Blind Guardian
Vom Speed zum Power Metal

Special

Somewhere Far Beyond (1992)

War „Tales From The Twilight World“ noch eine Evolution, so ist das folgende „Somewhere Far Beyond“ nichts anderes als eine Revolution. Zwischen Veröffentlichung beider Alben vergehen diesmal ganze zwei Jahre, inklusive einer erfolgreichen Tour mit ICED EARTH. BLIND GUARDIAN nutzen die zusätzliche Zeit, um ihre Erfolgsformel zu perfektionieren.

Das Songwriting gestaltet sich noch eine Spur anspruchsvoller als auf dem Vorgänger. „Theatre Of Pain“ stellt die klassischen Einflüsse so sehr in den Vordergrund, wie kein BLIND GUARDIAN-Song zuvor. Für eine echtes Orchester fehlt es der Band zwar noch an Geld. Die eingesetzten Synthesizer klingen aber überraschend gut. Gleichzeitig färben BLIND GUARDIAN ihren Sound zunehmend mit folkloristischen Tönen. Da ist zum einen das Dudelsack-Instrumental „Piper’s Calling“, zum anderen „The Bard’s Song (In The Forest)“.

Der größte Hit

Wer diesen Song nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen. Die erste reinrassige Ballade der Band kommt komplett ohne E-Gitarren aus. Stattdessen wird der „Bard’s Song“ von vorsichtigen Akustik-Gitarren und Hansi Kürschs unvergleichlichem Gesang getragen. Den Text dieses einfühlsamen Stücks kennt wohl jeder BLIND GUARDIAN-Fan in- und auswendig.

Doch auch Anhänger der Anfangstage kommen auf „Somewhere Far Beyond“ nicht zu kurz. Mit „Ashes To Ashes“, „Journey Throught The Dark“ oder dem an „Blade Runner“ angelehnten „Time What Is Time“ hat das Album genug Metal-Kracher parat.

„Somewhere Far Beyond“ ist das Ende einer Ära

Allerdings kommt es während der Aufnahmen vermehrt zur Problemen zwischen der Band und Produzent Kalle Trapp. Die stilistische Weiterentwicklung von BLIND GUARDIAN sagt ihm überhaupt nicht zu. Es fällt ihm zunehmend schwerer, die anspruchsvollen Songs in ein passendes Soundgewand zu kleiden. „Somewhere Far Beyond“ ist folgerichtig die letzte Zusammenarbeit von Trapp und BLIND GUARDIAN. Befeuert wird dafür die Zusammenarbeit mit Andreas Marschall, der die Musik wiedereinmal mit einem Artwork versieht, das ihrer würdig ist.

„Somewhere Far Beyond“ ist zweifellos eines der wichtigsten Alben in der Karriere von BLIND GUARDIAN. Die Band erschafft immer komplexere Arrangements, ohne dass die Songs im Chaos versinken. Das Artwork und die Texte festigen derweil endgültig ihr Fantasy-Image. Eine Power-Metal-Perle nahe der Perfektion. Nach Europa gelingt der Band hiermit der Durchbruch in Japan, was fortan einer ihrer wichtigsten Märkte ist.

Galerie mit 24 Bildern: Blind Guardian - The God Machine Tour 2023 in Offenbach

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19.10.2018

"Irgendeiner wartet immer."

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5 Kommentare zu Blind Guardian - Vom Speed zum Power Metal

  1. BlindeGardine sagt:

    Schöne Retrospektive. Es gibt ja noch immer genug Leute die ständig rumjammern, weil BG nicht mehr wie auf „Somewhere Far Beyond“ klingen; ein Umstand, der für mich persönlich nie so richtig nachvollziehbar war. Meinen ersten Kontakt mit BG hatte ich in Form der „Tokyo Tales“, ich habe die Band also auch erstmal über das Material der ersten vier Alben kennengelernt. Danach habe ich mir dann glaube ich ziemlich schnell die „Tales From The Twilight World“, die „Somewhere Far Beyond“ und die grade erschienene „Nightfall…“ besorgt und obwohl mir damals natürlich gleich aufgefallen ist, dass die „Nightfall..“ anders klingt, war ich trotzdem hellauf begeistert.
    Ich persönlich bin froh, dass sich BG musikalisch stets weiterentwickelt haben und eigentlich nie stehen geblieben sind. Die wichtigsten Trademarks der Band sind dabei ja mMn trotzdem stets erhalten geblieben, man hört halt sofort wer da am Werk ist und ich liebe deshalb eigentlich fast alle BG-Alben. Einzig „A Twist In The Myth“ (das ja ohnehin als das schwächste BG-Album gehandelt wird) und „Beyond The Red Mirror“ (war mir einfach zu überfrachtet) konnten mich bis heute nie ganz überzeugen.

  2. hypnos sagt:

    ‚…und dem MERCYFUL FATE-Klassiker „Don’t Break The Circle“…‘

    der war gut 🙂

    1. Dominik Rothe sagt:

      Hallo Hypnos,
      da hat mein Kopf beim Schreiben wohl Dinge zusammengeworfen, die nicht zusammen gehören. Danke für den Hinweis, der Fehler wurde berichtigt.

      1. Phintor sagt:

        Persönlich gehöre ich ebenfalls zur Fraktion der ewig gestrigen und kann mich lediglich für die ersten drei Scheiben begeistern.
        Die Somewhere war zwar ebenfalls zu teilen durchaus hörbar, jedoch tendierte die Scheibe bereits zu sehr in eine Richtung mit der ich bis heute nicht warm wurde.
        Danach gab es zwar immer mal wieder einzelne Lieder die mir durchaus zusagten, aber nie mehr eine komplette Scheibe.

        Jeder ist eben anders und den Jungs sei der Erfolg der harten Arbeit gegönnt.

      2. BlindeGardine sagt:

        Dass man die spätere Entwickling von BG ab bzw. nach „Somewhere Far Beyond“ nicht mögen muss ich ja auch absolut klar und verständlich. Mich persönlich irritieren nur Leute, die sich bei jedem neuen Album aufs Neue darüber ereifern, dass Blind Guardian eben nicht mehr klingen wie vor 30 Jahren. Irgendwann muss man doch mal damit abschließen können und es ist ja nicht so, als hätten sich BG jetzt komplett von ihren Wurzeln entfernt oder sich mit seichten Tönen dem Mainstream angebiedert. Ich finde die Entwicklung halt nachvollziehbar.

        Wer aber total auf den alten Stil steht kann sich natürlich Savage Circus und mit Abstrichen Persuader geben.Bei Savage Circus hat u.A. der ehemalige BG-Drummer Thomen Stauch mitgewirkt (uns ist jetzt glaube ich auch wieder dabei) und besonders das erste Album „Dreamland Manor“ erinnert stark an die BG-Frühphase. Der Sänger, der halt auch bei Persuader am Mikro steht, klingt dem jungen Hansi Kürsch dabei sehr ähnlich.