Rockharz Open Air
der große Festivalbericht 2011

Konzertbericht

Billing: Hypocrisy, Vreid, Týr, Tarja, Stratovarius, Saltatio Mortis, Pro-Pain, Powerwolf, Neaera, Månegarm, In Extremo, Amorphis, Hammerfall, Hail Of Bullets, Hackneyed, Grand Magus, Fiddler's Green, Ektomorf, Eisregen, Dark Tranquillity und Caliban
Konzert vom 1970-01-01 | Flugplatz, Ballenstedt

SAMSTAG


Rockharz Open AirSILVERLANE (11:20-11:50)

Den letzten Festivaltag eröffnen SILVERLANE. Die deutsche Band hat jedoch nicht einen ganz so leichten Start wie die Bands an den beiden Tagen zuvor. Aber diejenigen, die sich vor der Bühne eingefunden haben, scheinen zumindest für die Band etwas früher aus ihren Zelten gekrabbelt zu sein. Freudestrahlend singen sie die Texte mit und beäugen neugierig den Sänger Tommy Klossek, der bei SILVERLANE heute nur eingesprungen ist. Der eigentliche Sänger Erik Singer hat vor kurzem sehr überraschend bekannt gegeben, dass er die Band verlässt. Aber Tommy macht einen sehr guten Job, auch wenn die Stimmung der Band insgesamt etwas betrübt wirkt. SILVERLANE ist die ursprüngliche Band von SUBWAY TO SALLY-Drummer Simon, die jedoch niemals einen Durchbruch wie diese geschafft hat. Den Grund dafür kann man sich auf dem Rockharz denken, denn SILVERLANE spielen keine Musik, die in irgendeiner Art und Weise besonders nennenswert ist. Sind einem die Lieder unbekannt, huschen sie einfach vorbei, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Nach und nach wird es auch im Publikum etwas ruhiger, bevor “Ready To Rock“ das Schlusslicht des SILVERLANE-Gigs bildet. (Sarah Fleischer)

Rockharz Open AirGUNS OF MOROPOLIS (11:55-12:25)

11:55 Uhr am dritten Festivaltag ist eine verflucht undankbare Zeit für jede Band, um auf die Bühne zu müssen. Das erst 2009 auf die Beine gestellte Trio GUNS OF MOROPOLIS kümmert das herzlich wenig. Die um Sänger und Gitarrist August Paulsen versammelte Truppe schafft es mit einer als “Metalbilly“ bezeichneten Mixtur aus Rockabilly, groovigem Metal, Punk, etwas Southern Rock und einem winzigem Hauch schmissigem Doom, schon um diese unchristliche Zeit das erste Dutzend Mädels zum Tanzen und eine halbe Hundertschaft zum Mitklatschen zu bewegen. Vor der Bühne wird’s im Laufe der guten halben Stunde langsam merklich voller, wenn auch noch nicht so richtig spaßig. Auf derselben ist August Paulsen leider deutlich gehandicapt: Nicht nur, dass er keine Haare auf dem Kopf hat, er muss auch noch gleichzeitig die einzige Gitarre bedienen und singen, was ihn sowohl in seinen Bangmöglichkeiten als auch seinem Bewegungsradius deutlich einschränkt. Mitsinganimationen und sonstige Stimmungsmacher schlagen da leider meist fehl. Am besten kommen die Songs an, bei denen Paulsen und seine Truppe an den sicherlich nicht zufällig namensähnlichen Kollegen Michael Poulsen aus Dänemark erinnern. Irgendwie schaffen es GUNS OF MOROPOLIS nicht, den Eindruck abzuschütteln, sie seien eine Band, die man bucht, wenn man sich die originalen VOLBEAT oder punkige Alternativen wie die MISFITS nicht leisten kann oder will. Da wird im Verlauf des Tages noch eine Menge mehr gehen als der höfliche Abschlussapplaus, den die Band erntet. (Florian Dammasch)

Rockharz Open AirORDEN OGAN (12:30-13:10)

ORDEN OGAN haben nun die Gelegenheit die Zuhörer von ihrem Können zu überzeugen. Viele Metaller wurden offenbar schon auf vergangenen Gigs der Band bekehrt, denn ein Blick in die ersten Reihen lässt immer wieder ORDEN OGAN-Shirts ausfindig machen. Auch die Textsicherheit ist nicht zu verachten und kann gleich bei “Farewell“ unter Beweis gestellt werden. Ein obligatorisches “Fuck You Pussy“ zur Begrüßung darf natürlich auch nicht fehlen, und so sind alle beteiligten ORDEN OGAN-Anhänger zunächst mal zufrieden gestellt. Auf der Bühne ist heute auch ein unbekanntes Gesicht zu erblicken, sofern man weit genug hinten steht und die Augen gut genug sind. Drummer Ghnu ist nämlich krank daheim geblieben und wird nun von Felix vertreten. Dieser macht seine Sache wirklich sehr gut, erst recht, wenn man bedenkt, dass die Band in dieser Konstellation keine Probe hatte. Offenbar zufrieden strahlen Seeb, Tobi und Spoony, und hauen Ohrwürmer wie “Welcome Liberty“ und “We Are Pirates“ durch die Boxen. Die Stimmung ist super, und abschließend werden die Fans dazu aufgefordert bei “Angels War“ alle aufnahmefähige Geräte zu zücken und den Song mit zu filmen. Diese sollen letztendlich, egal wie schlecht die Qualität ist, im World Wide Web hochgeladen werden. Es zücken zwar nicht gerade viele Fans ihre Gerätschaften, aber es macht eh viel mehr Spaß ein Konzert gebührend zu feiern, als mit einem Handy in der Hand vor der Bühne zu stehen und zu spüren, wie das Blut im Arm langsam immer weniger wird. Zumindest sollte das so sein. (Sarah Fleischer)

Rockharz Open AirMOTORJESUS (13:15-13:55)

Als nächstes geben sich MOTORJESUS die Ehre. Die Jungs aus Mönchengladbach müssen nun zusehen, dass sie in Sachen Stimmung den Anschluss an ORDEN OGAN halten können, die immerhin ganz ordentlich vorgelegt haben. Die Band bezeichnet ihren Musikstil selber als Heavy Rock und wird größtenteils beobachtend aufgesogen. Es kristallisieren sich immer mehr Fans heraus, und Sänger Chris „Howling“ Birx kann mit seiner starken Stimme gut punkten. Auf der Setlist von MOTORJESUS stehen einige neue Brecher von ihrem äußerst erfolgreichen Silberling “King Of The Dead End Road“, so wie der Titeltrack. “Ein Lied über dicke Autos“, wie es Chris ankündigt. Kurz vor dem Ende füllen MOTORJESUS die Zeit ein wenig mit Klassikern, die jeder mitsingen kann, so wie “Warriors Of The World“ von MANOWAR. Ein wenig Metalkaraoke soll auf die Schnelle für Erheiterung sorgen, muss aber nicht unbedingt sein. Denn entweder die Musik gefällt und sie erzeugt gute Stimmung bei dem Publikum, oder sie schafft es nicht. Dabei können sich MOTORJESUS durchaus nicht über das Feedback des Publikums beschweren. Letztendlich folgt mit einem integrierten AC/DC-SCORPIONS-Medley “A New War“, und MOTORJESUS werden unter Zugabe-Rufen von der Bühne entlassen. (Sarah Fleischer)

Rockharz Open AirFEUERSCHWANZ (14:00-14:40)

Unglaublich. Als die Mittelalter-Rocker FEUERSCHWANZ um 14:00 Uhr die Rock Stage betreten, ist es bereits unmenschlich voll vor der Bühne und in einer Tour strömen mehr und mehr Festival-Besucher hinzu. So viele Gäste können an diesem Festival-Wochenende nur wenige andere Bands verbuchen, schon gar nicht um diese Tageszeit. Verständlich ist das für mich ehrlich gesagt nur teilweise, denn zwar sind FEUERSCHWANZ eine recht unterhaltsame Live-Band für zwischendurch, die man vielleicht ein paar Songs lang lustig findet, mehr aber auch nicht. Mich zumindest animieren die primitiven Songs und Texte nach einer Weile eher zum Fremdschämen als zum Feiern, doch beim Rockharz-Publikum kommt die Band erstaunlich gut an, die Zuschauer grölen jeden Song mit, tanzen, feiern, lachen und lassen sich auf jedes Mitmachspielchen ein, sogar die Ansagen zwischen den Songs werden bejubelt. Naja, wem’s gefällt, bitteschön. Ich jedoch habe nach 20 Minuten eindeutig genug von FEUERSCHWANZ. (Katharina Beck)

Rockharz Open AirTYR (14:45-15:25)

14:45 stehen nun eigentlich TYR auf dem Programm, die vier Musiker von den Faröer Inseln haben jedoch mit technischen Problemen zu kämpfen, die sie in 50 Minuten Umbauzeit offenbar nicht lösen konnten, und können ihre Show nicht pünktlich eröffnen. Zunächst verlangen die Zuschauer noch energisch nach der Band, klatschen und rufen, in der Hoffnung, dass TYR ihren Auftritt noch relativ zeitnah beginnen können, doch nach uns nach ersterben die Rufe und mehr und mehr Zuschauer entfernen sich von der Dark Stage. Erst nach 20 Minuten, also der halben Spielzeit, scheint das Quartett die technischen Probleme schließlich gelöst zu haben und schafft es gerade noch, ein paar Songs zum Besten zu geben bis GRAND MAGUS auf der Nachbarbühne zum Zuge kommen. Das ist zwar schön für die Fans, doch eigentlich hätten sie sich das auch sparen können. Die Stimmung ist dahin und möchte auch nicht mehr wirklich aufkommen, nur noch wenige Zuschauer haben vor der Bühne auf die Band gewartet, nur vereinzelt wird geklatscht und gebangt und auch die Band selbst wirkt entnervt und schlecht gelaunt. Einzig Bassist Gunnar Thomsen springt energisch wie eh und je über die Bühne und kommt aus dem Posen kaum heraus, wirkt damit am heutigen Tage jedoch eher wie ein Fremdkörper im Bandgefüge. Schade. (Katharina Beck)

Rockharz Open AirGRAND MAGUS (15:30-16:10)

Ginge es gerecht zu im Musikbusiness, würden die drei Schweden von GRAND MAGUS erst im Dunkeln spielen. Dass sie zum Kaffeekränzchen auf die Bühne müssen, sagt eine Menge darüber aus, wie’s tatsächlich läuft. Auch wenn jede der vier GRAND MAGUS-Platten ein Lehrbeispiel für klassisch-epischen Heavy Doom ist, scheint das Genre allgemein zum einen unterrepräsentiert und zum anderen wenig livetauglich zu sein. Bandkopf Janne Christoffersson, Basser Fox Skinner und Drummer Agent Muld… ehm, Sebastian Sippola geben sich zwar redlich Mühe, mit einer stimmigen Songauswahl für Mitmachlaune zu sorgen, scheitern daran aber relativ offensichtlich. Auch, weil sie selbst nicht die geborenen Alleinunterhalter sind und als Trio genug mit ihrer Show zu tun haben. Das von FEUERSCHWANZ bis aufs Letzte geforderte und von TYRs technischen Problemen angefressene Publikum lässt sich zwar gerne mit knackigen Riffs, großen Refrains und tollem cleanen Heavy-Gesang berieseln, ist aber anscheinend nicht gewillt, dafür allzu viel zurückzugeben. So ziehen GRAND MAGUS, die sich auch später am metal.de-Autogrammstand als freundliche, aber etwas wortkarge Skandinavier entpuppen, ihr Set professionell durch. Das tun sie für schätzungsweise zwei Hundertschaften gesetzter Herren mit grauen langen Haaren und Bikerwesten, die dafür allerdings umso dankbarer sind. (Florian Dammasch)

Rockharz Open AirNASHVILLE PUSSY (16:15-17:00)

„We have travelled for fucking twenty hours“, betont ein sichtlich mies gelaunter Blaine Cartwright, nachdem sich NASHVILLE PUSSY aus Georgia durch die ersten drei, vier Songs ihres Sets gearbeitet haben. Offenbar haben sie die Masseuse, um die sie die Veranstalter noch von unterwegs gebeten hatten, vor dem Gig nicht mehr bekommen. Deshalb kommt der leicht punkige Rock n‘ Roll mit Southern-Einschlag diesmal auch ziemlich verspannt und wesentlich aggressiver von der Bühne, als man es von den Alben gewohnt ist. Kann man verstehen. Wer ist schon gerne 20 Stunden unterwegs, um dann festzustellen, dass sich nicht besonders viele Menschen auf einen gefreut haben. Mit diesem Schicksal müssen sich NASHVILLE PUSSY leider auseinandersetzen, lassen sich aber im Verlauf ihres vierzigminütigen Sets nicht mehr großartig anmerken, dass sie etwas mehr als die vielleicht dreihundert etwas verloren wirkenden Fans vor der Bühne erwartet hatten. Cartwrights Gemahlin Ruyter Suys gibt an der Gitarre – genau wie ihre bassende Kollegin Karen Cuda – trotzdem alles, und manchmal mehr als gut ist. Den Eindruck kann man jedenfalls kriegen, wenn ihre üppige Oberweite durch das viele Bangen auf dem besten Weg ist, Janet Jackson Konkurrenz zu machen. Immerhin gibt das Quartett Gas, packt durchaus eingängige Rocker von ihrer aktuellen Platte aus der Tüte (“I’m So High“ oder “Hate And Whisky“), erntet aber nicht viel mehr als höflichen Applaus. Letztlich kann man sich zumindest kurz fragen, was NASHVILLE PUSSY von jeder zweiten guten Rock n‘ Roll-Band aus Deutschland unterscheidet, und warum man den Herrschaften so eine lange Reise zumuten musste. (Florian Dammasch)

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21.07.2011

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