European Metal Festival Alliance 2020
der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Spoil Engine, Amenra, Angelus Apatrida, Sabaton, Alien Weaponry, Cult Of Fire, Evil Invaders, Rotting Christ, Kampfar, Gutalax, Legion Of The Damned, Nytt Land, White Walls, Dead Lord, Kissing Candice, Primordial, Orange Goblin, RoadKillSoda, Svart Crown und Kissin' Dynamite
Konzert vom 07.08. - 09.08.2020 | Internet, International

Samstag, 08.08.2020

12.00 WHITE WALLS

Auch heute wird wieder mit Werbung für die involvierten Festivals gestartet und obwohl das ArtMania in Rumänien ziemlich klein wirkt, sieht die Kulisse aus Altstadt, toller Lightshow und allerhand zusätzlichem Programm durchaus spaßig aus und weckt Überlegungen zu einer zukünftigen Süd-Ost-Europa-Reise.

Die Alternative-Rocker/Progressive-Metaller WHITE WALLS sind eine unter vielen talentierten, in Westeuropa aber relativ unbekannten rumänischen Bands. Sie starten mit „False Beliefs“ in ihr Set und das klingt ein wenig, als ob sich eine Popgruppe auf die Bühne verirrt hat. Großer Fehler, denn später geht es mit „Home Is On The Other Side“ dann in Gefilde von modernem Metal. Hinter sich auf der Bühne haben White Walls eine große Videowand, die allerdings eingangs nur ihr Logo zeigt. Das wird glücklicherweise später aufgegriffen, wo Szenen des ArtMania gezeigt werden, beziehungsweise von Hermannstadt in Rumänien, wo das Festival stattfindet.

Rhythmische Spielereien, cleane Passagen und große Refrains haben WHITE WALLS definitiv drauf. Der interessante Gelenkschmuck von Sänger Eugen fällt auch auf. Die Musik ist eine Mischung aus Alternative Rock, Pop und Metal. Irgendwas zwischen A-HA, heutigen LEPROUS und moderneren Core- oder Djent-Bands. Bassist Serban richtet zwischen den Songs ein paar kurze Worte ins Publikum beziehungsweise eher ans Internet, denn man spielt ja alleine. Davon abgesehen wird aber das Set ohne Unterbrechungen durchgezockt.

Der Zweck vom EMFA ist ja einerseits, Festivalersatz zu sein, andererseits aber auch auf andere Festivals, Bands und Kulturkreise (hier Rumänien) aufmerksam zu machen. Das Gesehene bestärkt definitiv den Eindruck, dass Osteuropa eine aufstrebende (oder einfach nur übersehene) Szene hat, die erforscht und entdeckt werden will. Zum Schluss gibt es noch einen zusätzlichen Kurzfilm, in dem die Band sich noch einmal vorstellt und eine Art Making Of der Vorbereitungen zum Set von WHITE WALLS. Sehr sympathisches Festival, sehr sympathische Jungs, alle hielten sich während des Sets vorbildlich an die Social-Distancing-Regeln und eroberten definitiv die Herzen des ein oder anderen im Chat.

(Alexander Santel)

13.00 NYTT LAND

Der Kontrast zum modernen Vorgänger WHITE WALLS könnte mit NYTT LAND aus Sibirien nicht größer sein: Anatoly Pahlenko und seine Frau Natalya starteten diese nordische Folk/Ambient-Band um 2013 und tourten bereits im Vorprogramm von WARDRUNA. Auch musikalisch sind sie schon mit den Norwegern verglichen worden.

Optisch sind NYTT LAND normalerweise ein wenig an Bühnenoutfits wie bei HEILUNG angelehnt. Der Openingfilm zeigt das Midgardsblot-Festival aus Borre in Norwegen, was ein wenig wie das Wackinger-Village anmutet, nur hier scheinbar noch sehr viel mehr der tatsächlichen Historie verschworen ist. Es gibt Mittelaltermärkte, inszenierte Kämpfe und historische Ausstellungen neben den Bandperformances zu bestaunen.

Das Set ist beinahe komplett akustisch (sieht man mal vom E-Bass ab) und ziemlich reduziert für NYTT LAND, es gibt keine aufwändigen Verkleidungen oder Ähnliches, nur eine dunkle Bühne und die sitzenden Musiker. So wird eine ziemlich intime Atmosphäre geschaffen.

Auch musikalisch wird es eher ruhig und andächtig, kriegerische Rhythmen wie bei HEILUNG vernimmt man bei NYTT LAND eher weniger. Es kommen ebenfalls diverse Sprachen zum Zug: Von altem Nordisch im Opener „Kurgan“, über Polnisch in „Ballada jaskra“ hin zu alten siberischen Dialekten in „Black Raven“. Es gibt sogar ein Cover von Rammsteins „Ohne Dich“ im Set. Die Russen haben ja irgendwie einen Narren an dieser Band gefressen, aus welchem Grund auch immer. Finnisch gibt es auch im Programm mit „Kanteletar“. NYTT LAND bieten ein sehr ruhiges, entspannendes und intimes Set, das die Zeit wie im Flug vergehen lässt und viel zu früh endet.

(Alexander Santel)

17.00 GUATALAX

Nach dieser düsteren Show von DER WEG EINER FREIHEIT dürften so einige sich gefragt haben, an wen man sich da wenden soll. „Who you gonna call? Shitbusters!“ Also genau der richtige Zeitpunkt, damit GUTALAX mal so richtig rumscheißen können. Bei dem Scheißhaus handelt es sich dieses Mal um einen tschechischen Club. Wem die Fäkalwitze jetzt schon auf die Nerven gehen, sollte sich Songs wie „Assmeralda“ oder „Toi Toi Story“ gar nicht erst anhören. Aber daran sollte man sich nicht aufhalten. Das Quartett zockt äußerst kurzweiligen Goregrind mit gutturalen Gesang. Als METALLICA anfingen, kamen immerhin noch Messer aus dem Klo und keine Frösche. Trotzdem wird es gut aufgenommen: Die mit Klopapier und -bürsten bewaffneten Fans balgen sich die ganze Zeit im Moshpit. Nach 14 Songs in 26 Minuten war der Mitschnitt zu Ende, der die Clubtauglichkeit der Tschechen bewiesen hat. Das einzige, was zum gefühlsechten GUTALAX-Erlebnis noch gefehlt hat, ist das crowdsurfende Dixi-Klo.

(Philipp Gravenhorst)

18.00 LEGION OF THE DAMNED

LEGION OF THE DAMNED sind dafür bekannt, in ihrer Musik weitestgehend auf Schnickschnack zu verzichten. Das spiegelt sich in den Shows der Niederländer wider und auch der EMFA-Auftritt macht da keinen Unterschied: kein großes Gewese, eine stinknormale Bühne, gängige Kameraeinstellungen, die schon exotisch anmuten, wenn sie schräg über dem Drumkit agieren oder das Fingerspiel auf den Saiten fokussieren. Keine Frage, LEGION OF THE DAMNED sind eine grundsympathische Band, die ihre Songs präzise ins Live-Erlebnis überträgt. Im Video rauscht das Ganze aber eher spannungsarm an einem vorbei. Weil Sound und Bild sehr ordentlich sind, funktioniert der Auftritt als beiläufige Unterhaltung.

(André Gabriel)

20.00 ANGELUS APATRIDA

Ein klassisches Streaming-Konzert folgt dann von den spanischen Prüglern ANGELUS APATRIDA: Sie sind augenscheinlich in ihrem Proberaum und wirken mit fulminanter Lichtshow tatsächlich professioneller als in einem klassischen Club. In dieser kleinen Auftrittssituation fühlen sie sich sichtlich wohl. Nicht zu viel Platz, den man irgendwie füllen muss. Voller Fokus auf die eigenen Instrumente. Es fällt dem Quartett aber auch schwer, sich auf das Spielen ohne Publikum einzustellen. Sie fragen andauernd nach Interaktion, verunsichert von der Stille, welche die Pausen füllt. Aber sie können es nicht sehen. So sind da diese Ansagen mit einer peinlichen Stille. Die Band liefern einen Querschnitt durch ihre Bandgeschichte mit Fokus auf ihr jüngstes Opus „Cabaret De La Guillotine“ und eine Coverversion von SLAYERS „The Antichrist“. Die Show hätte unter gewohnten Umständen eine Meute ganz wild gemacht. Eine der COVID-19 bedingten Grausamkeiten ist die Vereitelung solcherlei Vergnügen.

(Philipp Gravenhorst)

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23.08.2020

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