Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2009

Konzertbericht

Billing: Postmortem, Unleashed, Thyrfing, Swallow The Sun, Sólstafir, Six Feet Under, Shining, Satyricon, Sadus, Rotten Sound, Dark Funeral, Paganizer, Moonsorrow, Marduk, Inhume, Hate Eternal, Evocation, Eluveitie, Destroyer 666 und Den Saakaldte
Konzert vom 2009-08-06 | , Bad Berka

Freitag

Party.San Open Air

GRABAK

Als Ersatz für die Jungs von GLORIOR BELLI traten GRBAK aus Leipzig an. Die zweite Herausforderung neben der „Vertretung“ für die französischen Blackmetaller stellte die Uhrzeit dar: Auch schneller Black Metal tut sich um 14 Uhr bei praller Sonne einfach schwer. Die fünf Leipziger um ihren Frontmann Jan Klepel nutzen zwar ihre Chance, aber obwohl „Dominion Stigmatized“, „Code666: Blasphemie“ oder „Beyond A Black Horizon“ routiniert vorgetragen wurden, waren die Reaktionen des Publikums recht zurückhaltend. Die sengende Mittagssonne tat dann ein Übriges, so dass viele die musikalische Darbietung der Leipziger von schattigeren Plätzen verfolgten. (Kiki)

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SÓLSTAFIR

Den ersten und vielleicht auch größten Höhepunkt meiner Präferenzordnung in Anbetracht der aufspielenden Bands bildeten ganz klar die Isländer SÓLSTAFIR, die ich mit ihrem unfassbaren Album „Köld“ erst dieses Jahr völlig für mich entdecken konnte. Wenngleich ich ihre tieftraurige, psychedelische Mischung aus Post-Black Metal und Alternative Rock gefühlt eher in verrauchten Blueskneipen verorten würde, konnte man schon bei den ersten Klängen des Intros von „Nattfari“ von ihrem „Masterpiece Of Bitterness“-Album die aufkommende Spannung in der eher spärlich vertretenen Zuschauermenge beinahe greifen. Der folgende Titeltrack „Köld“ machte dann klar, warum SÓLSTAFIR, als kaum-noch-Metalband auf diesem Festival zu Gast waren. Das absolut eindringliche Stück jagte trotz tropischer Temperatur auch beinharten Black-Metal-Fans in Rekordzeit Schauer über den Rücken, jeder Akkord und jeder Schrei Tryggvasons wurden von der Menge gefeiert. Spätestens als das Stück seinen ekstatischen Höhepunkt erreichte, ist es vor der Bühne auch schon deutlich voller geworden, was der charismatische Frontmann auch sichtlich zu genießen schien.

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Das folgende „Liebeslied“ (O-Ton) „Pale Rider“ wurde mit ähnlich theaterhaft-künstlerischer Attitüde zelebriert, in der sich jedes Detail der Darbietung zu einem wunderbar harmonischen Gesamtbild zusammenfügte. Der letzte Song des Sets war mit „Ritual Of Fire“ wieder von ihrem Drittwerk „Masterpiece“ entliehen und wurde, Jamsessionartig, deutlich über die ohnehin schon respektable Spielzeit von 14 Minuten zu epischem Ausmaß ausgedehnt, in dessen Verlauf auch das Publikum seinen Teil zur gesanglichen Ausgestaltung beitrug, bevor auch dieses finale Stück in seinem postrockigem Zenit und im Ende des Auftritts mündete.

Ein wahnsinnig tolles Konzert von einer der interessantesten Bands des Undergrounds, mit der Veranstalter wie feiernde Menge definitiv guten Geschmack in Sachen Musik bewiesen und meine Meinung vom Extrem-Metal-Untergrund zumindest teilweise rehabilitiert haben. (Timm)

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DEN SAAKALDTE

Dass DEN SAAKALDTE es mit nur einem einzigen Album von 2009, reichlich spät also, bereits auf den Spielplan deutscher Festivals geschafft haben – tja, woran mag das liegen? In Anbetracht der Tatsache, dass die Qualität des Albums stark schwankt und dass auch sonst kein Hahn in Black-Metal-Internetforen danach kräht, wenn „Uruz“ Byberg von URGEHAL oder Seidemann von 1349 neu irgendwo anheuern, liegt der Verdacht doch zumindest sehr nahe, dass es sich lediglich um Personenkult um den SHINING-Frontmann Niklas Kvarforth handelt, wenn die Band zu diesem Konzert geladen wird und auch noch rappelvollen Zuschauerrängen gegenübersteht.
Dass besagter Vokalist alles andere als unumstritten ist, hängt im Wesentlichen mit der Tatsache zusammen, dass der Gute es hartnäckig schafft, seine eigentlich wirklich hervorragenden SHINING mit seinem völlig bescheuerten Auftreten (von seinen Aussagen ganz zu schweigen) permanent der Lächerlichkeit preiszugeben. Meine Hoffnung in Verbindung mit dieser seiner Zweitband war also, dass Kvarforth um seinen Platz in der (gänzlich auf dem Mist von Leadgitarrist Skygelig gewachsenen) Band wissen und sich dementsprechend weniger lästig in den Vordergrund spielen würde.

In der ersten Konzerthälfte schien diese Hoffnung auch nicht enttäuscht zu werden. Auch wenn der einzige Schwede im All-Star-Lineup mit der Whiskypulle fest im Griff auf der Bühne umher schwadronierte, konzentrierte er sich im Wesentlichen auf seinen Job am Mikrofon. Und, ganz ehrlich und egal was man von ihm oder SHINING halten mag, der Junge besitzt eine der krassesten und besten Stimmen im kompletten Bereich extremen Metals.

DEN SAAKALDTE spielten also ihr Set mit eher durchschnittlicher Performance, Bandkopf Skygelig stocksteif, Seidemann und der mir momentan unbekannte Livegitarrist leisteten kaum mehr für das Bühnenbild. Mit Stücken irgendwo zwischen guten alten IMMORTAL, Standard-Norsecore und genrefremden Versatzstücken kamen sie nur mäßig gut an. Doch irgendwann mitten im Set hatte der gute Kvarforth wohl einen Schluck zu viel getätigt und übergab sich mit einem satten, gelbgrünen Strahl direkt in den Fotograben, und ließ das in Gelächter (welcher BM-Gig braucht das nicht..?) ausbrechende Publikum via Mikrofon daran teilhaben. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit der Show rapide bergab, die altbekannte Kvarforth-Attitüde kam wieder durch und artete wie üblich in albernem Rumgehampel, Befummeln seiner Mitmusiker etc. aus. Somit war DEN SAAKALDTEs Show bar jeder Ernsthaftigkeit zum Scheitern verurteilt und eigentlich interessierte sich auch niemand mehr für die Musik, sondern höchstens dafür, was als nächstes ach-so-extremes passieren würde. Pflichtbewusst befriedigte Kvarfroth die Skandalgelüste des Publikums und macht das restliche Konzert zur Nebensache. Und übrigens, Niklas: Du bist selber ’n Wichser! (Timm)

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SWALLOW THE SUN

Früher als erwartet standen SWALLOW THE SUN auf der Bühne, hatten doch diese ohne Angabe von Gründen ihren Auftritt mit EVOCATION getauscht. Mir machte das nichts aus, schließlich stehe ich auf beide Bands, wenngleich mir die schwermütigen Finnen ein weniger stärker am Herzen liegen. Ihre melancholischen, düsteren Epen funktionierten auch bei strahlendem Sonnenschein und gefühlten 35 Grad Celsius. Einige Male verschafften mir die schweren, traurigschön ergreifenden Doom-Metal-Perlen eine wohlige Gänsehaut. Das lag vor allem an den packenden Melodien sowie dem kraftvollen, charismatischen Gesang, welcher eine perfekte Brücke zwischen Growls und klaren Klagen spannte.

Leider zeigten sich SWALLOW THE SUN wieder einmal ziemlich hüftsteif, Bewegung kam auf der Bühne jedenfalls nur sehr wenig auf, richtiges Stageacting sieht einfach ganz anders aus. Highlights waren der Hitsong „Don’t Fall Asleep (Horror pt. 2)“, das unglaublich coole „Too Cold For Tears“ sowie der Uraltsong „Swallow“. Mit „These Woods Breathe Evil“ wurde dann sogar noch ein Stück vom neuen fünften Album „New Moon“ vorgestellt, welches im November veröffentlicht werden soll. Nach einer halbakustischen Einleitung folgten depressive, bittersüße Melodien, die für die Band so typische finnische Schwermut machte sich breit. Neben den traurigen Harmonien war es auch das innbrünstige Gekreische, welche das äußerst dynamische, oftmals sehr treibende und dabei auch epische und sehr abwechslungsreiche Stück auszeichneten. Da steht wohl ein neuer Meilenstein an. (Endres)

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EVOCATION

Nachdem ohne Ankündigung oder Nennung von Gründen die Doomster von SWALLOW THE SUN den Slot EVOCATIONS übernahmen („Moment! Seit wann haben EVOCATION Keyboards?“) und diese somit eine gute Stunde nach hinten verlegt wurden, waren die solang enttäuscht ausharrenden Death-Metal-Fans umso begieriger auf den Old-School-Sound der Schweden. Frontmann Janne K. Boden spurtete in beinahe Metal-untypischer Manier völlig gut gelaunt über das Bühnenparkett während der Rest der überwiegend kahlköpfigen Band eher zäh eine gutes Set mit Schwerpunkt auf dem 2008er Album „Dead Calm Chaos“ runter zockte. So richtig konnte der Funke trotz des hyperaktiven und sehr sympathischen Sängers nicht überspringen, und so stehe ich dem Auftritt eher zwiespältig gegenüber. Solide, aber kein Kracher. Dass die Herren allerdings während des Gigs noch fleißig T-Shirts in der Menge verschenkt haben, gibt noch zusätzlich Sympathiepunkte. (Timm)

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HATE ETERNAL

Acht Uhr, die ziemlich warme Abendsonne knallte auf die Bühne. Irgendwie gar nicht das passende Wetter für HATE ETERNAL und ihren bitterbösen Brutalo-Death-Metal, aber Eric Rutan und Konsorten machten gute Miene zum schwülwarmen Spiel und zogen nach und nach das Publikum auf ihre Seite.

Zu hören gab es Altbekanntes, ein solides Best of-Programm. Technisch sind sie ja überaus beschlagen und so sorgte gerade der spielerische Aspekt hier für offene Münder. Denn zu sehen gab es ja auch nicht viel, so als Trio auf einer fünfzig Meter langen Bühne… da war nicht viel los. Dennoch: gut! (Haslauer)

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THYRFING

Als THYRFING um 21.00 Uhr die Bühne betreten, ist es merklich voller geworden. Viele wollen sich einen der recht seltenen Auftritte der Schweden nicht entgehen lassen. Leider vertat die Band ihre Chance, eine Lehrstunde in Sachen Viking-Metal zu geben: Die Atmosphäre von Songs wie „Far Åt Helvete“ wollte bzw. konnte sich nicht wirklich länger festsetzen. Dies lang zum einen an den viel zu langen Ansagen des Ex-Naglfar-Sängers Jens Rydén, zum anderen daran, dass sonst keine Interaktion mit dem Publikum aufkam. Technisch bestens umgesetzt konnten auch Songs wie „Digerdöden“ oder „Mjölner“ nicht ihre ganze Stimmung entfalten. (Kiki)

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MISERY INDEX

Mit MISERY INDEX konnte ich zunächst nicht allzuviel anfangen, muss ich eingestehen, vor allem konnte ich die hohe Positionierung im Billing nicht nachvollziehen. Ami-DM, soviel war klar, aber irgendwie nie viel von denen gehört… und überhaupt: MISERY SPEAKS, MISERY LOVES CO., MISERY SIGNALS, MISERY INDEX – da soll noch einer durchblicken…

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Aber von der ersten Minute an (zunächst noch vom Pommesstand aus vernommen) gab es hier auf die Zwölf. Ehrlicher, cooler, grooviger Death Metal. Das machte Spaß und so strömten die Leute dann auch relativ schnell zur Bühne.

Und da gab es dann das volle Programm, mal schnell, mal langsam, immer heavy… die ganze Palette. Gute Show halt, sympathische Band – Daumen hoch! (Haslauer)

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UNLEASHED

Nachdem EVOCATION schon am frühen Abend für ordentlich Schwedentod-Power gesorgt hatten, war es nun Zeit, noch glorreicheren Klängen auf gehobenem Niveau zu frönen, denn mit UNLEASHED betrat nun der Höhepunkt des Tages für alle Old School Todesbleianhänger die Bühne. Wie man es von der „Hammer Battalion“ gewohnt ist, zockten die Mannen um Fronter Johnny zwar routiniert, aber mit viel Leidenschaft und Spaß in den Backen ihr Programm runter und machten dabei keine Gefangenen. Von Anfang an feuerte vor allem Sympathieträger Johnny die Fans, seine „Death Metal Warriors“, an, welche für viel Bewegung vor der Bühne sorgten, wobei natürlich bei den Klassikern des Elchtods die Kuh flog. Die Band zeigte sich in musikalisch bestechender Form und sehr spielfreudig, der Sound war glasklar und druckvoll. Lediglich das Fehlen einiger alter Evergreens wie „Before The Creation Of Time“ oder „Execute Them All“ verhinderten einen grandiosen Auftritt, was sicherlich an der etwas knapp bemessenen Spielzeit lag. Schade. (Endres)

. Setlist:

1. The Greatest Of All Lies
2. Your Children Will Burn
3. This Is Our World Now
4. Winterland
5. In Victory Or Defeat
6. Into Glory Ride
7. Midvinterblot
8. Hammer Battalion
9. To Asgaard We Fly
10. Death Metal Victory

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SATYRICON

Das letzte Mal habe ich SATYRICON 2004 auf dem Wacken Open Air, bei ihrem legendären Konzert mit Nocturno Culto bewundern dürfen, und habe diesen Abend wirklich sehr lange als das beste Konzert, dem ich jeweils beigewohnt hatte, in Erinnerung gehabt. Angesichts der letzten beiden Alben „Now, Diabolical“ und „The Age Of Nero“ und der seitdem verstrichenen Zeit habe ich gar nicht erst gewagt anzunehmen, dass die Norweger jemals wieder zu alten Glanztaten aufleben würden. Und wenn sie es dann auch nicht taten, schlecht waren sie als Headliner am Freitag jedenfalls nicht unbedingt.

Von der ersten Minute an forderte Frontmann Satyr beinahe despotenhaft das Publikum heraus, wirkte sehr aggressiv und richtiggehend angepisst. Gute Basis für eine Black-Metal-Show, und Charisma hat der Gute ja nun mal. Ob es allerdings nötig gewesen wäre, der armen Keyboarderin ihr Instrument zu entreißen und dieses (aus welchem Grund auch immer) auf den Bühnenboden zu zimmern, bleibt fraglich. Ein großes Manko der Band ist allerdings die Tatsache, dass man ihr ansieht, dass sagenhafte drei von fünf Musikern auf der Bühne für ihren Job bezahlt werden. Nicht, dass sie sich nicht bewegen, aber trotz konstantem Headbangig und astreiner handwerklicher Ausführung wirkten sie beinahe anteilnahms- und charakterlos.

Party.San Open Air

Zudem wirkten meiner bescheidenen Auffassung nach die Stücke ihrer letzten drei(!) Alben, in deren Richtung die Songauswahl der Band stark Schlagseite hat, live nicht annähernd so beklemmend und düster wie auf Platte, geschweige denn so bühnentauglich wie älteres Material. So hielt es mich dann – was mich selbst in höchstem Maße verwundert hat – nicht Mal bis zu „Mother North“ auf dem Festivalgelände, und das will bei einem SATYRICON-Konzert schon einiges heißen.
Nichtsdestotrotz hatten die Norweger Eier bewiesen und eine robuste und aggressive Show gespielt, aber als knallharter „Rebel Extravaganza“-Fan kommt man bei SATYRICON Anno 2009 einfach nicht mehr so recht auf seine Kosten. (Timm)

So unterschiedlicher Meinung kann man sein! Gerade vom Urlaub aus dem sonnigen Italien zurückgekehrt, in welchem ich nicht wenige Male mir ein wenig musikalische Schwärze in Form der letzten beiden SATYRICON-Alben tagsüber am Pool inhalierte, war der Auftritt der norwegischen Institution für mich Party pur! Auch wenn ich eigentlich eher ein Anhänger der doch schwarzmetallerischen Anfänge bin, so strahlen auch die neuen Songs eine unglaublich dunkle Energie und Durchschlagskraft aus, dass es eine wahre Freude ist. Egal ob das bissige „Commando“, das wilde „The Wolfpack“, das rockende „Black Crow On A Tombstone“ oder das diabolische „The Pentagram Burns“, alle Stücke wirkten knackig, schmissig und machten einfach Laune. In dieser Form hätten SATYRICON meinetwegen gerne noch weitere 2 Stunden spielen können, dann aber gerne auch einige Songs von „Dark Medieval Times“. (Endres)

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01.09.2009

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