Party.San Metal Open Air 2023
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Obituary, Hypocrisy, Enslaved, Deicide, Dying Fetus, Kataklysm, Nile, Borknagar, Tribulation, Decapitated, Endstille, Destroyer 666, Midnight, Immolation, Archspire, Illdisposed, Impiety, Gatecreeper, Urgehal, Skinless, Angelus Apatrida, Kanonenfieber und Ellende
Konzert vom 10.08.2023 | Flugplatz Obermehler, Schlotheim

Donnerstag, 10.08.2023 – Hauptbühne

MENTOR – Das erste Mal

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Kaum hat die gute alte Esmeralda den Einlass auf das Gelände mit einem markerschütternden Knall angekündigt, stehen MENTOR das erste Mal auf einer Bühne in Deutschland. Klingen die Polen auf ihren drei Alben wie eine angepisste MIDNIGHT-Variante (!), kommen sie live eher wie ein Hardcore-Thrash-Hassbatzen daher. Sänger „King Of Nothing“ nimmt die Bühne dabei herrschaftlich, cool und gleichzeitig irgendwie sympathisch ein.

Wenn man zu diesem Zeitpunkt schon wüsste, wie andere, weitaus erfahrenere Bands auf dem Party.San 2023 „glänzen“ werden, würde man MENTOR einen späteren Slot wünschen. Gute Band, stabiler Auftakt.

ORBIT CULTURE – Moderner Death Metal mit Anlaufschwierigkeiten

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Wer an Melodic Death aus Schweden denkt, meint häufig Göteborg. ORBIT CULTURE klingen aber ganz anders, schließlich sind wir auf dem Party.San. Dennoch, der wilde Mix des Quartetts aus Eksjö, der neben Melodeath eine Menge Groove, Thrash und Modern Metal verwurstet, ist erst mal ungewöhnlich.

Ein bisschen schwer kommt die Sause auf der Main Stage in die Gänge, doch wenn das Gaspedal mal richtig durchgetreten wird, gibt auch das Publikum Stoff. Zum kurzen Klopper „Alienated“ von der brandneuen Scheibe „Descent“ schwingt sich sogar ein Crowdsurfer in Richtung Graben. ORBIT CULTURE liefern eine kurzweilige Show, die am Ende doch irgendwie deplatziert wirkt.

ANGELUS APATRIDA – Thrash geht immer

Galerie mit 15 Bildern: Angelus Apatrida - Party.San Metal Open Air 2023

Auch wenn es ausgelutscht klingt, aber Oldschool-Thrash geht irgendwie immer. Wer dabei so viel Spaß in den Backen hat wie die Spanier von ANGELUS APATRIDA, hat natürlich auch sein Publikum von der ersten Minute an im Griff. Damit aber nicht genug: Der nach ein paar Songs eröffnete Pit hat eine durchaus ansehnliche Größe und bekommt sogar noch Zuwachs.

Auch das Material vom im Oktober erscheinenden neuen Album „Aftermath“ kann live schon mitreißen – dabei machen ANGELUS APATRIDA nicht so viel anders als die Klassikerbands, das aber ziemlich geil. Nach einer Dreiviertelstunde ist den Spaniern gelungen, was bei ORBIT CULTURE nur mäßig geklappt hat: Die Main Stage ist definitiv warm gespielt.

GATECREEPER – „Frische“ HM2-Schule

Galerie mit 12 Bildern: Gatecreeper - Party.San Metal Open Air 2023

Wer auf ENTOMBED, GRAVE, DISMEMBER oder andere schwedische Legenden steht, wird auf GATECREEPER nicht verzichten: Die Band gehört zur neuen Death-Metal-Welle, die den alten HM2-Helden huldigen und eine gewisse Frische und Energie mitbringen. Und dieser Elan ist auch beim Party.San 2023 zu beobachten. Mit dem Mikrofonständer in der Hand grast Sänger Chase H. Mason die Bühne motiviert auf und ab. Teilweise fühlt man sich an Riley Gale (R. I. P.) von POWER TRIP erinnert. Tolle Performance!

Fans der alten Schweden-Death-Metal-Schule kommen vollends auf ihre Kosten. Die Gitarren sägen, der Gesang mit den leicht an Hardcore erinnernden Growls überzeugt und die Band spielt ihr Set souverän und freudig. Hintenraus ist der Auftritt etwas langatmig, weil die Eigenständigkeit fehlt. Der Oldschool-Meute dürfte das aber egal sein, denn die feiert GATECREEPER für ihren coolen Sound bis zum Schluss amtlich ab.

ARCHSPIRE – High-Tech-Twister

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Die kanadischen High-Tech-Deather ARCHSPIRE zeigen von Beginn an, wo der Hammer hängt, und braten eine vertrackte Nummer nach der anderen aufs Publikum los. So tight und kompromisslos gehören sie ohne Frage zum technisch Extremsten, was das diesjährige Festival zu bieten hat. Die Reaktion der Anwesenden ist durchmischt – einige scheinen mit dem außergewöhnlichen Highspeed-Gesang von Sänger Oliver Rae Aleron nicht warm zu werden. Von seinen Ansagen ganz zu schweigen: Hier bekommt jedes Bandmitglied sein Fett weg.

Trotz Twister-Einlage, Tech-Trek-Ballerhits wie „Golden Mouth Of Ruin“, „Bleed The Future“ und des Bandsongs schlechthin („Drone Corpse Aviator“) springt der Funke aus den ersten Reihen nicht wirklich auf den Rest des Publikums über.

DESTRÖYER 666 – Rock ’n‘ Roll muss gefährlich sein?

Galerie mit 19 Bildern: Deströyer 666 - Party.San Metal Open Air 2023

Man kann nicht nur darüber streiten, ob DESTRÖYER 666 ihren Platz im Billing zu Recht haben, man muss es sogar, denn einige Äußerungen, die K.K. Warslut bereits öffentlich getätigt hat, gehen definitiv über bloßes „Rock ’n’ Roll muss gefährlich sein“ hinaus und sind einfach nur rassistisch. Dennoch: Mit leichter Verspätung stehen die (ehemaligen) Aussies auf der Bühne – und erfreulicherweise hält sich der Fronter mit Ansagen zurück.

Die Maniacs feiern die Band natürlich ab. Doch für den Großteil des Publikums gilt: Auch wenn zu „Wildfire“ Feuer auf der Bühne entzündet werden, will der Funke nicht so richtig überspringen. Das mag auch an den fortwährenden Soundproblemen liegen: Mal ist der Bass zu laut, mal ist K.K. Warslut kaum zu hören. Die Hitdichte steigt gen Ende des Sets naturgemäß, und je höher der Black-Metal-Anteil wird, desto euphorischer sind die Reaktionen. Wirklich schlecht war das alles am Ende sicher nicht, aber ehrlicherweise muss man zugeben, dass das Party.San in Sachen Black/Thrash dieses Jahr deutlich Spannenderes in petto hat.

TRIBULATION – Geschichten aus der Gruft

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TRIBULATION haben auf dem Party.San einen zur Stimmung der Musik passenderen Timeslot ergattert als auf dem Rockharz Festival, wo die Schweden bei strahlendem Sonnenschein antreten durften. So senkt sich heuer langsam die abendliche Dunkelheit über das Festivalgelände, die dem Gothic-Death-Rock der Band atmosphärisch deutlich entgegenkommt.

Die Gitarristen Tholl und Zaars bewegen sich gewohnt fleißig und motiviert über die Bühne, Sänger und Bassist Johannes Andersson gibt den Ruhepol zwischen den beiden. Und auch wenn der gruftige Sound weniger Zuschauende als bei DESTRÖYER 666 vor die Bühne lockt: TRIBULATION überzeugen mit ihren eingängigen Melodien, den schaurigen Orgelklängen und ihrem auffälligen Bass-Sound. Das Publikum genießt die Show jedenfalls still, statt frenetisch zu unterstützen. Schade, dass eine stilistische Gothic-Metal-Ergänzung in Form von UNTO OTHERS ausgefallen ist – das wäre ein schöner Gruselblock geworden.

NILE – Nur ein kurzer Ausflug zu den Pyramiden

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Bereits beim Soundcheck haben NILE mit technischen Problemen zu kämpfen, sodass der Beginn des Sets mit zwanzig Minuten Verspätung starten kann. Auch im Laufe des Auftritts muss Ausrüstung getauscht werden, was den Spielfluss ein wenig hemmt. Leider müssen NILE diese Verzögerungen auch noch an Spielzeit draufgeben, sodass letztlich ein verkürztes Set bleibt.

Karl Sanders und seine Mitstreiter lassen sich davon nur wenig beeindrucken und legen sich ordentlich ins Zeug. Die Tech-Death-Ungetüme haben offensichtlich Bock und lassen die Finger gewohnt beeindruckend über die Saiteninstrumente flitzen. So erleben wir einen groben Flug über die Klassiker der Band – und mit „Kafir!“, „Sacrifice Unto Sebek“ und „Defiling The Gates Of Ishtar“ bleibt zumindest Zeit für ein schlankes Best-of-Set. Als Rausschmeißer gibt es „Black Seeds Of Vengeance“ – und das Gefühl, dass mehr NILE-Zeit heute Abend wirklich schön gewesen wäre.

DEICIDE – Die Legion ist 30!

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Zur dreißigjährigen Feierstunde des zweiten DEICIDE-Albums „Legion“ kehren Glen Benton und seine satanischen Kollegen zurück nach Europa. Außer den acht Songs der Scheibe haben sie Neuzugang Taylor Nordberg dabei, der einen exzellenten Job macht und gut ins Gesamtbild passt. Glen scheint etwas motivierter als beim Wacken-Auftritt, bellt aber mehr als zu singen, sodass mancher Text besser aus den Fanreihen als von der Bühne kommt. Die Setlist ist hingegen überragend: Neben Legion-Klassikern wie „Dead But Dreaming“ und „Trifixion“ gibt es nach dem Albumset diverse hochwertige Brecher.

Auch wenn es nicht zum Opferselbstmord kommt, freuen sich Fans über „Once Upon The Cross“, das kultige „Dead By Dawn“ von der ersten Platte, „Scars Of The Crucifix“ und das abschließende „Homage For Satan“. Bedenkt man, wie lange die Amerikaner das satanische Banner schon hochhalten, ist es erstaunlich, wie unnachgiebig und brutal sie ihre Musik noch heute präsentieren. Für die Fans gibt es an diesem Abend jedenfalls die Vollbedienung – ohne Ausfälle und ohne großartigen Quatsch auf der Bühne.

OBITUARY – Ein muskelbepackter Headliner

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Die Live-Qualitäten der Florida-Death-Metal-Ikonen sind hinreichend bekannt. Wahrscheinlich haben die meisten Festivalbesucher:innen schon mehr als einmal das Tanzbein zum „Redneck Stomp“ geschwungen. Und sicherlich verfolgen viele männliche und weibliche Fans die Fluglinien der prächtigen Mähnen von Trevor Peres und John Tardy nicht zum ersten Mal mit einem neidischen Blick. Auch die Präzision, mit der Donald „Nähmaschine“ Tardy seine vernichtende Doublebass anrollen lässt, ist nicht neu. Und sowieso glänzt Kenny Andrews schon immer mit seiner ausgezeichneten und bescheidenen Leadgitarre. Von Terry Butler, dem Viersaitenmonster, ganz zu schweigen.

Bemerkenswert ist vielleicht, dass OBITUARY das unbestrittene Highlight an diesem ersten Festivaltag sind. Da gibt es keine zwei Meinungen. Der Sound ist so fett, dass einem die Adern bis zum Hals hervortreten, die Performance derart mitreißend („Visions In My Head“, „Slowly We Rot“), dass man die nächsten zwei Tage noch von Genickschmerzen geplagt sein wird. Mit Leichtigkeit haben OBI an diesem Abend alle Bands hinter sich gelassen. Aber ist das wirklich eine Überraschung?

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05.09.2023

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