Opeth
"Ich bin ein ziemlicher Fan der frühen HELLOWEEN-Alben" - Interview mit Fredrik Åkesson

Interview

„Garden Of The Titans“ nennt sich das neue Live-Album von OPETH – die Aufzeichnung eines eindrucksvollen Konzerts in dem Red Rocks Amphitheater in Denver, Colorado, USA. Anlässlich der Veröffentlichung des neuesten Werks der Schweden konnten wir Gitarrist Fredrik Åkesson ein paar Fragen stellen: Zu dem aufgezeichneten Auftritt, Live-Gigs im Allgemeinen und den Zukunftsplänen von OPETH. Aber lest selbst!

Das Red Rocks Amphitheater ist eine eindrucksvolle Location, die bereits JETHRO TULL und THE GRATEFUL DEAD beherbergt hat. Wie kam dazu, dass ihr diese Bühne für eine Live-Aufzeichnung ausgewählt habt?

Nun, man kann nicht bestreiten, dass Red Rocks wirklich etwas Besonderes ist. Und es passte hier einfach: Es war der Abschluss unserer Tour, wir waren in guter Form und dann kam diese Idee auf. Und wir haben gesagt: Auf geht’s!

Erinnerst du dich an den Auftritt im Mai 2017? Wird das Live-Album dem Auftritt gerecht?

Das war schon eine besonderer Auftritt, den kann man einfach nicht vergessen. Zunächst hast Du dieses Umfeld, dieses Szenario. Wir sind aufgewacht an dem Tag und das Wetter war eigentlich ziemlich nett. Tagsüber wurde es dann richtig heiß und Abends lausig kalt: Wir hatten null Grad. Und man sieht es auch im Set: Da zog plötzlich ein Sturm auf. Da mussten einige Leute auf der Bühne ziemlich viel Zeug festhalten. Das werde ich nicht vergessen. Es ist so kalt und wir fragten uns: Wollen wir das wirklich machen? Aber es stand soviel auf dem Spiel, wir hatten die Filmcrew da, wir haben eine Menge investiert und dann willst du auch das Bestmögliche draus machen. Und als wir uns das dann interher angeschaut haben, da dachten wir: Das war ja wirklich nicht so schlecht, das haben wir eigentlich ganz gut gemacht…

OPETH – Live at Red Rocks Amphitheatre

Gerade „In My Time Of Need“ kommt richtig stark rüber… Schaust Du eigentlich selbst Auftritte von OPETH im Anschluss an?

Das mache ich zugegebenermaßen ziemlich selten. Aber hier musste ich selbst mal genauer hingucken: Gerade „In My Time Of Need“ ist wirklich gut geworden, mit dem Publikum im Hintergrund mitsingend, das ist schon sehr atmosphärisch. Das macht echt Spaß sich anzuhören.

Ansonsten gucke ich wirklich nicht jeden Gig auf YouTube, aber gelegentlich schaue ich schonmal nach, was man selbst so verbessern kann.

OPETH bespielt ja regelmäßig besondere Locations – alte Kinos, Theater. Was ist der Unterschied zwischen einem sitzenden Publikum in einem speziellen Rahmen und einem Club oder einem Sommerfestival?

Oh, wir mögen es schon in einem Club zu spielen (lacht). Wenn die Menge steht, dann ist das immer besser für das „Metal-Feeling“. Aber manchmal ist es nett auch mal was anderes zu probieren. Besonders in größeren Städten kann man auch mal eine andere Location ausprobieren. Und es ist schön, dabei ein bisschen variabel zu bleiben: Für das Publikum und uns. Wir investieren dann natürlich extraviel Mühe und besondere Locations sind meist auch teurer. Dann machen wir weniger Profit, aber das Ergebnis ist den Aufwand wert, um einen besonderen Abend zu bekommen.


OPETH – Live at Red Rocks Amphitheatre

Wo wir über das Live-Spielen reden: Vor welchen Song hast du den meisten Respekt ihn live zu spielen – wenn es einen solchen gibt?

Das hängt davon ab, wie oft man den Song gespielt hat. Am Anfang einer Tour sind das die Songs, die man noch nicht hunderte Mal live gespielt hat, wenn du ein neues Album hast, dann dauert es bestimmt zehn Auftritte lang, bis die neue Setlist wirklich eingeschliffen sind, bis die Songs in deinem muskulären Gedächtnis sitzen. Ich glaube, das neue Album, an dem wir gerade arbeiten, wird wirklich herausfordernd. Wenn ich etwas erlerne, dann geht das immer ein Abschnitt nach dem nächsten, und dann füge ich das zusammen, um nicht zuviel Stress zu haben.

Wenn es dann einmal drin ist, dann ist es auch nicht mehr schwer zu spielen – es sei denn, du hast den Abend vorher zu hart gefeiert und zu viel getrunken. Deshalb versuche ich auch davon fern zu bleiben (lacht). Zumindest von dem harten Schnaps bleibe ich fern und nur ein paar Bier sind drin. Es sind gar nicht die komplizierten Riffs, die so schwer sind, sondern zum Beispiel die „Fingerpicking“-Parts. Und wenn deine Finger zucken, weil du zuviel getrunken hast am Vorabend, dann wird das nichts. Ich erinnere mich an einen Auftritt in Deutschland, auf der Loreley, da haben wir den Abend vorher etwas auf den Putz gehauen. Und dann gab es meine „Fingerpicking“-Parts – ich glaube sogar bei „In My Time Of Need“, oder „Hope Leaves“ vielleicht, da fing ich plötzlich an zu verkrampfen. Dann brach der Schweiß aus und ich dachte: „Puh, da habe ich wohl zuviel getrunken gestern Abend“. Wir haben den Song ordentlich gespielt, aber da dachte ich: Den Fehler machst du nicht nochmal. Das ist nicht fair gegenüber dem Publikum, und du schießt dir doch ins eigene Knie.

Aber wenn Du die Songs kennst und dich entspannen kannst, dann läuft das schon. Ich versuche einfach eine schöne Zeit auf der Bühne zu haben.

Habt ihr eigentlich die Gelegenheit als Band gemeinsam zu proben? Ist das überhaupt nötig?

Naja, Mikael (Åkerfeldt; Anm. der Red.) und ich treffen uns, wenn wir neues Material aufnehmen – hoffentlich Ende Oktober diesen Jahres. Wir spielen dann die Gitarrenparts ein und verschicken normalerweise die Demotapes, damit jeder seine Hausaufgaben machen kann. Üblicherweise brauchen Martin Mendez und Martin „Axe“ Axenrot – Bass und Schlagzeug – dann ein paar Wochen um die weiteren Grundlage für das Album zu legen. Diesmal hatten wir allerdings ein Meeting, und entschieden, gemeinsam zu proben. So bekommst du das Gefühl, wie wenn du eine Tour beginnst, nach ein paar Gigs ist alles in deinem muskulären Gedächtnis, du nimmst alles anders wahr. Wenn kleine Änderungen zu machen sind, oder Details ausgearbeitet werden müssen. Es ist gut, dass wir das diesmal so machen. Das wird sicher auch Studio-Zeit sparen, denn wenn alle ihre Parts kennen, und alles sitzt, dann gehst du mit einer anderen Stimmung ins Studio. Selbstbewusster, irgendwie.

OPETH-Gitarrist Fredrik Åkesson

Schaust du dir selbst auch gern Konzerte an?  Wer oder was hat dich in letzter Zeit live überzeugt?

Oh, ich gucke mir gern andere Shows an. Die letzte Show, die ich gesehen habe, war auf den „Tons Of Rock“ in Norwegen, wo wir auch selbst gespielt haben. HELLOWEEN haben gespielt, die Pumpkins United mit Michael Kiske. Das war wundervoll. Ich bin ein ziemlicher Fan der frühen HELLOWEEN-Alben – das war ziemlich nostalgisch und echt lustig.

Und ALICE IN CHAINS habe ich in Stockholm gesehen. Toller Sound, toller Auftritt. Das neue Album ist ziemlich heavy und die haben einen tollen Gitarrenklang, behaupte ich. So als Gitarren-Nerd. (lacht)

Nach einer Live-Veröffentlichung bleibt die Frage nach einem neuen Album. Wie sieht es aus mit einem Nachfolger für „Sorceress“?

Ja, der Nachfolger kommt. Wir haben alle die Demos, haben ein Menge Soli aufgenommen. Wir haben aktuell zwölf Songs, mehr als das Album eigentlich braucht. Eine Stunde und 20 Minuten Musik. Aber es fühlt sich gut an, es wird ein ziemlich komplexes Album. Derzeit übt jeder die Songs, wir freuen uns schon aufs Proben (lacht).

Nachdem ihr euch 2018 ziemlich rar gemacht habt auf der Bühne: Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?

Eine Tour zum neuen Album ist auf jeden Fall geplant. Der Zeitplan steht noch nicht, aber hoffentlich können wir das neue Album im ersten Quartal 2019 rausbringen. Dann kommt vielleicht eine Tour im Frühjahr in den USA, dann Sommerfestivals in Europa, dann eine Headlinertour in Europa im Herbst. Also drückt die Daumen, dass das alles klappt. Wenn wir umplanen müssen – wir haben seit letzem Jahr November nicht wirklich getourt, da fängt es schon an zu kribbeln. Mikael hat bereits gesagt, er würde zum neuen Album gern mehr touren. Also könnte es sein, dass wir eine Menge touren werden… (lacht)

Und in zehn Jahren headlined ihr dann das HELLFEST gemeinsam mit GHOST?

Ich glaube, die Metal-Szene verändert sich, das stimmt schon. Viele der alten Bands ziehen sich zurück, treten nicht mehr auf. Aber wir könnten da dann aushelfen… (lacht)

Danke für das Gespräch! Hast Du noch ein paar Abschlussworte für unsere Leserschaft?

Ich hoffe natürlich, ihr mögt unser neues Live-Album. Wir sind zufrieden damit, der Sound ist echt gut geworden. Und wir sehen uns „on the road“ – sobald wie möglich!

Galerie mit 34 Bildern: Opeth - Evolution XXX - Opeth by request 2022 in Berlin
02.12.2018

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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