Helloween
Im Gespräch mit Kai Hansen

Interview

Die Lyrics auf “Helloween” scheinen in der Zeit stehen geblieben zu sein und erzählen ähnliche Geschichten wie 1987. Woher nehmt Ihr auch nach über 30 Jahren noch die Inspiration für Aliens und Fantasy-Themen?

Wir haben halt alle so unsere Faibles und Gedanken. Man könnte das an dieser Stelle sicherlich psychologisch analysieren und jeden Texter unter die Lupe nehmen. Irgendwie kommt man als Songwriter wohl nicht drum herum, immer wieder die Dinge aufzugreifen, die einen beschäftigen. Bei mir sind das halt Aliens und Ufos. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Und die Hoffnung auf ein harmonisches Miteinander ohne die Umwelt dabei zu zerstören. Das sind halt alles so doofe Sachen, die dahinter stecken. Das ist quasi meine Agenda.

Wenn Du Weiki nimmst, dann hat er immer so abgefahrene Dinge wie orwellsche Zukunftsvisionen. Da spielen dann die Konsequenzen von Allmachtsfantasien in jeglicher Form mit. Wenn Du zum Beispiel den Song “Guardians” (vom Album “Walls Of Jericho”, Anm. d. Red.) nimmst, dort geht es um eine Zukunftswelt in der Roboter alles kontrollieren. Dadurch soll es den Menschen gut gehen, obwohl sie gleichzeitig unterdrückt werden. Das ist so ein bisschen ein Spiegel von Weikis Seele, der  Angst vor dieser Art mechanisierter Unterdrückung hat.

Andi (Deris, Anm. d. Red.) hat wieder eine etwas andere Art Dinge zu beschreiben, aber letztlich trifft es immer auf einen Punkt: Aktuelle Geschehnisse und Probleme des Lebens die immer auch ein großes Fragezeichen mit sich bringen und die man in irgendeiner Form in Gedanken formulieren kann. Damit schreien wir unser Missverständnis oder unsere Wut einfach hinaus. Bei anderen Bands findet man ja auch immer wieder die gleichen oder zumindest ähnliche Themen. Sei es Mord oder Krieg… Du weißt schon, was ich meine.

Es macht Euch ja auch ein Stück weit aus, dass Ihr eben nicht nur von blutigen Schlachten erzählt, sondern auch mal mit einem zwinkernden Auge auf Dinge blickt…

Bei uns ist das einfach offen. HELLOWEEN dürfen einerseits vom gepanzerten Revenger singen… Aber HELLOWEEN dürfen eben auch darüber weinen, dass die Welt scheiße ist. Auch ein Kaugummi-Song über die größte Blubberblase die jemand blasen kann, ist bei uns erlaubt. Es gibt keine Restriktionen und das ist halt das Schöne daran.

Ihr habt in der jüngsten Vergangenheit immer wieder betont, wie harmonisch die Aufnahmen zu “Helloween” vonstatten gingen. Das wirkt schon fast ein wenig zu unschuldig. Gerade so, als ob Ihr gar keinen Zweifel aufkommen lassen wollt… Hand auf´s Herz: Wie war es wirklich?

Das war schon ein natürlicher Prozess. Aber natürlich nicht frei von Konflikten. Du lockst mich hier gerade komplett aus der Reserve… Ich werde den Teufel tun und jetzt über irgendjemand herziehen. Aber keine Frage, wir hatte unsere Reibungspunkte. Und ich bin da schon ein guter Kandidat, weil ich immer eine starke Meinung habe und super kritisch bin. Wenn ich von einem Riff oder einer Melodie nicht überzeugt bin, dann möchte ich auch immer eine Alternative anbieten. Aber ich fresse nicht gleich alles. Auch wenn mal diskutiert wird, entscheidet am Ende dann immer der Songwriter im Zusammenspiel mit dem Producer wie es gemacht wird. Die Kunst dabei ist ja nicht, dass es keine Reibereien geben darf sondern viel mehr – trotz Reibungen – die Akzeptanz zu haben mit allen Varianten zu leben. Weil man sicher sein kann, dass es trotzdem immer gut ist. Das ist wie in einer Beziehung. Wenn man sich nicht auch mal streiten kann ist diese Beziehung emotional tot. Eine gute Kommunikation, Vertrauen, Respekt und Verständnis für die andere Person ist dabei der Schlüssel.

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16.06.2021

Left Hand Path

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