Paradise Lost
Das meint die Redaktion zu "Tragic Idol"

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Paradise Lost

Selten war sich die metal.de-Redaktion so einig wie bei PARADISE LOSTs 13. Streich „Tragic Idol„, dem durch die Bank Qualität attestiert wird – und doch reicht das für manche Schreiberlinge „nur“ zu einem „gut“, während andere sich noch etwas begeisterter zeigen. Aber lest selbst, warum das so ist:

Ihre letzten beiden Alben waren wieder tief im Gothic Metal beheimatet, die Band spielte eine Joubiläumsminitour anlässlich der Wiederveröffentlichung ihres erfolgreichen „Draconian Times“-Albums, und Hauptsongwriter und Gitarrist Greg Mackintosh lebte seine todesmetallischen Vorlieben zwischenzeitlich bei VALLENFYRE aus: Wie immer man all diese kleinen Hinweise deuten mochte, im Grunde ist alles so gekommen, wie man erhoffen konnte – PARADISE LOSTs neues Werk „Tragic Idol“ bewegt sich stilistisch auf einer Wellenlänge mit seinen Vorgängern.

Das beginnt schon mit den ersten Klängen des Openers „Solitary One“, die jene so verzweifelte Stimmung heraufbeschwören, die dereinst ein Album wie „Gothic“ oder „Shades Of God“ ausgemacht hat. Aber die Wahl der Mittel ist heute natürlich eine andere als in den Anfangstagen: War es damals vor allem das Zusammenspiel der Gitarren, ist es mit der Zeit eine immer breiter gefächerte Kombination von Elementen geworden. Natürlich gibt es immer noch diese magische Leadgitarre („Honesty In Death“, „The Glorious Death“), aber diese ist nicht mehr die einzige Zutat im Sound von PARADISE LOST: Hier gibt es einzelne Töne auf dem Konzertflügel („Solitary One“), dort ein modernes Gitarrenriff („Crucify“). PARADISE LOST mögen zwei oder mehrere Blicke zurückwerfen und mehr denn je ihre eigenen Klassikeralben streifen, aber sie agieren trotzdem im Hier und Jetzt.

Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger „Faith Divides Us – Death Unites Us“ ist das Songwriting auf „Tragic Idol“ tatsächlich noch einen kleinen Ticken souveräner, wie Kollege Christoph zurecht bemerkt, und das mag vor allem als Kompliment für das aktuelle Album gelten: „Tragic Idol“ hat fast durchweg hochklassige Songs im Angebot, die sehr abwechslungsreich sind, aber auch flüssig auf den Punkt kommen. Das ist natürlich erfreulich genug, aber mir zaubert es zusätzlich noch ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich höre, wie tief die Band in ihrer eigenen Vergangenheit gräbt.

8/10 (Eckart Maronde)

PARADISE LOST noch jemanden vorzustellen, ist wie Eulen nach Athen zu tragen. An keinem Fan härterer Klänge dürften die vier Briten einfach so vorbei gezogen sein. Falls doch, dann sollte man dies schnell ändern! Ob man dabei jede Schaffensphase gleich zu würdigen weiß, oder auch nicht, muss hingegen jeder für sich entscheiden.

Aber nun ist es wieder so weit, denn die Musiker aus Halifax melden sich mit einem neuen Werk zurück. “Tragic Idol“, so der Titel des Langeisens, hat schon vorab für einem Menge Aufmerksamkeit gesorgt und umso gespannter ist man natürlich auf das endgültige Ergebnis. Beginnend mit dem perfekt zwischen Düsternis und Groove pendelnden “Solitary One“ beginnt eine Reise, auf welcher man regelmäßig in wohlige, sichere Häfen der Marke “Draconian Times“ einläuft. Immer wieder werden Erinnerungen an eben jenes Meisterwerk wach und PARADISE LOST wissen ganz genau, wie sie ihre Trademarks ausspielen und jedem einzelnen Stück die entsprechende Würze verleihen. Gitarrenleads aus dem Hause Mackintosh gibt es ebenso zu Genüge zu hören wie auch den extrem gelungenen, markanten Gesang von Nick Holmes, welcher den Songs eine angenehm eigene Note verleiht. Seien es das vorab veröffentlichte “Cruzify“ oder die Single “Honesty In Death“, welche schwer drückend alles zum Beben bringen oder das verhältnismäßig flotte und recht heftige “Theories From Another World“, die Briten haben ein Händchen für hervorragende Kompositionen. Man könnte dies jetzt noch ewig weiterführen, denn im Grunde gibt es auf “Tragic Idol“ keinen Ausfall aber dafür Hits, Hits und nochmal Hits.

Den einzigen Vorwurf, den man dem Quartett hier machen könnte, wäre der fehlende Wille für Innovationen und großartige Neuerungen. Aber seien wir mal ehrlich, wer will das schon bei einem solch hochkarätigen Werk? In diesem Sinne: “Tragic Idol“ ist genau das, was versprochen wurde und reiht sich für mich definitiv unter die besten Alben dieser Truppe ein, absolute Kaufpflicht.

8/10 (Florian Hefft)

„Tragic Idol“ bedeutet für PARADISE LOST einen großen Schritt Richtung Vergangenheit. Das heißt einerseits, dass man sich beim Großteil der Songs wieder an selige „Draconian Times“-Zeiten erinnert fühlt, und die Band sich mit Ausnahme des melodischeren Gesangs sogar hin und wieder an den Zutaten von „Icon“ bedient hat. Das bedeutet, dass der Härtegrad wieder angezogen wurde, und der erhöhte Kitschfaktor des etwas zerfahrenen Vorgängers so gut wie abgeschafft wurde. Es bedeutet aber auch, dass einem Vieles, was auf „Tragic Idol“ durch die Gehörgänge rauscht, sehr vertraut vorkommt, und dass sich die Band des Vorwurfs des kalkulierten Songwritings nicht ganz entledigen kann.

Das ist angesichts des erstklassigen Songwritings nicht weiter tragisch, und PARADISE LOST liefern das, was sie seinerzeit als Band groß gemacht hat: Sie schaffen den Spagat zwischen britisch-melancholischer Düster-Kunst und eingängigem Hitsongwriting scheinbar mühelos, und Songs wie „Crucify“ oder der eingängige Ohrwurm „Fear Of Impending Hell“ lassen keinen Zweifel an der Qualität der Band. Ja, man kennt das alles schon und Innovation ist während der gesamten Dreiviertelstunde nicht ein einziges Mal zu finden. Wer sich nichts vormacht weißt aber, dass die Fans genau das haben wollen. Die für die Band typischen Gitarrenleads, die über die übrigens sehr heavy produzierten Riffs streicheln, legen schwerfälliges Antlitz über die gerne mal doomig anmutenden Songs, wenn es schneller wird, dann greift die trauernde Macht auch schonmal etwas fester zu.

Am Ende bleibt ein Album, dass man sich aufgrund des guten Songmaterials immer wieder anhören kann, ohne etwas Wesentliches zu vermissen, aber auch eines, dem Überraschungsmomente oder frische Ideen völlig fehlen.

7/10 (Heiko Eschenbach)

Es gibt in meinem heimischen Plattenschrank eine klaffende Lücke in der Reihe von PARADISE LOST. Denn das Interesse an den Briten war nach ihrer 2002er Scheibe „Symbol Of Life“ verblasst. Das ist insofern irritieren, als dass ich die bis dato erschienenen Alben allesamt schätze und auch zwischendurch immer mal wieder ausgegraben habe. Ein Glück kommt mit „Tragic Idol“ das mittlerweile dreizehnte Album und beendet die Ära meiner PARADISE LOST-Abstinenz.

Dafür ist „Tragic Idol“ dann auch genau das richtige Album. Es hat meine Begeisterung für die Briten wieder geweckt und zum anderen den Drang genährt, meine Lücken zu füllen. Vielmehr aber ist das dreizehnte Album wirklich stark geworden, wirft zwar einen Blick zurück, aber eben (aus meiner Sicht zum Glück) nicht auf die Death Metal-Anfänge der Band. Harte Riffs bekommen ebenso ihren Raum wie diese wundervollen, PARADISE LOST -typischen Melodien und auch Sänger Nick Holmes lässt mir mit seiner Stimme wieder und wieder eine Gänsehaut über den Rücken laufen – traumhaft. An dieser Stelle kürze ich aber ab, denn die Rezension von Kollege Christoph Meul sagt alles, was gesagt werden muss. Für mich aber haben sich Songs wie „Fear Of Impending Hell“, „Worth Fighting For“ und das Titelstück schon jetzt zu absoluten Lieblingen entwickelt.

8/10 (Jan Wischkowski)

Dass Gregor Mackintosh ein guter Gitarrist ist, steht außer Frage, und dass auch gute Gitarristen mal ein kreatives Tief haben, ist auch völlig normal. Hören konnte man dies meiner Meinung nach besonders auf den leicht elektroniklastigen, gen Massenverkauf schielenden aber letztendlichen Kommerzkrepierern wie „Host“ oder „Believe In Nothing“. Dass sich die Band mit ihren jüngeren Veröffentlichungen wieder verstärkt in Richtung ihrer eigenen Wurzeln besinnt, empfinde ich persönlich als sehr angenehm. Nun haben PARADISE LOST mit „Tragic Idol“ eine Scheibe am Start, die durchaus gleich nach „Icon“ oder „Draconian Times“ hätte erscheinen können. War alles andere dazwischen Füllmaterial? Sicher nicht, aber bestimmt wichtig, um dieses neue Album erst möglich zu machen.

Die Band hat wieder ihre melancholischen Leads ausgepackt, die Beats sind zwischen sachte, leicht schleppend und auch gern mal saftig heavy angesiedelt und die Stimmung der Songs tendiert ebenfalls stärker als zuvor zur Schwermut. Nick Holmes verzichtet bis auf wenige Ausnahmen auf komplett klare Gesangslinien, was ich sehr sehr ansprechend finde, denn der Mann hat bis heute nicht gelernt, wie man richtig harmonisch singt! Nein, ich möchte Holmes nicht dissen, aber er kann meiner Meinung nach einfach nicht (klar) singen! Es klingt schief und kratzt eher an den Nerven als sich im Harmoniebereich des Hirns einzunisten. Seine leicht raue Stimme, die manchmal etwas an Hetfield erinnert, hat er allerdings fantastisch gut im Griff und sie ist genau das, was ich von, bzw. bei PARADISE LOST hören möchte. Super!

Die Songs an sich kommen gut rüber, wirkliche Hits allerdings haben sich bei mir nicht aus- und eingeprägt. Auch nach mehreren Durchläufen kann ich eher von einem guten, aber nicht sehr guten Album sprechen, das ein paar nette Melodien hat. Prägenden Gesangspassagen, Ohrwürmer oder einen „Albumhit“ höre ich leider nicht heraus. Das war auf „Icon“ und auch auf „Draconian Times“ deutlich besser herausgearbeitet. Nichtsdestotrotz merkt man PARADISE LOST an, dass sie noch einiges zu bieten haben und zudem behaupte ich, dass Mackintosh durch seinen Zweig VALLENFYRE beim Songwriting zu „Tragic Idol“ beeinflusst wurde, was übrigens als absolut positiv zu werten ist. Also, „Tragic Idol“ ist ein richtig gutes Album geworden, allerdings auch kein richtiger Burner.

7/10 (Sickman)

Galerie mit 16 Bildern: Paradise Lost - Ultima Ratio Fest 2023 in Hamburg
21.04.2012

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