Weltschmerz
Unsere liebsten Doom-Perlen, Teil 2

Special

ELECTRIC WIZARD – „Come My Fanatics“ (Rise Above Records, 1997)

ELECTRIC WIZARD - "Come My Fanatics"

ELECTRIC WIZARD bringen mit „Come My Fanatics….“ den schweren, rituellen Charakter, der im Doom-Metal so oft zu finden ist, in fünfzig Minuten Spielzeit auf den Punkt. Auf diesem Album passt einfach alles: Herausragende Ideen, eine krude Stimmung zwischen verstörendem Psychedelic und brutaler Heavyness sowie eine Band in spielerischer Höchstform zeichnen diesen Klassiker von 1997 aus.

„Come My Fanatics….“ – traditionell, aber frisch und zeitgemäß

Dabei ist „Come My Fanatics….“ so etwas wie der kleine, unterschätzte Bruder des Nachfolgealbums „Dopethrone“ – der zwar völlig zurecht als Meilenstein des sludgigen Doom-Metal gilt, aber dennoch nicht zwangsläufig als das Opus Magnum von ELECTRIC WIZARD gelten muss. Während „Dopethrone“ sich in seinem drogengeschwängerten, psychedelischen Universum verliert, ist „Come My Fanatics“ spannend, unglaublich Heavy und trotz allen Ausflügen in die HAWKWIND-Space-Ecke bemerkenswert direkt.

Natürlich driftet man allzu gern in sphärische Welten ab – „Ivixor B/Phase Inducer“ und „Solarian 13“ sprechen Bände – aber „Come My Fanatics“ ist trotz allem ein angenehm erdiges und traditionsbewusstes Doom-Metal-Album, das Elemente des BLACK-SABBATH-Traditional-Doom mit dronig-fuzzigen Elementen zu einem wunderschönen, düsteren Bastard vereint. Dabei bauen sich oftmals jam-Session-artige Strukturen um einige wenige zentrale Ideen herum: Doom-Metal für eine Generation, die beim Release von „Black Sabbath“ 1970 noch nicht auf Welt war und das folgende Jahrzehnt bestenfalls in Windeln verbracht hat. Und mal ehrlich: Wer einmal „Wizard In Black“ gehört hat, der weiß, was Doom-Metal wirklich ist – keine weiteren Worte nötig, oder?

ELECTRIC WIZARD in Höchstform

Was „Come My Fanatics….“ darüber hinaus so attraktiv macht, ist die ungeschliffene Abmischung des Albums: Glatt oder überproduziert ist hier mal überhaupt gar nichts. Als Hörer hat man vielmehr das Gefühl, in einem schäbigen Londoner Nachtclub direkt neben der aufspielenden Band am Tresen zu stehen. „Come My Fanatics….“ ist ein ungeschliffener Diamant und die abgefuckte, dronige Bratzigkeit dieses Albums wird auf Generationen hinaus nicht zu überbieten sein: Hier atmet wirklich alles den Geist von Vergänglichkeit und Schwermut.

ELECTRIC WIZARD haben auf „Come My Fanatics….“ zudem ihren typischen Sound gefunden: morbide Samples, schwere Verzerrer und markante Riffs, die ihresgleichen suchen. Die Band um Mastermind Jus Osborne schleift diesen Sound auf den späteren Alben zwar zunehmend glatt und entwickelt ihn fort, aber diese Unbekümmerheit und den natürlichen Fluss, der „Come My Fanatics….“ ausmacht, haben ELECTRIC WIZARD später nicht mehr erreichen können.

Die musikalischen Einflüsse sind ansonsten vielfältig und allgegenwärtig, besonders zu finden in den Frühwerken der britischen Doom-Legenden CATHEDRAL und dem rockigen Spirit von PENTAGRAM – und selbstverständlich ist „Come My Fanatics….“ nicht zuletzt tief beeinflusst von traditionellem Doom-Metal der Marke SAINT VITUS und CANDLEMASS. All dies wird Zusammengeführt in einem okkulten Ritual zwischen bewusstseinserweiternden Drogen und Horror-B-Movies.

In diesem Sinne: Sammelt euch, Eiferer, zu Ehren des elektrischen Zauberers!

(Sven Lattemann)

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08.11.2018

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