Blind Guardian
The God Machine Tour 2023 Part II

BLIND GUARDIAN, The God Machine Tour 2023 in Hamburg, 13.10.2023

BLIND GUARDIAN mit der The God Machine Tour 2023 auf einem Freitagabend in Hamburg: Diese Terminwahl entpuppt sich für Hansi Kürsch und seine Mitstreiter als sehr gut. Die Show ist seit Monaten ausverkauft und entsprechend groß ist rund um die Große Freiheit 36 der Andrang. Der Laden hat eine ewig lange Tradition, ist aber an Wochenenden mit einem Makel versehen. Da nach dem BLIND GUARDIAN-Gig noch eine weitere Veranstaltung ab circa 22.30 Uhr läuft, bedeutet das eine sehr frühe Anfangszeit für das heutige Konzert. Bereits vor 18 Uhr öffnen sich die Tore für den Einlass, der Opener startet bereits vor 19 Uhr.

Was qualifiziert DAWN OF EXTINCTION als Opener für die The God Machine Tour 2023?

Der Bandname DAWN OF EXTINCTION dürfte kaum einen der anwesenden Metalheads ein Begriff sein. Das Quartett kommt aus Spanien und spielt einen Mix aus Death Metal, Thrash Metal und Metalcore. Seit 2013 lärmt sich die Band durch Clubs und Festivals. Zu dem Slot mit BLIND GUARDIAN in Deutschland sind die Herren durch ihren Support für die Krefelder Band in Spanien gekommen. Klar, für BLIND GUARDIAN einen passenden Support zu finden, das ist alles andere als einfach. Hier haben sich die Organisatoren des zweiten Teils der Tour wohl gedacht, dann nehmen wir halt einen musikalisch völlig unpassenden Opener, der mit entsprechenden Unterhaltungspotential aufwarten kann.

Unterhaltungswert ist dem Quartett definitiv gegeben, sogar einen Circle Pit bekommen die Spanier mit dem BLIND-GUARDIAN-Fans zur frühen Stunde hin. Sieben Songs präsentiert die Truppe, die sich genauso gut auf einem Modern Metal oder Metalcore-Gig machen würde. Etwas mehr als eine halbe Stunde unterhalten DAWN OF EXTINCTION das Hamburger Publikum und liefern nicht unbedingt einen hochklassigen, aber kurzweiligen, Gig ab.

BLIND GUADIAN haben eine Premiere für das Hamburger Publikum

Galerie mit 23 Bildern: Blind Guardian - The God Machine Tour 2023 in Stuttgart

Bereits vor dem Gig gibt es ein unnötiges Ärgernis in der Großen Freiheit 36. Menschen im Rollstuhl dürfen sich nicht direkt vor der Absperrung zur Bühne platzieren und werden von der Security entfernt. Auch die Möglichkeit, die Rollstuhlfahrer an dem Rand des Fotograbens zu setzen, wird in der Großen Freiheit 36 nicht genutzt. Hier sollten die Betreiber der Lokation mal einen Blick in die Markthalle werfen, wie dort mit Menschen im Rollstuhl umgegangen wird. Einmal mehr erweist sich die heutige Lokation als kommerzielle Adresse, wo vor allem der Rubel rollen soll. Die Begründung, dass Crowdsurfer Probleme bereiten könnten, ist kaum nachvollziehbar. Die treffen meistens in der Bühnenmitte ein, und nicht an den Bühnenrändern.

Ein weiteres Phänomen ist die Sauerstoffarmut. Klar, es ist warm und feucht draußen, aber in der Lokation herrschen Sauna-Temperaturen, bevor BLIND GUARDIAN überhaupt auf der Bühne stehen. Gegen kurz vor 20 Uhr ist es dann soweit. Hinter einem Vorhang verbergen sich zunächst die Protagonisten, mit dem Ende des Intros fällt der Vorhang und die Herren starten mit „Imaginations From The Other Side“, einen der großen Klassiker. Auf Betriebstemperatur musste das Publikum nicht gebracht werden, der Schweiß läuft vor der ersten Minute in Strömen. Es folgt der erste Teil der Erzählstunde von Hansi Kürsch, der zurecht erkennt, dass BLIND GUARDIAN die heißeste Show heute auf dem Kiez ist. Auch auf der Bühne herrschen Temperaturen fast wie in einem Kochtopf, sodass die Saitenarbeiter André Olbrich und Marcus Siepen ständig zum Handtuch greifen, Drummer Frederik Ehmke hat gleich auf Oberbekleidung verzichtet. „The God Machine“ soll supportet werden, „Blood Of The Elves“ ist der erste von drei Songs des 2022er Albums. Eine Weltpremiere gibt es am heutigen Abend: „Secrets Of The American Gods“ präsentieren die Herren überhaupt erstmals live auf der Bühne während der 2023er Tour. Die Nummer hat Klassiker-Potential und wird von dem enthusiastischen Publikum entsprechend abgefeiert. Zum Luft holen in der Hitze eigenen sich die ruhigeren Tracks, hier allen voran „Skalds And Shadows“, ein Lied, das es nicht so oft live zu bewundern gibt.

Das „Majesty“ nach dem 2022er Gig in Hamburg-Wilhelmsburg heute im Set ist, verwundert wenig. Auf der Somewhere Far Beyond-Tour sang das Publikum in den Pausen zwischen den Songs immer wieder den Refrain, sodass Kürsch und Co. nach der Zugabe auch noch „Majesty“ spielten. Das hat anscheinend bei der Band Eindruck hinterlassen und Kürsch leitet mit den Worten zu dem Song über, dass BLIND GUARDIAN einige Klassiker spielen muss, welche fast schon in persönlicher Vergessenheit geraten sind, aber die Fans vergessen die Songs nicht. Das Ding entpuppt sich erneut als Highlight und selbst Crowdsurfer kommen in der Mitte vor der Bühne an. Die weiteren Klassiker sind soweit bekannt, „The Bard’s Song“ wird textsicher vom Publikum intoniert, bei der Zugabe sorgt „Valhalla“ für Interaktionen zwischen Band und Publikum. Mit „Mirror Mirror“ enden die 110 Minuten BLIND GUARDIAN in der Großen Freiheit 36.

Sondtechnisch ist die Große Freiheit 36 von den Räumlichkeiten eher suboptimal. Auf zwei Ebenen kann gestanden werden, entsprechend gibt es Stützpfeiler und ähnliches, sodass der Sound nicht an jeder Stelle der Lokation gleich ist und sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Aber auch der ein oder andere Soundmix kommt etwas schräg rüber. Ein Beispiel sind die einsetzenden Drums bei „Valhalla“, wo Halleffekte mit hinzugemischt werden, genauso wie bei den Vocals. Insgesamt verlassen die Fans aber mehr als zufrieden die Lokation und bevölkern die entsprechenden Pubs in der Umgebung.

Setlist BLIND GUARDIAN:

• Imaginations From The Other Side
• Blood Of The Elves
• Nightfall
• The Script For My Requiem
• Violent Shadows
• Skalds And Shadows
• Time Stands Still (At The Iron Hill)
• Secrets Of The American Gods
• The Bard’s Song – In The Forest
• Majesty
• Traveler In Time
  Zugabe:
• Sacred Worlds
• Lord Of The Rings
• Valhalla
• Mirror Mirror

(Jürgen Fenske)