1
Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.



Nach dem finalen Schleifen der Musik liegt am 29. August 1988 „Keeper Of The Seven Keys Part II“ im Musikfachhandel. Die LP verliert zunehmend an Bedeutung und die CD rückt immer mehr in den Fokus. Die Folge ist ein CD-Bonus-Track. Das Label von HELLOWEEN veröffentlicht die LP mit einem Stück weniger. „Save Us“, einer der Hits der Kürbisköpfe, ist auf Vinyl nicht vorhanden.
„Save Us“ wird zum Bonustrack
Neben dem markttechnischen Vorrücken der CD weist der zweite Teil von „Keeper Of The Seven Keys“ einen weiteren Unterschied zu Part I auf. Während Part I primär aus der Feder von Kai Hansen stammt, bestimmt der genesene Michael Weikath Part II. Zwischen Mai und Juni 1988 sitzen HELLOWEEN im Studio und nehmen ihr drittes Album auf, dass an seinen Vorgänger nicht nur durch den Namen anknüpft.
Aber es gibt auch Ärger rund um die Produktion von „Keeper Of The Seven Keys Part II“. Hier steht „Eagle Fly Free’“ im Blickpunkt. Tommy Hansen hat die Nachtschicht, während Tommy Newton tagsüber an den Aufnahmen arbeitet. „Eagle Fly Free’“ möchte Newton einen modernen Sound verpassen. Daran eskaliert ein Streit der beiden Produzenten. Karl Walterbach, der Chef von Noise Records, feuert daraufhin Hansen und die finale Produktion übernimmt Newton allein. Für die weitere Entwicklung von HELLOWEEN ist dieser Vorgang durchaus von Bedeutung. Das Agieren des Labels passt nicht allen Bandmitgliedern.
Nach der Einladung als Intro geht es mit dem bereits erwähnten „Eagle Fly Free’“ los. Das Stück kennt jeder Mensch, der irgendwann mit HELLOWEEN in Berührung gekommen ist und sorgt für die Soundsignatur der Band. Rückwirkend betrachtet hat das Produktionsteam bei der Aufnahme alles richtig gemacht.
Sänger Michael Kiske schreibt 1988 noch Metal: „You Always Walk Alone“ stammt aus seiner Feder, wird aber von „Eagle Fly Free’“, „Rise And Fall“ und „Dr. Stein“ übertrumpft, ohne dass hier größere Schwächen auszumachen wären. Aber „Rise And Fall“ mit Tempo, Spielwitz, Leichtigkeit und Ohrwurmrefrain lässt seinem Vorgänger keine Chance. Der teilweise mehrstimmige dargebotene Refrain bildet Brücken zum Glam und Hair Metal, die vor allem Fans in den USA gerne annehmen. „Dr. Stein“ knüpft nahtlos an seinen Vorgänger an und ist ein weiterer Track, den jeder Fan kennt. Das Intro aus einem Horrorstreifen sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit.
Der Schlusspunkt der A-Seite stammt erneut aus der Feder von Kiske. „We Got The Right“ gönnt der Hörerschaft über weite Teile verträumt balladesk eine Tempopause. Die beiden Saitenarbeiter spielen sich die Bälle perfekt zu und Kiske veredelt das Ding in grenzenlosen Höhen.
„Keeper Of The Seven Keys“ setzt der Platte die Krone auf
Die B-Seite eröffnet der Kai-Hansen-Metaller „March Of Time“, der 2024 die Kompilation zu 40 Jahre HELLOWEEN betitelt. Wie auf der A-Seite bringt auch das Eröffnungsstück der B-Seite alles für eine zukünftige Hymne mit. Diese Hymne ist zweifellos „I Want Out“ und damit bereits der vierte hervorstechende Hit, der nach wie vor zu den Must-Play-Nummern der Kürbisköpfe zählt.
Wie auf Part I gibt es auf Part II einen Langläufer über mehr als 13 Minuten. Der Titeltrack „Keeper Of The Seven Keys“ kommt weniger druckvoll als sein Pendant „Halloween“ auf Part I daher. Verspielter Anfang, dafür aber ein exzellenter Spannungsbogen, der sich von Umdrehung zur Umdrehung weiter steigert und im Refrain zurückgenommen wird. Nach einem Hitfeuerwerk legen HELLOWEEN noch einmal nach und setzen der sowieso schon überragenden Platte die Krone auf. Aber auch „Save Us“ soll Erwähnung finden. Die Single ist nur auf der CD zu finden, reiht sich aber in die Phalanx der Hits mit ein.
Der Durchbruch, ohne durchzubrechen
Selbst der Metal Hammer kommt 2019 nicht umher, „Keeper Of The Seven Keys Part II“ zu den 25 besten Power-Metal-Alben aller Zeiten zu küren. Quer durch Europa sind HELLOWEEN in den Verkaufscharts. Finnland ragt mit dem zweiten Platz erneut heraus. Selbst in Deutschland schaffen es HELLOWEEN auf den fünften Platz. In UK steigt die LP auf Platz 25, in den US-Billboard-Charts auf Platz 108. Eine Viertelmillion Exemplare gehen im Heimatland der Kürbisköpfe über den Tresen. Das bedeutet die Auszeichnung in Gold, genauso wie für 100.000 Exemplare in Japan. HELLOWEEN haben den Durchbruch geschafft.
Die Einschätzung vom Metal Hammer spricht für sich, ebenso die Verkaufszahlen für ein Power-Metal-Album im Jahr 1988. Auch wenn an der ein oder anderen Stelle eine Reizüberflutung durch die Aneinanderreihung von Melodie und Hookline entsteht, ist „Keeper Of The Seven Keys Part II“ gemeinsam mit „Part I“ genreprägend. Insgesamt ist der zweite Teil noch mehr auf Konsens und Marktpenetrierung ausgerichtet als der erste Part. Trotzdem sind beide Teile von „Keepers Of The Seven Keys“ ein „Must Have“ für jeden Genre-Fan.
Die steile Karriere nimmt ein jähes Ende mit dem Ausstieg von Kai Hansen Anfang des Jahres 1989. Damit verlieren HELLOWEEN die eine Hälfte des kongenialen Songwriter-Duos und einen herausragenden Gitarristen. Dazu gibt es Ärger mit dem Label, was jedoch nicht zu diesem Teil der Blast-From-The-Past-Ausgabe gehört. Bereits im Februar 1990 meldet sich Hansen mit „Heading For Tomorrow“ und GAMMA RAY zurück. HELLOWEEN verpassen Ende der 80er Jahre durch die sperrangelweit geöffnete Tür den nächsten Karriereschritt zu gehen.
Zufall oder gewollt? Auf den Tag genau 37 Jahre später veröffentlichen HELLOWEEN „Giants & Monsters“. Oder „Helloween Part II“?

Helloween - Keeper of the Seven Keys (Part II)
Jürgen Fenske
Helloween - Helloween - Keeper Of The Seven Keys - Part II - Noise International - N 0117-1
Helloween - Part 2-Keeper of the Seven Keys [Vinyl LP]
Helloween - Keeper of the Seven Keys (Parts 1 & 2) (Deluxe Edition)



























Ich habe 2021 zu dem Album mal eine Amazon-Rezension geschrieben. Damit ich die hier nicht in gekürzter Form umformuliert noch einmal schreiben muss, kopiere ich sie der Faulheit wegen einfach ins Textfeld.
Tja, da merkt man mal wieder, dass man alt wird: Helloween habe ich als junger Kerl um die Jahrtausendwende herum ganz gern gehört. Nach „The Dark Ride“ (2000) bin ich dann allerdings ausgestiegen, diese Band hat mich nicht mehr interessiert. Erst als 2021 das selbstbetitelte Reunion-Album rauskam, befasste ich mich nach langer Zeit wieder mit Helloween. Dabei fiel mir auf: Die beiden „Keeper“-Alben, oft als Referenz- und Pionierwerke des europäischen Power Metal bezeichnet, hatte ich bis dahin nie gehört. Na, dann kann man das doch mal nachholen. Besonders „Keeper of the Seven Keys Part 2“ aus dem Jahr 1988 wird ja gerne über den grünen Klee gelobt.
Dieser Lobhudelei kann ich mich jedoch nicht anschließen. Vielmehr zeigt „Keeper 2“ deutlich das Problem auf, das ich schon lange mit Euro-Power-Metal habe: Er klingt viel zu fröhlich und ist durchzogen von Tralala-Kinderliedmelodien. Ganz übel wird das in „Rise and Fall“, bei dem ich mich frage, ob die Nummer vielleicht nur ein misslungener Scherz ist. Schrecklich! So viel besser ist der als Klassiker gehandelte Song „Dr. Stein“ auch nicht: Das ist einfach nur auf Metal getrimmter Schlager. Doch zum Glück gibt es den einen oder anderen Lichtblick. „I Want Out“, ebenfalls eines der bekanntesten Helloween-Stücke, ist tatsächlich richtig stark. Auch das abschließende „Save Us“ kann was, einige der übrigen Lieder sind zumindest nicht völlig verkehrt.
Zugegeben: Vielleicht gehöre ich nicht (mehr) zur richtigen Zielgruppe, was Helloween oder europäischen Power Metal allgemein angeht. Doch auch aus dem Bereich gefällt mir die eine oder andere Band, zum Beispiel Blind Guardian oder Morgana Lefay – wobei die aber auch beide eine andere Schiene fahren und nicht zum „Happy Metal“ gehören. Doch auch Gamma Ray (bekanntermaßen gründete Kai Hansen die Band nach seinem Ausstieg bei Helloween) hat durchaus brauchbare Alben abgeliefert – und von Helloween selbst ziehe ich tatsächlich Werke wie „Walls of Jericho“ (1985) oder „Better Than Raw“ (1998) vor. Andere können „Keeper of the Seven Keys Part 2“ ja gerne abfeiern, und es hat sicher seine Daseinsberechtigung. Darum gibt’s von mir auch drei Sterne – aber eben keinen Jubel.
Was sich auf Keeper 1 bereits angedeutet hat, findet hier den Höhepunkt der melodischen Infantilisierung, die aufgrund des kommerziellen Erfolges leider eine Unzahl an Nachahmern hervor gebracht hat. Lediglich Hansen bringt bei seinen Kompositionen noch ein wenig Ernsthaftigkeit in die Songs. Für Kinder als Einstieg in den Metal aber wärmstens empfohlen. Hat bei mir bestens geklappt. Man muss froh sein, dass auch Helloween selbst erkannt haben, dass dieser Weg so schnell wie möglich zu stoppen ist, auch wenn sie danach nichts mehr von echter Relevanz hervorgerbacht haben. Fast traurig, dass ihre größten Erfolge auf Kindermelodien basieren.
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ganz fürchterlicher Kinder-Metal mit Bubblegum-Faktor. War auf Keeper Teil 1 wenigstens noch ein, zwei gute Songs, ist das hier ganz, ganz schlimm.
Wie geil war die Band auf Walls of Jericho. Und dann das. Fass ich nie wieder an. Fürchertlich klebrig.
Hahaha, wie geil mal weißt. Leute, mögen ein Album eines Genres nicht, das sie eh nicht leiden können.
Ich Wette, es wird von euch genauso kritisiert, wenn sich Power-Metal Band zu ernst nehmen.
Aber vielleicht sollte ich auch mal diverse Doom-Metal Schreiben bewerten: unverständlicher text, viel zu schwer, depressiv und unmelodisch!
Nun zum Album: schlechter als Part 1, aber mit einigen absolut geilen Nummern. Allen voran Eagle Fly Free. Kann es für mich mit dem meisten Iron Maiden Songs aufnehmen.
Im Zuge der beiden Rezensionen habe ich mir, als jemand, der von Helloween eigentlich nur die Walls of Jericho mag, gedacht, ich Versuche die beiden Keeper Alben mal wieder, weil ich die auch 5,6 Jahre nicht gehört habe.
Aber naja, was soll man sagen.
Der erste Teil hat ja durchaus seine Qualitäten, ist mir aber auch schon deutlich zu schmalzig und zu fröhlich, das kann ich aber durchhören und mich an „Halloween“ auch erfreuen, der zweite Teil ist dann aber in meinen Augen jenseits von gut und böse drüber und fällt für mich in die Kategorie unhörbar, ich schaff das nicht am Stück von vorne bis hinten durch und „rise and fall“ ist wirklich fast ein Verbrechen an der Menschheit.
Ansonsten halte ich’s wie der Vorredner:
Die Bewertung schenke ich mir, wäre dem Können der Musiker unangemessen und ich bin hier einfach nicht Zielgruppe.
Absolute Masterpiece! Wem das Album nicht gefällt, muss es doch nicht hören. Euch zwingt doch keiner. Dieses Herumgeheule nervt.
Ich bezweifle doch sehr, dass irgendjemand ein Album, das ihm nicht gefällt, immer wieder hört. Man hört es einmal, in der Annahme, dass es einem gefallen könnte, und dann ist das das aber nicht der Fall. Das kann man dann auch sagen. Mir „Rumheulen“ hat das nix zu tun. So was sagen nur Leute, die es nicht mögen, wenn irgendwer an etwas herumkritisiert, was sie selber toll finden.