Rock Hard Festival 2022
Die Wiederauferstehung

Konzertbericht

Billing: Neck Cemetery, Sorcerer, Nifelheim, Axxis, Heathen, Sacred Reich, Indian Nightmare, Suicidal Angels, Villagers Of Ioannina City, Atlantean Kodex, The Night Flight Orchestra, Grave Digger, Asphyx, Blind Guardian, Wolvespirit, Sulphur Aeon, Artillery, Night Demon, Midnight, Michael Monroe, Sodom und Accept
Konzert vom 03.06.2022 | Amphitheater, Gelsenkirchen

Sonntag, 05.06.2022

WOLVESPIRIT

Während nach zwei Tagen knallender Sonne (Bang that head that doesn’t bang!) aufgrund des Regens schon die ersten Pavillons abgebaut wurden, hatten WOLVESPIRIT die undankbare Aufgabe um 12 Uhr mittags den letzten Tag zu eröffnen. Doch das Sextett, das neben ATLANTEAN KODEX die einzige Band des Wochenendes mit weiblichen Bandmitgliederinnen war, lies sich davon nicht beirren. Ihr Psychedelic Rock mit metallischer Schlagseite, der wesentlich songdienlicher war als der ihrer Genrekollegen, eignete sich gut um die Knochen zu lockern. Und gerade die Sängerin, die trotz nikotingeschädigter Stimme eine beeindruckende Darstellung abgeliefert hat, flitzte über die Bühne. Auch wenn das Publikum nicht in der Intensität der Sängerin Deborah Craft reagierte, taute es langsam auf, gerade als sich wegen des einsetzenden Regens mehr Leute unter das Dach stellten. So wurden WOLVESPIRIT ihrer Rolle als Anheizer gerecht. (PG)

SULPHUR AEON

Und obwohl SULPHUR AEON mit ihrem schwerfälligen Death Metal auch zu den Ausreißern im Line-Up gehören, strömen die Fans nach vorn genau wie der Regen. Im Gegensatz zu ihren Vorgänger:innen lassen sie die Musik für sich sprechen. So steht die Gruppe fest an ihren Plätzen und spielt unbeeindruckt von der Menge ihre Songs. So fügt sich ein stimmiges Bild aus der Musik und dem düsteren Himmel zusammen. Das sorgt nicht für die große Stimmung, wird von den Besucher:innen dennoch gewürdigt. (PG)

Galerie mit 21 Bildern: Sulphur Aeon - Rock Hard Festival 2022

ARTILLERY

ARTILLERY sind der Ersatz für RAZOR, die wegen der Krankheit von Dave Carlos’ Ehefrau ausfallen. Kein Speed Metal mehr, aber die Dänen spielen ihren Thrash immerhin abwechslungsreich: Melodische Passagen und derbes Geknüppel geben sich wie selbstverständlich die Klinke in die Hand. Die Setlist bietet einen kurzen Abriss durch die Bandgeschichte und gerade der Song „In Thrash We Trust“ vom neuen Album offenbart großes Hitpotenzial. Es sind Drummer Josua Madsen und Sänger Michael Bastholm Dahl, welche die Band vorantreiben. Gerade letzterer hat eine gute Bühnenpräsenz und beherrscht den Umgang mit dem Publikum. Allerdings ist trotz der unbestrittenen Qualität fraglich, ob eine Stunde Spielzeit nicht zu lang für das Quintett ist, welches mit der fortschreitenden Zeit immer weniger Impulse setzen konnte. (PG)

Galerie mit 26 Bildern: Artillery - Rock Hard Festival 2022

NIGHT DEMON

Die mächtigen NIGHT DEMON hatten zu einer coolen Party geladen, das stand schon einmal fest. Angefangen, ganz im TWISTED SISTER-Stil (vom Ablauf der Show), mit „Night Of The Demon“ von DEMON vom Band, danach eine Sequenz vom „Conan“-Soundtrack und dann geht es auch los mit „Screams In The Night“, dem besten Opener des Festivals. Was NIGHT DEMON danach abreißen ist nur als Orkan zu beschreiben. Die Jungs sind bis zu den Haarspitzen motiviert, spielen MOTÖRHEADs „Overkill“ vor „Dawn Rider“, eine Coverversion von THIN LIZZY („The Sun Goes Down“) und haben die Meute fest im Griff. Klar, es ist Sonntag und da ist alles etwas träger als man möchte, dennoch sind die Fans gut drauf und fressen den Amerikanern aus der Hand. Die haben mit „Hollowed Ground“, „Heavy Metal Heat“ oder „The Chalice“ aber auch genug Songs am Start, die ihren Status zementieren. Ein Gig der Spaß gemacht hat. (CB)

Galerie mit 28 Bildern: Night Demon - Rock Hard Festival 2022

MIDNIGHT

Das Blackened-Thrash-Trio von MIDNIGHT ist nicht nur für provokante Plattencover und biestig schnelle Musik bekannt. In erster Linie denkt man bei den Männern um Alleskönner Athenar an die energiegeladenen Live-Shows, bei denen üblicher Weise kein Auge trocken bleibt. Ab dem ersten gegriffenen Akkord, bis zum letzten verhallten Beckenschlag geht die Band nicht vom Gaspedal, was sich natürlich auch auf das Publikum überträgt.

Was da unter den Masken für Gesichter stecken, fragt man sich schon lange, während Patronengurte, eng sitzende Hosen und blasphemische Songs in den Nachmittagshimmel geblasen werden. So richtig funktionieren MIDNIGHT als Live-Band aber trotzdem nur dann, wenn Sie aus dem Schatten heraus agieren und ihre gesamte Bedrohlichkeit entfesseln können. Dafür braucht es einen kleinen Club oder eine Auftrittszeit nach Sonnenuntergang, denn die gesamte Inszenierung ist zu düster. Musikalisch als auch von den Fähigkeiten her liefern MIDNIGHT aber unbeeindruckt vom sommerlichen Wetter das erwartete Brett. (ODI)

Galerie mit 26 Bildern: Midnight - Rock Hard Festival 2022

MICHAEL MONROE

Wer hat nicht schon in bierseliger Runde darüber diskutiert, ob hinter MICHAEL MONROE nicht eventuell die selbe Person steckt wie hinter DAVID LEE ROTH? Oder anders herum? Nun, musikalisch unterscheiden die beiden sich doch erheblich, auch wenn sich Monroes einstige Glam-Rock-Granate HANOI ROCKS doch ähnlich schwülstigen Themen widmete wie der selbsternannte Gigolo. Der Finne Matti Antero Kristian Fagerholm (so der bürgerliche Name Monroes) hat nicht erst vor kurzem sein Solo-Projekt gegründet und reist mit rund 15 Platten im Gepäck in den Ruhrpott. Das der Mann viel erlebt hat, merkt man während der heutigen Show, die souverän und professionell dargeboten wird. Eben genau so, wie man es von alternden LA-Recken… pardon finnischen Hair-Metal-Göttern erwarten darf. (ODI)

Galerie mit 21 Bildern: Michael Monroe - Rock Hard Festival 2022

SODOM

Bevor das Festival die Zielgerade erreichte, war noch eine 20-minütige „Promoteransprache“ angesetzt. Rock Hard-Herausgeber Holger Stratmann kam auf die Bühne und erklärte, dass das Festival entgegen kursierender Gerüchte auch im nächsten Jahr stattfinden wird, sprach nochmals einen Dank an alle Beteiligten hinter der Bühne aus und da er kein Mann vieler Worte sei, kündigte er an, dass es nun einen Überraschungsauftritt geben würde.

Als Tom Angelripper die Bühne betrat, war klar, dass es SODOM sein würden, doch das Erstaunen ging erst los, als ihm Andy Brings folgte. Und so deutete sich an, dass es ausnahmsweise mal nicht „Ausgebombt“ zu hören gibt. In der Tat spielte das Trio „Body Parts“, „One Step Over The Line“ und „Der Wachturm“ von „Tapping The Vein“, welches in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Obwohl Andy Brings neben der abgeranzten Kutte von Angelripper zu glamurös aussah, fügte er sich gut ein und spielte insgesamt einen stimmigen Auftritt, den wegen des Regens und der unauffälligen Platzierung im Programm leider nur wenige mitbekommen haben. (PG)

Galerie mit 20 Bildern: Sodom - Rock Hard Festival 2022

ACCEPT

ACCEPT hatten dann wiederum Glück, denn der Regen hat nachgelassen und die Band war gut drauf. Sie spielten ein Potpourri aus allen ihren Schaffensphasen, mit drei Äxten.  Konnte eigentlich nur gut werden, oder? Der Einstieg mit den neuen Songs „Zombie Apocalypse“ und „Symphony Of Pain“ war ganz gut, so manch ein Fan hätte sich aber einen oder zwei weitere Klassiker (die noch folgen sollten) gewünscht, aber zum einen sind die Achtziger vorbei und zum anderen haben auch ACCEPT ein Recht auf neues Material, und das auch zu spielen.  Wie dem auch sei, die Riffs von Herrn Hoffmann sind nach wie vor unerreicht. Das machen auch die flugs an die Neuen angepappten Klassiker „Living For Tonite“ und „Restless And Wild“ deutlich.

Insgesamt waren es nicht so viele Klassiker, aber ACCEPT haben nach der Reunion aber auch wieder Alben auf den Markt gebracht, sodass die Klassikerdichte heute nicht ganz so hoch war. Mit „Balls To The Wall“, „Metal Heart“, „Princess Of The Dawn“, „Fast As a Shark“, sowie dem unverwüstlichen „I’m A Rebel“ gab es dann ja zusätzlich Klassiker zu Hauf. Ähnlich wie bei AC/DC (bei denen Brian Johnson auch immer noch der „Neue“ ist), ist auch Mark Tornillo von Kritik nicht verschont geblieben in seiner ganzen Zeit bei ACCEPT. Und so beschlossen die Solinger ein rundum gelungenes Rock Hard Festival. Es war eine Freude so viele coole Bands zu hören, es hat Spaß gemacht viele alte und neue bekannte Gesichter zu sehen und Freunde zu treffen. Ein gelungenes Potpourri aus den verschiedenen Stilen unserer geliebten Musik, die wesentlich mehr zu bieten hat, als einfach Krach. (CB)

Galerie mit 28 Bildern: Accept - Rock Hard Festival 2022

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13.06.2022

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1 Kommentar zu Rock Hard Festival 2022 - Die Wiederauferstehung

  1. GunnarG sagt:

    Zu den weiblichen Bandmitgliederinnen:
    https://www.genderleicht.de/Textlabor/mitgliederin-geht-das/

    Bitte als Redakteur zumindest _etwas_ auf geltende Rechtschreibung achten. Mitgliederin ist einfach auf so vielen Ebenen falsch, es brennt schlicht in den Augen.