Powerwolf
Wolfsnächte Tour 2015 - live in Stuttgart

Dass die Kernbelegschaft von CIVIL WAR früher bei SABATON aktiv war, merkt man ihren heroischen Power-Metal-Hymnen auf Anhieb an. Und wenngleich sich der Gesang von Nils Patrik Johansson nicht mit der unverwechselbaren Stimme eines Joakim Brodén messen kann, provozieren die eingängigen Refrains geradezu zum Mitsingen. Offensichtlich können die Musiker auch bei ihrer neuen Band nicht anders, als historische Schlachten zu besingen und dabei extratief in die Pathos-Kiste zu greifen. Das entwickelt live eine noch höhere Durchschlagskraft als auf den bisherigen beiden Studioalben und erntet wohlwollende, wenn auch noch etwas zurückhaltende Reaktionen der Zuschauer. Anstatt Überhymnen wie „Braveheart“ oder „I Will Rule The Universe“ angemessen zu bejubeln, spart die Menge offensichtlich noch ihre Kräfte für den Hauptact.

ORDEN OGAN schaffen es da schon besser, die Schwaben aus der Reserve zu locken und geizen angesichts dessen auch nicht mit Lob. Ließen sich die Arnsberger vor nicht allzu langer Zeit vom eigenen Publikum noch gerne semi-ironisch als „Pussies“ beschimpfen, schlagen sie heute tatsächlich die härteste Gangart des Billings ein und feuern ihre thrashigen Riff-Attacken mit einer beeindruckenden Präzision in die Menge. Die progressiv arrangierten Songs bieten dabei viel zu entdecken und kehren doch immer wieder zu epischen Refrains und eingängigen Melodiebögen zurück.

Spätestens bei der „Monkey Island“-Gedächtnis-Hymne „We Are Pirates!“ wird klar, dass ORDEN OGAN unter den Anwesenden bereits über einige Fans verfügen, die sich als ausgesprochen textsicher erweisen. Da hätte sich Frontmann Seeb die vereinzelten Mitsing-Anweisungen auch ganz sparen können, aber irgendwie gehört die „Fist of Fate“ dann inzwischen doch auch einfach dazu. Angesichts dessen, dass auf der rundum starken Setlist am Ende doch der Platz für ein paar alte Klassiker fehlt, wird es nun aber endlich einmal Zeit für die Jungs auf eine großangelegte Headliner-Tour zu gehen!