45 Jahre Grave Digger
Von “Heavy Metal Breakdown” zu “The Reaper”.

Special

Grave Digger – War Games – Frontcover

„War Games“

Nach der Veröffentlichung vom zweiten Album hatten wir tatsächlich eine Tour und durften im Vorprogramm von HELLOWEEN agieren. Während des Tourens oder in unseren Proberaum sammelten wir zwischen den Scheiben Ideen für neue Songs. Die „War Games“ kam im Februar 1986 auf den Markt, keine neun Monate nach der „Witch Hunter“. Beim Vergleich der beiden LPs lässt sich die Optimierung des Aufnahmestandards gut verfolgen. Mit jeder LP wurde es Stück für Stück besser. Wir hatten mittlerweile wieder einen Bassisten mit C. F. Frank, der war richtig stark an den vier Saiten.

Das Studio haben wir ebenfalls gewechselt. Es ging nach Hannover in das Horus Sound Studio von Frank Bornemann, dem Bandgründer von ELOY. Wir hatten mittlerweile unseren Hang zum Kiffen entdeckt, was auch dem Studioinhaber entgegenkam mit seinen entsprechenden Quellen. Wir konnten direkt in Räumlichkeiten an dem Studio übernachten. Als Produzent arbeiteten wir mit Jan Němec, der leider bereits verstorben ist. Das Cover ist aus meiner heutigen Sicht der totale Abstieg. Mehr 80er Klischee ging nicht und dazu ist das Ding schlecht gezeichnet. Der Fotograf kam dann zu uns und nahm uns mit in eine Schlachterei. Dort schminkte uns jemand und wir haben uns mit den Bildern auf dem Backcover einfach nur lächerlich gemacht. Das ganze Cover Artwork war einfach nur schlecht.

Dafür hatten wir erstmals sowas wie ein Konzept. Die zweite Seite der LP dreht sich um den Atombombenabwurf auf Hiroshima. Die Lieder selbst waren durchwachsen. Das jugendliche, eher ungestüme der ersten beiden Veröffentlichungen wurde mehr durchdacht. Wir setzten mit Michael Flechsig einen Backgroundsänger ein, der später bei der Band ZENO die Vocals übernahm. Michael hat für die Chorpassagen gesorgt und insgesamt wurde der ganze Prozess professioneller. Die Tracks haben wir in den Monaten zwischen den Aufnahmen zusammengebaut. Zu einem Riff eine Textzeile, dann ein Refrain und anschließend haben wir die Einzelteile zusammengebaut. Das Songwriting war damals unbekümmert und mit einem gewissen jugendlichen Draufgängertum. Bei der „War Games“ haben wir uns erstmals etwas mehr Gedanken über Texte gemacht.

Es folgt eine Tour mit CELTIC FROST, GRAVE DIGGER und HELLOWEEN, wovon nur GRAVE DIGGER jeden Abend spielte. Die anderen beiden Bands hatten Probleme mit ihren Sängern. Entweder konnte Kai Hansen aus diversen Gründen nicht auftreten oder Tom G. Warrior war unpässlich.

Grave Digger – War Games – Backcover

Galerie mit 19 Bildern: Grave Digger - Keep It True XXIV 2024

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Quelle: Interview mit Chris Boltendahl / Grave Digger
30.01.2025

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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