Metallica
Worldwired-Tour 2018 in Hamburg

Konzertbericht

Billing: Metallica und Kvelertak
Konzert vom 29.03.2018 | Barclaycard Arena, Hamburg

METALLICAs laufende „Worldwired“-Tour ist zwar noch bis Anfang 2019 durchgeplant, dennoch befinden sich die Metal-Titanen aktuell bereits auf dem insgesamt elften Abschnitt der Welttournee, die sie bis zu ihrem Aufschlagen im verschneiten Hamburg am 29.03.2018 bereits über vier Kontinente, durch mehr als 80 Städte und vor weit über eine Million Fans führte (und nebenbei bemerkt weit mehr als 130 Million US-Dollar Umsatz generierte). Gelegenheit genug also, um sich den norddeutschen Fans als eingespielte Band zu präsentieren…

 

KVELERTAK passen in einen Club aber nicht auf die große Bühne

…was übrigens auch für KVELERTAK gilt, die METALLICA schon auf dem Europa-Abschnitt im Herbst 2017 begleiteten und abermals als Support gebucht sind. Um 19.30 Uhr, als der Innenraum gefühlt noch zur Hälfte leer und auf den Rängen zwischen Platzsuche und Bier holen noch eine Menge Bewegung ist, steigen die Norweger in ihr Set ein, welches sich mit „Bruane Brenn“, „Mjød“, „Ulvetid“ oder „Blodtørst“ hauptsächlich auf die zu Pflichtnummern mutierten Quasi-Klassiker konzentriert aber dennoch irgendwie deplatziert wirkt. KVELERTAK mühen sich zwar wie gewohnt um eine energiegeladene Show als stünden sie selbst als Headliner auf dem Programm (die Eulenhut-Nummer wird Fronter Erlend Hjelvik wohl nie ablegen), tun dies aber wie mit angezogener Handbremse und seltsam gehemmt, als wäre ihnen das Weit der quadratischen Riesenbühne inmitten des Innenraums nicht geheuer (oder der Sound einfach zu leise und matschig). Die Fans quittieren den Auftritt zwar brav mit Szenenapplaus und mit der ein oder anderen lautstarken Hardcore-Fan-Gruppe, mehr als interessiertes Begaffen denn wirkliches Mitgehen springt für KVELERTAK an diesem Abend aber nicht heraus. Kann man als Los einer Support-Band für METALLICA abtun – oder auch einfach damit, dass KVELERTAK halt am meisten knallen, wenn sie ihre Faustschläge ohne jedwede Ansage und Pausen in einem bierschwitzigen Klub darniederregnen lassen. Oder treffen KVELERTAK heute doch nur auf die Norddeutschen nachgesagte, typische Kühle und Reserviertheit,…

Galerie mit 12 Bildern: Kvelertak - Metallica Worldwired Tour 2018 in Hamburg

METALLICA stolpern…und regieren doch!

…mit der die Hauptband heute auch noch zu kämpfen haben wird? Nach den vom Beginn einer METALLICA-Show nicht mehr wegzudenkenden Intros „It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock ’N’Roll“ und „The Ecstasy Of Gold“ geht‘s im Vergleich zum Beginn des Gigs auf der „World Magnetic“-Tour vor vier Jahren in der (damals noch so genannten) Imtech-Arena aber erstmal entspannter zu. Kein Auftakt im völligen Dunkel, keine Laser-Show zu James Hetfields scheinbar aus dem Nichts kommenden Stimme, stattdessen traben der Fronter, Lars Ulrich, Kirk Hammett und Robert Trujillo beinahe gemütlich auf die Bühne und lassen sich zu Shake-Hands mit dem Publikum hinreissen. Dass die gewaltige Produktion aber doch minutiös geplant und eingespielt ist, wird klar, als Ulrich trotz aller zur Schau getragenen Spontaneität gerade rechtzeitig auf seinem Hocker Platz nehmen kann, um nahtlos vom vom Band kommenden „Hardwired“-Intro zu übernehmen. Mit dem Album-Opener, „Atlas, Rise!“ sowie den direkt hintereinander weg gefeuerten „Seek & Destroy“ und „The Four Horsemen“ scheinen die selbigen eigentlich alles richtig zu machen: Publikum von Null auf 100 in zwei Songs, interessante Licht-Show auf den von Decke zum Boden sich auf und ab bewegenden Videowürfeln und ein tightes Zusammenspiel, auch wenn der Sound zumindest auf den unteren Rängen zu wünschen übrig lässt.

Mit „The Unforgiven“ aber reißt der Faden ab. Vielleicht ist auch mit den drei folgenden Midtempo-lastigen Nummern die Konzentration auf langsamere Stücke trotz deren Heaviness nicht die glücklichste Wahl aber womit sich METALLICA an dieser Stelle sicherlich keinen Gefallen tun, ist das Gruppen-Drumming während „Now That We’re Dead“, bei der alle vier Bandmitglieder minutenlang auf aus dem Bühnenboden herausgefahrenen E-Drums trommeln. Auch wenn die Verschnaufpause der Mitte-Fünfzig-Besetzung vollkommen nachvollziehbar ist: die Einlage ist unnötig wie ein Kropf, zieht merklich die Spannung raus und angesichts dieses Backkatalog-Potentials einfach nicht das, was man von einem METALLICA-Gig erwartet. Dass die Verbindung zwischen Band und Fans in der Folge flöten geht und der Gig zunehmend verflacht, ist auch an Hetfields Mimik und Gestik abzulesen, der sich schon bei der Ankündigung von „Dream No More“ als „too heavy for Hamburg“ eine augenzwinkernde Spitze nicht verkneifen kann und vom Konzertverlauf zunehmend gereizt und genervt wirkt.

Aber Hetfield wäre nicht Hetfield und METALLICA nicht METALLICA, wenn sie mit 37 Jahren Bühnenerfahrung nicht wüssten, wie das Ruder herumzureissen ist: kurz vor Halbzeit gerät „Halo On Fire“ zum Hallo-Wach-Ruf auf und vor der Bühne. Mit sichtbar Wut im Bauch spuckt der Fronter Gift und Galle und reißt mit raumgreifenden Bewegungen und wutverzerrtem Gesicht seiner Gitarre fast die Saiten vom Hals. Genau so macht man einem zurückhaltenden Publikum wieder richtig Feuer unter dem Arsch! A propos Feuer: jenseits der Bühne wird es beim Restprogramm aus möglicherweise künftigen Klassikern („Moth Into Flame“ regelt alles!) und nicht mehr wegzudenkenden Pflichtnummern (Gänsehaut galore bei „Master“-Rufen aus tausenden Kehlen) wieder richtig heiß, für die richtige Betriebstemperatur auf der Bühne sorgen aber erstaunlich wenig Pyro-Einlagen: ausser „Fuel“ und zwei Feuerwerken um den Drumriser herum bei „Enter Sandman“ wird nicht einmal mehr „One“ mit Feuersäulen bedacht.

Dafür bleibt aber nicht nur die Erkenntnis, dass METALLICA mit dem Bühnenkonzept aus Lichtinstallationen sowie den über der Bühne schwebenden und im Boden versenkbaren multifunktionalen Videoquadern mal wieder voll ins Schwarze getroffen haben. Sondern auch, dass sich die vermeintlich größte Metal Band des Planeten bei der Dramaturgie auch mal in die Nesseln setzen kann. Dass ein wenig mehr Abwechslung in der Setlist im Vergleich zum Hamburger Gig vor Jahren wünschenswert gewesen wäre (trotz des Burton-Tributs „Anesthesia (Pulling Teeth)“). Dass Lars Ulrich mittlerweile nach jedem Song neue Drumsticks gereicht bekommt, die Double Bass aber nur noch seltenst durchtritt – aber METALLICA ohne ihn trotzdem nicht funktionieren würden. Dass dies noch viel mehr für James Hetfield gilt, der nach all den Gesangswacklern der letzten Tour-Zyklen seit der Wiederauferstehung zu „St.Anger“-Zeiten wieder richtig gut bei Stimme ist und die Menge wie kein zweiter dirigieren kann. Dass gefühlt wieder weniger Erfolgsfans den Weg zu METALLICA-Konzerten finden und mehr solche, die auch mal wieder zu „For Whom The Bell Tolls“ größere Moshpits entfachen. Und dass, egal wie man zu der Gelddruckmaschine METALLICA steht, es größten Respekt abverlangt, wie vier Fastrentner nach knapp vier Jahrzehnten Bandgeschichte mehr als zwei Stunden lang immer noch so auf der Bühne abliefern können.

Galerie mit 28 Bildern: Metallica - Worldwired Tour 2018 in Hamburg

 Setlist METALLICA:

Intro (The Ecstasy Of Gold)

Hardwired

Atlas, Rise!

Seek & Destroy

The Four Horsemen

The Unforgiven

Now That We’re Dead

Dream No More

For Whom The Bell Tolls

Halo On Fire

Guitar & Bass Doodle

Anesthesia (Pulling Teeth)

Die, Die My Darling

Fuel

Moth Into Flame

Sad but True

One

Master of Puppets

 

Zugabe:

Spit Out The Bone

Nothing Else Matters

Enter Sandman

Outro (The Frayed Ends Of Sanity)

 

Text: Peter Mildner

Fotos: Jeanette Grönecke-Preuss

02.04.2018

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