Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2022

Konzertbericht

Billing: Heaven Shall Burn, Blind Guardian, Arch Enemy, Eisbrecher, Within Temptation, Electric Callboy, Alestorm, Feuerschwanz, Hämatom, Amorphis, Hypocrisy, Testament, Avatar, Jinjer und Cannibal Corpse
Konzert vom 16.08.2022 | Flugplatz, Dinkelsbühl

Samstag, 20.08.2022

Galerie mit 83 Bildern: Summer Breeze Open Air 2022 – Autogrammstunden Samstag bis 17:30 Uhr
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CRISIX, 11:30 – 12:15, T-Stage

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INFECTED RAIN – Keine Verschnaufpause für die Menge

12:00 – 12:40, Main Stage

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Um kurz nach 12 Uhr lässt Lena Scissorhands ihre orangen Dreads im Kreise drehen. Zeit für INFECTED RAIN aus Moldau und Zeit für etwas Modern Metal am frühen Nachmittag. Die Sonne scheint, die Laune ist gut und so hat die Band relativ fix die Menge in der Hand.

Von “Black Gold” über “Fighter” lassen INFECTED RAIN eine Kracher nach dem anderen ab. Im Moshpit kracht es ebenso gewaltig. Hallöchen, amtliche Wall of Death. Doch ein Indianer kennt kein Schmerz und die Band keine Verschnaufpausen – Powerfrau Lena sowieso mal garnicht. Die wirbelt nämlich von einer Ecke der Stage zur nächsten. Läuft gut und leitet den Samstag auf der Main perfekt ein. Summer Breeze, kann so weitergehen, bitte.

(Jeanette Grönecke-Preuss)

DEFOCUS – Frischer Wind aus regionaler Produktion

12:20 – 12:50, Wera Tool Rebel Stage

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Wenngleich das große C uns viele (viele, viele, ZU VIELE) Jahre und somit auch viele dadurch unmögliche Shows und Momente absolut vermasselt hat, so kann man mit viel gutem Willen im Falle der nächsten Band DEFOCUS doch zumindest einen mini-wini-winzig-kleinen Hoffnungsschimmer hinein interpretieren. Sie haben bisher dank, mit und/oder während Corona erst ein Album herausgebracht, nämlich „In The Eye Of Death We Are All The Same“ und bis auf einen Song spielen sie dieses an diesem Samstag als erste Band des Tages auf der Wera Tool Stage.

Ein Blick auf die Band-Bio lässt schmunzeln. Die Breez’sche Conspiracy-Theorie, dass in der Dinkelsbühler, Abtsgmünder bis hin zur Aalener Ecke irgendetwas im Wasser sein muss, was metallische Gene aktiviert, hält sich wacker und wird auch hier durch den Aalener Anteil der DEFOCUS-Geschichte ein weiteres Mal untermauert. Ob die tiefen Gitarren, treibenden Rhythmen und atmosphärischen Melodien jetzt aber die Grabenschlampen vor Ort genauso erfreuen wie mich als Zuschauer, sei mal dahingestellt. Aber es kommt frischer Wind auf und die Jungs haben Bock, ganz viel Dankbarkeit und einen schier nicht mehr enden wollenden Schwall an Bandmerch, den sie während des Gigs zwischen Kicks und Luftsprüngen in die Menge hauen. Könnte was Größeres draus werden, ich bleibe gespannt auf die Fortsetzung.

(Tamara Deibler)

NEKROGOBLIKON, 12:55 – 13:35, Main Stage

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BROTHERS OF METAL, 12:55 – 13:40, T-Stage

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SKYEYE, 13:45 – 14:15, Wera Tool Rebel Stage

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BRAINSTORM – Eine Show für einen zornigen Wettergott

13:50 – 14:35, Main Stage

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Der Wettergott meint es gar nicht gut mit BRAINSTORM. Vielleicht lässt er aber auch nur seinen Gefühlen angesichts des Auftritts von NEKROGOBLIKON freien Lauf und vergießt nun Freudentränen darüber, dass das Grauen endlich ein Ende hat. In jedem Fall vertreibt ein heftiger Regenguss schon vor Beginn der Show einen Gutteil derjenigen, die bis hierhin durchgehalten haben und hinterlässt einen besonders hartnäckigen Kern wasserdichter Schlammspringer vor der Bühne. „Wer hat denn da gestern nicht sein Essen aufgegessen?“ fragt Frontsympath Andy B. Franck die versammelte Mannschaft. Glaubhafte Wortmeldungen erntet er darauf jedoch keine, so dass die öffentliche Bestrafung erst einmal zurückgestellt werden muss.

Auf der Setlist finden sich viele Kracher vom jüngsten Studiowerk „Wall Of Skulls“, wodurch eigentlich unverzichtbare Klassiker vom Schlage eines „Highs Without Lows“ oder „All Those Words“ dann doch hinten runterfallen. Macht aber nix, denn qualitativ kann auch neues Material wie „Where Ravens Fly“, „Devil’s Eye“ oder das abschließende „Ravenous Minds“ voll überzeugen. So liefern BRAINSTORM unter widrigen Umständen eine routiniert unterhaltsame Power-Metal-Show ab und werden garantiert nicht zum letzten Mal auf dem SUMMER BREEZE gespielt haben. Beim nächsten Mal dann auch gerne wieder mit mehr Summer und weniger Schlamm.

(Florian Schörg)

RANDALE – Im Pit mit Punk-Panda Peter

14:00 – 15:00, Ficken Party Stage

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Das schon traditionelle Kinderprogramm des Summer Breeze wird diesmal gestaltet von der Bielefelder Band RANDALE. RANDALE machen Rockmusik für Kinder, also so richtige Rockmusik. Kein abgespeckter Ballermann-Kuschel-Simone-Sommerland-Disco-Sound mit Alibi-Gitarren, sondern eine wüste Mischung aus Ska, Punk und Rock, die alle kleinen und großen Zuschauenden zum Mittanzen und -singen einlädt. Passend wird zwischen erstem Wellenbrecher und Bühne für Kinder freigeräumt und die Security verteilt Ohrenstöpsel an die Kids. Nett.

Aber wie will es der Wettergott dieses Jahr? Zehn Minuten vor dem Auftritt setzt ein heftiger Regen ein. Macht erstmal nichts, RANDALE legen los und fordern einfach zum Hüpfen im Matsch auf. Machen auch alle Zuschauenden ordentlich mit. Gespielt werden „Sandkastenrocker“ zum Auftakt, das „Einhornlied“ und – sehr zielgruppengerecht – auch das „Läuselied“ mit lustiger Haarwasch- und Nissenkamm-Choreografie. Es wird getanzt und lauthals mitgesungen und so mancher Erwachsene kann sich das Schmunzeln nicht verkneifen.

Ganz nebenbei vermitteln RANDALE den Kindern (und Erwachsenen natürlich) wichtige Lektionen für das Rocker- und Metaller-Leben: Passt aufeinander auf im Pit (mit dem Punk-Panda Peter), denkt ans Recycling und Mülltrennen („Müll“) und vergesst nicht, dass bei der Polizei auch nur Menschen arbeiten („Polizei“). Pädagogisch wertvoll, was da geliefert wird, und witzig obendrein.

Zum schaurigen Heulen von „Geisterkrank“ pladdert es dann aber so richtig los – was den weiter tanzenden Zuschauenden als „nasser Spezialeffekt“ verkauft wird und den Boden vor der Bühne endgültig in tiefen Matsch verwandelt. Maskottchen-Song „Hardrockhase Harald“ leitet schließlich das Ende des Auftritts ein, zu dem „Flummi“ gegeben wird. So können alle nochmal richtig fröhlich durch den Morast hüpfen und sich so richtig einschlammen. Schön.

(Sven Lattemann)

ANALEPSY, 14:20 – 15:05, T-Stage

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FIDDLER’S GREEN, 15:00 – 15:45, Main Stage

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TEMPTATIONS FOR THE WEAK, 15:10 – 15:40, Wera Tool Rebel Stage

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KNOGJÄRN, 15:30 – 16:00, Ficken Party Stage

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AVATARIUM – Der Moshpit hat Pause

15:45 – 16:30, T-Stage

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Zwischen dem Treiben all dieser offensiven Metal- und knallbunten Mottobands wirkt ein AVATARIUM-Konzert wie ein Rückzugsort, ein Quell der Entspannung. Ernsthaft: Die Show der Schweden ist sicherlich keine Veranstaltung, wo man die Zähne fletscht, im Moshpit kreist und eine Wall Of Death initiiert. Stattdessen ist AVATARIUM eine durch und durch fantastische Band, die einfach die Musik sprechen lässt. Und die kann sich hören lassen: Wenn „Into The Fire/Into The Storm“ über das Infield schallt, ist das Werbung genug. Und jeder weiß, dass bluesverstärkter Doom-Rock durchaus Hits hervorbringen kann. Allein die Gitarrensoli von Marcus Jidell sind atemberaubend gut.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die bezaubernde Jennie-Ann Smith, heute im langen, dunklen Umhang, deren Gesang über alle Zweifel erhaben ist: Mit Akustikgitarre im Anschlag intoniert sie „Moonhorse“ so schön, dass das SUMMER BREEZE zum Ponyhof mutiert. Ihre Ansagen wiederum sind so verspielt und unmetallisch, dass man sie einfach gern haben muss, wenn sie beispielsweise die Faust reckt. AVATARIUM mögen keine Band für die Massen sein, aber wer sich vor der T-Stage eingefunden hat, ist begeistert und verabschiedet die Schweden mit lautem Jubel in den Feierabend.

(Eckart Maronde)

DARK FUNERAL – Unter einer fahlen Sonne

16:10 – 17:10, Main Stage

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Als DARK FUNERAL die Main Stage betreten, bricht eine fahle Sonne durch die grauen Wolken. Sonnenbrillen manifestieren sich im Publikum, umgedrehte Kreuze aus Schlamm auf Waden und Oberarmen. Nach Tod und Verwesung riecht es ohnehin schon, womit „The Arrival of Satan’s Empire“ nichts mehr im Wege steht.

Eigentlich sollte die Band in der Nacht als prominenter Rausschmeißer auftreten, doch aufgrund von Flugwechseln mussten die Schweden ihren Tagesplan anpassen und haben den Slot mit J.B.O. getauscht. Dadurch spielen DARK FUNERAL zwar nicht mitten in der Nacht, finden im verregneten Nachmittag aber eine ebenso geeignete Kulisse für ihre Show.

Die schwedischen Black-Metal-Veteranen lassen keine Gnade walten und starten mit „Unchain my Heart“ melodisch und knüppelnd ins Set. Klar, dass das nicht alle vertragen. Ein Typ im J.B.O.-Shirt, der den Bandwechsel offenbar nicht mitbekommen hat, humpelt völlig verwirrt von der Bühne weg, während hinter ihm DARK FUNERAL die Tore zur Hölle öffnen.

Die Band beherrscht in voller Black-Metal-Kampfmontur souverän die Main Stage, flankiert von überdimensionierten Monitoren, die jede stachelige Niete erkennen lassen. Frontmann Heljamadr konzentriert sich bei den Ansagen auf das Wesentliche (also vor allem die Songtitel, „Hallo“ und „Tschüss“) und auch die anderen Musiker zocken routiniert das Set runter.

Dennoch, oder gerade wegen dieser Reduktion, erzeugen DARK FUNERAL eine dichte, fast schon hypnotische Atmosphäre, die selbst auf der großen Bühne funktioniert. Dabei kommt sicher hinzu, dass die Band mit Songs wie „The Secrets of the Black Arts“ über Klassiker verfügt, deren bloße Erwähnung zumindest ein leises elitäres Raunen vonseiten der Menge erklingen lässt.

Schließlich verlassen die Schweden die Main Stage so schlicht und mysteriös, wie sie diese betreten haben. Der Matsch ist nun nur noch Matsch, der Himmel weiterhin grau, nach dem Blick in den Abgrund aber nicht mehr so finster. Danke, Satan.

(Marc Thorbrügge)

STORM, 16:30 – 17:00, Ficken Party Stage

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ACRANIUS, 16:35 – 17:05, Wera Tool Rebel Stage

(Keine Galerie)

PRIMAL FEAR – Der Kampf mit den Tränen

17:10 – 18:10, T-Stage

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Die Luft ist raus. Nicht bei PRIMAL FEAR selbst. Die Band um Sänger Ralf Scheepers gibt sich spielfreudig und routiniert wie immer. Es ist das Publikum, das am letzten Tag eines verschlammten Festivals beinahe am Ende seiner Kräfte ist.

Wenigstens steht mit Muskelpaket Scheepers einer der eifrigsten Animateure der Metal-Szene auf der Bühne. Der Sänger ermuntert zwischen jedem Song zum Mitsingen oder Mitklatschen, plaudert bei jeder Gelegenheit darüber, wie großartig Metal ist und wie wichtig die Fans sind.

Das kann in geballter Dosis etwas penetrant wirken, doch diese Larger-than-Life-Attitüde gehört bei PRIMAL FEAR nun einmal dazu und kann für magische Momente sorgen. So auch heute, als Mat Sinner, eigentlich Bassist der Band und gezeichnet von seiner schweren Krankheit, die Bühne betritt.

Gemeinsam mit Scheepers singt er den letzten Refrain von „Metal is Forever“, dem größten Hit von PRIMAL FEAR. Ein Moment, der Scheepers zu Tränen rührt und etwas aus der Spur bringt. Um das abschließende „Running in the Dust“ anzukündigen, fehlen dem ansonsten redefreudigen Sänger zunächst die Worte. Dann gelingt es ihm jedoch, den passenden Abschluss zu finden: „Summer Breeze! We will be back!“

(Marc Thorbrügge)

FIXATION, 17:30 – 18:00, Ficken Party Stage

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BURY TOMORROW – Durchhaltemusik im Schlamm

17:40 – 18:40, Main Stage

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Dinkelsbühl trotzt dem Schlamm. Der große Regen ist zwar vorbei, als BURY TOMORROW die Bühne betreten, aber der Untergrund hat doch mächtig gelitten. Einige Bereiche des Infields sind quasi kaum begehbar, es sei denn man ist bereit zu riskieren, dass der Schuh einfach stecken bleibt und man barfuß dasteht. Obwohl: Es sind so einige Fans ohnehin ohne Schuhe unterwegs, also was soll’s.

Dieses Durchhaltevermögen wissen auch BURY TOMORROW zu schätzen, die sich eindringlich dafür bedanken, dass so viele Zuschauende gekommen sind – trotz Regen und vermuteter Erschöpfung am letzten Festivaltag. „Danke schön“ schallt es da auf Deutsch von der Bühne.
„Death“ und „Life“ werden anschließend gefeiert, „Knife Of Gold“ heraus gebrüllt und „The Age“ gegeben. Energie haben die Briten jedenfalls ausreichend mitgebracht. Dass die letzten beiden Jahre wirklich doof waren, stellt Mr. Winter-Bates zu Recht fest, ebenso, dass es ihm gefehlt hat, auf dem “Feld” zu sein. Uns ja auch, lieber Daniel, uns ja auch.

Dann wird auch die Security nochmal richtig gefordert. Sie sähe ja ein wenig gelangweilt aus, stellt Frontmann Winter-Bates fest. Und um dem entgegenzuwirken, um ja bloß keine Langeweile aufkommen zu lassen, gibt es „Man Of Fire“. Schließlich wollen tausend Crowdsurfer als Zielmarke erreicht werden.
Zum Abschluss macht Winter-Bates noch etwas Werbung für die anstehende Tour mit AUGUST BURNS RED und fordert das Publikum auf, die Arme umeinander zu legen. Warum? Damit man zu „Cannibal“ nochmal ordentlich feiern kann, dass wir doch alle eine große Familie sind. Jaja, eine schlammige, vielleicht etwas komisch riechende und verschrobene, aber doch liebenswerte Familie.

(Sven Lattemann)

LÜT – Mobilmachung im Schlam(m)assel

18:00 – 18:30, Wera Tool Rebel Stage

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Ich beneide die Fans nicht, die im allgegenwärtigen Matsch vor der Wera Tool Rebel Stage ausharren, um den Auftritt von LÜT erleben zu dürfen. Direkt vor der Bühne, wo das sich auf der Zeltüberdachung sammelnde Wasser direkt zu Boden trieft, hat sich eine besonders üble Schweinesuhle gebildet, die konsequenterweise von allen Anwesenden gemieden wird. Zumindest bis Sänger Markus Danielsen Danjord bei Song Nummer drei von der Bühne herab ins Publikum klettert, um dort einen Moshpit anzuschieben, in dem er sich anscheinend wohler fühlt als zusammen mit den Bandkollegen auf den Bühnenbrettern. Der Stimmung tun die regelmäßigen Ausflüge ins Publikum sichtlich gut, mobilisieren sie dort doch die letzten nach anderthalb Tagen kollektiver Schlammschlacht noch verbleibenden Kraftreserven.

Die Intensität der legendären 2018er SUMMER BREEZE-Show erreicht der Auftritt heute dann aber doch nicht ganz. Damals hatte die Band aufgrund von Flugverspätung und Stau ihren Gig mit reichlich Verspätung beginnen müssen, was für eine Extraladung Adrenalin und ein noch tighteres Zusammenspiel gesorgt hatte. Doch auch das zweitbeste SUMMER BREEZE-Gastspiel von LÜT zählt zu den Highlights der diesjährigen Ausgabe. Der energiereiche Heavy-Rock und die Punk-Attitüde der Norweger wirkt ansteckend und wirkt als Weckruf für das vom Schlam(m)assel der vergangenen anderthalb Tage geplagte Publikum, das nun noch einmal seine letzten Kräfte mobilisieren kann.

(Florian Schörg)

NAVIAN, 18:30 – 19:00, Ficken Party Stage

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BENEDICTION – Lärm fickt das Wetter weg

18:35 – 19:35, T-Stage

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BENEDICTION legen heute einen Auftritt à la Grindcore-Song hin und beenden ihre Show nach dem Soundcheck mit den Worten „Thank you very much, goodnight.“ Natürlich veräppelt uns Dave Ingram nur.

Allerdings startet der Gig wirklich etwas verspätet. Dafür gleich mit zwei musikalischen Hieben vom neuen Album „Scriptures“: „Iterations Of I“ und „Scriptures In Scarlet“. Letzterer entpuppt sich live einmal mehr als gemeinschaftlicher Banger, zu dessen Groove auch einige ihre Tanzmoves auspacken.
„Hey, fuck the weather“, ruft Ingram. Meint er den Sturzregen von vorhin oder stört ihn die inzwischen wieder brennende Sonne? Egal, weiter im Set: BENEDICTION lassen einen Kracher nach dem anderen von der todesbleiernen Leine und verdeutlichen einmal mehr, dass Death Metal gleichzeitig brutal und sehr stimmungsvoll sein kann. Im Programm sind auch frühe Hits wie „Nightfear“ vom 1993er-Album „Transcend The Rubicon“.

(André Gabriel)

BLIND GUARDIAN – Schlammwhere far Beyond

19:10 – 20:30 Main Stage

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SUMMER BREEZE und BLIND GUARDIAN? Anscheinend für viele bisher eine undenkbare Kombi, sogar für die Band selbst. Zumindest erzählt das Frontmann Hansi Kürsch, als er nach dem ersten Song erläutert, warum BLIND GUARDIAN beim 25 jährigen Jubiläum des BREEZE zum allerersten Mal hier auf der Bühne stehen. Hinter mir kommentiert ein Besucher das im breitesten Ösi-Dialekt „Jo leckst mi am Oasch, sin des Deutsche? Des hab I gar net g’wusst! Normal kannst deutsche Musik ja ned anhörn!“ Ich verkneife mir jeglichen Kommentar und grinse vor mich hin.

Die Show beginnt mit einer der gewohnt cringigen Ansagen von Hansi, in der er darüber philosophiert, dass BLIND GUARDIAN wohl immer da sein müssten, wo die Sonne ist, da es aufgehört hat zu regnen und sie noch nie im Regen gespielt haben. Allerdings stellt er auch fest, dass Gummistiefel ein weit unterbewertetes Modeaccessoire sind. Das lassen wir mal unkommentiert und widmen uns viel lieber der Show. Und die hat es in sich. Das Bühnenbild kommt spartanisch daher, das Backdrop ist das Cover des „Somewhere Far Beyond“-Albums. Aber mehr brauchen BLIND GUARDIAN auch nicht, um ihr Publikum mitzureißen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Crowdsurfer zähle ich schon nicht mehr, und die leuchtenden Augen meiner Sangesgenossen in der Menge sprechen Bände, als Hansi nach drei Songs verkündet: Heute gibt es noch ein feines Schmankerl! Dieses präsentiert sich in Form der kompletten Tracklist des Albums „Somewhere Far Beyond“, wie es auch auf der 30-Jahre-Jubiläumstour geplant ist. Hinter mir tönt es begeistert von unserem Freund aus Österreich „is ja heit a Premium Set!“ Ja, das finden wir auch! Kollege Schörg neben mir ist beglückt wie ein Kind an Weihnachten und Geburtstag zusammen, und ich hoffe, dass er nach dem Konzert zumindest noch ein bisschen Stimme übrig hat, da er jedes Wort lauthals mitsingt. Da ist er aber nicht der Einzige. Als „The Bard’s Song – In The Forest“ auf der Akustik-Gitarre angestimmt wird, habe ich richtig Gänsehaut. Hansi Kürsch legt für weite Teile sein Mikro aus der Hand, hält sich die Hand hinter das Ohr und dirigiert einen riesigen Chor, der vom Bühnenrand bis nach hinten zur Fressmeile reicht.

Der „hach ja“-Moment hält aber nicht lange, schon rumpelt es wieder ordentlich, und nachdem wir das Ende der Tracklist der „Somewhere Far Beyond“ erreicht haben, gibt es nach der kurzen Info von Hansi, dass die Show CO2-neutral produziert wurde, noch drei handfeste Zugaben, die in nicht enden wollenden „Valhalla“-Chören gipfeln, die selbst dann noch weiter gehen, als die Musiker sich bereits verneigen und ihr Erinnerungsfoto für Social Media machen.

Fazit nach diesem Konzert: Blind Guardian sind greifbar und ECHT, und das ist verdammt gut so.

(Sonja Schreyer)

LIK – Feuerwerk im IKEA-Lager

19:40 – 20:25, Wera Tool Rebel Stage

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Bei ihrer Autogrammstunde am metal.de-Stand gaben sich LIK noch schwedisch zurückhaltend und kommentierten den Fankontakt mit „genau richtig“ (für alle Schwedisch-Kenner unter Euch: „lagom“ ist das Zauberwort). Kurze Zeit später lassen sie auf der Bühne aber alle Zurückhaltung hinter sich und zünden ein Old School Death Metal-Feuerwerk, das sich gewaschen hat. Kaum eine Band versteht es so gut wie LIK, den altbekannten und weithin geliebten Stockholm-Sound zu reproduzieren und dabei so schmissige Songs zu schreiben. Herrlich!

Die Ansagen von Frontmann Tomas Åkvik sind hingegen im schönsten IKEA-Werbungs-Deutsch („Ich hatte Deutsch in der Schule“) und diesem sympathischen schwedischen Singsang gehalten, dass man die Band einfach gern haben muss. So sieht das auch das Publikum, das der Band mit ordentlich Bewegung vor der Bühne und lautem Jubel nicht nur zum Abschluss des Gigs dankt.

(Eckart Maronde)

IGNITE – Eine heilende Dosis Westcoast-Hardcore

20:30 – 21:30 Uhr, T-Stage

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Sie haben zu wenig Leute im Schlammgraben vor der T-Stage? Sind Sie unglücklich im Job und mit Ihrem Leben? Dann nehmen Sie doch IGNITE. Einmal täglich Westcoast-Hardcore auf der T-Stage, am besten 10 Minuten nach einer Kaltschale und Sie vergessen den Weltschmerz, Liebeskummer, die nassen Socken und wollen gemeinsam ganze Regime stürzen. So oder so ähnlich könnte man IGNITE rezeptpflichtig verschreiben und wer nun die Befürchtung hat, der Neuzugang am Mikro, Eli Santana, würde daran etwas ändern, der hat sich geschnitten! Wo anfangs nur popelige (und damit meine ich wirklich sehr traurige) drei Reihen Zuschauer in den ersten Reihen vor dem Wellenbrecher standen, war nach der Show bis weit nach dem Cocktail-Stand wegen Überfüllung geschlossen. Es tat im Herzen gut, das mit anzusehen, denn die Truppe aus Orange County gibt alles und hat jeden – vielleicht auch neuen – Fan redlich verdient!

Zuletzt waren sie nach 2011 auch 2014 auf dem SUMMER BREEZE und seitdem hat sich einiges getan, denn neben der neuen Stimme gibt es auch ein neues Album, von welchem fünf Songs offensichtlich ziemlich gut ankommen. Levin Killkenny macht die meisten Durchsagen, lässt ordentlich (politischen und systemkritischen) Dampf ab und Eli spricht Dinge wie die Abtreibungs-Debatte und auch mentale Gesundheit und Füreinander da sein an. Man bleibt politisch bewusst, verpackt es aber wie die Songs selbst in einem positiven Gewandt und oft weiß man gar nicht, ob Eli oder auch Nik Hill nicht lieber mit den Leuten im Publikum im Circle Pit austeilen wollen.

Und man hat kurz – für genauer gesagt 17 Songs – das Gefühl, man könne die Welt wirklich verändern, vielleicht mit IGNITE. Vielleicht mit diesen fünf Musikern, die zusammen Musik machen und die Welt verändern wollen, als wäre es schon immer so gewesen. Also nehmen Sie IGNITE. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Gummistiefel oder eine Grabenschlampe Ihrer Wahl.

(Tamara Deibler)

HEAVEN SHALL BURN – Gruppendate unter brennendem Himmel

21:15 – 22:45 Uhr, Main Stage

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Am Samstag um 21:15 haben wir gefühlt alle zusammen ein Date. Ganz romantisch zusammen, bei Kerzenschein oder eben Flammenwerfern. HEAVEN SHALL BURN steht bei einigen heute ganz weit oben auf der “Must See”-Liste. Natürlich. Die Thüringer sind bereits den ganzen Sommer über auf gefühlt allen Festivals unterwegs. Also heute auch SUMMER BREEZE und wir freuen uns wie eine kleine Thüringer Bratwurst, die sich auf dem Grill dreht darauf. Gegrillt werden sicherlich auch die Wimpern und Augenbrauen in der ersten Reihe vor der Bühne, als es mit Feuer-und Konfettikanone losgeht.

Mit “My Heart And The Ocean” als Opener geht das Publikum ist sofort im Bambule- und HEAVEN SHALL BURN in den Vollgas-Modus. Heute gibt es keine halben Sachen. Warum auch? Es ist Samstag. Morgen geht es nach Hause, also geht es hier nochmal ordentlich rund. Nach wenigen Songs hat sich Fronter Marcus auch schon seines durchgeschwitzten, roten Hemdes entledigt. Wird ja auch ordentlich warm bei der Pyrotechnik, die die Band hier abfeuert. Ob “Endzeit”, “Übermacht” oder “Combat”, das musikalische Futter was die Thüringer heute in die Menge zimmern bringt von Track zu Track die Menge mehr zum feiern, grölen, mitmachen, headbangen – ach einfach alles.

Das Wetter, welches sich in den letzten Stunden erholt hat, ist auch gnädig, und so muss keiner Angst haben, dass die HEAVEN SHALL BURN´schen Wunderkerzen auf der Stage von einem Starkregen gelöscht werden. Unterm Strich also alles fein hier bei den Thüringern. Und man muss beim Anblick dieser Show einfach kopfnickend zustimmen, dass die Band einen kleinen Festival-Triumphzug in den letzten Wochen und Monaten durch die Lande durchgezogen hat. Zu recht und mit vollster Gönnung. HSB genießen ebenfalls jeden Moment, freuen sich über die Menge und nehmen immer wieder in den Pausen mit sympathischen, teilweise ironischen Sprüchen Kontakt auf. Hier, so wird immer wieder betont, geht es um das gemeinsame Feiern. Und ja, das machen wir auch.

Mit “Hunters Will Be Haunted” ist dann unter Feuerfontänen, die in die Nacht steigen, final Schluss mit der Sause und alle happy: Menge happy, HSB happy. Und wir schauen kurz nach, ob noch alle Augenbrauen dran sind.

(Jeanette Grönecke-Preuss)

AGRYPNIE, 21:35 – 22:20, Wera Tool Rebel Stage

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COMBICHRIST, 22:25 – 23:25, T-Stage

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HYPOCRISY – Die Urgewalt aus Schweden

23:25 – 00:35, Main Stage

Galerie mit 25 Bildern: Hypocrisy - Summer Breeze Open Air 2022

Es ist nicht die feine Art, einen HYPOCRISY-Bericht mit einer anderen Band zu beginnen. Ich mache es trotzdem, denn LIK haben schon tagsüber eindrucksvoll – wirklich sehr eindrucksvoll – vorgemacht, wie gut schwedischer Death Metal live funktioniert. Zwar unterscheiden sich beide Gruppen in den Details, doch die musikalische Basis ist identisch.

Bei HYPOCRISY ist natürlich alles opulenter: die große Main Stage, der sattere Sound und die Erwartungen an eine Band, die seit 1991 aktiv ist und mit Peter Tägtgren eine echte Metal-Ikone am Mikro hat. Der macht in seinem auffälligen Trenchcoat und vor dem monströsen „Worship“-Backdrop übrigens eine besonders coole Figur.

Der Sound ist eine einzige Urgewalt – und vielleicht sogar einen Tick zu laut. Weil das Meckern auf sehr hohem Niveau ist, stopfen wir uns bei Bedarf irgendwas Dämpfendes in die Ohren und lassen uns vor allem von der heftig böllernden Doublebass verhauen. Wie geschrieben: alles etwas opulenter.
Das Set von HYPOCRISY erfreut mit melodischen Death-Metal-Hymnen und superschnellen Nummern sowohl die Midtempo-Headbangenden als auch die Uptempo-Fraktion. In Songs ausgedrückt: von „Fire In The Sky“ vom 1996er-Album „Abducted“ über „War-Path“ aus dem Jahr 2005 bis zu neuen Liedern wie „Chemical Whore“ beweisen die Schweden ein glückliches Setlist-Händchen – veredelt durch den Debütalbum-Opener „Impotent God“ und den Hit „Roswell 47“.

Die Abgeh-Quote ist allgemein hoch, doch ein Typ fällt uns besonders auf: Der Begeisterte geht direkt an unserem Stand dermaßen steil, dass die Bauzäune wackeln. Irritierend ist nur, dass niemand ein frisch gezapftes Bier von uns möchte. Okay, letzter Tag, aber … hä?! Egal, Fokus auf die Hauptbühne, denn der Auftritt ist ein mehr als würdiger „Vorabschluss“ eines fantastischen Festivals!

(André Gabriel)

BORN FROM PAIN, 23:30 – 00:15, Wera Tool Rebel Stage

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CYPECORE – Klassentreffen im Schlamm

0:20 – 1:20, T-Stage

Galerie mit 22 Bildern: Cypecore - Summer Breeze Open Air 2022

Das SUMMER BREEZE 2022 neigt sich so langsam dem Ende zu. Es hat zwar schon seit ein paar Stunden nicht mehr geregnet, aber es ist alles noch irgendwie klamm und die Schritte nach vorn zur T-Stage sind weiterhin schwerfällig. Der Matsch hängt mir bis zu den Kniekehlen, es stinkt jeden Meter nach etwas Anderem und bei Höhe des Cocktail-Stands überlege ich kurz, ob ich für die nächste Stunde noch Nachschub brauche, oder ob ich nochmal kurz wohin muss. Es ist nämlich so viel los, dass ich da nachher nicht mehr problemlos herauskommen werde. Aber nee, passt. Also weiter vor, vor den Wellenbrecher, wir wollen ja noch ein bisschen Action und das ist bei der Band ja garantiert. Meine Güte, war letztes Mal – also 2017 – bei der CYPECORE-Show nicht weniger los hier?! Okay, das Intro startet, die Jungs kommen auf die Bühne und … oh, ein neuer Gitarrist! „Dissatisfactory“ startet und alle singen mehr oder weniger textsicher mit. Während ich noch etwas verhalten mitnicke, es tut ja inzwischen auch wirklich alles weh, und noch darüber nachdenke, wer genau von meinen Freunden bei meiner Erwähnung von CYPECORE das Wort „Nintendo Power Glove“ in den Raum geworfen hat, schaue ich mich um. Das sind doch alles bekannte Gesichter im Publikum, die sind mir doch alle schon bei NECROTTED, DEFOCUS und BORN FROM PAIN über den Weg gelaufen. Kennen die sich alle? Da vorne steht MUTZ, da drüben sind doch der Sänger und Gitarrist von NECROTTED, oh und die Sängerin von VERA LUX hat offensichtlich auch Spaß.

Bei meinem Live-Favorite „Dreamsmasher“ horche ich dann abrupt auf: Hat der Sänger gerade etwa einen astreinen Pig Squeal von sich gegeben?? Krass, das ist neu. Erklärt aber, wieso der vergangenes Jahr mal in der Insta-Story von Britta Görtz zu sehen war, oder war es vorletztes Jahr? Und hatte der nicht auch das Extreme Vocal Institute auf Instagram geliked? Kann sein, macht sich aber auf jeden Fall super! Generell werden die Jungs jedes Mal besser, kein Vergleich zum ersten Auftritt, den ich 2009 beim Band-Contest gesehen habe und es ist schön mit ansehen zu können, wie sie sich weiter hocharbeiten und immer mehr Leute Gefallen an den dystopischen Klängen finden. Während acht Songs später, am Ende der diesjährigen CYPECORE-Show, die letzten Töne von „Saint of Zion“ verhallen, rücke ich meinen umgebundenen Hoodie zurecht, der bei der obligatorischen Wall of Death bei „Values of Death“ einen Stock tiefer gerutscht ist. Kommt vielleicht bald ein neues Album? Eine neue Single haben sie vergangenes Jahr ja veröffentlicht und das diesjährige CYPEFEST findet im September auch statt. Naja, abwarten. Bald geht’s nach Hause, war doch ein gelungener Abschluss. Hoffentlich ist bald wieder Sommer, ich will wieder SUMMER BREEZE. Es hat gefehlt.

(Tamara Deibler)

J.B.O. – Eine Stunde in der pinken Hölle

01:00 – 02:00 Main Stage

Galerie mit 18 Bildern: J.B.O. - Summer Breeze Open Air 2022

Nach vier Jahren Pause ist endlich die pinke Hölle auf dem Infield wieder eröffnet – die Erlanger Blödelbarden von J.B.O. sind zurück! Das Publikum auf der Main Stage empfängt sie mit offenen Armen und Schlachtgesängen, und das „Blue – dabadee“ – Cover von Eiffel65 als Opener, nur mit „Pink“ im Titel, kommt auch gleich entsprechend gut an. Allerdings hat die lange Abwesenheit anscheinend einige Fans aus dem Training gebracht, was Vito schnell behebt. „Wie heiß’ ich? Vito!“ und die Menge antwortet brav „Danke, Vito!“. Es folgt das mit viel Leidenschaft vorgetragene „Metal was my first love“, was unter den Zuschauern doch für die ein oder andere gerührte Anwandlung sorgt, kann doch jeder Einzelne, der da vor der Bühne steht, den Inhalt des Songs perfekt nachvollziehen. Womit ich jedoch gar nichts anfangen kann, ist das Lied „4 Finger für 1 Hallelujah“ samt dem „4 Finger Mann und dem Langweiler“. Diese Showeinlage ist an mich verschenkt, scheint aber beim Publikum gut anzukommen. Wieder mehr Spaß hab’ ich, als Vito ein Gedicht über den Mond von Morgenstern vorträgt, was Hannes mit einem Gedicht vom „größten deutschen Dichter überhaupt“ kontert – Pumuckl nämlich! Jawoll, auch einer meiner Kindheitshelden, da bin ich voll d’accord!
Der Auftritt endet mit ungewohnt ernsten Worten, und J.B.O. bitten darum, an ihre offizielle Spielzeit noch ein Lied anhängen zu dürfen, das, wie Hannes deutlich sagt, nichts mit ihrem gewohnten Blödelkram zu tun hat. Es folgen ein paar eindringliche Worte über den Krieg in Europa und der Song „keep on rockin‘ in a free world“, womit J.B.O. wohl uns allen aus der Seele sprechen.

(Sonja Schreyer)

HAMMER KING, 01:25 – 02:10, Wera Tool Rebel Stage

Galerie mit 22 Bildern: Hammer King - Summer Breeze Open Air 2022

IGORRR – Der letzte Krach

02:15 – 03:00, T-Stage

Galerie mit 24 Bildern: Igorrr - Summer Breeze Open Air 2022

Es lässt sich darüber streiten, ob der Slot von IGORRR unliebsam oder günstig ist. Einerseits ist es immer etwas Besonderes, als letzte Band auf die Bühne zu gehen – idealerweise zieht genau dieser Fakt auch noch mal entsprechend viele Leute. Andererseits sind die Menschen nach mehreren Festivaltagen verständlicherweise müde und die Beine schwerer als so manches Riff.

Umso cleverer erscheint es, gerade IGORRR am Ende zu platzieren, denn die Band hat einen ausgeprägten Exotenstatus auf ihrer Seite, der automatisch ziehen sollte. Funktioniert: Zu spät-früher Stunde versammeln sich viele Schaulustige vor der T-Stage und feiern eine ausgelassene Abschlussparty.
Der französische Musiker Gautier Serre steht mittig auf einem Podest und wechselt immerzu zwischen dem DJ-Equipment und seiner Gitarre. Komplettiert werden IGORRR von einem Gitarristen, dem rechts neben dem Bandkopf platzierten Drummer, einem dunkel geschminkten und bemalten Sänger für die extremeren Vocals und … das war es leider, denn die sonst ebenfalls auf der Bühne agierende Sängerin Aphrodite ist heute nicht dabei – ihre Stimme kommt vom Band.

Schade, aber der einzigartige Gig ist so abwechslungsreich, dass er trotzdem gut funktioniert. Wie auch immer die Musik von IGORRR zu beschreiben ist, hier überzeugt vor allem der ganzheitliche Mix aus spektakulären Sounds, exakt abgestimmter Show und passgenauem Licht – abgerundet von einer beachtlichen Leidenschaft aller Beteiligten; das Publikum eingeschlossen. Nach „Himalaya“ und dem Solostück „Very Noise“ ist dann endgültig Schluss.

(André Gabriel)

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30.08.2022

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2 Kommentare zu Summer Breeze Open Air - Der große Festivalbericht 2022

  1. Schraxt sagt:

    An sich hat es mir als erstes Festival meines Lebens sehr gut gefallen. Ich fand jedoch, dass es zu wenige Toiletten gab. Außerdem haben die Bildschirme ziemlich von der eigentlichen Bühne abgelenkt. Auch die Lage des Haupteingangs zur Mainstage direkt hinter einer Senke war nicht unbedingt schlau, weil sich darin der ganze Schlamm gesammelt hat. Aus Geldgründen ohne Stiefel, sondern nur mit Vans da war da für mich kein Hochkommen mehr möglich. Vielleicht sollte man sich da mal eine gescheite Lösung ausdenken. Ebenso bei der Abreise, wo wir im Endeffekt drei Stunden lang standen. Vielleicht wären an der Stelle Einweiser sinnvoll gewesen. Etwas aufdringlich waren teils auch die Bierverkäufer. Ein weiteres Problem sehe ich in den 4-5 Gruppen auf dem Platz, die die ganze Zeit auf maximaler Lautstärke EDM und Saufschlager gespielt haben. Natürlich ist es ok, wenn man mal ein zwei Songs aus der Richtung abspielt, aber mir auf einem Metal Festival zwanzig Mal ein Lied über die Größe des Glieds von Finch Asozial anhören zu müssen ist dann doch zu viel. Vielleicht könnte man da über die Platzordnung was regeln. Ansonsten fand ich es aber trotzdem sehr schön.

  2. ClutchNixon sagt:

    Willkommen in einer Zeit, in der jedes größere Metal Festival mit Ballermannsauftourismus konfrontiert wird. Der Schritt hin zu immer mehr Volksfestcharakter ist allerdings ein hausgemachtes Problem. Schlammcatchen etc pp. Es tut mir leid, dass dein erstes Festival dann doch mit einigen Problemen aufwarten konnte, die einfach mal nerven. Womöglich sind kleinere Veranstaltungen inklusive intimerer Atmosphäre eher etwas für dich. Dort wollen die Leute nämlich in erster Linie Musik hören und mit ihresgleichen feiern.