Cradle of Filth
"Ich habe niemals gedacht, dass ich einen solchen Treffer landen würde, schon gar nicht mit einer Band, die ich während meiner High-School-Zeit eigentlich nicht ausstehen konnte" – Interview mit Lindsay Schoolcraft zu "Hammer Of The Witches"
Interview
Wenn CRADLE OF FILTH ein neues Album veröffentlichen, ist die Metal-Welt in Aufruhr. Die einen meckern, als wären sie dämonisch besessen, die anderen freuen sich einen vergammelten Keks. Wir haben uns zur Abwechslung mal nicht mit Bandkopf Dani Filth, sondern mit Lindsay Schoolcraft unterhalten, die das Keyboard bedient und Vocals beiträgt: zum Beispiel über Tour-Anekdoten, biografische Elemente hinsichtlich ihrer Karriere als Musikerin, die Identifikation mit der Band und warum sie die Texte von Dani dreimal lesen muss.
Hi Lindsay, du bist eines der neueren Mitglieder in der Band. Fühlst du dich wohl in der „Wiege aus Schmutz“?
Hey, danke für das Interview. Ich denke, dass ich schon sehr gut in das Gewand der Band passe. Ich hatte schon immer eine Liebe für Heavy Metal, die aus meinen klassischen Piano-Studien hervorging, die mich wiederum weiter zur Liebe für Orchester und dem Komponieren dafür leitete. Außerdem liebe ich die dunkle Seite der Kunst und all die okkulten Dinge, was ein weiterer Grund sein könnte, weshalb ich gut in das Image und Feeling der Band passe. Ehrlich gesagt bin ich jetzt zweieinhalb Jahre in der Band, also denke ich, dass es ziemlich gut läuft.
Erzähl uns bitte ein wenig über dich. Wie bist du eigentlich zur Musik und speziell zum Metal gekommen?
Nun ja, ich bin Musikerin, seitdem ich ein kleines Mädchen war. Über die Jahre wanderte ich von Instrument zu Instrument: von der Gitarre zum Bass, vom Bass zum Piano, klassischem Gesang und zur Harfe. Der Metal schaffte sich einen langsamen und natürlichen Eingang in mein Leben, als ich Lead-Sängerin einer Alternative Band hier in Kanada war und für diese Texte schrieb. Es begann, als ich NIGHTWISHs „Dark Passion Play“ entdeckte und von dort dann vorwärts über EPICA und WITHIN TEMPTATION. Irgendwann begann ich, auch härtere Bands wie DIMMU BORGIR und SEPTIC FLESH zu hören, um nur ein paar zu nennen.
Haben dich CRADLE OF FILTH schon interessiert, bevor du Teil der Band wurdest?
Ehrlich gesagt: Nein. Ich habe niemals gedacht, dass ich einen solchen Treffer landen würde, schon gar nicht mit einer Band, die ich während meiner High-School-Zeit eigentlich nicht ausstehen konnte. Aber natürlich schätze ich die Band und all das musikalische Talent, das über die Jahre hineinfloss. Erst im Sommer, bevor mich CRADLE für die Live-Position kontaktierten, habe ich mich unserem Album „Midian“ gewidmet – ich dachte, es ist ein großartiges Album, gut geschrieben und einzigartig. Nun ist CRADLE meine Vollzeit-(Lebens-)Verpflichtung. Ich lerne stets mehr über unsere Vergangenheit, während ich zur Zukunft der Band beitrage, also ist es ein sehr zufriedenstellender Mittelweg.
Wie kam es denn zu deinem Einstieg in die Band?
Die Jungs haben mich eigentlich über Facebook gefunden und ich passte in die Beschreibung dessen, was sie zu dieser Zeit suchten. Es war nur als temporäre Live-Position gedacht, aber zu Beginn des letzten Jahres wurde es zu einer Vollzeitstelle.
Gibt es irgendwelche interessanten oder lustigen Tour-Anekdoten, wenn man sich so lange zwischen einer Horde geschminkter Typen befindet?
Wir trinken gelegentlich, schleichen uns in die Festival-Crowds, um unsere Lieblingsbands zu sehen, singen zusammen unsere Lieblingssongs von IRON MAIDEN und so weiter. Mit den Jungs auf Tour zu sein macht extrem viel Spaß, Wir nehmen einander auf die Schippe und haben unsere kleinen Momente, aber wir sind eine erwachsenere, hart arbeitende Form des „Filth“ in diesen Tagen.
Wie bereitest du dich auf eine Show vor, gibt es Rituale?
Meistens ist es das Glas Rotwein, während man das Make-up bekommt. Wow, jetzt habe ich die Jungs sehr feminin klingen lassen. Wie dem auch sei, das ist das übliche Ritual vor der Show. Oh, und manchmal rauschen wir noch hektisch durch die Gegend, lassen Dinge fallen, helfen uns gegenseitig beim Anziehen, also kein wirklicher Unterschied zu anderen Bands, denke ich.
Ihr habt kürzlich auch auf dem RockHarz gespielt. Hast du irgendwelche bestimmten Erinnerungen ans Festival und an deine Zeit in Deutschland ganz allgemein?
Da ich am Tag vor unserem Auftritt am 10. Juli gelandet bin und es das Release-Datum unserer CD war, haben Dani und ich mit einem Drink darauf angestoßen und uns WASP angesehen. Es war ein großartiges Festival und generell sehr cool, im Land zu spielen, wo alle Märchen der Brüder Grimm entstanden sind und inspiriert wurden. Am Tag unseres Auftritts, mit der großen Resonanz auf unser neues Album, war das Publikum wahrlich ein Anblick für sich. Wir waren froh, dass wir spielen durften und würden wirklich gerne wiederkommen.
Was ist dir lieber: live spielen und auf Tour sein oder im Studio an einem neuen Album arbeiten?
„Puh … das ist eine schwere Frage. Um ehrlich zu sein, würde ich am liebsten mein Jahr in der Mitte teilen und beides gleich gewichten. In gewisser Weise mache ich das auch zum Teil, aber sechs Monate im Studio und sechs Monate „on the road“ wären der perfekte Zeitplan für mich. Ich liebe es, mit den Jungs auf Tour zu sein, zu reisen und die Welt zu sehen, mit den Fans zusammen zu sein, aber ich liebe es ebenso, mich komplett in den kreativen Raum zurückzuziehen und die Songs in meinem Kopf zu Papier zu bringen. Bevor wir zu unserer Europa-Tour aufbrechen, die im Oktober startet, plane ich, zwei Monate im Studio zu sein und mehr Arbeit für meine Solo-Projekte und SCHOOLCRAFT fertig zu bekommen.
Kannst du dich mit den Texten von CRADLE OF FILTH identifizieren? Sprechen dich die Inhalte auch persönlich an?
Ehrlich gesagt muss ich die Texte dreimal lesen, bevor ich weiß, was eigentlich los ist. Dani ist ein sehr talentierter Schreiber und alles, was er macht, ist wunderschön geschrieben. Ich lerne auch immer neue Wörter. Ich identifiziere mich außerdem mit ein paar der Texte. Ich habe Zeilen der Songs „Nymphetamine“, „Lilith Immaculate“ und „Her Ghost In The Fog“ auf meinen Körper tätowieren lassen. 2013 war mit der Welttournee, auf der wir waren, ein besonderes Jahr für mich. Und es waren alle meine Lead-Gesang-Songs in der Setlist, also hat es für mich einfach Sinn gemacht. Das Tattoo ist noch nicht komplett, aber ich hoffe, dass ich es Ende des Jahres fertig stechen lassen und den Leuten zeigen kann.
Vielen Dank für das Interview. Und nun: die berühmten letzten Worte …
Riesigen Dank an euch, dass ihr mich interviewt habt, und ein mega Dankeschön an die Fans für all ihre Unterstützung und an diejenigen, die unser neues Album „Hammer Of The Witches“ gekauft haben. Wir sehen uns bald „on the road“.
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Stile | Gothic Metal, Melodic Black Metal, Thrash Metal |
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