Saxon
"Wenn Paul Ideen hat, dann sind die jederzeit willkommen."

Interview

SAXON liefern das 26. Studioalbum in der langen Bandgeschichte aus. Es hat sich aber etwas entscheidendes verändert: „Hell, Fire And Damnation“ ist das erste Studioalbum, wo Paul Quinn nicht mehr als offizielles Bandmitglied geführt wird. Dafür ist der DIAMOND-HEAD-Gitarrist Brian Tatler bei SAXON aktiv. Viele Fragezeichen begleiten das neue Album. Bandchef Biff Byford stand uns für eine Fragerunde zur Verfügung und erklärt die Situation und vieles mehr.

Saxon – Hell Fire And Damnation – Cover Artwork

Hallo Biff, vielen Dank für Deine Zeit. Wenn wir gemeinsam auf die vergangenen Jahre zurückblicken, dann liest sich das wie folgt: März 2021 „Inspirations“, Juli 2021 das erste HEAVY WATER-Album, Februar 2022 „Carpe Diem“, März 2023 „More Inspirations“, September 2023 das zweite HEAVY WATER-Album, Januar 2024 folgt nun „Hell Fire And Damnation“. Dazu warst Du mit SAXON noch in der ganzen Welt unterwegs. Bist Du ein Workaholic?

Diese Frage und Sichtweise habe ich bereits mehrfach gehört. Es geht darum, dass eine Band in einen gewissen Produktionsfluss kommen muss.  Wir haben gerade ein paar gute Jahre und einige Ideen, die dann zu einer Menge Arbeit geworden sind. Wir sind aber mehr als nur zufrieden, dass wir die Konzerte spielen und die ganzen Alben veröffentlichen durften.

Zwischen der „Thunderbolt“ und „Carpe Diem“ waren circa sechs Jahre Pause, natürlich auch wegen der Pandemie. Zwischen „Carpe Diem“ und „Hell Fire And Damnation“ aber gerade einmal zwei Jahre. Wann hat SAXON mit dem Songwriting Prozess angefangen?

Wir wollten ursprünglich das kommende Album bereits im November veröffentlichen. Kurz nachdem Paul sich vom Tour-Leben verabschiedet hat, kam die Tour mit JUDAS PRIEST zustande. Wir fanden das Tour-Paket großartig und waren der Meinung, dass wir auf der Tour mit JUDAS PRIEST auch ein neues Album präsentieren sollten. Wir haben ungefähr ab Juni 2023 uns intensiv mit dem Songwriting für „Hell Fire And Damnation“ beschäftigt. Wir haben viele Teile des Albums während der Festival-Saison geschrieben. Wir waren in einem Hotel in Deutschland, wo wir ein Kino zur Verfügung hatten. Das Kino haben wir für unsere Song-Writing-Sessions genutzt. Wir sind immer von dem Hotel zu den Festivals gereist und dann wieder ins Hotel zurückgekehrt. Den Bass und die Drums hatten wir relativ schnell aufgenommen. Es folgten die Vocals und dann die Gitarren, wo Brian einige gute Ideen eingebracht hat. Wir haben während der gesamten Sommerzeit, von Juni bis August, kontinuierlich an dem Album gearbeitet. Den ersten Song, den wir gemeinsam mit Brian geschrieben haben, war der Titeltrack „Hell Fire And Damnation“. Am 15. Oktober waren wir mit dem gesamten Album fertig, sodass wir zur 2024er Tour auch ein neues Album präsentieren können.

 „Wenn Paul Ideen hat, dann sind die jederzeit willkommen“

Biff, bitte erläutere uns die Situation bezüglich Brian und Paul. Paul spielt die Gitarrenparts bei zwei Songs auf „Hell Fire And Damnation“, alles andere kommt von Brian. Ist Brian ein offizielles und vollständiges Bandmitglied von SAXON? Ist Paul eine Art Backup?

Ja, Brian ist ein vollständiges Bandmitglied von SAXON. Wir müssen die Umstände so annehmen wie sie sind. Paul hat entschieden, sich von Band- und Tour-Leben zurückzuziehen. Paul war nicht mit dabei, als wir während des Festival-Sommers am neuen Album gearbeitet haben. Brian hat die Rolle übernommen und sich auf den Festival-Shows und dem Writing- und Produktionsprozess eingebracht. Aber wenn Paul für das nachfolgende Album Ideen hat, dann sind die natürlich willkommen. Wir wissen nicht, wie sich Dinge entwickeln und reagieren entsprechend auf die Veränderungen.

Wir vermissen alle Paul. Wir haben eine sehr lange Zeit gemeinsam Musik gemacht. Aber die Zeit dreht sich weiter und die Prozesse innerhalb der Band gehen weiter. Wenn Paul Ideen hat, dann sind die jederzeit willkommen. Die Band-Tür wird für ihn immer offenstehen.

Wird Brian DIAMOND HEAD weiterführen?

Ja, ich denke schon. Für 2024 wird er jedoch kaum die Zeit dafür haben. Wir sind mit Konzerten, Festivals und Touren stark gebucht.

Lass und zum neuen Album springen und den ein oder anderen Song und deren Lyrics. Du hast mit „Fire And Steel“ eine Hommage and die Stahlstadt Sheffield geschrieben. Was hat Dich auf die Idee gebracht, der Stadt Sheffield und den Menschen, die dort leben, einen Song zu widmen?

Meine ursprüngliche Idee war einen Song über Island zu schreiben. Das wäre dann eher „Fire And Steam“ gewesen. Wir hatten aber „Age Of Steam“ bereits auf der „Carpe Diem“. Wir haben innerhalb der Band uns verschiedene Ideen zugeworfen, da wir gerne einen Song mit Stahl auf der Scheibe haben wollten. So sind wir auf Sheffield gekommen, eine Stadt die berühmt ist für Stahl. Es ist auch eine Hommage an unsere Heimatregion und die Menschen, die Sheffield prägen. Ich finde, das ist ein sehr gelungener Track.

„Radio Caroline hat von einem Schiff aus gesendet“

Ein weiterer Song, wo mich die Lyrics sehr angesprochen haben, ist “Pirates Of The Airwaves“. Da geht es unter anderem um Radio Luxemburg. War das ein englischsprachiger Sender? Wir hatten den Sender in Deutschland ebenfalls in den 70ern. Was war Radio Caroline?

Ja, in England war es ein englischsprachiger Sender. Aber hier geht es mehr um die 60er Jahre. Als ich ein Junge war, waren alle Radiostationen mit der BBC verbunden. Es gab keinen Radiosender, der zum Beispiel die Rolling Stones gespielt hat. Radio Luxemburg wurde bei den Jugendlichen sehr schnell bekannt und berühmt. Das sorgte am Ende dafür, dass die BBC ein Programm für junge Menschen einführte. Das war in den 60ern im konservativen England fast eine Revolution. Die jungen Menschen hörten alle Piraten-Sender, weil es dort die Musik zu hören gab, die die BBC nicht spielte.

Radio Caroline hat von einem Schiff aus gesendet. Das war irgendwo in der Nordsee und benötigte daher keine Lizenz. Wenn ein Radiosender mehr als 50 Meilen von der Küste entfernt war, dann mussten die sich nicht an die Spielregeln der BBC halten und konnten das Programm so gestalten, wie die Verantwortlichen es wollten.

Später in den 80ern, speziell in Deutschland, war BFBS ein Sender, der die Musik aus England nach Europa getragen hat. Der Sender sorgte dafür, dass die US- und UK-Soldaten, die im Ausland stationiert waren, die Musik aus England hören konnten. Aber natürlich haben auch die normalen Bürger im Land, zum Beispiel in Deutschland, den Sender gehört. Das war ein großer Durchbruch für die englischen Bands in den 80er Jahren bezüglich der Verbreitung der Musik.

Lass uns kurz zum Video mit AMON AMARTH kommen. „Saxons And Vikings“ ist ein großartiges Video. Wer ist auf die Idee gekommen, die beiden Bands in das Video zu integrieren?

Wir haben gemeinsam den Song geschrieben, Johan (Johan Hegg, Sänger AMON AMARTH, Anmerkung der Redaktion) hat den Wikinger-Part übernommen, ich habe die Lyrics zu den Sachsen beigetragen. Wir sind gemeinsam ins Studio gegangen und haben den Song aufgenommen. Paul hat einige Gitarren-Solis beigetragen und circa zwei Monate später kam die Idee mit dem Video. Wir fanden die Idee gut und haben zugesagt. Das Video haben wir in Polen aufgenommen und der gesamte Videodreh hat sehr viel Spaß gemacht, unter anderem das Hantieren mit den Äxten und den Schildern aus vergangenen Zeiten.

Paul ist ebenfalls auf dem Video zu sehen, er und Doug (Doug Scarratt, Gitarrist SAXON, Anmerkung der Redaktion) sind mit mir mitgekommen zum Videodreh. Ich bin mit Paul nach wie vor in guten Kontakt, wir haben gerade gestern miteinander gesprochen. Es ist wie es ist, Paul kann keine langen Shows mehr spielen und das Touren mit der Band geht gesundheitlich nicht mehr so wie früher. Ein Videodreh, das geht dann schon noch.

Kannst Du Dir vorstellen, dass Johan Hegg gemeinsam mit SAXON den Song live spielt?

Ich weiß nicht, aber möglich ist es natürlich, wenn wir auf dem gleichen Festival sind. Das wäre eine echte Überraschung für die Fans.

Ein kurzer Blick noch in die Zukunft: JUDAS PRIEST haben 1974 ihr Debüt “Rocka Roller” veröffentlicht. Kannst Du Dich noch erinnern, wann Du Rob Hallford und seine Band das erste Mal getroffen hast? Wie wichtig war JUDAS PRIEST für die Entwicklung von SAXON?

Wir haben JUDAS PRIEST erstmalig 1980 getroffen. Wir waren auf der „Wheels Of Steel“-Tour und JUDAS PRIEST waren mit der „British Steel“ unterwegs. Wir haben JUDAS PRIEST auch mehrfach bei TV-Sendern getroffen. Halford und Co. haben “Breaking The Law” aufgenommen, wir “Wheels Of Steel”. Wir haben einen guten und langen Kontakt.

In den 70ern war JUDAS PRIEST in Birmingham, wir in Yorkshire und wir sind nicht in die gleichen Kneipen gegangen. JUDAS PRIEST war Ende der 70er Jahre bereits eine große Band, da wollten wir erst noch hin. Wir haben IRON MAIDEN mehrfach auf Touren Ende der 70er getroffen. JUDAS PRIEST war damals uns und auch IRON MAIDEN ein gutes Stück voraus.

Wie sieht es denn mit Festivals und SAXON in Deutschland aus? URIAH HEEP und auch JUDAS PRIEST haben einige Daten bereits veröffentlicht, SAXON bisher nicht. Kommt da noch was?

Es ist noch nicht zu spät, es hängt oft an den Agenturen, bis ein Festival bestätigt wird. Wir spielen auf jeden Fall eine Menge an Festivals im Jahr 2024. Ich denke, da wird noch was kommen. Wacken spielen wir 2024 nicht. Warum wir in Deutschland noch auf keinem Festival bestätigt sind, kann ich nicht genau sagen.

Biff, vielen Dank für Deine Zeit. Die berühmten letzten Worte sind bei Dir.

Hört euch unser neues Album an, dass am 19. Januar veröffentlicht wird. Ich denke, „Hell, Fire And Damnation“ ist eines unserer besten Alben der vergangenen Jahre. Es wäre großartig, wenn ihr zu unseren Konzerten mit JUDAS PRIEST und URIAH HEEP im Frühjahr und Sommer 2024 kommen würdet.

 

Galerie mit 26 Bildern: Saxon - Metal Masters Tour 2024 in Frankfurt
Quelle: Zoom Interview mit Biff Byford
13.01.2024

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