Paradise Lost
Interview mit Gregor Mackintosh zu "The Plague Within"

Interview

Gab es konkrete Inspirationsquellen für Nick und dich während des Schreibprozesses?

Ich denke der Haupteinfluss, so komisch es auch klingen mag, ist das Älterwerden. Man wird sich der eigenen Sterblichkeit und auch der Mechanismen, die uns als Jugendliche angetrieben haben, zunehmend bewusst. Textlich ist das Album ziemlich reflektiert und ich denke, dass die Musik dies auch widerspiegelt.

Also kann man sagen, dass es die Mittlebenskrise ist, die euch musikalisch so tief in die eigene Vergangenheit eintauchen ließ?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so sagen würde. Aber die Dinge, die uns in unserer Jugend wirklich berühren, die verlassen uns natürlich niemals ganz.

Die Gestaltung der Platte erinnert mit ihrem handgemachten Ansatz jedenfalls ganz an die gute alte Zeit: Zbigniew M. Bielak hat euch ein fantastisches Umschlagbild für „The Plague Within“ gezaubert, so detailliert wie morbide. Was war die ursprüngliche Idee? Habt ihr ihm ein fertiges Konzept gegeben, um mit seinen Entwürfen zu beginnen?

Wir gaben ihm eine ungefähre Idee von dem, was wir haben wollten; etwas, das psychische Erkrankungen verbildlicht. Er kam dann auf Sisyphos, hier interpretiert als Metapher für den ewigen Kampf um geistige Gesundheit, wobei die Last in diesem Fall das Hirn ist.

Paradise Lost

Das prächtige Resultat eignet sich besonders für hübsch aufgemacht LP-Versionen. Bei „The Plague Within“ gibt es aber gleich vier verschiedene Deluxe-Doppel-LP-Versionen mit grünem, rotem, goldenem oder schwarzem Vinyl. Teilweise hat man beim Kauf sogar die Chance, handgeschriebene Texte von Nick oder deine Gitarre zu gewinnen. Wer denkt sich solche Dinge aus? Die Marketing-Abteilung bei Century Media oder seid ihr da selbst involviert?

Das ist für gewöhnlich eine reine Marketing-Angelegenheit. Ich persönlich fühle mich nicht wirklich wohl dabei, wie Bands heutzutage vermarktet werden müssen, um ihre Platten an den Mann zu bringen. Abgesehen davon finde ich jedoch, dass eine Gitarre oder handgeschriebene Textblätter schon eine ziemlich feine, individuelle Sache sind.

Also sind solche spektakulären Deluxe-Ausgaben heutzutage nötig, um zu überleben? Oder überschätzt man den Profit, den sowas abwirft?

Es ist wohl ein integraler Bestandteil dessen, wie die Dinge heutzutage im Musikgeschäft ineinander greifen. Ich denke nicht, dass diese Sondereditionen wirklich viel Geld abwerfen, aber es hilft eventuell bei Chart-Positionierungen und anderem. Ich bevorzuge es, mich mit solchen Dingen nicht näher zu beschäftigen, um nicht noch pessimistischer zu werden.

Dann zurück zu den positiven Dingen! Es gibt nicht viele Formationen im Metal-Bereich, die stilistisch ein solch weites Feld abgedeckt haben wie PARADISE LOST: Vom Death Metal bis zu dunkler Rockmusik mit Elektronikeinflüssen und beinahe wieder ganz zurück. Vor 15 Jahren warf man euch für Platten wie „One Second“ und „Host“ Ausverkauf vor, heutzutage werden diese Alben von Kritikern wie auch Fans gleichermaßen geschätzt. Fühlst du Bestätigung oder gar Stolz, wenn du siehst, wie sich die Wahrnehmung diesbezüglich verändert hat?

Für mich ist dieses Phänomen amüsant und verwirrend zugleich. Wir haben bereits vor langer Zeit gelernt, dass wir es nicht allen Menschen recht machen können, weshalb wir es gar nicht erst versuchen. Wir machen einfach unser Ding und sehen, was passiert. Unsere unterschiedlichen Stile im Laufe der Jahre haben uns aber in eine ziemlich einzigartige Position gebracht: Wir können an einem Tag auf einem Über-Goth-Festival spielen, am nächsten auf einem Black- oder Death-Metal-Festival.

Apropos Konzerte: Welche Setlist darf man bei der im Herbst anstehenden Tour erwarten? Jetzt, wo ihr teilweise zu euren Death-Metal-Wurzeln zurückgekehrt seid, könntet ihr ja erst recht ein paar lange vergessene Perlen wie „Our Saviour“, „Rapture“ oder „The Painless“ ausgraben – anstelle der zuletzt recht häufig gespielten „Gothic“ und „Rotting Misery“.

Ich würde das liebend gerne. Wir müssen das zwar noch besprechen, aber ich denke, dass der Setlist eine Überarbeitung guttun wird.

Für Nick dürfte es recht hart werden, ständig zwischen den drei verschiedenen Gesangsstilen – Grunzen, „Icon“-Bellen und Klargesang – hin und her zu wechseln. Wie bereitet er sich darauf vor?

Für das Gegrunze dürfte die Zeit mit BLOODBATH Vorbereitung genug sein. Und sein endloses Jammern und Klagen sollte ihn für alles andere aufwärmen, haha.

Greg, danke für deine Zeit und viel Erfolg mit dem fantastischen neuen Werk.

Schön, dass es dir gefällt. Vielleicht in zehn Jahren dann auch allen anderen, haha.

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Quelle: Gregor Mackintosh
02.06.2015

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