Van Canto
"We Sing Some Metal Songs" - Tour-Abschluss 2010/2011

Das letzte Konzert, das ich von der Tour sehe, ist am 8.1. in Schweinfurt. Dieses sorgte im Vorhinein für viel Kopfzerbrechen und Panik auf Seiten der Fans. Lange war es unmöglich im Vorverkauf Karten zu bestellen, dann kam die Information, dass der Veranstalter das Konzert nicht durchführen kann. Die Booking-Agentur von VAN CANTO hat jedoch hervorragende Arbeit geleistet und letztendlich konnte das Konzert drei Wochen vorher in den Stattbahnhof verlegt werden. Im Vergleich zu Frankfurt und Köln ein kleines Konzert, was sich aber nur beim Bühnenaufbau bemerkbar macht. Die Show, die die drei Bands abliefern, ist für 300 Fans genauso gut, wie für 1000. IN LEGEND und ORDEN OGAN müssen in ihrem Bühnenaufbau etwas kreativ sein, nach einer kurzen Beratung ist die Lösung jedoch gefunden. IN LEGEND bauen die große ihrer zwei Maschinen nur teilweise auf und ORDEN OGAN stellen ihr Drumset auf die Bühnenseite, ungewohnt aber nett. Wann hat man schon die Bassdrum zum Greifen nah?

Bei VAN CANTO macht die Bühnengröße ohnehin keinen Unterschied, auf kleinen wie auf großen Bühnen ist immer viel Bewegung und das nicht erst seitdem alle Sänger mit Funkmikrofonen ausgestattet sind. Im Übrigen merkt man auch Sly während den Shows kaum an, dass er am Morgen des Frankfurt-Konzerts eine Zahn-OP hatte. Seine Bewegungen sind zwar langsamer als gewohnt, aber der Nachmittags- und der Bühnen-Sly sind sich so ähnlich wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. „Ein Hoch auf die moderne Schmerzmittelindustrie“ denke ich mir, als ich ihn in der Batschkapp über die Bühne springen sehe und werde in Schweinfurt bestätigt. Als ich ihmgegenüber mein Erstaunen darüber äußere, dass er in Frankfurt und Köln trotzdem rumgesprungen ist, meint er, er hätte das gar nicht wirklich gemerkt. In Schweinfurt ist er sogar fast auf seinem normalen Level angekommen. Aber auch nur fast. Ein bisschen negativ beeinträchtigen ihn die Schmerzmittel wohl doch. Denn als vor dem letzten Song der Zugabe im Stattbahnhof die Technik dermaßen spinnt, dass Jan mal wieder auf die Bühne muss und mehrere Minuten mit Bastian am werkeln ist, stellt Sly fest: „Wir sind ne A Cappella Band und total von der Technik abhängig“. Dafür handelt er sich zwar einen zynischen Kommentar seiner Kollegen ein, ich halte die Erkenntnis aber durchaus für erwähnenswert und halte fest: A Cappella ist nicht gleich unplugged!

Die wichtigste Erkenntnis, die ich aus dem „We Sing Some Metal Songs“-Tourspecial von VAN CANTO und metal.de gezogen habe, ist jedoch, dass der Spruch „Alles für die Fans!“ bei VAN CANTO eine vollkommen neue Dimension erhält. Weder gesundheitliche noch technische Probleme führen zu einer wesentlichen Qualitätsminderung der Konzerte. Egal worum es geht, es wird immer versucht eine Lösung zu finden. Das Absagen von Konzerten scheint keine Option zu sein, würden doch dann hunderte Fans vor verschlossener Tür stehen. Diese wiederum danken der Band ihr Engagement durch Fürsorge und Geduld: Bastian hat im Dezember nach einem der Konzerte Halstabletten geschenkt bekommen und Jan wird in der vollen Batschkapp bereitwillig eine Gasse vom Mischpult zur Bühne gebildet als er nach vorne muss. Sly kann sich ein paar Minuten schonen, das Publikum wird über seinen Gesundheitszustand aufgeklärt, es wird gescherzt und geduldig gewartet bis es weiter gehen kann. Denn, weder Mensch noch Technik sind unfehlbar, was zählt ist, was daraus gemacht wird!

Mehr Fotos zu den fünf Konzerten von VAN CANTO und IN LEGEND, sowie ORDEN OGAN findet Ihr auf www.deceitful-tranquillity.de