Helloween - Chameleon

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Was ist ein Chamäleon? Bei Betrachtung der Tierwelt handelt es sich um ein Schuppentier, das die Farbe wechseln kann. Als Begriff wird Chamäleon für die Anpassungsfähigkeit und für die Transformation benutzt. Genau in dieser Transformation befinden sich HELLOWEEN Anfang der 90er Jahre. Das Album „Chameleon“ wird allgemein als das schwächste Werk in der Diskografie der Kürbisköpfe angesehen und setzt den Schlusspunkt unter eine Situation, wo es nur noch zwei Möglichkeiten gibt: Bandauflösung oder Neustart.

„Chameleon“ und die Transformation von HELLOWEEN

Warum mit einem Album befassen, dass als verzichtbar gilt? Die fünfte Platte der Hamburger Band ist musikalisch größtenteils nicht relevant, daran wird diese Rückschau nichts ändern. Aber ohne die Transformation durch „Chameleon“ wären HELLOWEEN heute nicht dort, wo das Septett jetzt ist.

Mehr als 71 Minuten Musik sind auf dem fünften Werk von HELLOWEEN zu finden. Das ist knapp unter der Laufzeit von „Keepers Of The Seven Keys Part I“ und „Part II“. Das Medium CD will gefüllt werden, auch wenn das Material nur bedingt an das erinnert, was HELLOWEEN in den 80ern erschaffen haben. Der Auftakt „First Time“ macht noch metallische Hoffnung, die aber schnell von der Realität eingeholt wird. Der flotte Hard-Rocker gehört aber zu den besseren Stücken auf der Platte.

Das nachfolgende „When The Sinner“ fischt irgendwo zwischen Pop und Stadionrock und hat mit der eigentlichen Musik von HELLOWEEN auf ihren Erfolgsalben nichts mehr zu tun. Aber selbst das Stück Musik unterbieten die Herren problemlos mit zum Beispiel dem Roland-Grapow-Doppelpack „I Don’t Wanna Cry No More“ und „Crazy Cat“. Der Begriff Orientierungslosigkeit oder musikalisches Sammelsurium passt in großen Teilen zum Material auf „Chameleon“.

Ein Sammelsurium oder „Revolution Now“

Beschränken wir uns auf das interessante Material. Da wäre der melodische Rocker „Giants“ und die Ballade „Windmill“ zu nennen, die die Fähigkeiten eines Michael Weikath als Songschreiber hervorstechen lassen. Der Grapow-Hard-Rocker „Step Out In Hell“ wäre für eine Hard-Rock-Band ein guter Track mit Keyboard und eingängiger Hookline. Bei der eher metallisch orientierte Fanbase sorgt selbst die Nummer für Stirnrunzeln.

Aber einen Ausreißer nach oben haben HELLOWEEN selbst auf „Chameleon“ hinbekommen. Wer die metallische Brille abnimmt, der findet mit Michael Kiskes Glaubensbekenntnis „I Believe“ einen progressiv-metallisch angehauchten Rocker, der sich auch gut auf späten SAVATAGE-Alben machen würde. Ob die Mutter aller Balladen, „Believe“ von Jon Oliva, die Inspiration für Kiske war, ist nicht überliefert.

Dass mehr als achtminütige „Revolution Now“ ist ein Paradebeispiel für HELLOWEEN Anfang der 90er Jahre. Spätestens das Einflechten von Scott McKenzie und sein Hippie-Hit „San Francisco“, zeigt das Problem des Albums. HELLOWEEN wollen ein kommerzielles Album schreiben, doch dafür sind weder die richtigen Musiker noch die richtigen Songschreiber an Bord. Das Ergebnis ist ein Sammelsurium wie „Revolution Now“.

Warum ist „Chameleon“ wichtig für HELLOWEEN?

Ein drogensüchtiger Drummer, der dazu psychisch erkrankt ist. Ein Sänger, der nicht mehr in einer Metalband singen will, da ihn die ganze Szene nicht passt. Ein neuer Gitarrist, der auch ein Teil des Songwriting übernimmt, aber noch nicht weiß wo HELLOWEEN hinwill. Dazu ein hoher Schuldenstand aus dem Vertragschaos mit Noise und EMI. Weikath und Co. machen den gleichen Fehler wie GRAVE DIGGER mit „Stronger Than Ever“.  Das Quintett ist keine funktionierende Band mehr und versucht kommerziellen Erfolg zu erhaschen. Doch der Versuch geht nach hinten los und HELLOWEEN verlieren ihren Plattenvertrag bei EMI. Der Wendepunkt ist erreicht. Sowohl Michael Kiske wie auch der erkrankte Drummer verlassen die Band. Bezüglich Drummer Ingo Schwichtenberg endet die Geschichte mehr als tragisch mit dem Freitod 1995.

Kommerziell findet „Chameleon“ noch Beachtung mit Platz 35 in den deutschen Albumcharts und Platz acht in Japan. Kiske erklärt später, dass es sich bei „Chameleon“ um ein Soloalbum von drei Songwritern handelt. HELLOWEEN als Band ist eine dysfunktionale Hülle. Das ändert sich aber bereits 1994 mit „Master Of The Rings“, doch dazu mehr in einer weiteren Ausgabe von Blast From The Past.

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22.10.2025

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