Tribulation - The Formulas Of Death

Review

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Eine zwar gar nicht üble, aber eben auch recht gewöhnliche Elchtod-Truppe mit Black- und Thrash-Einflüssen – das waren TRIBULATION mit ihrem brutal-melodischen 2009er-Debüt „The Horror“. Die zweite Platte „The Formulas Of Death“ bringt – das lassen sowohl das Verschwinden des alten Logos als auch das Death-Metal-untypische Cover bereits vermuten – da eine merkliche Kurskorrektur mit sich; das Schweden-Quartett wagt sich aus der von den Altvorderen liebevoll eingerichteten Komfortzone. Und das nicht nur vorsichtig mit der Nasenspitze …

Wenngleich in „The Formulas Of Death“ noch das Todesblei-Herz pocht und Johannes Anderssons nach wie vor ziemlich räudiges Gebelle das Bindeglied zu den Anfangstagen bildet, stehen die beiden vorherrschenden Farben des Cover-Artworks – Schwarz und Grün – geradezu symbolisch für die Veränderungen: Neben einem deutlich stärkeren Black-Metal-Einschlag wird vor allem die im wahrsten Wortsinne progressive Attitüde der jungen Musiker aus dem Städtchen Arvika offenkundig. So finden sich einige vehement-rasante, schwarz angepinselte Abrissbirnen wie „Wanderer In The Outer Darkness“, „Through The Velvet Black“ und „Spell“, während ausgedehnte, effektbeladene Instrumental-Passagen die ohrenkundigste Neuerung im TRIBULATION-Universum darstellen: Viele Kompositionen bekommen durch sie einen weniger direkten Charakter, lassen Raum für ein eher entspannt-berauschtes 60er-/70er-Rock-Gefühl oder werden von einer Brise des Okkulten umweht. Der so geschaffene stilistische Schmelztiegel bedingt fast zwingend eine hohe Variabilität in Sachen Musiziergeschwindigkeit – auch wenn gerade nicht geholzt wird, kann man sich sicher sein: Der nächste Ausbruch kommt bestimmt.

Also alles wunderbar? Mitnichten, denn das Album besitzt ein (große) Schwäche, nämlich seine immense Länge von Eineinviertelstunde – das Doppelte des Debüts –, auf die sich zu wenige große Momente verteilen. Etliche der bis auf die drei Instrumentals mindestens sechsminütigen Lieder hätten um gut ein Drittel gestrafft werden können, ohne dass sie dadurch Schaden genommen hätten – im Gegenteil, es hätte einer gewissen Langatmigkeit den Riegel vorgeschoben. Als Paradebeispiele können das 10-minütige „Susperia“ und der gar über 13-minütige Rausschmeißer „Apparitions“ herhalten: Während es bei Erstgenanntem der arg gestreckte Mittelteil ist, in dem einfach zu wenig passiert, verliert sich Letztgenanntes nach starkem, wuchtigem Beginn (mit MORBID ANGEL-Riffing) in nicht wirklich packenden psychedelischen Spielereien. Wie es besser funktioniert, zeigen die oben genannten gradlinigeren Wüteriche und insbesondere „The Sky Is Black With Devils“, die Hauptattraktion des Spielzeit-Ungetüms, welche sich nach gespenstischem Akustikgitarren-Einklang in einen von unbehaglich aufheulenden Leads verzierten Brecher verwandelt.

Nein, ein Meisterwerk, wie mitunter schon – der ersten Verliebtheitsphase geschuldet – zu hören oder zu lesen war, haben TRIBULATION mit „The Formulas Of Death“ sicherlich nicht erschaffen. Eher ein attraktives, weil nicht alltägliches Black/Death-Abenteuer mit stimmigem okkult-entrückem Unterton, dessen frisches, experimentelles Wesen aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass manches qualitativ nicht berauschend ist. Vor allem aber treten die IKEA-Ländler jenes experimentelle Wesen leider etwas zu breit; ganz so, als wollten sie sichergehen, dass ihre gewachsene kreative Kraft auch ja niemandem entgeht. So außergewöhnlich ist die Chose dann doch nicht …

14.03.2013

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