf der großen T-Stage einen bunten Potpourri aus fröhlichen Volksweisen darbietet? Na eben. Das sieht nicht nur das Wetter so (nach bedecktem Himmel und Feinniesel am Vormittag lugt sogar die Sonne hinter der Wolkendecke hervor), sondern auch die Fans. Und die feiern die dargebotenen Lieder („Grüß Gott Ihr Freunde“, „Stelldichein im Oberkrain“, „Kuschelpolka“ etc. pp.) nach allen Regeln der Kunst ab: Mit frenetischen Anfeuerungen, Moshpits, Crowdsurfern, einer Wall Of Death. Und so entlässt das vielköpfige Orchester die nunmehr auf Betriebstemperatur gebrachten Metalfans mit „Bis bald auf Wiedersehen“ in den eher metallischen Part des Festivals. (Eckart Maronde)

Setlist:

Grüß Gott Ihr Freunde
Stelldichein im Oberkrain
Vogelwiese
Böhmischer Traum
Kuschelpolka
Böhmische Liebe
In Junkers Kneipe
Von Freund zu Freund
Zillertaler Hochzeitsmarsch
Kufsteiner Lied
Dem Land Tirol die Treue
Bis bald auf Wiedersehen

16.05 Endseeker (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 23 Bildern: Endseeker - Summer Breeze Open Air 2019

Nach Blasmusik hat es die erste „richtige“ Metalband auf einem Festival eher leicht, die hungrige Meute auf ihre Seite zu bringen. In diesem Fall haben ENDSEEKER aus Hamburg das große Los gezogen. Jedenfalls kommt der hart groovende und pumpende Death Metal schwedischer Bauart beim Publikum vor der neuen Wera Tool Rebel Stage (welch ein Wortungetüm) gut an und lässt die Fans immer wieder wie Schweizer Messer im Rhythmus zusammenklappen: Widerstand gegen den Headbanging-Impuls ist ganz einfach zwecklos. Aber da geht eigentlich noch mehr, befindet der glatzköpfige Frontmann Lenny: „Bei unserem Auftritt auf dem Breeze vor zwei Jahren wurden BHs auf die Bühne geschmissen… Ich möchte ja niemanden beeinflussen!“ Das klappt letztlich zwar nicht, aber ENDSEEKER-Anfeuerungsrufe und ein kleiner, feiner Moshpit bezeugen, dass dieser Gig als durchgehender Erfolg verbucht werden darf. Das sorgt nicht nur innerhalb der Band für bis zu beiden Ohren grinsende Gesichter. (Eckart Maronde)

Setlist

Into The Fire
Spiritual Euphoria
Worshipping The Bloodthirsty
Cure
Malicious Instinct
Deployment Of The Aroused
The Harvest
Possessed By The Flame

16.50 Nailed To Obscurity (T-Stage)

Galerie mit 1 Bildern:

Nachdem die „Blast“-Musik Illenschwang die T-Stage geräumt hat, dürfen NAILED TO OBSCURITY dann selbige erklimmen – als erste „richtige“ Band sozusagen. Die Ostfriesen sind nicht das erste Mal bei Summer Breeze zu Gast. Damals, 2015, regente es in Strömen, 2019 das komplette Gegenteil: Die Sonne knallt ordentlich runter. Und man muss schon sagen: Man hat so seine Mühe, sich zur bierseligen Mittagszeit auf den schwer verdaulichen Melo-Death-Doom von NAILED TO OBSCURITY einzulassen. Denn in einem Club, oder zumindest ohne Tageslicht und der entsprechenden Lichtshow, kommt der Sound sicher deutlich besser zu Geltung. Nichtsdestotrotz können NAILED TO OBSCURITY einige Headbanger auf ihre Seite ziehen – auch wenn das Set durchaus seine Längen hat. (Radu Todoran)

Setlist

Black Frost
Feardom
King Delusion
The Aberrant Host
Tears of the Eyeless
Desolate Ruin

17.40 Loathe (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 1 Bildern:

Bei LOATHE gilt eines offensichtlich nicht: einheitlicher Dresscode. Was sich Outfit-technisch so in etwa zwischen John Lennon-Brille, Wollmütze, Mittelaltergewandung und Birkenstocksandalen bewegt, bewegt aber auch am Mittwoch die Menschen vor der Bühne. LOATHE kämpfen anfangs mit leichten Startschwierigkeiten: Die Reaktionen des Publikums sowie der Sound noch nicht ganz eingependelt, braucht es eine Weile, bis die Band erfolgreich Kontakt zum Infield aufnehmen kann. Ab dem zweiten Track “Servant And Master“ hat Sänger Kadeem France, der locker als junges Lionel Richie-Double durchgehen könnte, die Menge in der Hand. Mit Sätzen wie “This is Loathe, express yourselves!“ feuert die Band an und lässt damit die erste Wall of Death entstehen. LOATHE sind heute mit voller Leidenschaft unterwegs. Sänger sowie Gitarrist nehmen beim letzten Song “White Hot“ die sprichwörtlich letzte Hürde und gehen an der Absperrung im Graben auf Kontaktsuche mit dem Moshpit vor der Bühne. Ein finaler Setabschluss, der sich sehen lassen kann. (Jeanette Grönecke-Preuss)

Setlist

New Song
Servant And Master
The Cold Sun / It’s Yours
Dance On My Skin
East Of Eden
Stigmata
Loathe
Banshee
Rest In Violence
White Hot

18.00 All Hail The Yeti (Ficken Party Stage)

Galerie mit 19 Bildern: All Hail The Yeti - Summer Breeze Open Air 2019

Der Auftritt von ALL HAIL THE YETI am zweiten Tag des Summer Breeze 2019 beginnt anders als erwartet erst einmal mit einem Schwung fröhlichen Hillbilly-Sounds vom Band, der geschickt in den ersten Kracher des Quartetts aus L.A. überleitet. Ist das Publikum beim Start des Sets noch überschaubar, so verdoppelt sich die vor der Bühne versammelte Menge bei „See You Never“ bereits. Selbst die Tatsache, dass der Frontmann mehrfach den Wasserspeier spielt und schwallartig Wasser ins Publikum spuckt, lichtet die Reihen nicht. In der Mitte des Gigs bedankt er sich für diesen Langmut denn auch mit einer flüssigen Gabe der anderen Art und teilt großzügig den berüchtigten Ficken Party Likör aus – direkt aus der Flasche in bereitwillig gereckte Hälse. Der erste Höhepunkt des Konzerts manifestiert sich während des Songs „Highway Cross“ in einem ersten zaghaften Moshpit, der bis zum Finale der Show zu ordentlicher Größe anwächst. (Sonja Schreyer)

Setlist

Live
See You Never
The Art Of Mourning
Highway Crosses
Slow Season
After The Great Fire
Burn The Witches
Mr. Murder

18.25 Death Angel (T-Stage)

Galerie mit 18 Bildern: Death Angel - Summer Breeze Open Air 2019

Obwohl DEATH ANGEL den Thrash-Ofen ziemlich zackig mit „Thrown To The Wolves“ anheizen und das Publikum damit ohne Umschweife vor die Wölfe zerren, dauert es ein wenig, bis sich die Menge vor der T-Stage den Schlaf aus den Augen gerieben hat – möglicherweise vom Vorabend noch verkatert – und zur allgemeinen, frühabendlichen Nackengymnastik ansetzt. Dennoch lässt sich Sänger Mark Osegueda nebst Mannschaft davon nicht aus der Ruhe bringen und sucht fortwährend den Kontakt zu der Meute, die folglich mehr und mehr in Schwung kommt und nach und nach richtig Bock auf die Jungs aus der Bay Area bekommt.

Das zeigt sich an der allgemeinen, körperlichen Beteiligung inklusive obligatorischer Crowdsurfer, die nach vorne in Richtung der Arme der Grabenschlampen durchgereicht werden, aber auch an den immer wieder nachhallenden „DEATH ANGEL“-Rufen. Das macht schließlich auf der Band sichtbar Spaß, sodass sich deren Mühe ausgezahlt hat. Spätestens hiernach dürfte auch die letzte Schlafmütze wachgeknüppelt sein. (Michael Klaas)

Setlist

Thrown To The Wolves
Claws In So Deep
Voracious Souls
The Moth
The Dream Calls For Blood
The Ultra Violence / The Pack
Humanicide

19.10 Hate Squad (Ficken Party Stage)

Galerie mit 23 Bildern: Hate Squad - Summer Breeze Open Air 2019

HATE SQUAD zählen neben HEAVEN SHALL BURN und CALIBAN zu den Pionieren des deutschen Metalcores. Zwar haben es die Hannoveraner bei weitem nicht die gleiche steile Karriere hingelegt, können aber durchaus eine ansehnliche Fan-Schar vor die Ficken Party Stage locken. Nach einem launigen Hardcore-Techno-Intro geht es gleich, leicht verspätet, mit „Against All Odds“, „Death List“ und dem Titeltrack von ihrem aktuellen Album „Reborn From Ashes“ (2018) heftig los. Doch natürlich leben HATE SQUAD nicht nur von ihren neuen Songs, besonders die alten Tracks wie „I. Q. Zero“, das von einigen schon nach dem zweiten Song gefordert wird, gehören einfach auf die Set. Aber man merkt schon, dass die Band nicht dermaßen aktiv und eingespielt ist. Da schleichen sich durchaus der ein oder andere Spielfehler ein, und auch das Stage-Acting ist hier und da etwas hölzern. Aber dem Publikum macht es durchaus Spaß, und mit „Self-Defence (Is No Offence)“ und „Not My God“ sind am Ende auch zwei richtig starke Tracks vertreten. Kleiner Wermutstropfen: Das 1997er-Album „Pzyco!“ wird leider komplett ausgeklammert. (Radu Todoran)

Setlist

Against All Odds
Death List
Reborn From Ashes
Retaliation Promise
Bastards
I. Q. Zero
Different From You
Self-Defence (Is No Offence)
Not My God

19.15 Ingested (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Ingested - Summer Breeze Open Air 2019

Der einschlägige Stil des Bandlogos auf dem Backdrop und eine auffallend hohe Dichte an in allen Farben explodierenden Monster-Splatter-Gore-Shirts – da kann Brutal Death nicht fern sein. INGESTED erfüllen dann auch genau diese Erwartung. Aus brutalem Slam, Pigsqueals, pfeilschnellen Blast-Parts sowie rundlaufenden Double-Bass-Teppichen zimmern die Jungs aus Manchester in präziser und handwerklich äußerst versierter Art und Weise (ansonsten hat man als Drummer in diesem Genre auch nichts verloren) einen Genre-Mix, der vielleicht nicht den Innovationspreis gewinnt, aber zumindest für Kurzweil und die ein oder andere Eskalation vor (Crowdsurfer, Wall of Death) und auf der Bühne (Bad in der Menge von Fronter Jay Evans) sorgt. Hier ist sowohl für die New-School-Handwedler als auch die Old-School-Mosher dabei. (Peter Mildner)

Setlist

Sovereign
Purveyors Of Truth
Better Off Dead
Mouth Of The Abyss
Transcendence Of Gods
Invidious
Skinned And Fucked

20.00 Soilwork (T-Stage)

Galerie mit 1 Bildern:

Mit „Verkligheten“ haben SOILWORK bereits im Januar eines der besten Alben des Jahres abgeliefert. Doch nur auf neues Material wollen sich die Schweden heute nicht verlassen, vielmehr fahren sie ein buntes Best-Of-Set auf, welches das gesamte Bandschaffen würdig repräsentiert. Die Musiker sind in Bestform und haben offensichtlich neben ihrer Disko-Metal-Spielwiese THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA nun auch wieder uneingeschränkt Bock auf das extrafette Melo-Death-Brett. Unnötig also zu erwähnen, dass der Ritt wahrlich majestätisch wird und die gigantische Zuschauermenge sich im Moshpit wie auch beim Crowdsurfen ordentlich austobt. Gegen Ende dieser schnörkellos genialen SOILWORK-Show bringt Frontmann Björn „Speed“ Strid alle vor der Bühne versammelten Fans dann auch mühelos dazu, den Refrain des Megahits „Stabbing The Drama“ aus vollen Kehlen mitzusingen. Mit „Stålfågel“ gebührt es indes einem der Höhepunkte von „Verkligheten“, den Gig zu einem grandiosen Abschluss zu bringen und allerorten strahlende Gesichter zu hinterlassen. (Florian Schörg)

Setlist

Arrival
Like The Average Stalker
Nerve
Full Moon Shoals
The Living Infinite 1
The Nurturing Glance
The Akuma Afterglow
Drowning With Silence
The Phantom
The Ride Majestic
Stabbing The Drama
Stålfågel

20.20 Eyes Set To Kill (Ficken Party Stage)

Galerie mit 18 Bildern: Eyes Set To Kill - Summer Breeze Open Air 2019

In ihrer Heimat sind EYES SET TO KILL bereits ein recht großes Ding. Was man von der gut inmitten der campenden Massen versteckten „Ficken Party Stage“ nicht unbedingt behaupten kann. So glaubt man Sängerin und Gitarristin Alexia Rodriguez gerne, als sie zu Beginn des Auftritts berichtet, dass die Band sich in bester „Spinal Tap“-Manier erst ihren Weg zur Bühne suchen musste. Dort wird sie aber bereits von einer jungen und hochmotivierten Meute erwartet, die nur allzu bereit ist, in den Mitsing-Parts gesanglich und in den Mosh-Passagen motorisch alles zu geben. Der moderne Soundmix des Arizona-Quartetts hebt sich vor allem durch Rodriguez‘ Vocals von den Genre-Mitstreitern ab, die in manchen Momenten an die ukrainischen Durchstarter von JINJER erinnern. Auf Dauer täuscht das zwar nicht darüber hinweg, dass der Ansatz von EYES SET TO KILL insgesamt ein recht generischer ist – die „Ficken Party Stage“ wird am Vorabend des ersten Festivaltages aber angemessen aufgemischt. (Tobias Kreutzer)

21.05 Windhand (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 17 Bildern: Windhand - Summer Breeze Open Air 2019

Der einzige Pflichttermin für Fans entschleunigter Grooves und wabernder Kräuterdüfte kommt dieses Jahr früh, sogar sehr früh. Angesichts des überzeugenden Auftritts, den man WINDHAND attestieren muss, vielleicht auch zu früh, denn eigentlich sind solche Bands prädestiniert, um einen anstrengenden Drei-Tages-Marathon entspannt ausklingen zu lassen. Die Relapse-Band um Charakterstimme Dortia Cottrell, deren Grunge-geschwängerter Stoner Doom auch den standhaftesten Nicht-Kiffer überzeugen müsste, reiht sich locker in die besten Doom-Gigs in der Geschichte des Summer Breeze ein. Aber nach so langer Zeit des Zusammenspielens in unveränderter Formation ist es auch kein Wunder, wenn man den staubtrockenen, halligen Sound und das damit einhergehende Feeling fast identisch vom Album auf die Bühne transportieren kann. Und wenn man dann noch jemanden wie Cottrell in den eigenen Reihen wähnen kann, können Refrains wie der von „First To Die“ nur in geradezu ätherische Sphären abheben. So hochmelodisch und derbe “Im Flow” dürfen WINDHAND das zweite Mal gerne später aufspielen. (Peter Mildner)

Setlist

Old Evil
Diablerie
First To Die
Orchard
Red Cloud
Cassock

21.30 Thron (Ficken Party Stage)

Galerie mit 1 Bildern:

In dramatisches Vollmondlicht gehüllt erklimmen vier vermummte Gestalten, begleitet von einem düsteren Intro, die Bühne. Tief in die Gesichter gezogene Kapuzen und Tücher, mit der sich die Band verhüllt, unterstreichen die dunkle Atmospähre zusätzlich. Während des Openers “Puried In Fire“ macht sich der Fronter jedoch frei und zeigt sich mit Corpsepaint-Gesichtsbemalung und Nietenarmschmuck. Mit brutalen und melodiösen Black Metal-Klängen nehmen THRON ihr Publikum direkt ein. Mit intensiven Nummern, die von prägenden Interludes verstärkt werden, bringen die Black Metaller die Menge vor der Stage ordentlich in Wallung. Besonders das virtuose Gitarrenspiel überzeugt mit feinen Soli-Arien und hinterlässt beeindruckende Gesichter. (Jeanette Grönecke-Preuss)

Setlist

Purified In Fire
Under A Bloodred Sky
The Wrath Of Gods
A Spark Of Divinity
Beyond The Gates
Blood Of Serpents
The Shrines

21.50 Hypocrisy (T-Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Hypocrisy - Summer Breeze Open Air 2019

Stolze fünf Jahre sind ins Land gezogen, seit HYPOCRISY das Summer Breeze Open Air zum letzten Mal beehrten. Und so sorgen zur besten Headliner-Zeit am Mittwoch bereits die ersten epischen Töne des zeitlosen Openers „Fractured Millenium“ für zahllose gereckte Pommesgabeln und leuchtende Handydisplays vor der T-Stage. Auf seiner Melodeath-Spielwiese HYPOCRISY widmet Tausendsassa Peter Tägtgren sich traditionell den härteren Eisen. Industrial-Gehüpfe und Klargesang, wie sie das Rückgrat von PAIN bilden, finden hier nicht statt. Stattdessen haben Tägtgren und seine Mannen ein paar zeitlos walzende Schwedentod-Klassiker mit Außerirdischen-Thematik im Gepäck.

Sichtbar gut aufgelegt salutiert der Bandchef den zahlreich versammelten Zuschauern an allen Seiten der Bühne. Fliegende Mähnen, Circle Pits und jede Menge Crowdsurfer goutieren das Geschehen. Zwischendurch gelingt es sogar einem von ihnen, den Fängen der „Grabenschlampen“ zu entwischen, die Bretter zu erklimmen und hinter der Band auf- und ab zu tanzen, bis man ihn von der Bühne fischt.

Während HYPOCRISY mit „Warpath“, „Fire In The Sky“, „Adjusting The Sun“ und dem unverwüstlichen „Eraser“ zahlreiche Klassiker der mittlerweile fast drei Dekaden andauernden Bandgeschichte auf den Acker feuern, legt Tägtgren den Fans augenzwinkernd nahe, doch noch ein paar Kilos im Moshpit abzutrainieren.

Einen Tonmann, der ein frisch ausgetauschtes Mikro mit einem mit den Lippen erzeugten Furzgeräusch testet, jagt er lachend mit einem Tritt in den Hintern von der Bühne. Dann schaltet er ansatzlos wieder in sein einzigartiges Wechselspiel aus tiefen Growls und markerschütterndem Gekeife zurück. Mit „Roswell 47“ findet das einstündige Set ein majestätisches Ende. Nicht wenige dürften dem bereits vage angekündigten neuen HYPOCRISY-Album nach dieser Live-Auffrischung mit Spannung entgegenblicken. (Tobias Kreutzer)

Setlist

Fractured Millenium
Valley Of The Damned
End Of Disclosure
Adjusting The Sun
Eraser
Pleasure Of Molestation (Medley)
Fire In The Sky
Carved Up
Warpath
Final Chapter
Roswell 47

22.40 Anomalie (Ficken Party Stage)

Galerie mit 14 Bildern: Anomalie - Summer Breeze Open Air 2019

Es ist dunkel und kalt geworden auf dem Summer Breeze. Ideale Voraussetzungen also für das Set von ANOMALIE. Die Post Blacker können mit Fronter Marrok den Live-Gitarristen von HARAKIRI FOR THE SKY für sich beanspruchen und haben zudem AGRYPNIE-Chef Torsten Hirsch dabei. Mit insgesamt drei Gitarristen sind ANOMALIE live sehr gut aufgestellt, was auch in ihrem Set am heutigen Abend unüberhörbar ist. Vielschichtig und differenziert ist das Brett, das beim Publikum ankommt, egal, ob die Band sich gerade in einer Orgie aus Geballer ergeht oder das Tempo für ruhigere, melodische und dabei melancholische Passagen etwas drosselt. ANOMALIE ziehen den Zuschauer mit Leichtigkeit in ihren Bann, was nicht nur an der dargebotenen Musik liegt. Auch die Dramaturgie und Theatralik der Performance leisten einen großen Beitrag dazu, die Fans in eine ganz andere Welt zu versetzen. Mit einem Altar, Grablichtern und einer allgemein rituell anmutenden Bühnendeko ist die Welt von ANOMALIE traurig, kalt und düster. Trotz allem – oder gerade erst recht deswegen – begibt man sich gerne dorthin, und ist am Ende enttäuscht, als es nach nur 40 Minuten vorbei ist. (Angela)

Setlist

Towards The Sun
Temples
Rebirth
Illumination
Deliverance

22.55 Midnight (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Midnight – Summer Breeze Open Air 2019

Wer Frontmann Athenar und seine maskierten Mitternachtsmetaller schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass MIDNIGHT immer für eine ordentliche Tracht Prügel zu haben sind. Mit ihrem gelungenen Mix aus brachialem Speed Metal und roh-rabiatem Black Metal gibt es auch an diesem Mittwochabend wieder gekonnt auf die Fresse. Was bereits auf Platte nach Mord und Totschlag feinster Machart klingt, kann live doch tatsächlich noch eins obendrauf setzen. Mit Nummern wie dem finsteren „Satanic Royalty“ oder dem bitterbösen „Evil Like A Knife“ zerlegen MIDNIGHT die Wera Tool Rebel Stage (und die Zuschauer in den ersten drei Reihen gleich mit dazu) in ihre Einzelteile. Passend zum destruktiven Sound der Maskenmänner aus Cleveland herrscht auch im Publikum Ausnahmezustand: ein Moshpit jagt den anderen, Crowdsurfer baden in der Menge, es fliegen Bierbecher, Feuerzeuge und alles, was man sonst noch so gerade bei sich hat.

Und Athenar? Der fragt, nachdem ihn zwei Bierbecher direkt hintereinander treffen, ob das denn schon alles sei, was das Publikum ihm entgegenzusetzen habe. Ist es, denn mit der Energie, die in dem Bandgründer steckt, kann keiner der Anwesenden auch nur annähernd mithalten. So gibt’s nach einer Dreiviertelstunde Abriss zum Abschluss noch eine kleine Showeinlage, darunter einen Salto aus dem Stand und ein Bass in Flammen. Was für eine geile Show! (Jonas Erbaş)

Setlist

Penetratal Ecstasy
Poison Trash
Black Rock’n’Roll
Evil Like a Knife
Prowling Leather
Endless Slut
Satanic Royalty
Violence on Violence
Lust Filth and Sleaze
You Can’t Stop Steel
Death Scream
Unholy and Rotten

23.40 Enslaved (T-Stage)

Galerie mit 19 Bildern: Enslaved - Summer Breeze Open Air 2019

Auftritte von ENSLAVED sind eher rar gesät. Umso dankbarer sind wir, dass sie schon heute eines der Highlights vom Summer Breeze 2019 auf die Bühne bringen. „Ethica Odini“ eröffnet eine grandiose Setlist. Die vielen Zuschauer merken schnell, dass der progressive Viking Metal nicht nur soundtechnisch überzeugt, sondern auch ansehnlich in Szene gesetzt wird: Die Bäume im Hintergrund werden harmonisch beleuchtet – mal in dynamischen Rottönen, dann wieder steril und kühl. Ein weiteres Bonbon ist der klare Gesang von Håkon Vinje (Keyboard). Es folgen „Roots Of The Mountain“ vom Album „Riitiir“ aus dem Jahr 2012 und der einzige 2017er- Song „Sacred Horse“ – eingeleitet von einer Ansage in Deutsch. Dann passiert es: ENSLAVED kündigen eine Nummer an, die sie nur selten spielen, und der Wunsch vieler, „Havenless“ live zu hören, wird tatsächlich erfüllt. Es klatschen Hände, es jubeln Menschen, es fliegen Haare! Abschließend reisen wir mit den Norwegern nach 1992 hin zum Demo-Track „Allfáðr Oðinn“. (André Gabriel)

Setlist

Ethica Odini
Roots Of The Mountain
Sacred Horse
Havenless
Allfáðr Oðinn

23.50 Hollywood Burns (Ficken Party Stage)

Galerie mit 1 Bildern:

Zu später Stunde entfernen wir uns ein gutes Stück weit von den metallischen Gefilden und dringen in das derzeit zur absoluten Hipster-Bastion hochgejazzte Synthwave-Territorium ein. Logischerweise wird hier ein dominanter Teil der Klangkonstrukte nicht live von Instrumenten erzeugt, sondern aus der Konserve eingesampelt. Blöd nur, wenn hierbei dann die Technik streikt, was nicht nur eine zehnminütige Verspätung, sondern bereits nach dem ersten Stück eine weitere mehrminütige Unterbrechung verursacht. Dass HOLLYWOOD BURNS-Mastermind und Retro-Science-Fiction-Fan Emeric Levardon seinen Laptop denn auch schwungvoll gen Bühnenboden befördert, gerät da nur zu einer Randnotiz, die sich noch nicht einmal soundtechnisch bemerkbar macht. Hingegen wirken die exaltierten Bewegungen seines Gitarristen, dessen fette Riffs im Zusammenspiel mit den sphärisch-weirden Synthie-Teppichen immer wieder für schöne Momente sorgen, allzu prätentiös. So schwankt auch die Gesamtshow regelmäßig zwischen spannend, unterhaltsam-albern und belanglos. Immerhin tanzen die Musiker einen netten Robo-Macarena vor, dessen Nachahmung es angesichts des hohen Alkoholpegels der meisten Zuschauer jedoch eklatant an Eleganz vermissen lässt. Auch dass sich eines der Stücke dann noch als klammheimliche Beinahe-Coverversion des BLOODHOUND GANG-Smash-Hits „The Bad Touch“ entpuppt, dürften hier am Ende nur die wenigsten bemerkt haben. (Florian Schörg)

Setlist

Black Saucers
Californian Nightmare
Scherzo No. 5 In Death Minor
Bazaar Of The Damned
Carnal Encounters Of The Third Kind
Revenge Of The Black Saucers
Came To Annihilate

00.30 Evil Invaders (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 18 Bildern: Evil Invaders - Summer Breeze Open Air 2019

Für alle Anwesenden, die gerade Epik, Melodie und Brutalität auf der T-Stage genossen haben, ist der Party-Gig von EVIL INVADERS ein heftiger Kontrast. Die Wera Tool Rebel Stage steht ganz im Zeichen der 80er-Jahre – mit Nieten, sehr hohen Schreien, viel Leder, reichlich Bewegung und exzentrischen Posen. Wer die Belgier schon live erleben durfte, weiß natürlich, dass die Auftritte vom Intro bis zum Schluss pure Energie sind. Lieder wie „As Life Slowly Fades“ und „Raising Hell“ laden direkt zum Wippen, Springen, Bangen, Tanzen und Surfen ein. Ein Meer aus Pommesgabeln zeigt Richtung Bühne, auf der EVIL INVADERS ihre Mischung aus Stimmung und Aggressivität zelebrieren, als wäre es ihre letzte Show. Klar, dass dieser Einsatz dankend angenommen wird und sich bei etlichen Besuchern ebenso energisch entlädt. Am Ende hüpft ein Teil der Band in den Fotograben und trinkt noch ein Bierchen mit den Fans. Sehr sympathisch. Spätestens nach dem fulminanten Speed Metal geht’s aber fix zur Ficken Party Stage, denn dort findet zeitgleich das einzigartige metal.de-DJ-Set statt. (André Gabriel)

Setlist

As Life Slowly Fades
Pulses Of Pleasure
Mental Penitentiary
Broken Dreams In Isolation
Feed Me Violence
Stairway To Insanity
Oblivion
Raising Hell
Victim Of Sacrifice

00.30 metal.de Disco (Ficken Party Stage)

Galerie mit 19 Bildern: Metal.de Disco - Summer Breeze Open Air 2019

01.15 Knasterbart (T-Stage)

Galerie mit 16 Bildern: Knasterbart - Summer Breeze Open Air 2019

Man möchte ja meinen, wenn sich die kreativen Köpfe hinter MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN und VERSENGOLD zum musikalischen Gipfeltreffen zusammentun, sollte großes Folk-Kino mit Niveau und Humor dabei herauskommen. Doch was sich mitten in der Nacht vor der T-Stage beim Auftritt des gemeinschaftlichen Projektes KNASTERBART abspielt, wirft bei Uneingeweihten eher Irritationen (nicht nur auf der Haut) und Fragen auf. Zum Beispiel: Warum lässt sich das Publikum derart bereitwillig von diesem musikalischen Gülleporsche mitschleifen? Warum scheuen KNASTERBART zwar nicht vor schlüpfrigen Innuendi und anstößigen Referenzen, wohl aber vor bissiger Lyrik zurück, sodass die Musik mehr in Richtung alberner Klamauk abdriftet? Und wieso suhlt sich das Volk beim Cover von „Cotton-Eye Joe“ eigentlich so vehement um die Wette? Fragen über Fragen, die an diesem Abend unbeantwortet bleiben sollten. Immerhin haben sie alle am Ende das „Gossenabitur“ abgelegt und sich so im zweiten Bildungsweg bekleckern können. Ob mit Ru(h)m, das ist dann halt die Frage. Dann sich lieber richtig schön einseifen und von GUTALAX die Schüssel runterspülen lassen… (Michael Klaas)

Setlist

Gossenhauer
Kein Erbarmen
Mein Körper ist ein Tempel
Heiliger Hotze
Mein Stammbaum ist ein Kreis / Cotton Eye Joe / Centerfold
Sauf mich schön
Laich mich ein
Lieber widerlich
Gossenabitur

02.20 Letters From The Colony (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Letters From The Colony - Summer Breeze Open Air 2019

Was mussten sich LETTERS FROM THE COLONY seit dem letztjährigen Release ihres Debütalbums „Vignette“ nicht schon alles anhören: Von Taschenrechner-Metal über Hipster-MESHUGGAH bis hin zu dem passenden Soundtrack für intellektuell angehauchte Millennial-Metaller – der Fachmann wirft gerne mit der Genrebezeichnung „Djent“ um sich – war vieles über die noch recht jungen Schweden zu lesen. Höchste Zeit also, sich auch live einmal eine Meinung zu der Band zu bilden. Dafür gibt es zwar mit Sicherheit angenehmere Uhrzeiten als weit nach Mitternacht, doch auch die Slots zu später Stunde müssen ja irgendwie gefüllt werden. Wirkliche Publikumsmagneten sind LETTERS FROM THE COLONY nicht, dennoch findet sich ein harter Kern an Fans vor der Wera Tool Rebel Stage zusammen, um gemeinsam Brechern wie „The Final Warning“ oder dem komplexen „Galax“ zu lauschen. Keine Frage, ihr handwerkliches Talent kann man den technisch versierten Skandinaviern definitiv nicht absprechen, doch wirklich packend ist ihr Live-Set nicht. Wer die Songs kennt und auch auf Platte abfeiert, fühlt sich hier gut unterhalten, alle anderen sind sichtlich überfordert und wirken zeitweise auch etwas gestresst. Eine Extraportion Progressivität vorm Schlafengehen mundet wohl nicht jedem. (Jonas Erbaş)

Setlist

Terminus
Erasing Contrast
Vignette
This Creature Will Haunt Us Forever
Cataclysm
Sunwise
The Final Warning
Galax

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25.08.2019

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