Rock Star Lesson
mit Rafael Salzmann von ELUVEITIE

Interview

Generell bietet sich also der Unterricht im kleinen  Rahmen mehr an, als in einer großen Gruppe. Darüber hinaus ist es für viele Schüler sicherlich ein besonderer Anreiz, mit jemandem in persönlichen Kontakt zu kommen, den man kennt und auch schon auf einer Bühne gesehen hat. Wie siehst Du das?

Ja natürlich. Es kommen auch immer mal wieder Anfragen von Leuten, die einen bestimmten ELUVEITIE-Song lernen möchten.

Wie lange spielst Du schon Gitarre?

Seit ich achtzehn, nein siebzehn bin. Ich habe  zwar sehr spät begonnen, aber mittlerweile spiele ich auch schon mein halbes Leben. Meine Eltern hat es damals ziemlich auf die Palme gebracht als sie hörten, dass ich mit siebzehn noch Gitarrist werden will. Aber ich habe einfach Gas gegeben, so dass ich nur fünf Jahre später an der Hochschule und dann nochmal drei Jahre später bei Elu angefangen habe. Also hat schon alles irgendwie gut funktioniert.

Die unvermeidliche Frage: Warum ausgerechnet die Gitarre? Vielen Neueinsteigern wird nachgesagt, dass das Instrument nur ein Mittel zum Zweck ist, sprich um Mädels zu beeindrucken und auf dem Schulhof den Mucker geben zu können… Wusstest Du immer schon, dass Du Profi-Gitarrist werden willst?

Ja, schon. Mir wurde früh klar, dass ich in einem “normalen” Job nicht gut aufgehoben wäre. Bitte nicht falsch verstehen. Aber als ich dann mit JIMI HENDRIX, LED ZEPPELIN und diesen 60er-Jahre-Sachen konfrontiert wurde, fand ich das einfach so geil und es war klar, dass ich diesen Weg einschlagen wollte. Den Mädels-Ansatz kann ich zwar nachvollziehen, aber das wäre niemals im Verhältnis zu dem Aufwand gestanden, den ich betreiben musste. Wenn man so spät anfängt, ist es teilweise schon grenzwertig wie viele Sommer man einfach im Keller verbringen muss und das Tageslicht nicht zu sehen bekommt, nur um zu üben.

Was hat Dich neben der Musik aus den 1960ern noch beeinflusst?

Irgendwann bin ich bei Post-Rock-Bands wie BIFFY CLYRO gelandet. Das finde ich zum Beispiel auch heute noch richtig geil. Letztlich habe ich natürlich viel Metal gespielt und war mit einer Country-Band im Studio. Ich wollte schon viele verschiede Stile ausprobieren. Eigentlich war ich immer offen für alles, was so auf mich zukam. Als ich bei Elu eingestiegen bin hat sich das aber verändert. Das ist einfach ein Full-Time-Job.

Konzertfoto von Eluveitie - Wacken Open Air 2019

Für einen Gitarristen decken genau diese Stile schon sehr viel ab. Aber gibt es, bei aller Offenheit auch Musikrichtungen, die Du kategorisch ablehnst?

Ach, bestimmt. Mit Elu zum Beispiel hatte ich mich früher gar nicht so beschäftigt. Als ich das Angebot erhielt als Gitarrist einzusteigen, fand ich es natürlich super. Auf Tour gehen und das ganze. Als ich mir die Musik dann genau anhörte fand ich es mega cool. Mit einer anderen Band aus dem Bereich hätte es vielleicht gar nicht funktioniert, weil der musikalische Fokus nicht auf den Gitarren liegt. Bei ELUVEITIE ist dieser Faktor aber definitiv enthalten und die Gitarre ist präsent.

Zusammengefasst würde ich also sagen, wenn ich die Musik nicht mag, würde ich sie nicht spielen. Dann wäre das nur ein Job, aber es muss mich catchen.

Wie viele Gitarren besitzt Du?

Ich musste erst kürzlich für ein Interview nachzählen: Es sind fünfundzwanzig.

Sammelst Du auch ausgefallene Stücke oder handelt es sich ausschließlich um Werkzeuge, die Du für Dein Handwerk benötigst?

Nein, ich behalte wirklich nur die Instrumente, die ich verwende. Da tauscht man auch mal was aus. Daneben besitze ich auch noch ein paar Bässe, eine Mandola, eine Mandoline. Aber natürlich sind das für mich schon besondere Instrumente. Ich habe zum Beispiel eine 72er Stratocaster, eine 74er Tele und eine Düsenberg. Live würde ich diese Gitarren nicht spielen, da greife ich auf etwas günstigere Varianten zurück. Gerade auf Flughäfen weiß man nicht immer, wie die Leute damit umgehen.  Aber im Studio wird auf jeden Fall alles verwendet, was ich habe.

Viele Gitarristen haben vor Auftritten mit Lampenfieber zu kämpfen, das zu Verkrampfungen oder schwitzenden Händen führt. Darunter leidet dann nicht selten der Auftritt. Hast Du ein paar Profi-Life-Hacks für alle Gitarristen, die mit ähnlichen Symptomen zu kämpfen haben?

Puh. Das ist echt schwierig. Mein erster wirklich großer Auftritt war für eine Band im Rahmen eines Musicals. Ich stand noch nicht einmal sichtbar auf der Bühne, aber meine Hände zitterten so sehr, dass ich kaum die Anfangsakkorde greifen konnte. Tatsächlich glaube ich, dass sich das erst einstellt, wenn man eine gewisse Routine besitzt. Inzwischen bin ich nicht mehr aufgeregt, aber das hat schon etwa sechshundert Shows benötigt. Ich kenne aber eine Menge Musiker, die sind auch nach tausend Gigs noch sehr aufgeregt. Leider kann ich keine guten Tipps geben, die hätte ich damals selbst gebrauchen  können (lacht).

Vielleicht hilft es auch einfach, dass man sich bestmöglich vorbereitet, viel probt und einfach seine Parts drauf hat und damit selbstsicherer wird.

Vielen Dank für Deine Zeit und den tollen Unterricht!

Immer sehr gerne, mach´s gut.

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22.01.2021

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