Enslaved
Der Diskografie-Check

Special

Text: Markus Endres

Nachdem ENSLAVED mit ihrer ersten Mini-LP „Hordanes Land“ für viel Beachtung in der Szene sorgten, brachten die Norweger im Februar 1994 via Deathlike Silence Productions ihr Debütalbum „Vikingligr Veldi“ heraus.

„Vikingligr Veldi“ – das andere Debütalbum Norwegens

ENSLAVED zählten damals noch zur sogenannten zweiten Black Metal-Welle und aufgrund der Verflechtungen von Ivar Bjørnson, Grutle Kjellson und Trym Torsson zur Szene rund um MAYHEM, IMMORTAL, EMPEROR, BURZUM und DARKTHRONE. Aber ENSLAVED wollten anders sein, und das schafften sie bereits damals, was sie zu Urvätern des Viking/Pagan Metals macht. Musikalisch inspiriert vom damaligen Black Metal Norwegens, die Szeneverwandtschaft und musikalische Nähe zu den Debütalben dieser Zeitspanne ist unüberhörbar, sowie natürlich BATHORY, erschufen sie mit „Vikingligr Veldi“ einen einflussreichen Klassiker. Noch nicht so progressiv und heroisch wie später, aber schon sehr episch, mit Themen rund um die Sagen- und Mythenwelt der Wikinger, authentisch vorgetragen in Alt-Norwegisch und Alt-Isländisch. Wie damals in Norwegen Pflicht, wurde das Album in den Grieghallen Studios mit Pytten aufgenommen. Die ausufernd überlangen Stücke meist jenseits von zehn Minuten Länge atmen auch heute noch erfrischend diese jugendliche Aufbruchsstimmung und Leidenschaft, was sich auch an den recht simplen, teils monotonen bis fast hypnotischen aber sehr effektiven Strukturen zeigt.

Was ENSLAVED damals zu den Kollegen bereits unterscheidet, sind die recht prägnanten und nicht so sehr in den Hintergrund gemischten Basslinien. Das Keyboard, welches neben den kalten Gitarren für majestätische Melodik sorgt, ist auch bei ihnen ein wichtiger Teil der Musik, die aber noch sehr stark klirrend ungestümen und dabei fürstlich rasanten Black Metal enthält in Form von frostig sägenden Gitarren, die repetitiv prägnante Riffs teils voller Dramatik zelebrieren, hoher, heiserer Kreischgesang, der aber recht spärlich vorkommt, sowie oft rasend schnelle Rhythmen mit Blast Beats. Mit relativ minimalistischen Mitteln erschufen ENSLAVED dennoch voneinander abwechslungsreiche, eingängige, epische und aggressive Stücke, die einige wenige folkloristische sowie elektronische Elemente enthält, was die Atmosphäre zusätzlich unterstreicht. Das alles macht das archaische „Vikingligr Veldi“ zu einem Klassiker der frühen Neunziger, auch wenn die Genialität späterer Werke noch nicht erreicht wurde. Ein harscher, rauer, ungeschliffener Grundstein für das Genre Viking Metal.

Sammlungswürdig: Die Wurzeln von ENSLAVED und ein früher Klassiker Norwegens – Pflicht!

Highlights: Lifandi Liv Undir Hamri, Vetrarnótt

Galerie mit 17 Bildern: Enslaved - Soulcrusher Festival 2023

Seiten in diesem Artikel

1234567891011121314151617
Quelle: Unsere Plattensammlungen
16.10.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36591 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Enslaved auf Tour

14.08. - 17.08.24metal.de präsentiertSummer Breeze Open Air 2024 (Festival)Aborted, Acranius, Aetherian, After The Burial, Amon Amarth, Ankor, Architects, Arkona, Asphyx, Before The Dawn, Behemoth, Blasmusik Illenschwang, Blind Channel, Bodysnatcher, Bokassa, Brothers Of Metal, Brutal Sphincter, Burning Witches, Callejon, Carnation, Cradle Of Filth, Crypta, Cult Of Fire, Dark Tranquillity, Dear Mother, Delain, Disentomb, Dymytry, Dynazty, Eclipse, Einherjer, Emmure, Enslaved, Equilibrium, Ereb Altor, Exodus, Evil Invaders, Feuerschwanz, Fixation, Flogging Molly, Future Palace, Guilt Trip, Heaven Shall Burn, Heretoir, Ignea, Imperium Dekadenz, Insanity Alert, Insomnium, J.B.O., Jesus Piece, Jinjer, Kampfar, Korpiklaani, Lord Of The Lost, Lordi, Madball, Megaherz, Memoriam, Mental Cruelty, Meshuggah, Motionless In White, Moon Shot, Moonspell, Myrkur, Nachtblut, Nakkeknaekker, Neaera, Necrophobic, Necrotted, Nestor, Obscura, Orden Ogan, Our Promise, Pain, Paleface Swiss, Pest Control, Rise Of The Northstar, Robse, Rotting Christ, Samurai Pizza Cats, Siamese, Sodom, Spiritbox, Spiritworld, Stillbirth, Subway To Sally, Suotana, Svalbard, Sylosis, Tenside, ten56., The Amity Affliction, The Baboon Show, The Black Dahlia Murder, The Butcher Sisters, The Night Eternal, The Ocean, Thron, Unearth, Unprocessed, Viscera, Voodoo Kiss, Warkings und WhitechapelSummer Breeze Open Air, Dinkelsbühl, Dinkelsbühl

2 Kommentare zu Enslaved - Der Diskografie-Check

  1. route666 sagt:

    Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.

  2. Knirps sagt:

    Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
    Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
    Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
    Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.

    Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.