Wave Gotik Treffen 2016
Unser Bericht vom Wave Gotik Treffen 2016 in der Leipzig

Konzertbericht

Billing: Last Leaf Down, Abney Park, The Ocean, Décembre Noir, Autumnal, Swallow The Sun, Crematory, Enslaved, Dornenreich, Carach Angren, Psilocybe Larvae, My Dying Bride, Dark Fortress, Skálmöld, Trollfest, Heidevolk und Korpiklaani
Konzert vom 13.05.2016 | Stadtgebiet Leipzig, Leipzig

Samstag

Wave Gotik Treffen 2016

Wave Gotik Treffen 2016

Ohne gutes Bier ist ein Samstagmittag nur die Hälfte wert. Jede Menge davon gibt es in der Getränkefeinkost Leipzig in der Südvorstadt. Praktischerweise hat der Laden auch eine Schanklizenz, so dass man sich gemütlich an den Tisch setzen und das Sortiment durchprobieren kann. WGT-Besucher, die ein passendes Bier zum Outfit suchten, bekamen hier beispielsweise neben dem belgischen Klassiker Satan auch englisches Raven Ale, ein Black Wych Porter oder das Imperial Stout Noctus 100 mit satten 10 Prozent Alkohol. Nach einer kleinen Bier-Spritztour durch die USA, Großbritannien und Franken hatten auch wir uns das Wetter einigermaßen schöngetrunken – wie angedroht kam in der Nacht von Freitag auf Samstag der große Temperatursturz auf gerade mal elf bis zwölf Grad mit gelegentlichen Regenschauern.

Wave Gotik Treffen 2016

Wave Gotik Treffen 2016

Auf Braukunst folgte Fotokunst mit der Ausstellung „Gesichter des Wave-Gotik-Treffens. 10 Jahre Pfingstgeflüster“ im Grassi Museum. Im Foyer der ersten Etage erwarteten Besucher rund 30 stimmungsvolle Fotografien von Vertretern der Gothic-Szene. Die Bilder wurden zwar etwas spartanisch präsentiert, allerdings schaffte es die Ausstellung gut, die verschiedenen Strömungen der Subkultur abzudecken und anzudeuten, wie sich die Mode im Laufe der Jahre behutsam verändert hat.

Decembre Noir - Wave Gotik Treffen 2016

Decembre Noir – Wave Gotik Treffen 2016

Samstags auf dem WGT gibt es für gewöhnlich das volle Düstermetal-Brett im Kohlrabizirkus – so auch in diesem Jahr. Die erste Band hat dabei trotz humaner Startzeit gegen 17 Uhr immer das Pech, vor nur 50 bis 60 Leuten zu spielen. Dieses undankbare Schicksal ereilte diesmal die Erfurter Death-Doomer DECEMBRE NOIR, die allerdings damit offenbar überhaupt kein Problem hatten – ganz im Gegenteil. Energiegeladen brutzelten sich die Thüringer durch ihr Set, dass neben einigen Nackenbrechern vor allem traurig-schöne Melodien bereithielt, die jedem Fan von PARADISE LOST der Prä-Draconian-Times-Ära und alten KATATONIA ein Lächeln auf das Gesicht zauberten. Am Ende des Sets bedankte sich Sänger Lars so oft beim inzwischen angewachsenen Publikum und den WGT-Organisatoren, dass es fast schon putzig war. Starker Auftakt!

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Autumnal - Wave Gotik Treffen 2016

Autumnal – Wave Gotik Treffen 2016

Wer die melancholische Seite von DECEMBRE NOIR mochte, kam bei AUTUMNAL voll auf seine Kosten. Mit zwei Alben in den letzten zehn Jahren ist der Output der Spanier zwar ausbaufähig, aber insbesondere am letzten Release „The End Of The Third Day“ kann man sich kaum satt hören. Gänsehaut-Doom mit ergreifenden Melodien, sehnsüchtig-schwermütigem Gesang und einem Gespür für große Dramatik – so lässt sich der Sound von AUTUMNAL am besten in eine kurze Beschreibung pressen. Doch im Gegensatz zu MY DYING BRIDE etwa, bei denen der blanke Nihilismus aus jedem Gitarrenanschlag nachhallt, schwingt bei AUTUMNAL immer ein kleines Fünkchen Hoffnung mit.

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Swallow The Sun - Wave Gotik Treffen 2016

Swallow The Sun – Wave Gotik Treffen 2016

Mit SWALLOW THE SUN stand anschließend der erste große Name an diesem Tag auf dem Programm. Im vergangenen Jahr hatten die Finnen mit „Songs From The North I, II & III“ einen drei Alben umfassenden Mammut-Doom-Brocken auf die Welt losgelassen. Damit wuchs die stattliche Diskographie auf acht Full-Length-Releases an, innerhalb derer die Herren das Spektrum des Doom Metals fast gänzlich auskundschaften. Wie man den WGT-Auftritt fand, hing in erster Linie davon ab, welche Seite von SWALLOW THE SUN man mehr mag: die düster-harmonisch erhabene oder die grimmig-vertrackt schleppende. Anhänger letzterer hatten ihren Glückstag, wohingegen die Fans der Ohrwürmer nahezu leer ausgingen.

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Crematory - Wave Gotik Treffen 2016

Crematory – Wave Gotik Treffen 2016

CREMATORY sind innerhalb der deutschen (Gothic-)Metalszene ein Phänomen, das ich nie ganz verstanden habe. Mit „Tears Of Time“ haben sie 1995 einen Überhit gelandet, den szeneübergreifend nahezu jeder Metaller und Grufti kennt – ob er will oder nicht. Einen solchen Ohrwurm und die damit verbundene Aufmerksamkeit haben sie mit den folgenden zehn Alben nie wieder erreicht. Ihre musikalisch besten Momente hatten sie immer dann, wenn sie diesem Erfolg nacheiferten (bester Beleg ist das neue Album „Monument“), und ihre schlechtesten, wenn sie es mit einer Neuausrichtung versuchten. Dennoch haben sie sich im Laufe ihrer 25-jährigen Geschichte durch unermüdlichen Studio- und Live-Einsatz eine Anhängerschaft erarbeitet, die zwar nicht auf Club-Konzerten, aber zumindest auf Festivals in Scharen zu den Auftritten strömt.

Und das taten sie auch an diesem Abend, denn die Hütte war knackevoll mit Fans, die Lied um Lied mitgrölten und CREMATORY nach jedem Song frenetisch abfeierten. Spätestens bei der letzten Zugabe (natürlich „Tears Of Time“) brachen alle Dämme und man hätte meinen können, da vorn legen gerade SLAYER alles in Schutt und Asche. Klar kann man CREMATORY kitschig und doof finden, aber die Mannheimer ziehen seit zweieinhalb Dekaden eisern ihr Ding durch, weil sie einfach Spaß an der Sache an sich haben. Vor diesem Hintergrund fiel es leicht, ihnen auch als Dooffinder einen Abend wie diesen von Herzen zu gönnen. Wie sagte Sänger Felix so schön? „Füße kaputt, Rücken kaputt, Arsch kaputt… Aber wenn ich hier runtergucke, weiß ich warum ich das immer noch mache.“

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Enslaved - Wave Gotik Treffen 2016

Enslaved – Wave Gotik Treffen 2016

Meine Befürchtung, dass ENSLAVED vielleicht eine Spur zu hart sind, um als Headliner den Kohlrabizirkus zu füllen, bestätigte sich anschließend. Nach CREMATORY machte sich die Hälfte des Publikums vom Acker, was die Norweger aber nicht weiter störte. Ebenso wie das WGT und CREMATORY haben auch ENSLAVED in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag und waren entsprechend in Feierlaune. Gut 80 Minuten prügelte sich die Truppe durch die Bandgeschichte und belohnte vor allem den harten Black-Metal-Kern in den ersten Reihen mit einer handvoll „Eld“- und „Frost“-Songs. Erfreulicherweise war der Sound astrein, was im Kohlrabizirkus architekturbedingt wirklich keine Selbstverständlichkeit ist, so dass die kleinen Feinheiten der Stücke hervorragend zur Geltung kamen. Ein würdig-brutaler Abschluss für die erste WGT-Hälfte.

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13.06.2016

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