Endstille - Kapitulation 2013

Review

Galerie mit 19 Bildern: Endstille - Party.San Metal Open Air 2023

Gefühlte Ewigkeiten scheint es es her zu sein, dass ENDSTILLE ein Ortungssignal von sich gegeben haben, dabei verließ „Infektion 1813“ vor gerade mal zwei Jahren die bandinterne Songschmiede. Ob es nun daran liegt, dass man live relativ wenig vom Kieler Black-Metal-Batallion zu sehen bekam, oder sie das einst erfolgsbringende „Konzept“ bis dahin auf die Spitze getrieben und es somit ausgereizt haben, stellt dabei eine müßige Diskussion dar, denn schließlich hat es ja bestens funktioniert. Dann stellt sich allerdings die Frage, ob man Anfang November mit „Kapitulation 2013“ überhaupt noch irgendwen aufscheuchen kann – ob Kritiker oder Fans sei dabei dahingestellt.

Denn ENDSTILLE sind „out“: Es macht keinen Spaß mehr, sich über die Eintönigkeit des Dargebotenen das Maul zu zerreißen und die wahrlich markigen T-Shirt-Schriftzüge ecken bestenfalls noch in Johannes B. Kerners Show oder ähnlichem Gutmenschen-TV an. Was jetzt recht plakativ rüberkommen mag, soll den Sachverhalt lediglich ironisch ankratzen. Doch die Crux dieser Band liegt eben genau darin, denn die Extreme sind ausgelotet und die Kunst, die sie an den Mann bringen wollen, konnte anno 2011 mit „Infektion 1813“ nicht für sich alleine sprechen. Ohne die Kontroversen, die Diskussionen ob der politischen Gesinnung einzelner Mitglieder und vielem mehr steht unter dem Strich nur die zweitklassige Musik zu Buche. Daran änderte auch Zingultus (GRAUPEL, ex-NAGELFAR) nix, auch wenn er sich durchaus Mühe gab.

Aber wenn man sich nach sieben Alben immer noch mit Monotonie brüsten muss, und die Ehekrise mit Ex-Fronter Iblis das einzig berichtenswerte der vergangenen Jahre ist, dann ist wohl einiges zum Zustand von ENDSTILLE gesagt, oder? Vermutlich gibt’s da wie so häufig zweierlei Sichtweisen, de facto aber ist „Kapitulation 2013“ nach seinem Vorgänger, der hin und wieder zumindest versuchte, ein wenig aus dem Schema F dieser Truppe auszubrechen, ein reines Selbstplagiat. Das mag unter dem Strich schlimmer klingen, als es tatsächlich ist, aber „Aborted“ bestätigt, abgesehen von den zaghaften Tempowechseln, den Kern dieser Behauptung, „Stalin Note“ könnte sogar 1 zu 1 den Titeltrack von „Navigator“ mimen, ohne, dass es irgendwer merken würde – wohlgemerkt. „The Refined Nation“ sticht als Up-Tempo Nummer ebenso wie das SODOM-Cover „Blasphemer“ ansatzweise positiv heraus, da sich ENDSTILLE hier nicht wie im 2013er „Monotonus“-Aufguss oder „Nostalgia“ in schwachem, manchmal gar tumbem „Songwriting“ verlieren. Die Devise lautet hierbei nicht Zweck-Minimalismus, denn die Kieler haben zuvor schon anschaulich unter Beweis gestellt, dass ihre eigenen Möglichkeiten streng limitiert sind. Zu Zeiten von „Frühlingserwachen“ oder erwähntem „Navigator“ störte jene Begebenheit allerdings kaum, da sich seinerzeit noch kein Sättigungsgefühl einschlich und man es ansatzweise geschafft hat, bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen. „Kapitulation 2013“ wirkt hingegen oder gerade im Vergleich dazu vorhersehbarer, der Stil ENDSTILLEs antiquiert, der musikalische Null-Komma-Null-Fortschritt umso verwunderlicher. Warum bildet „Reich an Jugend“ oder „KDF 511“ eher die Ausnahme an halbwegs verwertbaren Material?

Ein auf ewig ungeklärtes Mysterium, scheint mir. Die Crux der weitläufigen Ungenießbarkeit von „Kapitulation 2013“ liegt nicht darin, dass ENDSTILLE auch heute noch ihrem stärksten Panzer den Namen „Monotonie“ geben, nein, schließlich beweisen Bands anderer Subkategorien à la DARKSPACE, dass sich auf diese Weise eindringliche Meisterwerke schwarzer Tonkunst erschaffen lassen. Das Problem liegt viel mehr darin, dass sie ungeachtet der musikalischen Begrenzung einfach nicht den Willen dazu entfachen, nachdrückliche Stücke zu schreiben. Auch wenn die Texte (bis auf „Sick Heil“, ohje) mitunter ziemlich ordentlich sind und Zingultus gesangliche Darbietung im Grunde abermals überragt, wirkt „Kapitulation 2013“ unglaubwürdig und kann einfach nicht diese Stimmung aufbauen, die von Nöten ist, um die lyrischen Aspekte ansprechend zu untermauern. Ziemlich unterdurchschnittlich, eine große Überraschung ist das allerdings zu keinem Zeitpunkt.

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Eine zweite Meinung zu „Kapitulation 2013“ findet ihr hier.

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08.11.2013

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